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Getreide stabil halten

Lesezeit: 11 Minuten

Nicht zu viel und nicht zu wenig – bei zunehmenden Wetterkapriolen wird der Einsatz von Wachstumsreglern immer kniffeliger.


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Wegen der trockenen und sonnigen Witterung war Lager im Getreide in den letzten beiden Jahren kaum ein Thema. Hitze und Trockenheit führten zu einer guten natürlichen Standfestigkeit, bei Wachstumsreglereinsätzen war somit Fingerspitzengefühl gefragt. Rückblickend betrachtet waren die meisten Maßnahmen verträglich. Lediglich Roggen reagierte auf leichten Böden mit Ertragsverlusten.


Die Standfestigkeit des Getreides lässt sich zwar durch die Sortenwahl und Düngeintensität beeinflussen. Dennoch bleibt die Witterung die größte Unbekannte und stellt die Anbauer in jedem Jahr vor große Herausforderungen.


Neues für die Saison


Zur kommenden Saison 2020 wird es keine neuen Wirkstoffe, aber neue Produkte geben. Shortcut XXL mit 720 g/l Chlormequat-Chlorid erweitert das Portfolio der CCC-Produkte. Damit ist neben Manipulator/Gexxo ein weiterer „CCC-Wachstumsregler“ mit einer Gerstenzulassung am Markt. Dass sich die Produkte mit gleicher Aufwandmenge anwenden lassen, zeigen Versuche der LWK Nordrhein-Westfalen.


Die Palette der Trinexapac-Produkte erweitert sich 2020 um das Mittel Terplex, mit 200 g/l Wirkstoff. Die neue Formulierung soll die Aufnahme des Wirkstoffes in die Pflanze fördern. Zu berücksichtigen ist, dass die Wachstumsregler Moddevo/Moddus Start nicht mehr überall vertrieben werden.


Ebenfalls neu ist Fabulis mit dem Wirkstoff Prohexadion. Sowohl zu Terplex als auch zu Fabulis liegen noch keine Versuchsergebnisse vor. Alle Mittel finden Sie unter www.topagrar.com/wachstumsregler2020


Wie gut haben sich die Bestände entwickelt?


Nach langer Trockenheit kamen zum Monatswechsel September/Oktober die ersehnten Niederschläge. Je nach Intensität und Boden führten sie zu einer Pause bei der Bestellung. Ab Mitte Oktober ließ sich die Getreideaussaat in den meisten Regionen fortführen.


Wegen der feuchten Böden und noch milden Temperaturen liefen die Getreidebestände in der Regel zügig und gleichmäßig auf. Die anhaltende milde und feuchte Winterwitterung ließ die Bestände bis in den Februar hinein wachsen. Weizen ergrünte im Januar teils deutlich. Dennoch sind nur wenige Bestände überwachsen, was vor allem den späteren Saatterminen zuzuschreiben ist. Die meisten Bestände sind passend entwickelt und vital.


Strategien für Ihren Weizen


Weizen lässt sich oft mit einer zweimaligen Behandlung standfest halten. Wichtig ist aber, flexibel zu reagieren. Je nach Bestand und Witterung kann es sinnvoll sein, auf eine Maßnahme zu verzichten oder eine dritte „Notspritzung“ durchzuführen.


Mit der ersten Regulierung in der Bestockung (EC 25 bis 30) legt man die Basis für die spätere Halmstabilität im unteren Bereich. Zu dieser Zeit reicht die Wasserversorgung oft noch aus und die Temperatur ist moderat – das macht die Maßnahme verträglich.


Auch zu diesem frühen Zeitpunkt gilt: Witterung und Wüchsigkeit gehen vor Termin. Richtige Behandlungstermine reichen von Mitte bis Ende der Bestockung. Wichtig ist dabei, eine wüchsige Phase zu treffen – nicht nur am Behandlungstag sollte wüchsige Witterung vorherrschen. Günstig ist entweder helles, sonniges Wetter bei auch kühlen Temperaturen um 10°C oder trübe, bedeckte Witterung, dann aber mit mehr als 14°C und milden Nächten.


Planen Sie zur ersten Behandlung Aufwandmengen um 1,25 l/ha CCC mit einer Anpassung um +/- 0,3 l/ha ein. Richten Sie die Zu- oder Abschläge bei der Aufwandmenge stärker an der Bestandesdichte und Witterung aus, als an der sortenspezifischen Standfestigkeit. Erst zur zweiten Behandlung spielen die Sortenunterschiede in puncto Standfestigkeit eine größere Rolle. Empfehlungen entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 66.


Eine andere Strategie empfiehlt sich in lageranfälligen Sorten wie Elixer oder Argument, vor allem wenn sie bereits überwachsen aus dem Winter kommen. Dann ist eine stärkere Einkürzung erforderlich. Platzieren Sie in diesen Fällen die erste Maßnahme erst Ende der Bestockung bis Anfang Schossen (EC 29 bis 30) und ergänzen Sie CCC mit einem Trinexapac (z.B. Moddevo ab EC 25, Modan/Flexa/Vitago ab EC 29, Moxa ab EC 30) oder Prodax. Eine Wuchsregulierung und Halmfestigung in der Zeit der beginnenden Streckung mit intensiver Zellbildung ist dann besonders effektiv. Wichtig ist, die mittleren Aufwandmengen von 0,8 bis 1,25 l je ha CCC + 0,1 bis 0,25 l/ha Moddevo/Prodax unbedingt an die Witterung anzupassen. Andernfalls kann die Wirkung bei warmer Temperatur und trockenen Böden schnell überziehen. Ob nach dieser kombinierten Vorlage noch eine Nachlage erforderlich ist, entscheidet wiederum die Witterung.


Die zweite Behandlung sollte man flexibel ab der frühen Schossphase platzieren. Bei dieser Maßnahme beeinflusst die sortenbedingte Standfestigkeit die Wachstumsreglerintensität stärker. Zudem bestimmen äußere Faktoren die natürliche Standfestigkeit, sodass Sie je nach Situation die Aufwandmenge der Nachlage anpassen müssen. So führt trockenes, sonniges und helles Wetter zu einer guten natürlichen Standfestigkeit. Feuchte, schwüle und wüchsige Witterung sowie eine hohe Stickstoffnachlieferung mindern sie hingegen.


Unter letzt beschriebenen Bedingungen empfiehlt es sich, den zweiten Wachstumsreglereinsatz zeitig in EC 31 bis 32 durchzuführen. Denn dann bauen die Maßnahmen wirksam aufeinander auf und es lässt sich eine bessere Einkürzung und Festigung der unteren Internodien erreichen. Für diese Maßnahme eignen sich mit zunehmender Einkürzungsleistung CCC solo, gefolgt von CCC + Moddus bzw. CCC + Prodax. Hinweise zu Aufwandmengen, abhängig von der Sorte, finden Sie ebenfalls in Übersicht 1.


Sollte im April und Mai, wie in den letzten beiden Jahren, eher trockenes und sonniges Wetter vorherrschen, fördert dies die natürliche Standfestigkeit. Falls darüber hinaus die Stickstoffnachlieferung nicht zu hoch ist und die Bestände bis dahin nicht zu üppig gewachsen sind, können Sie die Wachstumsreglernachlage in der Schossphase nach hinten schieben. Die Maßnahme empfiehlt sich dann zum optimalen Fungizidtermin.


Mit Gexxo/Manipulator sind CCC-Kombinationen nun auch über EC 32 hinaus anwendbar. Nach EC 31/32 hat sich auch der Einsatz von Medax Top oder Prodax bewährt. Vorsicht ist jedoch bei warmem Wetter geboten. Während bei mäßigen Temperaturen und ausreichend Feuchtigkeit auf guten Böden 0,6 l/ha Medax Top + 0,6 kg/ha Turbo zum Einsatz kommen müssen, reichen bei hohen Temperaturen 0,35 l je ha Medax Top+0,35 kg/ha Turbo aus. In Spätsaaten ist die Wachstumsreglerstrategie grundsätzlich dieselbe. Allerdings reichen reduzierte Aufwandmengen oft, da der Weizen wegen der kürzeren Vegetationszeit auf natürliche Weise nicht so dicht und lang wird.


In der Regel werden diese beiden Maßnahmen ausreichen, um Ihren Weizen zu stabilisieren. Wirken die Bestände nach ein- bis zweimaliger Vorlage dennoch wackelig zu EC 37, können Sie mit Medax Top oder Prodax noch die Notbremse ziehen. Solche Situationen können eintreten, wenn z.B. spät einsetzende Niederschläge eine starke Mineralisation nach sich ziehen.


Diese späten Einsätze kürzen erfahrungsgemäß optisch stark ein. Hauptsächlich beeinflussen sie aber die Länge des letzten Halmabschnittes mit der Folge, dass die Ähren weniger weit nach oben schieben. Einfacher gesagt: Die Ähre sitzt näher am Fahnenblatt.


So bleibt Triticale stehen


Wegen der hohen Auswuchsgefahr ist Lager in Triticale besonders gefürchtet. Die aktuell empfohlenen und angebauten Triticalesorten sind jedoch gut standfest, wodurch ein intensiver Einsatz von Wachstumsreglern oft nicht erforderlich ist. Mit ein bis zwei Behandlungen lassen sich die Bestände in der Regel ausreichend stabilisieren, wobei die erste Maßnahme die wichtigere ist.


Führen Sie die erste Spritzung zum Ende der Bestockung mit einem reinen CCC-Produkt durch. Bei Trockenheit reicht vielfach 1,0 l/ha CCC aus, während man in dichten Beständen auf guten Böden 1,5 l/ha einsetzen sollte.


In lageranfälligen Sorten (z.B. Cosinus, Tulus), in sehr üppig entwickelten Lombardo-Beständen oder auf nachlieferungsstarken Standorten können Sie – ähnlich wie im Weizen – dem CCC zur Wirkungsverstärkung ein Trinexapac-Produkt mit 0,1 bis 0,15 l/ha zumischen. Früh vor EC 31 sind in Triticale die Produkte Moddevo, Flexa, Modan oder Prodax zugelassen. Nach effektiver Vorlage muss nicht pauschal eine zweite Einkürzung erfolgen. In trockenen Frühjahren können Sie in sehr standfesten Sorten bei nicht überzogener Bestandsdichte darauf verzichten.


Auf besseren Standorten bzw. in dichten Beständen kann aber einezweite Behandlung notwendig sein. Ab EC 37 bis spätestens EC 49 können Sie dann, abhängig von der Temperatur, 0,2 bis 0,5 l/ha Cerone 660/Camposan nachlegen. Weitere Empfehlungen, abhängig von der Sorte, finden Sie in Übersicht 2.


Damit Ihre Gerste nicht wegknickt…


Wintergerste sollte man in EC 31/32 einkürzen. Dieses Entwicklungsstadium genau zu treffen, ist bei Gerste wichtig. Denn Maßnahmen deutlich vor der Streckungsphase wachsen sich ohne zeitige Nachbehandlung wieder aus und verspätete Einsätze wirken nicht stark genug auf die unteren Internodien.


Achten Sie zudem auf ausreichend wüchsiges Wetter während der Behandlung. Als Witterungseckdaten können Sie dabei Temperaturen von mindestens 12°C (bei sehr intensiver Einstrahlung auch mehr als 10°C) zum Zeitpunkt der Behandlung und für mindestens fünf Tage danach annehmen. Einsätze in einer kurzen Warmphase von wenigen Tagen und danach anhaltend kühle Temperaturen machen die Wirkung dagegen unkalkulierbar.


Der Standardwirkstoff für die erste Wuchsregulierung von Wintergerste ist Trinexapac-ethyl. Standort- und sortenabhängig empfehlen sich Aufwandmengen von 0,3 bis 0,6 l bzw. kg/ha Moddus/Prodax. Gexxo/Manipulator/ Shortcut XXL können Sie als reine CCC-Produkte zumischen. Dabei entsprechen 0,5 l/ha Gexxo+0,3 l bzw. kg je ha Moddus/Prodax in etwa der Wirkung von 0,5 l/ha Moddus. Vorteil der Kombination ist, dass man sie auch bei etwas geringeren Temperaturen einsetzen kann. Zudem sind CCC-Kombinationen unter kritischen Bedingungen (z.B. trockene Sandstandorte, flachgründige Böden) verträglicher. Soloeinsätze von CCC reichen in Gerste aber nicht aus.


In stark lagergefährdeten Sorten wie Lomerit oder in üppigen Beständen mittelstandfester Sorten kann eine Kombination aus Moddus plus Camposan zum ersten Termin in EC 32 die Wirkung verstärken. Alternativ eignet sich für derartig frühe, davon wachsende Gerstenbestände der frühzeitige Einsatz von 0,35 l/ha Moddevo/Moddus Start/Terplex gegen Ende der Bestockung. Das setzt natürlich voraus, dass im sehr zeitigen Frühjahr günstige Wachstums- und Einsatzbedingungen vorherrschen. Zusätzlich müssen Sie eine weitere Überfahrt in Kauf nehmen. Eine Nachbehandlung in der Schossphase sichert dann die Wirkung ab.


Wer witterungsbedingt die erste Wuchsregulierung erst später nach EC 32 platziert hat, kann Medax Top mit seiner schnellen Wirkung nutzen. Die passende Aufwandmenge hängt stark von den Bedingungen ab. So können 0,4 l/ha Medax Top+0,4 kg/ha Turbo bei Temperaturen über 20°C oder bei knappen Wasservorräten den gleichen Stabilisierungseffekt erreichen, wie 0,8 l je ha Medax Top + 0,8 kg/ha Turbo bei kühlen 13°C.


Insbesondere in den letzten Jahren wurde über die Nachlage von Camposan die Einkürzung letztendlich abgesichert. Nur auf sehr leichten Standorten und bei anhaltender Trockenheit sollte man aus Verträglichkeitsgründen darauf verzichten.


Das Ethephon im Camposan wirkt mit zwei bis vier Tagen recht kurz. Zudem ist die Leistung stark temperaturabhängig. Einsätze sind erst ab 14°C sinnvoll. Die Aufwandmengen von Camposan sollten temperatur-, sorten- und bestandsabhängig bei 0,2 bis 0,6 l je ha liegen. Generell ist es als Nachlage in EC 37 bis 49 das Mittel der Wahl.


Bleibt es jedoch eher kalt, können Sie alternativ auf Medax Top oder Prodax bis EC 39 zurückgreifen. Die Aufwandmengen liegen bei 0,3 kg/ha Prodax oder 0,4 l/ha Medax Top. Diese Alternativpräparate wirken jedoch deutlich geringer auf das Ährenknicken. Der positive Einfluss von Camposan auf das Ährenknicken zeigte sich im Jahr 2018 in zwei Versuchen in unterschiedlichen Sorten. Weitere Wachstumsreglerstrategien für Gerste, abhängig von der Sorte, finden Sie in Übersicht 3.


Feste Basis für Roggen


Legen Sie im Roggen viel Wert auf eine optimale Einkürzung. Insbesondere bei dieser Kultur liegt das nötige Maß oft nahe an „zu viel“. Denn Roggen reagiert schnell empfindlich auf Wachstumsregler, nicht zuletzt, weil er überwiegend auf trockenen Standorten steht.


Stimmen Sie die Aufwandmenge immer kurzfristig auf die jeweilige Situation (Witterung, Wasserversorgung) ab. In der Regel lässt sich mit zwei Wachstumsreglereinsätzen die Standfestigkeit absichern.


Platzieren Sie den ersten Wachstumsregler in die frühe Schossphase (EC 31 bis 33). Geeignet sind Kombination aus CCC + Moddus oder CCC + Prodax. Die Prodax-Kombination hat in einer kühleren Witterungsphase Vorteile. Vorsicht ist auf leichten Standorten und bei Trockenheit geboten. Reduzieren Sie in diesen Fällen die Aufwandmengen deutlich.


Als absichernde Nachlage um EC 39 bis 49 hat sich Camposan mit 0,2 bis 0,7 l/ha bewährt und sollte bevorzugt zum Einsatz kommen. Denn das Mittel ist wegen der kurzen Wirkungsdauer gut zu kalkulieren. Nur wenn die Temperaturen für Camposan grenzwertig sind (14°C werden kaum erreicht), empfiehlt es sich, in der kühleren Phase alternativ 0,3 bis 0,35 kg/ha Prodax oder eine Kombination aus 0,25 l/ha Camposan + 0,1 bis 0,15 l/ha Moddus zu wählen.


Weil Roggen nach dem Ährenschieben generell noch einmal kräftig in die Höhe wächst, ist die Camposan-Nachlage für die letztendliche Einkürzung wichtig. Sollte aber auf Sandböden bei anhaltender Trockenheit deutlicher Wasserstress auftreten, ist es besser, auf den Einsatz zu verzichten. Weitere Empfehlungen entnehmen Sie Übersicht 4.


matthias.broeker@topagrar.com


Unsere Autorin


Natascha Droste,LWK Nordrhein-Westfalen

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