Das Urteil zu Crispr/Cas durch den EuGH führt derzeit zu heftigen Debatten. Rund 200 Teilnehmer diskutierten im Juni an der niederländischen Universität Wageningen auf der internationalen Konferenz CrisprCon über Genome editing bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Hier einige Meinungen von Befürwortern und Kritikern über das Potenzial der Technik:
Der österreichische Biolandwirt Alfred Grand begrüßte das Urteil des EuGH. Wäre die Entscheidung anders ausgefallen, hätte er Angst, dass nur noch wenige Arten den Markt dominieren und die Biodiversität verloren gehe. Auch Alejandro Argumedo aus Peru ist dagegen, Genome editing eher unreguliert zu nutzen: „Unsere genetische Variabilität ist bereits groß genug, wir brauchen das nicht“, sagte Argumendo während einer Diskussion.
Die nigerianische Landwirtin Patience Koku forderte hingegen, auch außerhalb von Europa den Nutzen zu erkennen. „Wir brauchen Crispr, um die Menschen satt zu bekommen. Zu diesem Thema kann Afrika für sich selbst sprechen“, so Koku.
Der Niederländer Prof. Dr. John Van der Oost meinte: „Wir sind alle das Ergebnis von Mutationen. Angst ist hier fehl am Platz.“
„Aktuell regulieren Politiker den Zuchtprozess von Pflanzen. Und das ohne Fachwissen“, kommentiert Prof. Louise O. Fresco. Sie forderte, stattdessen das Produkt zu bewerten. Gleichzeitig sollten Forscher ihre Arbeit besser kommunizieren.
„Wir brauchen eine neue Debatte darüber“, forderte auch Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Dem schlossen sich im Juli dieses Jahres 118 europäische Wissenschaftsinstitute an. In einem offenen Brief forderten sie, das Gentechnikrecht zu überprüfen und an den aktuellen Kenntnisstand anzupassen.
„Nachbessern“ forderten Anfang November auch 23 Verbände der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft in einem offenen Brief. Ihre Sorgen: Wissenschaftler und große Zuchtunternehmen forschen nur noch außereuropäisch, zumal die Produkte aus Crispr in den meisten Drittstaaten nicht als GVO gelten. Wie eine Mutation in Pflanzen entstanden ist, lässt sich nicht unterscheiden. Wie sollen dann Überwachungsbehörden solche Pflanzen rechtssicher identifizieren? Zudem gehe die Chance verloren, durch widerstandsfähigere Sorten Pflanzenschutz einzusparen.
Anders sehen das die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kurz BUND, und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Sie warnen vor „Gentechnik durch die Hintertür“. Die Risiken durch Genome editing-Verfahren seien unerforscht.
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Das Urteil zu Crispr/Cas durch den EuGH führt derzeit zu heftigen Debatten. Rund 200 Teilnehmer diskutierten im Juni an der niederländischen Universität Wageningen auf der internationalen Konferenz CrisprCon über Genome editing bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Hier einige Meinungen von Befürwortern und Kritikern über das Potenzial der Technik:
Der österreichische Biolandwirt Alfred Grand begrüßte das Urteil des EuGH. Wäre die Entscheidung anders ausgefallen, hätte er Angst, dass nur noch wenige Arten den Markt dominieren und die Biodiversität verloren gehe. Auch Alejandro Argumedo aus Peru ist dagegen, Genome editing eher unreguliert zu nutzen: „Unsere genetische Variabilität ist bereits groß genug, wir brauchen das nicht“, sagte Argumendo während einer Diskussion.
Die nigerianische Landwirtin Patience Koku forderte hingegen, auch außerhalb von Europa den Nutzen zu erkennen. „Wir brauchen Crispr, um die Menschen satt zu bekommen. Zu diesem Thema kann Afrika für sich selbst sprechen“, so Koku.
Der Niederländer Prof. Dr. John Van der Oost meinte: „Wir sind alle das Ergebnis von Mutationen. Angst ist hier fehl am Platz.“
„Aktuell regulieren Politiker den Zuchtprozess von Pflanzen. Und das ohne Fachwissen“, kommentiert Prof. Louise O. Fresco. Sie forderte, stattdessen das Produkt zu bewerten. Gleichzeitig sollten Forscher ihre Arbeit besser kommunizieren.
„Wir brauchen eine neue Debatte darüber“, forderte auch Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Dem schlossen sich im Juli dieses Jahres 118 europäische Wissenschaftsinstitute an. In einem offenen Brief forderten sie, das Gentechnikrecht zu überprüfen und an den aktuellen Kenntnisstand anzupassen.
„Nachbessern“ forderten Anfang November auch 23 Verbände der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft in einem offenen Brief. Ihre Sorgen: Wissenschaftler und große Zuchtunternehmen forschen nur noch außereuropäisch, zumal die Produkte aus Crispr in den meisten Drittstaaten nicht als GVO gelten. Wie eine Mutation in Pflanzen entstanden ist, lässt sich nicht unterscheiden. Wie sollen dann Überwachungsbehörden solche Pflanzen rechtssicher identifizieren? Zudem gehe die Chance verloren, durch widerstandsfähigere Sorten Pflanzenschutz einzusparen.
Anders sehen das die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kurz BUND, und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Sie warnen vor „Gentechnik durch die Hintertür“. Die Risiken durch Genome editing-Verfahren seien unerforscht.