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Getreide: Die Spätgabe nicht überziehen

Lesezeit: 8 Minuten

Die DüV gibt den Maximalrahmen beim Düngen vor. Wie hoch die letzte N-Gabe ausfallen sollte und welche Düngerform sich dafür eignet, weiß Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Die Regeln der neuen Düngeverordnung (DüV) haben für große Verunsicherungen gesorgt. Im Kern geht es vor allem um die Frage, ob sich mit den gesetzlich gedeckelten Stickstoff- und Phosphatmengen künftig noch hohe Erträge und ausreichende Qualitäten erzielen lassen.


Den Maximalrahmen einhalten:

Die DüV zwingt alle Landwirte dazu, eine Düngeplanung auf Basis von sogenannten Bedarfswerten (Sollwerten) zu erstellen. Diese schließen den Nmin-Wert mit ein und sind mithilfe von Korrekturfaktoren an den Standort anzupassen. Überschreiten Sie diese Mengen keinesfalls (CC-relevant).


Wegen der starken Niederschläge sind die Nmin-Werte in 2018 in den meisten Regionen vergleichsweise niedrig. Daraus resultiert in diesem Jahr eine höhere Düngung. Die Bedarfswerte für Wintergerste, -roggen und -triticale entnehmen Sie der Übersicht 1. Bei Nmin sind die aktuellen Richtwerte der LWK Niedersachsen für Sand und Lehmböden beispielhaft dargestellt.


In Gerste liegt der zulässige Düngerahmen demnach bei 150 bis 170 kg je ha N, unabhängig von der Bodenart. Auf humosen Standorten müssen Sie 20 kg je ha N abziehen. Bei Roggen variiert der Maximalrahmen auf Sandböden von 130 bis 170 kg/ha N, bei Triticale darf man maximal 140 bis 180 kg/ha N geben.


Beim Weizen kommen neben den Standortkorrekturen noch die Sortenqualitäten hinzu. Die zulässigen Mengen, abhängig von der Bodenart, finden Sie in Übersicht 2. Die Basis bilden A- und B-Weizen, bei denen der N-Bedarfswert bei 230 kg/ha N liegt. In E-Weizen ist ein Zuschlag von 30 kg/ha N zulässig. Bei C-Weizen muss man die Düngemenge hingegen um 20 kg/ha N kürzen.


Dass der Düngerahmen auch beim Weizen abhängig vom Standort, der Vorfrucht, des Nmin-Wertes und der Sorte in einem eher engen Rahmen schwankt, zeigt die Übersicht 2 deutlich. Die höchsten Mengen von 220 bis 240 kg/ha N dürfen Sie demnach auf Lehmböden zu Qualitätsweizen ausbringen. Die geringsten Gaben von 140 bis 160 kg/ha N sind zu Futterweizen und auf Sandböden mit geringer Ertragserwartung möglich.


Zwischenfazit: Halten Sie diese neuen gesetzlichen Bedarfswerte unbedingt ein – sie legen den Maximalrahmen für die Düngung fest. Weil der tatsächliche Bedarf der Pflanzen davon jedoch in der Regel abweicht, ist zusätzlich eine eigene Düngeplanung zu erstellen.


Tipps für Gerste, Roggen & Co.:

Viele Landwirte haben in diesem Frühjahr bereits zu Vegetationsbeginn bestockungsbetont stark angedüngt. Denn wegen der widrigen Herbstwitterung ließ der Start vieler Bestände zu wünschen übrig. Auch die Schossergabe erfolgte daher recht früh – meist schon Anfang April.


Weil man die gesetzlichen Bedarfswerte nicht überschreiten darf, folgt daraus ein begrenzter Spielraum für die Abschlussdüngung. Hier die Empfehlungen für Gerste, Roggen und Triticale:


  • In Wintergerste hat es sich in den letzten Jahren bewährt, einschließlich des Nmin-Gehaltes etwa 140 kg/ha N bis zum Schossen zu düngen. Abzüglich Nmin wären das in diesem Frühjahr daher etwa 110 bis 120 kg/ha N, die bereits mit den ersten beiden Gaben gefallen sind.


Für die Spätdüngung verbleiben somit maximal etwa 40 bis 50 kg/ha N (laut gesetzlicher Bedarfsermittlung). Der N-Bedarf von Wintergerste lässt sich damit häufig gut abdecken. Denn bei Gerste kommt es hauptsächlich darauf an, den Ertrag durch die Förderung der Kornzahl je Ähre und des TKGs zu erhöhen.


Falls Sie bereits höhere N-Mengen von 130 bis 140 kg/ha bis zum Schossen geben mussten, dürfen Sie jetzt nur noch 20 bis 30 kg/ha N ausbringen. Bei Gerste hat es sich bewährt, die letzte Gabe schon ab EC 37/39 zu düngen – das ist in vielen Regionen um den Monatswechsel April/Mai der Fall. Wählen Sie diesen Termin insbesondere dann, wenn die Schossergabe früh in der ersten Aprilwoche fiel oder die Böden zu diesem Zeitpunkt trocken sind.


  • Bei Roggen ist der Spielraum für die N-Düngung relativ groß. Denn im Vergleich zu den alten Sollwerten der LWK Niedersachsen wurde der Bedarfswert laut DüV um 20 kg/ha von 150 auf 170 kg/ha angehoben. Zusätzlich kann man im Falle höherer Erträge den Wert noch um 10 bis 20 kg/ha erhöhen. Der zulässige Düngerahmen liegt dann bei 130 bis 170 kg/ha N.


Diese Maximalmengen sind auf vielen Standorten jedoch nicht erforderlich. Denn Roggen hat – wie zu erwarten war – die kalte Winterphase am besten überstanden und ist zudem die Getreideart mit der besten Nährstoffaneignung.Häufig können Sie daher auf die Spätgabe in Roggen verzichten. Das gilt vor allem für Flächen, auf denen bis zum Schossen schon 120 bis 130 kg/ha N gefallen sind. Günstig wirkt sich zudem aus, dass die frühe Wärme im April die Mineralisation relativ früh in Gang gesetzt hat.


Steht der Roggen allerdings auf einem sehr kalten und trägen Standort, ist eine geringe N-Gabe von etwa 30 kg/ha N, eingesetzt in EC 37, angeraten. Das wird aber wohl eher selten der Fall sein.


  • Wintertriticale hat – genauso wie Roggen – ein sehr gutes Nährstoffaneignungsvermögen. Daher neigt man schnell dazu, Triticale in der vegetativen Entwicklung zu überziehen. Die früh ausgebrachten organischen Dünger (1. Gabe) wirken in diesem Jahr häufig gut, sodass sich Ausnutzungsgrade von 50 bis 60% erzielen ließen. In Kombination mit einer mineralischen Andüngung haben diese Bestände oft schon früh 100 bis 120 kg/ha N erhalten.


Damit verbleiben für die Spätgabe in der Regel noch 40 bis 60 kg/ha N. Diese können Sie vor allem bei Einsatz von organischen Düngern schon in EC 32/37 ausbringen. Nur in Beständen, in denen Sie ausschließlich mineralisch gedüngt haben, sollte die Abschlussgabe erst in EC 37/39 fallen. Diese sichert dann in erster Linie den Proteingehalt ab.


Empfehlungen für Weizen:

Im Winterweizen beeinflusst die Spätdüngung neben dem Ertrag auch die Qualität. Allerdings wird die Masse nicht als Brotgetreide vermarktet, sondern fließt in den Futtertrog oder in den Export.


Leider ist der Spielraum für die Spätdüngung von Weizen häufig eng. Das gilt vor allem für Flächen, auf denen bereits zur Andüngung und zum Schossen mehr als 130 kg/ha N zum Einsatz kamen. Insbesondere auf Standorten mit geringer Ertragserwartung stehen dann oft nur noch 30 kg/ha N zur Verfügung. Bei geringerer Andüngung lassen sich dagegen meist noch bis zu 60 kg/ha N einsetzen. Einzig auf Hochertragsstandorten sowie beim Anbau von E-Weizen sind höhere Gaben möglich.


Vor allem in Beständen, in denen die Düngung verstärkt in der frühen vegetativen Phase erfolgte, sollten Sie im Mai nicht zu lange mit der Abschlussgabe warten. Denn in dieser Hauptentzugsphase führt ein Mangel zur Reduktion der Bekörnung. Wer die Schossergabe daher bis Mitte April ausgebracht hat, sollte die letzte Düngung schon in EC 37/39 durchführen.


Einen sehr hohen Einfluss auf den Ertrag hat zudem das TKG. Um dies zu fördern, teilen einige Landwirte die Spätgabe auf und bringen den „Rest“ in EC 55/61 aus. Allerdings: Das TKG wird erst nach der Blüte mit der beginnenden Kornbildung Anfang Juni insbesondere durch die Witterung bestimmt. Einerseits begrenzen sehr trockene und heiße Wetterphasen im Juni den Ertrag und andererseits schaden Nässe und eine geringe Strahlung dem Getreide. Beides drückt die Erträge. Das hohe Wasserangebot in den letzten zwei Jahren hat dazu geführt, dass Nährstoffe durch eine starke Mineralisation selbst bei geringer Düngung für das Ertragsniveau reichten und Spätgaben oft kaum wirtschaftlich waren. Wägen Sie daher genau ab, ob eine Gabe ab EC 55/61 wirklich nötig ist.


Wählen Sie die richtige N-Form:

Geht es um die Qualitätsdüngung, fragen viele Landwirte nach der richtigen N-Form. Oft wird unterstellt, dass die nitrathaltigen Dünger wie KAS die besten Effekte erzielen.


Dass bei der Getreidedüngung Harnstoff zu vergleichbar guten Ergebnissen kommt, zeigen Untersuchungen der LWK Niedersachsen. Die Pflanzen sind in der Lage, Harnstoff auch direkt aufzunehmen. Zudem ist die Löslichkeit von Harnstoff bei Trockenheit mit der von KAS zu vergleichen.


Die Versuche haben allerdings auch deutlich gemacht, dass die flüssige Düngung mit AHL in der Effizienz abfällt. Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass bei Flüssigdüngung ein Teil des Stickstoffs festgelegt wird. Ertrags- und Qualitätsverluste sind die Folge. Dass bei der Qualitätsdüngung mit AHL der Proteingehalt um etwa 0,5% abfällt, bestätigen Ergebnisse aus der Region Hannover (Übersicht 4).


Schwefel sichert die Qualität:

In diesem Jahr wurde Schwefel über Winter stark ausgewaschen, sodass bereits im April auf ungedüngten Flächen ein S-Mangel sichtbar wurde. Wichtig ist der Nährstoff vor allem für die Umsetzung des Stickstoffs in der Pflanze. Die S-Düngung erfolgt üblicherweise kombiniert mit Stickstoff in der ersten Gabe.


Bei einigen Düngern, wie z.B. Piamon oder Sulfan, reichen die S-Mengen jedoch häufig nicht aus. Der Weizen hat – besonders in diesem Jahr – einen hohen Bedarf von 30 bis 40 kg/ha S. Am besten lässt sich der Bedarf durch Pflanzenanalysen im Schossen ermitteln. Falls Sie Mangel feststellen oder die Differenz zwischen der bisherigen Düngung groß ist, empfiehlt es sich, der Spätgabe noch Schwefel zuzusetzen. Die Düngung kann dabei in Kombination mit einem N-haltigen Dünger oder als Blattdünger – am besten mit 15 bis 20 kg/ha Bittersalz – erfolgen.


Kontakt: matthias.broeker@topagrar.com

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