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Fuchsschwanz – was geht noch?

Lesezeit: 10 Minuten

Ackerfuchsschwanz kann jedem Herbizid widerstehen – auch Atlantis ist immer öfter von Resistenz betroffen. Welche Konzepte auf welchen Böden dann noch gegen das hartnäckige Ungras wirken, zeigen die Ergebnisse eines 7-jährigen Großflächenversuchs.


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Neue Herbizide gegen das hartnäckige Ungras sind auf Jahre nicht in Sicht. Welche ackerbaulichen Verfahren den Ackerfuchsschwanz (AF) auf mittleren bis schweren Böden eindämmen, wurde auf dem Versuchsstandort Petersdorf auf der Insel Fehmarn über 7 Jahre geprüft. Die Ergebnisse für Marschflächen finden Sie in der top agrar-Ausgabe 6/2017, ab Seite 58.


Langjährig fallen auf dem Versuchsstandort 550 mm Niederschlag pro Jahr. Der Boden ist eine typische Parabraunerde (sL, 8 bis 12% Ton). Vor Projekt-beginn erfolgte auf der Fläche über 20 Jahre Mulchsaat. Ziel ist es, den Fuchsschwanzbesatz zu senken und die Samenbank im Boden abzubauen.


1.Phase: Den Fuchsschwanz gezielt „wegackern“


In der ersten Projektphase von 2010 bis 2013 ging es um folgende Fragen: Wie reagiert der AF-Besatz auf verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren und was lässt sich bei der Stoppelbearbeitung verbessern? Die geprüften Verfahren entnehmen Sie der Übersicht 1. Da der Versuch doppelt angelegt wurde, ergeben sich 12 Bearbeitungsstreifen von jeweils 24 x 144 m. Die Fruchtfolge in den Varianten 1 bis 6 begann mit Winterraps (Raps, gefolgt von dreimal Weizen), bei den Varianten 7 bis 12 war es umgekehrt.


Quer zu diesen Streifen wurden jeweils im Weizen über alle Jahre drei Herbizidblöcke angelegt. Die Überlegung in Block A (nur Bodenherbizid/IPU): Was passiert, wenn blattaktive Herbizide resistenzbedingt versagen? Da sich in 2010 zeigte, dass ACCase-Hemmer wie Axial 50 im Herbst nicht mehr gegen AF wirkten, kam ab 2011 in den Blöcken B und C nach Bodenherbizidvorlage Atlantis im Frühjahr zum Einsatz (zwei Termine, Mitte März und ca. 7 bis 10 Tage später).


Eine weitere Frage war, inwieweit Winterraps eine „Sanierungsfrucht“ ist. Für den Versuch wurden Wetterdaten, Bestandesdichte, die Herbizidwirkungen, Frost- und Nässeauswirkungen, Krankheitsdruck usw. festgehalten. Zudem wurde der Resistenzstatus der AF-Samen aus den Flächen jährlich untersucht und das Potenzial keimfähiger Samen im Boden anhand von Bodenproben im Gewächshaus getestet (2012 und 2016).


Das Wesentliche im Versuch war aber, den AF-Besatz innerhalb des Jahres kontinuierlich mit dem Zählrahmen zu ermitteln. Erfasst wurden die AF-Pflanzen je m², der AF-Deckungsgrad in % nach Bestockungsbeginn und die AF-Ähren je m² nach dem Ährenschieben.


  • Pflug mindert den Besatz: Generell lag der AF-Besatz im Versuch in Petersdorf eher auf einem mittleren Niveau. Dass die Pflugvarianten – und vor allem „Pflug früh“ – am besten gegen das Ungras wirkten, zeigt Übersicht 2. Der hochgepflügte AF lief aus der sekundären Keimruhe im fertigen Saatbett auf und konnte vor der Saat mit Glyphosat sicher bekämpft werden. Voraussetzung dafür ist aber, mit der Saat lange genug zu warten und den Weizen einzuschlitzen (wenig Bodenbewegung).


Im 2. und 3. Jahr nahm der AF-Besatz in den Pflugvarianten im Weizen zwar leicht zu. Das lag aber insbesondere an der langjährigen Mulchsaat vor Projektbeginn. Alte AF-Samen wurden wieder hochgepflügt. Dennoch bleibt festzuhalten: Nach langjähriger Mulchsaat kann sauber wendendes Pflügen den AF-Besatz stark mindern.


  • Mulchsaaten fördern Fuchsschwanz, wenn Atlantis fehlt: Dass sich der AF-Besatz im Weizen ohne Atlantis in den drei Versuchsjahren besonders in den Mulchsaaten deutlich erhöhte, zeigt ebenfalls Übersicht 2. Das galt vor allem, wenn direkt zur Saat gegrubbert wurde oder eine flache Mulchsaat erfolgte. Dasselbe Bild ergab sich in 2013.


Die Gründe dafür sind, dass der Grubber bzw. die flache Bearbeitung die aus der Vorfrucht ausgefallenen AF-Samen nicht so sauber vergräbt wie der Pflug. Unter den Strohresten der Vorfrucht läuft der AF verzettelter auf. Das Bodenherbizid zum VA-/NAK-Termin kann somit nicht alle AF-Pflanzen erfassen. Ohne Atlantis-Nachlage fördern Mulchsaaten demnach das Ungras stark. Das gilt vor allem, wenn man den Grubber direkt zur Saat einsetzt.


  • Stoppelbearbeitung an AF anpassen! Auf Fehmarn wurde in der flachen Mulchsaat zusätzlich das ganz flache Striegeln eingeführt. Die Ergebnisse eines Striegelversuchs im Jahr 2012 entnehmen Sie der Übersicht 3 auf Seite 70.


Es zeigte sich, dass man mit der Kurzscheibenegge nicht so viel AF (und Ausfallweizen) zum Auflaufen bringen kann wie mit einem flach eingestellten Striegel. Dieser aufgelaufene AF lässt sich mit einem weiteren Striegelgang ausschalten. Die Kurzscheibenegge greift dagegen etwas tiefer in den Boden, sodass mehr Samen in die Krume gelangen und in die sekundäre Keimruhe fallen.


Insgesamt aber blieb der AF-Besatz im Weizen auch in den flachen Mulchsaatvarianten besonders im dritten Jahr hoch. Das flache Mulchen hat zwar den Vorteil, dass keine AF-Samen tief in den Boden gelangen. Zu bedenken ist aber, dass sich die auf der Oberfläche oder in den obersten cm des Bodens liegenden Samen nur beseitigen lassen, wenn man sich im Herbst genug Zeit für die Bekämpfung nimmt – und zwar mehr Zeit als 2010 bis 2013 im Versuch. Die Samen müssen nach Ende der Keimruhe erst auflaufen. Der Auflauf ist dann vor dem Einschlitzen der Saat zu beseitigen.


  • Ohne Atlantis füllt sich die Samenbank im Boden: Im Sommer 2012 wurden vor dem AF-Samenausfall Bodenproben aus verschiedenen Tiefen gezogen. Im Gewächshaus wurde die Anzahl aufgelaufener AF-Pflanzen (keimfähiger Samen) erfasst.


Die Ergebnisse: In Streifen, in denen viel AF in den Vorjahren ausgefallen war, trat nach drei Jahren auch viel AF in der Samenbank des Bodens auf. Auf Fehmarn waren es bis zu 3600 Samen/m².


Ohne Atlantis füllte sich die Samenbank besonders in den Mulchsaaten. Dieser AF-Samenpuffer im Boden verursachte das Aufschaukeln des AF-Besatzes im ersten Herbizidblock A (nur Bodenherbizid/IPU). Besonders in der flachen Mulchsaat, in der die Masse der AF-Samen in den obersten cm des Bodens liegt, können die Samen bei günstigen Bedingungen nach Ende der primären Keimruhe jederzeit auch aus der sekundären Keimruhe auflaufen. Das erklärt die Nachwirkungen in den folgenden Jahren.


  • Ist Raps eine Sanierungsfrucht? Die Wirkungen des Winterrapsanbaus auf den AF-Besatz waren auf Fehmarn unterschiedlich. Während sich der AF in 2010 durch den Rapsanbau noch gut bekämpfen ließ (gute Focus Ultra-Wirkung zwischen zwei Bodenherbizideinsätzen), war das in den späteren Jahren nicht mehr der Fall. Denn die ACCase-Hemmer verloren resistenzbedingt an Wirkung, sodass es kaum möglich war, überhaupt zum „Kerbtermin“ zu kommen. Somit wurde es schwieriger, noch einen sauberen Raps hinzustellen.


2.Phase: Späte Saat und Anbau von Sommerweizen


Im zweiten Teil des Projektes (2014 bis ’16) wurde der Effekt unterschiedlicher Saatzeiten in Winterungen untersucht. Denn: Der AF lässt sich vor einer Kultur nur ausreichend bekämpfen, wenn er nach Ende der Keimruhe genug Zeit zum Auflaufen hat. Zusätzlich führte man im zweiten Versuchsteil schrittweise Sommerweizen in die Fruchtfolge ein, da Sommergetreide als Sanierer gilt.


Ab 2014 wurden daher die Bodenbearbeitungsvarianten zusammengelegt. Die Pflug- und Grubberstreifen wurden zu einem Termin bearbeitet und zwei flache Mulchsaatstreifen kamen hinzu. In den Winterungen führte man zwei Saatzeiten ein, eine auf je einem der alten Bearbeitungsstreifen. Somit wurde in den beiden Pflug- bzw. in den Grubbervarianten und den flachen Mulchsaatstreifen jeweils früh und spät gesät. Während in 2010 bis 2012 die Grundbodenbearbeitung bei gleicher Saatzeit zeitlich variierte, kehrte sich das nun um. Jetzt variiert die Saatzeit, während die Grundbodenbearbeitung zum selben Termin erfolgt.


Die frühe Saatzeit lag beim Winterweizen um Anfang Oktober und die späte gegen Ende Oktober. Beim Winterraps erfolgte die frühe Aussat am 20. August, die späte Anfang September. Den Sommerweizen säte man abhängig von den Bodenbedingungen Ende März/Anfang April. Hier die Ergebnisse:


  • Späte Saat senkt den AF-Besatz: Die Effekte der Saatzeit auf den AF im Frühjahr 2014 sind in Übersicht 4 dargestellt (Block A). Es zeigte sich, dass der spätere Saattermin den AF-Besatz deutlich reduzierte. In den Herbizidblöcken mit Atlantis (Block B und C) überlagerte das Herbizid den Saatzeiteffekt. Andersherum belegt das, dass die Ackerfuchsschwanzschäden fast verheerende Ausmaße annehmen können, wenn man bei frühen Saatzeiten bleibt und Atlantis resistenzbedingt nicht mehr wirkt.


Um eine späte Saat besser realisieren zu können, sind aber neue Lösungen gefragt, wie leichtere Sämaschinen mit hoher Flächenleistung. Auch das „Controlled traffic farming“, bei dem man feste Fahrspuren nutzt, wäre von Vorteil.


Im Versuchsjahr 2015 waren dagegen keine Saatzeiteffekte festzustellen, weil die Bodenherbizide im Herbst wegen der feuchten Böden so gut wirkten, dass kaum AF auflief.


  • Sommergetreide anbauen und einschlitzen! Im Vergleich zum Projekt in der Marsch konnte der Anbau von Sommergetreide den AF-Besatz auf Fehmarn nicht in dem Maße reduzieren. Mit dem mehrfachen Striegeln im Herbst vor der Sommerung ließ sich auflaufender AF zwar beseitigen. In 2015 stand dennoch im Sommerweizen mehr AF als im Winterweizen. Der Grund dafür: Im Wintergetreide hatten die Herbizide gut gewirkt. Die Sommerung kam dagegen zunächst zögerlich in Gang und Herbizide ließen sich wegen der Resistenz von ACCase-Hemmern nicht mehr ausbringen.


Entscheidend für den Misserfolg war aber, dass im Sommergetreide die Schlitztechnik nicht zum Einsatz kam. Stattdessen erfolgte die Saatbettbereitung mit der Kreiselegge. Dadurch wurde viel Frühjahrs-AF zum Keimen angeregt und konnte im Sommerweizen hochkommen. Das bestätigt, dass man die Sommerkulturen unbedingt einschlitzen sollte. Bei der Saat von Befallsflächen sollte man so wenig Boden wie möglich bewegen. Andernfalls kommt es zu einem unkalkulierbaren Auflauf des Ungrases. In 2016 fand sich im zweiten Sommerweizen weniger AF als nach Winterweizen.


Erneut wurden im Sommer 2016 Bodenproben aus verschiedenen Tiefen gezogen und im Gewächshaus auf keimfähige AF-Samen getestet. Es zeichnet sich ab, dass der Anbau von Sommergetreide die AF-Samenbank im Boden reduziert.


  • Der Pflug erwies sich auf den mittleren bis schweren Böden auf Fehmarn als gute Möglichkeit, den AF zu bekämpfen. Nachteil: Das Pflügen belastet die AF-Samenbank im Boden.
  • Gegen Fuchsschwanz hilft zudem ein später Saattermin sehr gut. Wichtig dabei ist aber, auch wirklich spät erst gegen Mitte bis Ende Oktober zu säen. Nur dann ist es möglich, mit der Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung viel AF zum Keimen zu bringen, um den Auflauf anschließend mit Glyphosat abzutöten. Schlitzen Sie nachfolgend den Winterweizen spät ein und bewegen Sie dabei wenig Boden. Weitere Vorteile einer späten Saat: Biologisch bedingt läuft im Spätherbst nicht mehr so viel AF in der Kultur auf. Weil es zu der Zeit häufig feuchter ist, wirken auch die Bodenherbizide besser. Nachteil einer späten Saat ist und bleibt allerdings das Wetterrisiko.
  • Der Anbau von Sommerweizen reduzierte den AF-Besatz im Versuch nicht so stark wie erhofft. Der Grund dafür war allerdings, dass die Sommerung nicht eingeschlitzt, sondern mit der Kreiselegge bestellt wurde. Entscheidend ist, die Sommerung nach Scheinbestellung im Herbst und erfolgter AF-Bekämpfung mit Glyphosat vor der Saat mit geringer Bodenbewegung einzuschlitzen. Gelingt es dann noch, einen dichten Bestand hinzustellen, stellt sich der Erfolg der Fuchsschwanzbekämpfung mit Sommergetreide ein.
  • Die flache Mulchsaat verhinderte zwar den Eintrag von AF in tiefere Bodenschichten. Allerdings lief viel AF in den Kulturen auf. Fehlen effektive, blattaktive Herbizide, funktioniert das System nur bedingt. Wer die flache Mulchsaat praktizieren will, darf frühestens Ende Oktober säen und sollte das Saatgut einschlitzen. Noch besser ist es aber, direkt auf Sommergetreide zu setzen!
  • Durch konsequentes, mehrmaliges flaches Striegeln lässt sich im Herbst, vor allem vor Sommerungen, viel AF beseitigen. Allerdings muss dafür das Wetter mitspielen. Andernfalls ist Glyphosat unverzichtbar.-mb-
  • Durch konsequentes, mehrmaliges flaches Striegeln lässt sich im Herbst, vor allem vor Sommerungen, viel AF beseitigen. Allerdings muss dafür das Wetter mitspielen. Andernfalls ist Glyphosat unverzichtbar.-mb-


Welche Verfahren gegen Fuchsschwanz auf mittleren bis schweren Böden wie funktionieren, haben wir in Übersicht 5 auf den Folgeseiten dargestellt. Diese Endergebnisse des Versuchs wurden mit Beratern und Landwirten abgestimmt.

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