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Fungizide im Raps – sinnvoll oder sinnlos?

Lesezeit: 6 Minuten

Sehen Sie eine Behandlung gegen Phoma und zur Wachstumskontrolle im Raps nicht als Standardmaßnahme an. Die Strategie richtet sich in erster Linie nach der Witterung.


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Der Raps hat sich in vielen Regionen sehr gut entwickelt. In Gebieten, in denen Schnee gelegen hat, steht der Raps nun mit kräftigen Pflanzen und guter Wurzel da. In den meisten Beständen war im Herbst eine wachstumsregulierende Behandlung notwendig, um ein vorzeitiges Stängelwachstum zu verhindern.


Wie ist die Phoma-Gefahr einzuschätzen?


Ob im Frühjahr eine Behandlung gegen Phoma erforderlich wird, hängt u.a. von einer möglichen Infektion vor Winter ab: Im Herbst ist Phoma deutlich unterschiedlich aufgetreten. In Regionen wie z.B. im Münsterland hat feuchte Witterung im August zu einer schnellen Ausreifung der Ascosporen in den Pseudothezien geführt – mit dann früher Infektion der neuen Rapsbestände schon um Anfang Oktober. In trockeneren Regionen wie z.B. in Ostwestfalen und erst recht in Ostdeutschland ist erster Befall dagegen erst gegen Mitte November bzw. Dezember vorgekommen. Dementsprechend ist der Pilz in der Pflanze jetzt unterschiedlich weit entwickelt.


Einen entscheidenden Einfluss auf eine mögliche Schadwirkung hat nun die Witterung im Frühjahr und auch im Frühsommer. Es gilt: Je feuchter umso schlimmer. Das ist besonders für Regionen relevant, in denen Phoma früh mit Symptomen vorgekommen ist. Erste Verfärbungen mit Vermorschungen am Wurzelhals treten nach Ablauf einer Temperatursumme von ca. 1 800°C-Tagen auf. Dabei addiert man die Tagesdurchschnittstemperatur ab dem Auftreten der ersten Blattsymptome einfach auf.


Momentan wird z.B. am Standort Münsterland eine Temperatursumme von ca. 900°C-Tagen (Erstbefall am 8. Oktober), in Ostwestfalen-Lippe am Standort Bad Salzuflen von 490°C-Tagen (Erstbefall am 15. November) und in Ostdeutschland am Standort in Leipzig von 220°C-Tagen (Erstbefall am 22. Dezember) erreicht. Je früher Schadsymptome am Wurzelhals vorkommen – also je höher die momentane Temperatursumme – umso stärker vermorscht der Wurzelhals mit dann möglichen Ertragsverlusten.


Zwischenfazit: Gezielte Behandlungen jetzt im Frühjahr gegen Phoma dürften nur dann sinnvoll sein, wenn das Wetter im März und April vermehrt feucht ist und Phoma am Standort im Herbst schon früh infiziert hat. Dementsprechend wird man z.B. in Ostdeutschland nicht, in Ostwestfalen-Lippe nur bei anhaltend feuchter Witterung und im Münsterland auch unter suboptimalen Bedingungen für den Pilz eine Behandlung einplanen müssen.


Den Raps noch einkürzen?


Neben dem Thema Krankheiten ist es auch wichtig, schlagspezifisch über die Notwendigkeit einer wachstumsregulatorischen Maßnahme mit Fungiziden im Frühjahr zu entscheiden. Grundsätzlich sollte bis zur Ernte natürlich kein Lager auftreten.


Der Lagerdruck hängt vor allem von den Parametern Sorte, Bestandesdichte und Pflanzenentwicklung ab. Die genetisch bedingte Lagerstabilität vieler Sorten ist heute um ein Vielfaches besser als noch vor wenigen Jahren. Selbst länger wüchsige Sorten wie Ambassador, Architect, Bender, DK Exception, Heiner, Ivo, Ludger, Penn, Trezzor u.a. sind sehr standfest. Stabilisierend wirkt sich auch eine kräftige Entwicklung der Einzelpflanze aus. Bei geringer Bestandesdichte mit ca. 30 bis 40 Pflanzen/m² ist eine sehr gute natürliche Standfestigkeit gegeben. Das gilt ganz besonders für Bestände, die per Einzelkornsaat mit weiten Reihenabständen und geringen Aussaatstärken um 30 Pflanzen/m² gesät wurden. Gezielte Fungizidbehandlungen sind in derartigen Rapsbeständen meist nicht notwendig.


Lagerfördernd wirkt sich hingegen ein früher Vegetationsstart schon im Februar aus. Die Bestände wachsen dann langsam aber kontinuierlich und erreichen um bis zu 50 cm längere Pflanzen als in kurzen, aber intensiven Streckungsphasen mit Wachstum erst ab Ende März. Wenn die Bestandesdichten dann zusätzlich hoch sind, ist Lager kaum zu verhindern. Bis dato (10. März) hat im Raps noch nicht viel Wachstum stattgefunden. Bei steigenden Temperaturen ab Mitte März wird dann in diesem Jahr ein normaler Vegetationsstart möglich werden.


So ist die Leistung der Fungizide zu bewerten


Grundsätzlich kann man aufgrund der Vielfalt der Fungizide eine optimale Auswahl je nach geforderter Zielrichtung treffen. Frühjahrsbehandlungen gegen Phoma sind aber immer deutlich weniger effektiv als Herbstmaßnahmen. Allenfalls können sie die Herbstbehandlung unterstützen, sodass sich das Pilzwachstum verlangsamt. Zudem lassen sich damit wenig bedeutende Frühjahrsinfektionen am Stängel reduzieren. Wie die Leistung der Fungizide zu bewerten ist, zeigt die Übersicht.


Mit geringer wachstumsregulatorischer Wirkung ließen sich bei uns in den Versuchen mit 0,75 l/ha Tilmor gute fungizide Effekte und oft die höchsten Mehrerträge erzielen. Tilmor ist demnach in gut standfesten Beständen gegen Phoma optimal geeignet.


Auch von Toprex darf man eine gute fungizide Leistung erwarten. Gleichzeitig bringt es eine sehr gute Einkürzung, sodass Behandlungen mit Toprex in eher dichten, lagergefährdeten Beständen bei gleichzeitiger Phoma-Infektionswitterung zu empfehlen sind. Carax bringt – genauso wie im Herbst – die stärkste Einkürzung. Aber Vorsicht: Im Frühjahr kann eine überzogene Aufwandmenge bei Wasserknappheit oder hohen Temperaturen auch Mindererträge verursachen. Setzen Sie Carax und Toprex nur dann bevorzugt ein, wenn dichte Bestände früh starten und eine sichere Wasserversorgung gewährleistet ist.


Generell ist allerdings zu bedenken: Die stabilisierende Wirkung auch der besten Rapsfungizide ist nicht mit der von Wachstumsreglern im Getreide vergleichbar. Im besten Fall lässt sich die Pflanzenlänge um 10 bis 20 cm reduzieren. Die oft versprochene bessere Verzweigung konnten wir in unseren Versuchen nicht beobachten. Wenn überhaupt, wird mit Fungiziden eine leichte Egalisierung des Bestandes erreicht.


Eine Doppelanwendung ist heute kaum noch erforderlich. Allenfalls konnte man in diesem Jahr zur weit verbreiteten notwendigen Rüsslerbekämpfung bei hohen Temperaturen um Ende Februar in bis dato nicht gekürzten Beständen eine geringe Aufwandmenge von z.B. 0,4 l/ha Orius vorlegen, um evtl. gegen Ende März bei feuchten Bedingungen nachzulegen.


Ausblick


Ob und wie intensiv Sie in diesem Jahr Fungizide im Raps einsetzen müssen, bleibt abzuwarten. In erster Linie hängt eine evtl. Behandlung von den Feuchteverhältnissen um Ende März/Anfang April ab. Sollte sich nach dem 25. März regnerische Witterung länger anhaltend einstellen, sind Fungizideinsätze sinnvoll – insbesondere zur Kontrolle von Krankheiten und auf manchen Schlägen auch zur Bestandsstabilisierung.


Wenn sich aber eher trockene, sonnige Witterung einstellt, können Sie auf den Einsatz von Fungiziden vor der Blüte verzichten. Weil Fungizide in einem trockenen Frühjahr keine Effekte bringen, ist ein Verzicht in diesen Fällen die richtige Entscheidung.


matthias.broeker@topagrar.com


Unser Autor


Hermann Hanhart, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

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