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Getreide: Ohne Resistenzgefahr gegen Ungräser

Lesezeit: 9 Minuten

Bekämpfen Sie Ungräser mit einer Kombination aus Ackerbau- und Herbizidmaßnahmen. Wenn Sie die Wirkstoffe über die Fruchtfolge wechseln, senken Sie zudem das Resistenzrisiko. Empfehlungen geben Lars Beke-Bramkamp und Dr. Bernhard Werner, LWK Niedersachsen.


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Eine optimale Pflanzenschutzstrategie beginnt bereits bei der Saat. Denn neben dem Herbizideinsatz spielen vor allem der Saattermin, die Fruchtfolge und die Bodenbearbeitung eine entscheidende Rolle bei der Unkrautkontrolle. Die Gründe: Bei früher Saat können sich die Ungräser und Unkräuter über einen langen Zeitraum entwickeln. Das gilt insbesondere in den immer öfter auftretenden milden Wintern. Enge Getreidefruchtfolgen selektieren zudem bestimmte Unkrauttypen heraus, die oft schwerer bekämpfbar sind.


Notwendig ist ein gutes Herbizidmanagement besonders bei konservierender Bodenbearbeitung. Dies fängt schon bei der Ernte der Vorfrucht an. So sollte man bereits bei der Getreideernte unbedingt auf eine gleichmäßige Strohverteilung achten. Je mehr Ernterückstände auf der Oberfläche verbleiben und je ungleichmäßiger diese verteilt sind, desto „verzettelter“ ist der Ungras- und Unkrautauflauf. Bei der Saat ist eine gleichmäßige Tiefenablage und ein feinkrümeliges Saatbett wichtig. Gelingt dies, sind die Voraussetzungen für einen verträglichen Herbizideinsatz bei guten Wirkungsgraden gegen die Schadgräser gegeben. Zusätzlich sorgt ein homogener Feldaufgang dafür, dass die Kultur zügig bei der Unkrautunterdrückung mithelfen kann.


Problematisch sind zurzeit die zunehmenden Resistenzen bei Ackerfuchsschwanz, Windhalm und auch Kamille. Um diese Kandidaten dennoch in Schach zu halten, ist es nötig, die richtige Strategie für jeden einzelnen Schlag auszuwählen.


Gibt’s was Neues?

Wirkliche Neuheiten sind in der Palette der Herbstherbizide nicht am Markt. Neu zugelassen wurde Carpatus SC. Es enthält 400 g/l Flufenacet sowie 200 g/l Diflufenican und entspricht damit dem bekannten Herold SC. Bei Einsatz von 90% abdriftmindernden Düsen liegt der Gewässerabstand allerdings bei 15 m. Die maximale Menge beträgt 0,6 l/ha in Winterweizen, -roggen, -triticale und Dinkel.


Zudem ist das Herbizid Sempra mit 500 g/l Diflufenican für die Herbstbehandlung erhältlich. Mit 90% abdriftmindernden Düsen sind 10 m Abstand zu Gewässern einzuhalten. Das Mittel lässt sich in Winterweizen, -gerste und -roggen mit 0,375 l/ha von EC 10 bis EC 29 einsetzen.


Ein weiterer Baustein in Herbizidstrategien könnte das neu zugelassene Fence sein. Das rein Flufenacet-haltige Mittel mit 480 g/l Wirkstoff ist in Winterweizen und -gerste von EC 00 bis 23 zugelassen. Die maximale Aufwandmenge liegt bei 0,5 l/ha. Zu Gewässern ist der länderspezifische Mindestabstand einzuhalten.


Wirkstoffklassen wechseln!

Neue Wirkstoffklassen sind demnach nicht in Sicht. Weil lediglich neue Mittel mit bekannten Wirkstoffen zur Verfügung stehen, ist es notwendiger denn je, den Herbizideinsatz auf der Fläche über die gesamte Fruchtfolge zu planen. Setzen Sie resistenzgefährdete Gruppen, wie die ALS-Hemmer (HRAC-Klasse B), möglichst nur einmal in der gesamten Fruchtfolge ein (siehe Übersicht 1).


Grundsätzlich unterscheidet man bei den Resistenzen zwischen der metabolischen und der Target-Site-Resistenz (Zielortresistenz). Während bei der metabolischen Resistenz die Wirkstoffe durch höhere Aufwandmengen und häufigere Einsätze noch wirksam sind, ist das bei „Target-Site“ nicht der Fall. Bei diesem Resistenztyp beeinflusst die Aufwandmenge den Wirkungsgrad häufig nicht mehr. Das liegt daran, dass sich der Wirkort – z.B. im Ungras – so verändert hat, dass das Herbizid an dieser Bindungsstelle nicht mehr aktiv sein kann.


Um Resistenzen möglichst lange hinauszuzögern, empfiehlt sich ein konsequenter Wirkstoffwechsel. Wie hoch das Resistenzrisiko der Wirkstoffe zwischen den jeweiligen HRAC-Gruppen ist, entnehmen Sie wiederum der Übersicht 1 auf Seite 68. Wer den Wirkmechanismus in den Kulturen seiner Fruchtfolge oft ändert, hat die besten Chancen, Resistenzproblemen aus dem Weg zu gehen.


Generell sind Herbstbehandlungen ein wichtiger Baustein im Resistenzmanagement, da die Ungräser und Unkräuter zu dieser Zeit noch klein und leichter zu bekämpfen sind. Richten Sie die Behandlungsstrategie unbedingt nach der Verungrasung/-krautung auf Ihrer Fläche aus. Bei feuchten Böden bietet sich im Wintergetreide der Einsatz von Bodenwirkstoffen im Vor- bis frühen Nachauflauf an. Bei zeitigen Einsätzen im Nachauflauf sollte man eine Kombination aus boden- und blattaktiven Wirkstoffen wählen.


Bei starker Verungrasung kann eine frühe Vorlage mit bodenaktiven Produkten gefolgt von einer Nachlage im Spätherbst mit blattaktiven Mitteln sinnvoll sein. Gegen schwer bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz sollten wenig resistenzgefährdete Wirkstoffe, wie Prosulfocarb (HRAC-Klasse N) im Boxer/Filon, zum Einsatz kommen. Dasselbe gilt für Windhalm. In die-sen Fällen darf Flumioxazin (HRAC-Klasse E), enthalten z.B. in Sumimax, in der Strategie nicht fehlen.


Strategien für Windhalm-Flächen


Wie wichtig es ist, zwischen den einzelnen Wirkstoffgruppen innerhalb der Fruchtfolge zu wechseln, zeigt ein Herbizidversuch (siehe Übersicht 2). Dargestellt ist die Leistung verschiedener Herbizide gegen ALS- und ACCase-resistenten Windhalm auf derselben Fläche über drei Jahre. Die Weizensaat erfolgte jeweils von Mitte bis Ende Oktober. Der erste Herbizidtermin lag im frühen Nachauflauf. Die Ergebnisse:


Mit 1,0 l/ha Bacara forte, 0,4 l/ha Herold SC und einer Mischung aus 0,6 l/ha Alliance + 2,0 l/ha Boxer (2-jähr. Ergebnis) ließen sich gute Wirkungsgrade mit geringen Schwankungen in den drei Jahren erzielen. Auch Trinity (Chlortoluron + Diflufenican + Pendimethalin) wirkte gut. Falkon (2-jähr. Ergebnisse) und das neu zugelassene Produkt Viper Compact (Falkon + Florasulam, 1-jähr. Ergebnis) zeigten dagegen aus Resistenzgründen schwächere Wirkungen von ca. 75 bis 78%.


Die Frühjahrsbehandlung mit Broadway + FHS erreichte gegen Windhalm nur noch einen Wirkungsgrad von rund 50% – dies bestätigt eindeutig die Resistenz gegenüber den ALS-Hemmern. Fazit: Der Versuch belegt klar, dass der Wirkstoff Flufenacet im Herbst der Grundstein für die Bekämpfung von Windhalm im Wintergetreide ist.


Tipps für Ihre Flächen:

Um Herbizidschäden vorzubeugen, sollten Sie bei der Aussaat auf eine Ablagetiefe der Saatkörner von mindestens 2 bis 3 cm achten. Vor allem Winterroggen reagiert schnell mit Verträglichkeitsproblemen.


Setzen Sie Bodenherbizide wie 0,8 bis 1,0 l/ha Bacara forte oder 0,3 bis 0,4 l/ha Herold SC oder 2,5 l/ha Malibu bis spätestens zum 2-Blattstadium des Getreides bei genügend Bodenfeuchtigkeit ein (siehe Übersicht 3). Der Windhalm darf nicht zu weit entwickelt sein, weil sonst die Wirkung deutlich abfällt.


Unkräuter wie Ackerstiefmütterchen, Ehrenpreis-Arten, Kamille, Taubnessel und Vogelmiere bekämpfen diese Mittel ebenfalls gut. Ist eine zusätzliche Wirkung gegen Kornblume nötig, bietet sich eine Mischung aus 0,3 l/ha Herold + 1,5 l/ha Trinity an. Spielt Storchschnabel eine Rolle, hat sich eine Mischung aus 2,5 l/ha Malibu + 0,09 kg/ha Absolute M bewährt (nicht in Wintergerste!!).


Eine gute Möglichkeit gegen Windhalm und eine breite Mischverunkrautung ist der frühe Einsatz von 0,06 kg je ha Alliance/Acupro + 3,0 l/ha Boxer/Filon. Das Herbizid Sumimax ist im Hinblick auf das Resistenzproblem ein wichtiger Baustein, da es zu der sehr gering resistenzgefährdeten HRAC-Klasse E gehört. Kombiniert mit Herold SC zeigt das Mittel ebenfalls eine gute Leistung gegen Windhalm und viele Unkräuter. Kostengünstige Behandlungen mit dem altbekannten Wirkstoff Isoproturon, der z.B. im Arelon flüssig enthalten ist, sind in diesem Herbst nicht mehr möglich. Die Aufbrauchfrist endet am 30.9.2017.


Tipps für Fuchsschwanz-Standorte


Gegen Ackerfuchsschwanz sind ebenfalls die Flufenacet-haltigen Produkte ein wichtiger Baustein. Weil sich das hartnäckige Ungras häufig schwieriger ausschalten lässt als Windhalm, dienen sie im Herbst oft nur als Vorlage. Die vollen Wirkungsgrade erreicht man dann durch eine Folgespritzung mit vorrangig blattaktiven Produkten im Spätherbst oder Frühjahr.


Falls Sie auf Ihren Flächen noch keine Wirkprobleme festgestellt haben, eignet sich in Winterweizen und -roggen eine kostengünstige Mischung aus 0,01 kg je ha Lexus + 0,09 kg/ha Absolute M + 1,5 bis 2,0 l/ha Boxer, eingesetzt in EC 12/13 des Getreides (siehe Übersicht 4). Alternativ haben sich 0,3 l/ha Herold bzw. 2,5 l/ha Malibu, jeweils kombiniert mit 0,02 kg/ha Lexus bewährt (auch in Wintertriticale zugelassen). Sollte die Wirkung dieser Herbstherbizide nicht ausreichen und im Frühjahr eine Nachbehandlung notwendig sein, empfiehlt sich Folgendes: Weil die Kombinationen Sulfonylharnstoffe enthalten, darf möglichst kein weiteres Produkt der HRAC-Klasse B zum Einsatz kommen.


Als Sulfonylharnstoff-freie Möglichkeit bietet sich im Herbst eine Tankmischung aus 0,3 l/ha Herold + 1,2 l/ha Traxos an. Weil Traxos blattaktiv ist, muss der Fuchsschwanz bei der Behandlung aufgelaufen sein.


Ist der Druck mit Ackerfuchsschwanz auf Ihren Flächen sehr hoch, ist eine Nachbehandlung im Spätherbst oder Frühjahr in jedem Fall erforderlich. Um die blattaktiven Produkte zu entlasten, empfiehlt sich aber unbedingt die Vorlage von Bodenherbiziden. Möglich sind z.B. das Cadou forte Set (0,3 l/ha + 0,75 l/ha) oder 0,6 l/ha Herold SC oder 4,0 l/ha Malibu. Nur im Winterweizen eignet sich auch eine Mischung aus 0,6 l/ha Herold SC + 2,0 l/ha Boxer. Die Zugabe von Boxer (HRAC-Klasse N) erhöht den Wirkungsgrad zusätzlich. Allerdings ist es möglich, dass die Weizenbestände dadurch leicht aufhellen.


Fuchsschwanz wegackern?

Einige Landwirte bekämpfen hartnäckigen Ackerfuchsschwanz mit folgender Strategie: Zunächst regen sie mit einer flachen Stoppelbearbeitung die Keimung des Ungrases an. Nach dem Auflaufen erfolgt eine erneute Bodenbearbeitung, um die erste Auflaufwelle zu bekämpfen. Kurz vor der Saat kann dann ein nicht selektives Herbizid, wie z.B. Glyphosat, zum Einsatz kommen. Dies reduziert nochmals die Ackerfuchsschwanzdichte und den Druck auf die folgenden Getreideherbizide.


Dieses Verfahren eignet sich vor allem vor Wintergerste, da die Mittelauswahl in dieser Kultur eingeschränkt ist. Um den „Restfuchsschwanz“ aus der Gerste zu putzen, bietet sich eine Mischung aus 0,3 l/ha Herold SC oder 2,5 l/ha Malibu + 0,9 l/ha Axial, eingesetzt in EC 12/13 der Gerste an. Berücksichtigen Sie auch in diesem Fall, dass Axial rein blattaktiv ist und die Ungräser somit aufgelaufen sein müssen.


Sicherer und flexibler ist sicherlich ein Splitting mit z.B. Herold im frühen Nachauflauf und eine Nachlage von Axial im Spätherbst. Bei optimalen Behandlungsbedingungen sind mit dieser zweimaligen Anwendung die besten Wirkungsgrade zu erreichen.-mb-

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