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Getreide: Auf dem Weg zur Einzelkornsaat

Lesezeit: 10 Minuten

Klassische Bestellsysteme haben sich zwar verbessert – die Ablagequalität der Einzelkornsaat erreichen sie jedoch nicht. Das zeigen Versuche der Hochschule Neubrandenburg.


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Rund 3 bis 10% Mehrertrag – das ist nach Meinung von Experten die Chance, die eine Einzelkornsaat von Getreide bietet. Während sich diese Technik in Rüben und Mais bereits seit Langem etabliert hat, steht sie bei Getreide noch am Anfang.


Vergleicht man allerdings die heutigen Bestellkombinationen mit einer „altbekannten“ Drillmaschine ist eindeutig erkennbar, dass die Landtechnik bereits viele Details verändert hat. Wesentliche Elemente stammen dabei aus der Einzelkornsaat, wie z.B. der verbesserte Bodenschluss, die Korneinbettung, die Rückverfestigung und Tiefenführung sowie die Saatbedeckung eines jeden Drillschars. Aber: Reicht das wirklich aus, wenn doch die reine Einzelkornsaat im Ertrag in der Regel die Nase vorn hat?


Vorteile von Einzelkornsaat:

Das Problem der Drilltechnik ist, dass es technisch bedingt innerhalb der Reihe zu Doppelbelegungen oder Fehlstellen kommen kann. Fallen mehrere Körner auf eine Stelle, konkurrieren die eng stehenden Pflanzen um Wurzelraum, Wasser und Licht. Sie bestocken nicht ausreichend, bilden nur ein schwaches Wurzelwerk und haben dünne Halme.


Bei der reinen Einzelkornsaat sind die Pflanzen dagegen gleichmäßig in der Reihe verteilt. Dadurch bestocken sie besser und produzieren mehr tiefreichende Wurzeln. Das ist insbesondere in eher trockenen Regionen von Vorteil, weil das Getreide dadurch Nährstoffe, vor allem Phosphat, auch aus den unteren Bodenschichten nutzen kann. Generell bildet eine Weizenpflanze nur dann drei kräftige Triebe plus zwei bis drei Nebentriebe, wenn sie genug „Raum“ zur Verfügung hat.


Bis heute gibt es nur wenige groß angelegte Versuche, die eine direkte Vergleichbarkeit der Einzelkorn-Saattechnologie mit der Drilltechnik ermöglichen. In der Regel ließen sich in „älteren“ Untersuchungen Mehrerträge von 3 bis 6% feststellen, wobei die Einzelkornsaat aber mit stark reduzierten Saatgutmengen (oft nur 100 Körner/m2) bei geringer Fahrgeschwindigkeit erfolgte.


Vorreiter auf dem Gebiet der Einzelkornsaat von Getreide ist zurzeit die Turbo Disc-Technik mit Vereinzelungsdosierer von Horsch. Damit lassen sich z.B. in Weizen und Roggen (runde, gut erfassbare Körner) auch Geschwindigkeiten bis 12 km/h realisieren. Doch wie gut schneidet diese im Vergleich zu gängigen, modernen Großtechniken ab?


Um die Frage zu klären, haben Studierende der Hochschule Neubrandenburg ein zweijähriges Projekt durchgeführt. Ziel war es, die Ablagequaliät des Saatgutes von Drillsaat- und Vereinzelungs- Sämaschinen zu prüfen. Im zweiten Versuchsjahr haben sie untersucht, wie sich eine höhere Fahrgeschwindigkeit bei den Geräten auf die Saatqualität auswirkt.


Einzelkornsaat kontra Drillsaat


Die Qualität der Saatgutablage entlang der Saatreihe – also demnach die Gleichmäßigkeit des Pflanzenbestandes innerhalb der Drillreihe – untersuchten die Studierenden im ersten Versuchsjahr. Die Messungen der Abstände erfolgten auf jeder Fläche in zwölf Wiederholungen von 2 m Drillreihe.


Eine zweite Fragestellung in dem Jahr war, wie gut die Maschinen die Saattiefe einhalten. Dabei maßen die Studenten jeweils die Hypokotyllänge von Pflanzen aus 12-mal 2 m-Drillreihenabschnitt (siehe Foto rechts).


Die Versuche fanden auf insgesamt 16 Flächen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Polen statt, die bis auf zwei Flächen pfluglos bestellt waren. Der detaillierte Versuchsplan ist unter www.topagrar.com/heft+ zu finden.


Um die Unterschiede in der Ablagequalität zwischen den Sämaschinen darstellen zu können, nahmen die Forscher eine statistische Zahl zur Hilfe, den sogenannten Variationskoeffizienten (VK). Damit lassen sich die Streuung der Standraumverteilung in der Saatreihe und die Unterschiede in der Saattiefe beschreiben. Dabei bedeutet der eher theoretische Wert von 0%, dass alle Körner exakt gleich liegen (siehe Übersicht 1).


Demnach gilt: Je kleiner der Wert, desto besser das Ergebnis. In der Praxis liegt die Spanne der Werte in puncto Saatabstand z.B. bei 10 bis ca. 130. Die besten geleisteten Werte von etwa 10 bis 20% erreicht die reine Einzelkornsaat von Rüben oder Mais.


Vereinzelung liegt vorn:

Die beste Ablage innerhalb der Saatreihe von Getreide erzielte im Versuch – wie erwartet – die Vereinzelungstechnik der Horsch Pronto 6 DC. Der VK lag bei guten 50%. Auch bei der einzuhaltenden Saattiefe konnte die Maschine mit einem VK von 30% punkten.


Diese Werte erreichen zwar noch nicht die Saatqualität von Mais. Dennoch stellt diese Technik bei Getreide zurzeit das Optimum bei der Ablagequalität dar. In der Arbeitsgruppe war die Turbo Disc-Vereinzelung daher die Messlatte für die anderen Maschinen.


Die gängige Großtechnik erzielte demgegenüber bei der Kornablage in der Drillreihe VK-Werte von 70 bis 100% (siehe Übersicht 2). Dabei lag z.B. die Amazone AD-P Super bei knapp 71%, die Horsch Pronto DC ohne Vereinzelungstechnik bei ca. 101%.


Bei der Gleichmäßigkeit der Saattiefe zeigte das Gesamtergebnis aus 2014/15 Folgendes: Die einzelnen Techniken wiesen hier vergleichsweise große Unterschiede auf. So lagen die VK-Werte bei rund 22 bis fast 60% (siehe Übersicht 3). Unsere Messlatte, die Horsch Pronto TD 6 DC mit Vereinzelungstechnik, erreichte bei der Saattiefe Variationskoeffizienten von etwa 30 und knapp 34% (siehe Übersicht 4).


Die relativ großen Schwankungen bei der Saattiefe resultierten im Versuch offensichtlich aus den unterschiedlichen Bodenzuständen und dem Strohmanagement (Strohmenge und -einarbeitung). So lässt sich z.B. der auffällige VK von fast 60% bei der Horsch Pronto 9 DC auf eine tiefe vorherige Bodenbearbeitung von 25cm bei sehr lockerer Bodenstruktur zurückführen.


Ebenso fällt der Wert der Sämaschine Köckerling Ultima mit einem VK von knapp 58% negativ auf. Der Grund für diese starke Tiefenstreuung ist, dass die Bandsaat hinter einem Zinkenschar das Saatgut eher ungesteuert verteilt (siehe Übersicht 5). Bei diesem Gerät fehlt eine saubere Tiefenführung von Säscharen über entsprechende Mechanismen, wie z.B. beim RoTeC-Control-Schar (Amazone).


Ebenes Saatbett wichtig:

Will man der Qualität einer Einzelkornsaat möglichst nahe kommen, ist ein optimal bereitetes Saatbett das A und O. Das zeigte sich im Versuch deutlich.


Am ehesten gelingt dies bei einer Pflugsaat mit anschließender guter Rückverfestigung. So hinterlässt der Pflug keine Erntereste und einen absolut ebenen Acker. Anders kann das bei pfluglosen Bestellverfahren sein. Gelingt in diesen Fällen keine optimale Stoppelbearbeitung, haben die Sämaschinen mit teils erheblichen Ernterestmengen zu kämpfen. Die Folge: Die Tiefenführung verschlechtert sich.


Es gilt: Je größer der zu verarbeitende Reststrohanteil, desto intensiver muss die Bodenbearbeitung erfolgen. Für den Versuch wurden bewusst einige Flächen nicht gewählt, weil das Saatbett zu ungleichmäßig war.


Mehrertrag ohne mehr Input!

Welches Fazit lässt sich nun aus diesen Ergebnissen ziehen? Technisch – das zeigt der Versuch deutlich – ist es möglich, mithilfe der Vereinzelungssaat eine im Vergleich zur herkömmlichen Drillsaat verbesserte Kornablage zu erzielen.


Bei guter Tiefenablage schafft es die Einzelkornsätechnik, die Genauigkeit der Kornabstände in der Reihe auf einen guten VK von 50% zu bringen. Das heißt, dass es kaum noch zu Doppelbelegungen oder Fehlstellen kommt. Die Einzelpflanzen können sich sehr gut entwickeln. Weil damit Mehrerträge ohne höheren Input an Dünger oder Pflanzenschutz möglich sind, sollte man an dieser Technik unbedingt weiterarbeiten.


Optisch ebenfalls gute Saatergebnisse brachte die Kombination „Kreiselegge plus Amazone AD-P Super“. Diese Sätechnik besteht aus Kreiselegge, Keilringwalze, tiefengeführte Rollsäschare, Andruckrollen und Striegel. Bei hoher Bearbeitungsintensität und geringerer Geschwindigkeit erreichte sie eine gute Ablagequalität in der Reihe und in der Tiefe.


Die anderen geprüften pfluglos arbeitenden Bestelltechniken erbrachten mit VKs von 70 bis 100% gute bis mittlere Ergebnisse in der Längsverteilung der Körner in der Drillreihe. Überwiegend gut schnitten sie auch in der gleichmäßigen Tiefenablage ab. Voraussetzung dafür ist allerdings ein ebenes Saatbett.


Nach wie vor trägt zwar der Pflug zu einer optimalen Saatbettbereitung bei, jedoch bringt er auch Nachteile mit sich. Sein Einsatz verbraucht Wasser, ist relativ teuer und erhöht in Hanglagen die Erosionsgefahr. Gelingt bei pfluglosen Verfahren eine optimale Saatbettbereitung, ist die Ablagegenauigkeit in der Reihe und auch in der Tiefe mit dem Verfahren „Pflug“ vergleichbar.


Für die Drilltechnik ist das erzielte Ergebnis aus dem ersten Versuchsjahr keinesfalls eine schlechte Bilanz. Denn extreme Ungleichmäßigkeiten und Haufensaaten traten selten auf. Dennoch sollte sich die Sätechnik wegen der Vorteile in Richtung Einzelkornsaat bewegen.


Schneller säen – kein Problem?


Welchen Einfluss höhere Arbeitsgeschwindigkeiten beim Säen auf die Ablagequalität haben, untersuchten die Studierenden im zweiten Versuchsjahr. Sie prüften – wie auch im Jahr zuvor – einerseits die Ablage innerhalb der Drillreihe und andererseits die Gleichmäßigkeit der Tiefeneinbettung des Saatgutes. Der Vergleich der verschiedenen Sämaschinen erfolgte wiederum anhand des Variationskoeffizienten (VK).


Die Fahrgeschwindigkeit der Mulchsaat-Bestellkombinationen lag nach Angabe der beteiligten Landwirte bei 8 bis 14 km/h. Von diesem Standardtempo ausgehend, fuhren die Landwirte für den Versuch jeweils 3 km/h schneller bzw. langsamer. In Einzelvarianten wurde die Geschwindigkeit auch mal deutlich erhöht.


Die Untersuchungen fanden auf zwölf Ackerschlägen von zehn Agrar-unternehmen statt. Auf drei Schlägen kam im Versuchsjahr der Pflug zum Einsatz. Die Prüfungen zur Saatqualität erfolgten nach bewährter Weise: Pflanzen aus 12-mal 2 m, um die Ablage entlang der Drillreihe zu bestimmen und je 12-mal im 2 m-Bereich, um die Qualität der Saattiefe zu bewerten. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


Technik arbeitet präzise:

Ein erhöhtes Tempo beeinflusste die Ablagequalität der Bestellkombinationen in der Reihe nicht oder nur kaum – das war das überraschende Ergebnis aus dem zweiten Versuchsjahr. Nur in Einzelfällen verschlechterte sich die Qualität. Die ermittelten Variationskoeffizienten zur Längsverteilung in der Drillreihe blieben weitesgehend gleich (siehe Übersicht 6). Die geringen Unterschiede liegen im Bereich der Fehlertoleranz.


Auch die Tiefenablage verschlechterte sich bei höherer Arbeitsgeschwindigkeit kaum. Lediglich beim Einsatz der Bestellkombination Pöttinger Terrasem C 6 blieben bei der jeweils höchsten Fahrgeschwindigkeit von 17 bzw. 20 km/h viele Körner auf der Bodenoberfläche liegen. In diesem Fall kletterte der VK deutlich nach oben.


Bei den Bestellkombinationen Horsch Pronto 6 DC und Väderstad Spirit 900 S zeigte sich auch kein direkter Einfluss der Arbeitsgeschwindigkeit auf die Qualität der Tiefenablage. Insgesamt lagen die Variationskoeffizienten aber auf höherem Niveau. Dies lässt sich auf die vorherige Pflugfurche und den relativ leichten Boden zurückführen.


Schneller säen:

Und das Fazit daraus: Offensichtlich arbeiten die Steuerungsmechanismen der verschiedenen Sämaschinen auch bei hohen Geschwindigkeiten gut und präzise. Das zeigen die Ergebnisse des zweiten Versuchsjahres. So gewährleisteten die stabil laufenden Säschare auch bei hohem Tempo eine relativ gute Qualität der Ablage.


Selbst bei 15 km/h verschlechterten sich weder die Abstände der Saatkörner in der Reihe noch die Tiefenablage. Überreizen sollte man die Fahrgeschwindigkeit aber nicht. Denn bei mehr als 18 km/h ist den Untersuchungen zufolge bei einigen Maschinentypen mit einer deutlich reduzierten Saatgutausbringung zu rechnen.


Vor allem bei schneller Fahrt ist eins wichtig: Das Saatbett muss absolut eben sein. Je mehr Kluten auf schweren Böden auftreten und je unebener die Bodenoberfläche ist, desto mehr beeinflusst das die exakte Tiefenführung.


Welcher Drillreihenabstand ist optimal?


Neben den Untersuchungen zur Sätechnik hat die Hochschule Neubrandenburg auch geprüft, welcher Drillreihenabstand bei unterschiedlichen Saatstärken zu empfehlen ist. Die bisherigen Empfehlungen geben einen Abstand von Reihe zu Reihe von 10 bis 15 cm an.


Dass eine gewisse zwischenpflanzliche Konkurrenz innerhalb der Drillreihe sogar von Vorteil ist, belegen verschiedene Versuche. Der Grund dafür ist, dass sich damit eine Überbestockung von Getreidepflanzen verhindern lässt. Der ideale Einzelpflanzenstandraum bei Getreide ist somit nicht – wie vielfach angenommen – die reine Gleichstandsaat. Welcher Drillreihenabstand zu welcher Saatstärke passt, entnehmen Sie der Übersicht 7.


Sie können den optimalen Reihenabstand auch mit folgender Formel berechnen: Erst 40000 durch die Saatstärke teilen und daraus dann die Wurzel ziehen. Ein Beispiel: Bei einer Saatstärke von 250 Körnern/m2 liegt der ideale Reihenabstand bei 12,7 cm (40000/250, davon die Wurzel = 12,7 cm).


Achtung: Diese Formel gilt nur für Getreide. Auf kleinkörnige Kulturen wie Raps, die man z.B. nur mit 35 Körnern je m2 sät, ist sie nicht anwendbar.-mb-

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