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Getreide: Damit der Ertrag nicht wegknickt

Lesezeit: 8 Minuten

Stürme und Starkregen erhöhen die Lagergefahr. Wer seine Bestände aber zu stark einkürzt, riskiert Ertragsverluste. Geprüfte Strategien helfen Ihnen, die richtige Intensität zu finden.


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Um das Wachstum von Getreide zu regulieren, gibt es nur wenige Wirkstoffe. Dennoch ist der Einsatz von Wachstumsreglern in jedem Jahr kniffelig.


Auf leichteren Standorten können überzogene Mengen von Wachstumsreglern durchaus die Erträge drücken. Waren die Mengen dagegen auf schwereren, gut mit Wasser versorgten Böden zu gering, nimmt die Lagergefahr zu. Daher stellt sich auf leichten Böden vor allem die Frage: „Wie viel brauche ich, dosiere ich über“ und auf schwereren Böden: „Wie viel muss ich, dosiere ich unter“


Da sich die Witterung nur begrenzt vorhersagen lässt, ist beim Wachstumsregler-Einsatz viel Fingerspitzengefühl gefordert.


Gebeutelte Bestände:

Zu Beginn der Vegetation ist es zunächst wichtig, sich einen Überblick über die Bestände zu verschaffen. Über die Anzahl der etablierten Pflanzen und deren mittlerer Triebzahl bekommen Sie einen ersten Eindruck. In den meisten Regionen werden in diesem Jahr nur wenige überwachsene Bestände mit vielen Trieben vorzufinden sein.


In Gebieten, in denen das Getreide in feuchte Böden gesät werden musste, sind die Pflanzen zwar aufgelaufen, hatten aber in der Folge mit der anhaltenden Bodennässe zu kämpfen. Bereits im Herbst waren vor allem in Wintergerste verdichtete Stellen an den vergilbten Pflanzen zu erkennen. Ob die wenigen Frosttage Anfang Februar bereits ausgereicht haben, um die Bodenstruktur zu verbessern, bleibt abzuwarten.


Wie hoch die Wachstumsregler-Mengen ausfallen sollten, ergibt sich – neben dem Entwicklungsstand der Kulturen – auch aus der Standfestigkeit der Sorte und dem Stickstoffregime in Verbindung mit der Witterung.


Dichter Zulassungs-Dschungel:

Achten Sie bei der Auswahl der Wachstumsregler unbedingt auf die produktspezifischen Zulassungen. Vor allem bei den Chlormequat-Produkten (CCC-Mittel) gibt es Unterschiede. So sind z.B. Präparate, die sich auf die sogenannte Jadex-O-720-Zulassung berufen, nur im Weizen zugelassen. Weiter verbreitet sind allerdings Produkte, die sich auf die Zulassung von Chlormequat 720 beziehen. Diese lassen sich neben Weizen auch in Winterroggen, Triticale, Sommerweizen und Hafer einsetzen.


Unterschiede gibt es auch bei den Ethephon-haltigen Wachstumsreglern. Bogota und Orlicht Plus darf man nicht in Winterroggen, Triticale und Sommerweizen anwenden. Der Einsatz von Ethephon in Hafer ist generell tabu.


Beachten Sie zusätzlich die zulässigen Zeiträume, in denen man Wachstumsregler einsetzen darf und die maximal erlaubten Aufwandmengen (CC-relevant). Das zeigt: Obwohl nur fünf Wirkstoffe zur Wuchsregulierung im Getreide zur Verfügung stehen, hat sich über die verschiedenen Zulassungen ein Dschungel ergeben. Die nachfolgenden Empfehlungen basieren auf Erfahrungen und Versuchsergebnissen.


Nur ein neues Mittel:

Für 2018 gibt es ein neu zugelassenes Chlormequat-haltiges Produkt mit einem Wirkstoffgehalt von 620 g/l. In Deutschland wird es unter dem Namen Manipulator bzw. Gexxo vertrieben. Das Besondere an diesem Produkt ist die Zulassung in Winter- und Sommergerste (keine Indikation im Winterroggen!). Die Zulassung in beiden Gerstenarten überrascht, nachdem ein Soloprodukt in diesen Kulturen seit dem Beginn der Indikationszulassung nicht mehr eingesetzt werden durfte.


Wintergerste: Wichtigster Termin ist EC 31/32


Bereits ab EC 21 ließe sich das neue CCC-haltige Produkt Manipulator einsetzen. Allerdings: Weil noch keine Versuchsergebnisse aus den letzten Jahren in neueren Wintergerstensorten vorliegen, werden wir uns mit einer Empfehlung dieses Wachstumsreglers in Gerste zunächst zurückhalten. In der kommenden Saison werden wir Manipulator vergleichend prüfen – solo und in Kombination mit anderen Produkten.


Strategien für Ihre Gerste:

Der wichtigste Zeitpunkt zur Wuchsregulierung von Wintergerste ist und bleibt der Einsatz ab EC 31/32. Dass die breit und in der Praxis etablierte Mischung aus einem Trinexapacethyl-haltigen Produkt wie Calma und einem Ethephon-Produkt wie z.B. Cerone sehr gut wirkt, zeigen unsere Versuchsergebnisse deutlich. Die Kombination ist einer Soloanwendung der jeweiligen Wirkstoffe klar überlegen. Die Aufwandmengen sind dem Lagerrisiko der jeweiligen Situation anzupassen.


Ist eine starke Einkürzung der Bestände erforderlich, bietet eine Kombination aus z.B. Calma und Medax Top plus Turbo Vorteile. Sehr gute Einkürzungseffekte erzielte in den letzten Jahren auch die Mischung aus Calma und Bogota (bestehend aus Ethephon + CCC). Das bereits neu in den Markt eingeführte Produkt Prodax (Trinexapac-Ethyl + Prohexadion-Calcium) zeigt in unseren Versuchen in Mischung mit z.B. Bogota eine bessere Kürzung als im Soloeinsatz.


Da Wintergerste – insbesondere mehrzeilige Sorten – mit dem beginnenden Ährenschieben ein stärkeres Längenwachstum aufweist, hat sich die Applikation eines Ethephon-haltigen Produktes als zweite Maßnahme bewährt. Der Einsatz sollte bis kurz vor dem Ährenschieben erfolgen. Ziel dabei ist, bei langwüchsigen Sorten noch einmal den „lagerwirksamen Hebel“ zu verkürzen. Dass diese Maßnahme gleichzeitig das Ährenknicken reduziert, zeigen weitere Versuchsergebnisse.


Die empfohlenen Aufwandmengen der Produkte entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 76. Generell gilt, dass eine intensive Sonneneinstrahlung die Wirkung der Wachstumsregler verstärkt. Bei kühler bedeckter Witterung aber speziell auf bessere Bedingungen zu warten, ist nicht sinnvoll. Weil die Witterung im Frühjahr oft sehr unbeständig ist, empfiehlt es sich, den Einsatz der Wachstumsregler eher am Entwicklungsstadium der Gerste auszurichten. Das verhindert eine zu starke Streckung der unteren Internodien. Vorsicht ist bei Behandlungen in Frostphasen geboten, vor allem, wenn die Temperaturen deutlich unter 0°C fallen. In solchen Fällen verkraften die Bestände die Applikation nach der Frostnacht besser als davor.


Weizen: Einmal oder besser zweimal behandeln?


Wegen des längeren Aussaatfensters von Weizen haben sich die Bestände stark unterschiedlich entwickelt. Während Pflanzen bei frühen Saatterminen noch im Herbst bestocken konnten, kommen die späten November- bzw. in diesem Jahr auch Dezembersaaten ohne Nebentrieb aus dem Winter.


CCC fördert keine Bestockung:

Weil dem Wirkstoff Chlormequat oft eine bestockungsfördernde Wirkung unterstellt wird, gelangen Wachstumsregler in schwachen Beständen häufig sehr früh auf den Acker. In mancher Situation wäre dies zwar wünschenswert, leider hat der Wirkstoff diese bestockungsanregende Wirkung nicht. Möglich ist es aber, mit dem Einsatz von CCC die Reduktion von Seitentrieben zu verringern, die bereits gebildet wurden. Dies lässt sich natürlich nutzen.


Weil die einkürzenden Effekte eines frühen Wachstumsregler-Einsatzes von Jahr zu Jahr schwanken, empfehlen wir keine Extradurchfahrten. Falls im Frühjahr noch ein Herbizideinsatz ansteht, können Sie dieser Maßnahme eventuell ein CCC-Produkt zugeben.


Empfehlung für Ihre Bestände:

Eine gute Stabilisierung erreichen Sie mit einer angepasst dosierten Maßnahme zu EC 31/32, wie unsere Versuchsserien zeigen. Ein Soloeinsatz von CCC reicht im Weizen aber allenfalls unter weniger wüchsigen Bedingungen aus.


Bei höherem Lagerrisiko bieten sich Mischungen an. Diese sollten auf ertragsstabilen, stark N-nachliefernden Standorten aus einem CCC-Produkt kombiniert mit einem Trinexapac-Ethyl-Produkt bestehen (siehe Übersicht 2). Alternativ eignen sich als Mischpartner zum CCC auch Medax Top oder das zuletzt in den Markt eingeführte Prodax. Die Leistung verschiedener Mischungen entnehmen Sie Übersicht 3.


Ist der Lagerdruck sehr hoch oder wurde zunächst verhalten eingekürzt, können Sie in EC 39 nachbehandeln. Aufgrund der besseren Mischbarkeit, z.B. mit Herbiziden gegen Disteln, empfehlen wir zu diesem Termin vorzugsweise Medax Top + Turbo. Diese zweite Behandlung ist eher eine „Notfallmaßnahme“. Die effektivere Stabilisierung erzielen Sie zu EC 31/32, weil man damit die unteren Internodien einkürzt. Empfehlungen für leichtere Standorte sind ebenfalls in Übersicht 2 auf Seite 78 dargestellt. Setzen Sie auch diese Mischungen zu EC 31/32 ein – dann sind die Einkürzungseffekte am besten. Die Strategie, die Bestände erst sehr verhalten einzukürzen, dann wachsen zu lassen und eventuell erst spät in EC 37/39 mit hohen Aufwandmengen zu stoppen, hat sich aus unserer Sicht nicht bewährt. Oft reagiert der Weizen darauf mit Ertragsverlusten.


Insbesondere auf leichteren Übergangsstandorten ist es wichtig, Stresssituationen für den Bestand zu erkennen. Ist das verfügbare Wasser knapp, reagieren die Pflanzen auf Wachstumsregler deutlich empfindlicher.


Roggen und Triticale vorsichtig kürzen


Im Roggen ist der Wachstumsregler-Einsatz ein sehr sensibles Thema. Um eine solide Basis zu schaffen, ist es wichtig, das Lagerrisiko früh einzuschätzen. Doch das ist leichter gesagt als getan – denn wer weiß schon, wie viel Niederschlag noch fällt?


Wer die Mengen zu hoch wählt, verliert bei Wasserstress Ertrag. Werden sie zu gering bemessen, geht der Roggen vielleicht ins Lager. Dazu kommt: In Lagerroggen kann bei ungünstigem Erntewetter schnell die Fallzahl sinken. Unsere Empfehlung: Wählen Sie lieber das Risiko einer zu starken Einkürzung, weil die damit verbundenen Verluste geringer sind. Achten Sie insbesondere in dieser Kultur auch auf die Standfestigkeit der Sorte – das senkt den Wachstumsregler-Aufwand.


Strategien, abhängig von der Ertragserwartung des Standortes, entnehmen Sie der Übersicht 4. Stufen Sie die späten Behandlungen im Roggen bis kurz vor dem Ährenschieben wiederum als eine „Notfallmaßnahme“ ein. Auch in diesen Fällen dienen sie allenfalls dazu, bei starkem Lagerrisiko noch einmal die Hebelwirkung zu verringern. Um erfolgreich Lager zu vermeiden, muss die Basis aber bereits stabil sein.


Die empfohlenen Strategien in Triticale ähneln stark denen des Roggens (Übersicht 4). Die beste Stabilisierung erreichen Sie wiederum zu EC 31/32. Weil diese Getreideart im Vergleich zum Roggen zumeist auf etwas besseren Standorten steht, ist sie in Bezug auf die Wasserversorgung oft besser gestellt. Zusätzlich sind die neueren Sorten häufig gut standfest, sodass sie eher geringere Wachstumsregler-Intensitäten benötigen. -mb-

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