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Getreide: Garaus für Unkräuter

Lesezeit: 11 Minuten

Die Wirkung von Bodenherbiziden im Herbst ließ wegen der Trockenheit oft zu wünschen übrig. Umso mehr muss nun der Frühjahrseinsatz gelingen. Wirkungsvolle Strategien für Ihren Standort stellt Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen, vor.


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So gehen Sie ohne Herbstvorlage gegen Unkräuter und wenige Gräser vor


Bei späteren Saatterminen nach Mais oder Rüben erfolgte oft kein Herbizideinsatz im Herbst. Die Unkräuter und Ungräser sind in diesen Fällen weniger vertreten und auch nicht so stark entwickelt.


Geht es auf eher leichten Böden nur um Windhalm und Rispe, können Sie in Winterweizen und -gerste auf nicht drainierten Flächen frühzeitig mit Lentipur 700 starten (siehe Übersicht 2). Es enthält den Wirkstoff Chlortoluron (CTU). Ein Einsatz in rein AHL ist möglich. Auf besseren Standorten bzw. bei geringem Druck kann diese Maßnahme gegen Gräser bereits ausreichen. Doch Vorsicht: Lentipur 700 und vergleichbare Produkte sind nicht in allen Weizensorten verträglich. Dies betrifft z.B. die Sorten Benchmark, Bergamo, Gustav, Hendrik und KWS-Talent. Die aktuelle Sortenliste finden Sie unter www.topagrar.com/sortenliste2018. Optimal für die Wirkung von CTU sind Behandlungen zu Vegetationsbeginn auf feuchte Böden mit anschließendem Hochdruckwetter.


Lentipur 700 wirkt zusätzlich gegen Vogelmiere, Kamille, Kornblume und Hundskerbel. Falls darüber hinaus ein Zusatz gegen Ehrenpreis oder Stiefmütterchen nötig ist, sind Artus oder Alliance geeignete Partner.


Wirkt Chlortoluron nicht mehr ausreichend, bieten sich in Weizen, Triticale und Roggen folgende Alternativen an:


  • Für Windhalmstandorte eignet sich Broadway, das oft ohne Mischpartner auskommt. Nur bei starkem Auftreten von Stiefmütterchen bzw. zur Kontrolle von Taubnessel, Kornblume und Hunds-kerbel empfiehlt sich ein Zusatz von 25 g/ha Finy/Savvy oder 35 g/ha Dirigent SX. Gegen Kornblume ist Dirigent SX zu bevorzugen. Weil Broadway nur über das Blatt wirkt, müssen die Unkräuter und Ungräser aufgelaufen sein.
  • Husar wirkt oft nicht mehr ausreichend gegen Windhalm. Gegen Rispe erzielt es aber eine sehr gute Leistung. Eine Kombination aus Broadway + Husar Plus (jeweils plus Netzmittel) bzw. im Weizen aus Broadway + FHS + Lentipur 700 hat sich auf Standorten mit starkem Windhalm- und Rispendruck bewährt.
  • Sind die ALS-Hemmer verbraucht, bleibt nur Axial 50. Mischungen mit anderen Herbiziden sind auf diesen Standorten abzulehnen. Darunter kann die Gräserwirkung erheblich leiden. Unkräuter bzw. Unkräuter + Rispen können Sie vorzugsweise vorab mit Artus bzw. Husar Plus bekämpfen.


Falls Sie im Herbst behandelt haben und es im Frühjahr in erster Linie um übriggebliebene Unkräuter geht, gilt folgende Empfehlung (siehe Übersicht 3):


  • Vegetationsbeginn, das Getreide ist in der Bestockung: Nach Herbstvorlage mit Herold SC, Bacara Forte oder Trinity ist zum Teil noch eine Nachbehandlung gegen Klette, Kamille, Kornblume, Ausfallraps, Storchschnabel oder Hundskerbel erforderlich. In gut entwickelten Beständen hat sich gegen diese Restunkräuter ein früher Einsatz bewährt.


Gegen Klette, Kamille, Raps, Mohn und Kornblume haben sich Saracen, Biathlon 4D + Dash und Zypar bewährt. Primus Perfect ist zu bevorzugen, wenn der Besatz mit Kornblume oder Kamille sehr hoch ist. Pointer Plus wirkt im Vergleich zu Saracen auch gegen Hundskerbel und Storchschnabel. Bekämpfen Sie diese beiden Arten unbedingt frühzeitig!


  • Mitte April bis Mitte Mai, Getreide in der Schossphase bis Fahnenblattstadium: Spielen Hundskerbel oder Storchschnabel keine Rolle und ist das Getreide noch weit vom Bestandesschluss entfernt, sind spätere Behandlungstermine im Vorteil. So lassen sich mit Anwendungen zum 2. Knotenstadium des Getreides auch im Frühjahr auflaufende Sommerunkräuter bekämpfen. Neben Melde und Gänsefuß sind dies vor allem Floh-, Winden- und Vogelknöterich.


Tritt nur Melde oder Gänsefuß auf, reichen bei Temperaturen über 18°C rund 0,5 l/ha U 46 M-Fluid aus. Geht es auch um Disteln, sollte die volle Menge von 1,5 l/ha zum Einsatz kommen.


Klette, Windenknöterich und Vogelmiere sind u.a. mit Tomigan 200 gut bekämpfbar. Pixxaro wirkt zudem gegen Gänsefuß, Taubnessel und Erdrauch. Bei zusätzlichem starken Besatz mit Vogelknöterich, Ampfer, Kamille, Kornblume und Ausfallkartoffeln ist dagegen Ariane C zu bevorzugen. Gegen Kartoffeln oder Disteln sind 1,4 l/ha erforderlich. Weil Ariane C und Tomigan 200 Melde und Gänsefuß nicht erfassen, sollte man bei stärkerem Besatz jeweils 0,4 l/ha U 46 M-Fluid zumischen.


Ein Spezialist gegen Hundskerbel, Hundspetersilie und Storchschnabelarten ist Dirigent SX. Mischen Sie das Produkt bei Bedarf jeweils zu. Sind die Bedingungen günstig, reichen in Kombination mit Ariane C 25 g/ha Dirigent SX aus. Bei starkem Hundskerbelbesatz oder in Mischung mit Tomigan 200 sind 35 g/ha sicherer.


Alle erwähnten Unkräuter lassen sich zudem mit Omnera LQM bekämpfen. Da das Produkt neu ist, sollten Sie es zunächst vorsichtig und nicht als ein Partner komplexer Mischungen nutzen.


Waschküchenwetter ist ideal:

Am besten wirken die Präparate, wenn es feucht und warm ist. Waschküchenwetter ist optimal. Falls in Trockenphasen keine besseren Bedingungen in Sicht sind, empfiehlt es sich, die Spritzung in die frühen Morgenstunden zu verlegen – zumindest solange es taut und sich die Wachsschicht über Nacht etwas löst.


Wer Ariane C, Tomigan 200 oder Omnera LQM in Mischung mit Wachstumsreglern einsetzen will, sollte die Wachstumsreglermenge um 25% reduzieren. Grundsätzlich ist aber in Phasen mit starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht davon abzuraten.


Speziell gegen Trespen empfehlen sich Avoxa, Attribut, Atlantis Flex und Broadway. Wichtig für eine gute Wirkung ist, dass die Ungräser zwei bis drei Blätter gebildet haben. In der Regel erzielen Spritzfolgen die beste Leistung.


So hat sich z.B. eine Vorlage von 60 g/ha Attribut + Hasten (Netzmittel), eingesetzt ab Vegetationsbeginn bewährt. Als Nachlage eignen sich 1,8 l/ha Avoxa oder 330 g/ha Atlantis Flex + 1,0 l/ha FHS oder 220 g/ha Broadway + 1,1 l/ha FHS. Schließen Sie die Spritzfolge spätestens bis EC 30 ab.


Weidelgräser sind in wärmeren Lagen das Problemungras Nr. 1. In der Vegetationsruhe empfehlen sich dafür 1,2 l/ha Traxos oder 1,2 l/ha Axial 50. Ab Vegetationsbeginn können Sie folgende Herbizide nutzen: 1,8 l Avoxa oder 400 bis 500 g/ha Atlantis WG/Niantic/Pacifica Plus + jeweils 0,8 bis 1,0 l/ha FHS oder 0,2 l/ha Husar Plus + 1,0 l/ha Mero oder 220 g/ha Broadway + 1,1 l/ha FHS.


Reduzieren Sie gegen Weidelgräser keinesfalls die Menge und behandeln Sie, wenn die Ungräser mindestens zwei bis drei Blätter gebildet haben.


Kontakt: matthias.broeker@topagrar.com


Kontakt: matthias.broeker@topagrar.com


Die Leistungen und Kosten gängiger Herbizide entnehmen Sie der Übersicht 4 auf den Folgeseiten.


Genauso unterschiedlich wie das Getreide liefen im Herbst auch die Unkräuter und Ungräser auf.Auffällig war, dass die Kräuter stärker und schneller wuchsen als die Gräser. Besonders gut ließ sich dies beim Ausfallraps beobachten.


Der Auflauf von Ackerfuchsschwanz war häufig verhalten. Auf vielen Schlägen konnte man ihn lange Zeit kaum finden. In Regionen mit Niederschlägen von rund 30 mm war das allerdings anders: Hier führte der Regen in Kombination mit zerfallenen Kluten zu einem außergewöhnlich starken Ungrasauflauf.


Im weiteren Wachstumsverlauf zeigte sich, dass die lokalen Schauer für die Keimung und das Wachstum der Ungräser vielfach noch gereicht haben, nicht aber für eine gute Wirkung der Bodenherbizide. Der Winter mag zwar noch etwas „helfen“, aktuell liegen die Wirkungsgrade der Herbsteinsätze aber oft unter 50%.


Resistenzstatus einschätzen:

Flächen mit starkem Ungrasdruck haben meist eine Vorgeschichte. Auf Standorten mit langjährigem Rapsanbau und Einsatz von ACC-ase Hemmern wie Agil-S und Focus Ultra, wirken Axial 50, Traxos oder Sword oft nur noch wenig oder gar nicht mehr. Atlantis WG als ALS-Hemmer kann hingegen noch wirksam sein.


In Maisfruchtfolgen mit häufiger Anwendung der ALS-Hemmer Cato, Motivell oder Maister Power fällt hingegen Atlantis WG als wirksames Werkzeug eher aus. In diesen Fällen erreichen Axial 50, Traxos oder Sword oft noch Wirkungsgrade von mehr als 90%.


Generell ist es schwierig, den Resistenzstatus einer Fläche einzuschätzen. In der Übergangsphase von Minderwirkung zu Resistenz kann eine schlechte Wirkung auch an ungünstigen Bedingungen während der Maßnahme liegen. Ein Beispiel: Im letzten Jahr kam Atlantis oft erst im April zum Einsatz. Weil die Ungräser zu dieser Zeit bereits sehr groß waren, reichte die Wirkung häufig nicht aus. Behandlungen im Februar – wovon es witterungsbedingt nur wenige gab – führten dagegen zu guten Bekämpfungserfolgen. Vor allem auf diesen Übergangsstandorten ist es wichtig, den optimalen Herbizidtermin zu treffen.


Falls sich auf Ihrer Fläche trotz guter Bedingungen bereits seit Jahren keine gute Wirkung mehr erzielen lässt, sind weitere Anläufe nicht sinnvoll. Es gilt:


  • Auf Standorten, auf denen Maister power nicht mehr wirkt, ist ein Einsatz von Atlantis WG aussichtslos.
  • Eine Maßnahme mit Axial 50, Traxos oder Sword kann man sich auf Flächen sparen, auf denen Focus Ultra verschlissen ist.


Doch was ist auf diesen Problemflächen zu tun? Sind die Böden trocken, lässt sich der Ungrasbesatz durch mehrmaliges Striegeln zum Teil auf ein Maß drücken, dass die Weiterführung der Kultur rechtfertigt. Sind die Erfolgsaussichten des Verfahrens zu gering, ist es besser, sich frühzeitig für den Anbau einer Sommerung zu entscheiden.


Strategien für Standorte ohne Herbizidresistenz


Auf den meisten Standorten funktionieren die verfügbaren Produkte aber noch. Bleibt es trocken, kann es passieren, dass Nachbehandlungen gegen Windhalm nötig sind. In diesen Fällen ist Axial 50 am besten geeignet. In der Regel geht es aber um das Nachbehandeln von Ackerfuchsschwanz auf tonigen Böden. Dazu empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:


  • In der Vegetationsruhe (so früh wie möglich) eignet sich in Wintergerste ebenfalls Axial 50. Im Frühjahr sind 1,2 l/ha zugelassen. Bei Gefahr von Manganmangel, der in erster Linie auf schweren Böden bei Trockenheit vorkommt, sind Kombinationen mit 2,0 l/ha Lebosol Mangan Nitrat + 2,5 kg/ha Epso Combi Top sinnvoll.


In Triticale und Weizen können Sie anstelle von Axial 50 besser mit 1,2 l/ha Traxos oder 0,25 l/ha Sword + 0,5 l/ha Hasten arbeiten. Auch hierbei haben sich Einsätze während der Vegetationsruhe bewährt.


Zu Traxos und Axial 50 belegen Ergebnisse, dass sich die Wirkung durch die Zugabe von 0,75 l Li 700 auf 200 l Wasser um 10% steigern lässt. Verzichten Sie dann jedoch auf die Zugabe von Blattdüngern. Damit Li 700 im Kanister flüssig bleibt, muss die Temperatur im Lager oberhalb von 8°C liegen. Bei der Ausbringung ist leichter Frost aber kein Problem.


  • Mit Vegetationsbeginn im Frühjahr sind gegen Fuchsschwanz die Mesosulfuron-Produkte wie Atlantis WG, Atlantis Flex und Niantic die Mittel der Wahl (siehe Übersicht 1). Am besten wirken sie bei heller, strahlungsreicher Witterung. Kündigt sich diese zu Beginn der Vegetation für etwa fünf Tage an, ist es angeraten, in die beginnende Hochdruckwetterphase zu behandeln. Selbst wenn ein Vegetationsstart im Februar wieder unterbrochen wird, reichen wenige frühlingshafte Tage für sehr gute Wirkungen aus. Im letzten Frühjahr waren auch Temperaturen in der Folgezeit von unter -10°C kein Problem. Die frühen Termine waren in puncto Wirkung und Verträglichkeit besser als Behandlungen ab Mitte März.


Bis einschließlich dem 15. März darf man maximal 400 g/ha Atlantis WG auf drainierten Flächen einsetzen. Ab dem 16. März sind 500 g/ha möglich. Doch es gilt: 400 g/ha am 10. März sind besser als 500 g/ha am 16. März. Verstärken lässt sich die Wirkung – und das zum Teil erheblich – durch die Zugabe von 30 l/ha AHL, 10 kg/ha SSA oder 1,0 l/ha Dash. Die Neuzulassungen Atlantis Flex, Pacifica Plus und Niantic dürfen auf drainierten Flächen grundsätzlich erst ab dem 16.03. eingesetzt werden.


Winterroggen reagiert oft empfindlich auf die Anwendung von Axial 50 oder Traxos. Sehr gut verträglich sind in Roggen hingegen 220 g/ha Broadway + 1,1 l/ha Netzmittel.


Keine Chance für Ausfallraps:

Oft ließ auch die Wirkung der Herbstmaßnahmen gegen Ausfallraps und Ehrenpreis zu wünschen übrig. Gegen beide hilft Broadway sicher.


Bei den Mesosulfuronprodukten emp-fiehlt es sich, bei sehr starkem Besatz mit Efeublättrigem Ehrenpreis 70 g Biathlon 4D + 1,0 l/ha Dash zuzumischen. Dash verstärkt die Wirkung der Kombination und übernimmt somit die Funktion von AHL oder SSA. Stehen Persischer Ehrenpreis, Stiefmütterchen, Storchschnabel oder Hundskerbel im Vordergrund, sind 50 g/ha Pointer Plus als Zusatz besser geeignet. Klette lässt sich mit beiden Produkten sicher erfassen.


Bei geringem Unkrautdruck reicht die Basiswirkung von Atlantis WG oftmals aus. Der Atlantis Komplett Pack, der in Süddeutschland seinen Einsatzschwerpunkt hat, deckt dort in der Regel das relevante Unkrautspektrum ab.

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