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Getreide: Mit Additiven den Beizschutz optimieren

Lesezeit: 6 Minuten

Fungizide Beizen schützen keimendes Getreide vor Krankheiten wie Flugbrand, Schneeschimmel, Schwarzbeinigkeit und Fusarien. Ob Additivzusätze die Wirkung verbessern können, hat die Uni Kiel in neuen Versuchen geprüft.


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Mit der Saatgutbeizung lassen sich viele pilzliche Schaderreger bereits zur Aussaat im Herbst kostengünstig ausschalten. In erster Linie wirken die Mittel gegen samenbürtige Krankheiten. Dazu gehören z.B. Flugbrand an Gerste und Weizen, die Streifenkrankheit der Gerste oder Stängelbrand beim Roggen. Gleichzeitig schützen sie die Keimlinge und jungen Pflanzen in den Wintermonaten vor Krankheiten wie Fusarium, Schneeschimmel, Septoria nodorum und teilweise auch Typhula.


Beizen unter Beschuss:

Weil die Wirkstoffe bei der Saatgutbeizung gezielt an das Korn gelangen, ist sie seit jeher die wirtschaftlich und ökologisch effizienteste Methode gegen Schaderreger. Bei zertifiziertem Getreide sichert dieser vorbeugende Schutz die Saatgutqualität ab und ist somit die Grundlage für konventionelle Anbausysteme. Seit dem Bienensterben im Jahr 2008 in Süddeutschland stehen Beizapplikationen allerdings in der öffentlichen Kritik. Damals verursachten Stäube von insektiziden Beizen einen Bienenunfall. Grund dafür war eine schlechte Beizqualität an Maissaatgut. In der Folge kam es zum Ruhen von Zulassungen.


Um die Einsatzsicherheit von Beizmitteln zu verbessern, hat die Branche in den letzten Jahren neue Mittel entwickelt und Produktformulierungen geändert (z.B. neue Haftsticker). Ein weiterer Weg, um Beizmittel effizienter zu machen, ist der Zusatz von Additiven.


Ob diese Ergänzungsprodukte mögliche Schwachstellen in der Getreidebeizung schließen können, hat die Uni Kiel in umfangreichen Versuchen geprüft. Dabei ging es um folgende Kernfragen:


  • Vermindern Additive den Abrieb von Wirkstoffen vom Saatkorn und damit die Staubentwicklung?
  • Verändern die Zusatzstoffe die Fließ-eigenschaften des Saatguts?
  • Ist die Beizmittelverteilung auf den Körnern mit Additiven besser?


Das Beizen erfolgte im Versuch nach einem festen Protokoll. Alle Varianten wurden mit Wasser auf ein bestimmtes Level angehoben, sodass die applizierte Lösungsmenge immer bei 1 ml/100 g lag. Die Aufwandmengen der geprüften Beizen Rubin TT und EfA wurden nach Herstellerangaben festgelegt (s. Übersicht 1). Die Additive Kantor, Inteco und MaximalFlow wurden mit einer Menge von 40 ml/dt zugegeben.


Weniger Abrieb von Beizmitteln


Reiben gebeizte Saatgutkörner bei der Aufbereitung, beim Transport oder bei der Aussaat aneinander, entstehen Abriebstäube. Doch ist das wirklich so schlimm? Klare Antwort: Ja! Denn der Staub kann neben Schmutz auch kleinste Partikel von Beizmitteln enthalten, die in die Atemwege gelangen können. Ein Eintrag in die Umwelt und Belastungen bei Mensch und Tier sind dadurch möglich. Wichtig ist es daher, das Saatgut zu reinigen und zielgerichtet zu beizen. Das heißt: Das Beizmittel muss an sauberen Saatkörnern stark anhaften.


Generell lässt sich die Abriebstaubmenge messen. Dazu eignet sich der sogenannte Heubach-Test. Bei dem Gerät reiben die Körner aneinander, dabei auftretende Stäube werden gefiltert und die Rückstände ermittelt.


Damit’s besser haftet…

Die mit dem „Heubach-Dustmeter“ ermittelten Ergebnisse zeigen Folgendes: Bei der alleinigen Behandlung des Saatgutes mit den Universalbeizen Rubin TT und EfA (ohne Additiv) waren die Staubmengen durch Abrieb höher als erwartet. Es ist daher davon auszugehen, dass bei herkömmlich gebeiztem Saatgut während der Aussaat auf jeden Fall Stäube entstehen. Je nach Staubvorbelastung der Körner durch die Lagerbedingungen kann die Staubmenge schwanken.


Nach dem Hinzugeben der verschiedenen Additive verringerten sich die Abriebmengen in allen getesteten Kulturen deutlich (siehe Übersicht 2). Wegen der intensiven Haftwirkung ließen sich in allen Getreidearten die Staubmengen um einen zweistelligen Pro-zentbereich reduzieren. Am höchsten fiel die Staubreduktion bei Kantor und Inteco aus, gefolgt von MaximalFlow. Dies war bei den Beizen Rubin TT und EfA in Gerste und Roggen zu erkennen. In lediglich vier Fällen lag die Staubreduktion bei unter 50%, wovon in drei Fällen das Additiv MaximalFlow zum Einsatz kam.


Weil die verbesserte Haftwirkung in allen Kulturen nachzuweisen war, ist davon auszugehen, dass die Wirkung unabhängig von der Kornform und -beschaffenheit besteht. Ebenfalls scheint es für die Wirksamkeit keine Rolle zu spielen, ob eine Spelze vorhanden ist oder nicht.


Besonders gut ließ sich die Haftwirkung des Beizmittels EfA am Roggensaatgut verbessern. Die Staub-emissionen ließen sich mit Kantor und Inteco um über 80% senken. Ebenso war dies am Triticale-Saatgut mit Inteco festzustellen. Bei Rubin TT reduzierte die Zugabe von Kantor den Staubabrieb in Gerste und Roggen um über 75%. Aber auch in den übrigen Kulturen lagen die Staubreduktionen meist bei über 50%.


Dass Additivzusätze auch bei Maissaatgut die frei werdenden Staubmengen deutlich senken, ließ sich im Versuch ebenfalls zeigen. Als Beizmittel kam Poncho Pro mit dem Wirkstoff Chlothianidin zum Einsatz. Wurde nachgebeizt, reduzierte sich die Staubmenge beim Inteco-Zusatz um 63%, bei der Zugabe von Kantor um 72%. Bei einer Anbeizung im Prozess lag die Reduktion durch Inteco bei 71%, durch Kantor bei 58%.


Gleichmäßigerer Saatgutfluss?


Um das Fließverhalten von mit Additiven behandeltem Getreidesaatgut genau beurteilen zu können, kam der so-genannte Revolution-Powder-Analyser zum Einsatz. Anders als bei der Messung nach Zeit, bei der eine bestimmte Saatgutmenge durch einen Trichter läuft, wird das Fließverhalten bei diesem Gerät mit einer rotierenden Trommel optisch erfasst. Es misst den Winkel des angehäuften Getreides und bestimmt damit, wie gut das Saatgut fließt. Je „klebriger“ das Getreide ist, desto größer ist der Winkel. Je kleiner dagegen die entstehenden „Lawinen“ sind, desto besser fließen die Saat-körner.


Mittel mit Pflanzenölen im Vorteil:

Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Zusatz von Additiven unterschiedlich auf das Fließverhalten auswirkt (siehe Über-sicht 3). Das Hinzufügen von MaximalFlow verschlechterte das Fließen des Saatguts gegenüber der alleinigen Beizmittelzugabe sogar. Besonders deutlich war der Effekt in Kombination mit der Beize Rubin TT an Weizen- und Triticalesaatgut zu erkennen. Die Fließfähigkeit ließ dabei um mehr als 50% nach.


Ganz im Gegensatz zu den Pflanzenöl-haltigen Produkten. Mit Kantor ließen sich die Fließeigenschaften bei den meisten Kulturen klar verbessern. Inwieweit Beize und Additiv positiv miteinander reagieren, bestimmen die Eigenschaften der Präparate. In Kombination mit der EfA-Beize war die Leistung der Additive in puncto Fließfähigkeit höher als bei Rubin TT. Zu bedenken ist, dass beim Versuch – entsprechend der Praxis – nur trockenes Saatgut verwendet wurde. Ist es nass, ändert sich das Fließverhalten.


Dass sich Pflanzenöl-haltige Produkte gut zur Oberflächenbeschichtung eignen, zeigen auch Erfahrungen aus dem Farb- und Coating-Bereich. Das Fettsäuremuster dieser Mittel bildet ein Netz aus ungesättigten Fettsäuren. Dies ist als „Drying“ bekannt und ein ausschließlich Pflanzenöl-spezifisches Phänomen.


Diese Erkenntnis könnte auch eine Hilfe für Beizanlagenbetreiber sein, besonders für diejenigen, die Anlagen mit Rücktrocknungs-Systemen betreiben.

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