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Getreide und Raps: So gelingt der Start

Lesezeit: 18 Minuten

Im Herbst gilt es, die neue Saat optimal versorgt, gesund und mit wenig Schädlingsbefall in die späte Jahreszeit zu schicken. Hier einige Tipps dazu.


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Die Hitzewellen und die regional extrem niedrigen Niederschlagsmengen erschwerten die Rapsaussaat in diesem Jahr enorm. In vielen Fällen war eine ordentliche Saatbettbereitung aufgrund der ausgetrockneten Böden kaum möglich. Einige Anbauer entschieden sich, den Raps später zu säen – teils erfolgte die Aussaat erst um den 10. September.


Die Saat von Getreide ist regional in vollem Gang. Hoffentlich folgt nun maßvoller Niederschlag, der einen guten Auflauf ermöglicht.


Um die Bestände gut an den Start zu bringen, ist es im Herbst wichtig, den Raps und das Getreide optimal mit Nährstoffen zu versorgen. Denken Sie auch an die Kontrolle von Schädlingen und Krankheiten. Unabhängige Experten geben Ihnen Tipps dazu.


Ihr Kontakt zur Redaktion:


matthias.broeker@topagrar.com


Getreide


Ist eine Düngung im Herbst erforderlich?


Die Möglichkeit, das Wintergetreide im Herbst mit Stickstoff zu versorgen, wurde durch die aktuellen Regelungen der Düngeverordnung stark eingeschränkt. Grundsätzlich darf man nur noch Wintergerste nach einer Getreidevorfrucht bis Ende September düngen. In den „Roten Gebieten“ ist die Düngung auch von Gerste grundsätzlich untersagt. Ausgenommen von diesem Verbot sind nur Komposte, Champost sowie Mist von Huf- und Klauentieren.


Dass Wintergetreide nach Blattvorfrüchten im Herbst generell nicht gedüngt werden darf, ist in der Regel kein Problem. Denn in den meisten Fällen besteht auch kein Düngebedarf, weil die Blattfrüchte eine sehr gute Wurzelentwicklung des nachfolgenden Wintergetreides ermöglichen. Darüber hinaus liefern die Erntereste von Raps, Rüben, Körnermais und Leguminosen viele Hauptnährstoffe zurück.


Sobald jedoch Wintergetreide nach Getreide steht, wird die Wurzelbildung behindert. Zudem bindet das Stroh vor allem Stickstoff. Dies führt bei pflugloser Bestellung zu einem hohen N-Düngebedarf – vor allem beim Stoppelweizen. Wer dagegen zur Saat pflügt, kann die Immobilisierung von Stickstoff begrenzen. Gleichzeitig fördert die intensive Bodenlockerung die Mineralisation. Eine Pflugfurche zur Gerste sorgt auf besseren Böden dafür, dass eine N-Düngung im Herbst nicht erforderlich wird.


Auf leichten Böden ist es vielfach allerdings sinnvoll, die Wintergerste im Herbst mit Stickstoff zu versorgen. Meist reichen etwa 20 bis 30 kg N/ha aus. Denken Sie daran, die Herbstgabe im Frühjahr vom Bedarfswert abzuziehen. Führen Sie die Düngung möglichst nach der Aussaat „auf Kopf“ durch. Dies kann im günstigsten Fall mit Diammonphosphat (DAP) erfolgen, um auch den P-Düngebedarf der Gerste abzudecken. Zur Sicherung einer guten Pflanzenentwicklung und Bestockung reichen ca. 30 bis 50 kg/ha Phosphat aus (0,7 bis 1,0 dt/ha DAP).


Eine Phosphatdüngung ist meist auch bei Weizen nach Weizen sinnvoll, besonders wenn die Bodengehalte in B oder im unterem C-Bereich liegen. Für die P-Versorgung eignet sich dann z.B. Triple-Superphosphat (TSP). Bei pfluglosem Anbau von Stoppelweizen können Sie im Herbst auch Kompost oder Champost düngen. Die Maßnahme kann man am besten bereits vor der Saat durchführen, oder aber als Kopfdüngung (direkt nach dem Auflaufen bis Ende Oktober).


Spurennährstoffe nicht vernachlässigen


Neben einer guten Versorgung mit Stickstoff und Phosphat ist es besonders bei Wintergerste wichtig, im Herbst den Spurennährstoff Mangan im Blick zu haben. Ein Mangel ist zu erwarten, wenn auf leichten Böden durch Trockenheit und hohe pH-Werte die Nährstofffreisetzung behindert wird. In diesen Fällen ist eine Blattdüngung angeraten. Führen Sie diese etwa ab dem Beginn der Bestockung ab Ende Oktober durch. Auf Mangelstandorten muss man je nach Pflanzenversorgung mehrfache Behandlungen u.a. mit Mangansulfat oder Mangannitrat einplanen. Wer eine Blattanalyse durchführt, weiß, ob auch andere Nährstoffe im Mangel sind.


Dr. Ulrich Lehrke,


LWK Niedersachsen


Getreide


Keine Chance für Virusüberträger!


Das Ausfallgetreide ist für virusübertragende Blattläuse (Große Getreideblattlaus und Haferblattlaus) das wichtigste Reservoir für Gelbverzwergungsviren. Weil es wegen der Trockenheit und Hitze z.B. in Baden-Württemberg jedoch verbreitet auch Ende August noch nicht aufgelaufen war, fehlen Wirtspflanzen. Dasselbe gilt für die Maisblattlaus, die Viren von Maispflanzen oder Gräsern auf die Getreidearten überträgt. Weil die Silomaisernte bereits vorzeitig startete und auch Körnermais aufgrund von Wassermangel zunehmend vertrocknet (insbesondere auf flachgründigen Standorten), fehlen auch diese Pflanzen als Wirt. Zudem leiden die Gräser, besonders die Weidelgräser, unter der Trockenheit und sind schon verbreitet verbräunt. Das heißt: Weil viele geeignete Wirtspflanzen fehlen und somit nicht als grüne Brücken dienen können, ist in diesem Jahr mit weniger virusübertragenden Blattläusen zu rechnen.


Das Fehlen der grünen Brücke beeinflusst mit Sicherheit auch die Übertragung von Verzwergungsviren durch Zwergzikaden. Allerdings zählen Zikaden zu den Gewinnern des Klimawandels und kommen mit trocken-heißen Bedingungen gut zurecht.


Säen Sie vor allem In wärmeren Gebieten eher spät


Von Verzwergungsviren befallene Getreidekeimlinge verfärben sich schon im Herbst gelb und bleiben im Wachstum zurück. Deutlicher ist der nestartig auftretende Befall im Frühjahr zu sehen. Befallene Pflanzen bleiben klein und bestocken sich verstärkt. Sie bilden keine Ähre oder nur verkürzte Halme mit tauben Ähren aus.


Auch wenn in diesem Jahr die Gefahr gering ist, dass die genannten Überträger Viren vom Ausfallgetreide, von Gräsern oder aus Maisbeständen auf die Keimlinge des Wintergetreides übertragen, darf man sich nicht zurücklehnen. ▶ Denn je nach örtlichen Bedingungen kann es lokal bei anhaltend warmem Wetter im Zeitraum von Ende September bis Mitte Oktober zu einem Flug von Blattläusen und Zikaden kommen, bei dem Viren übertragen werden.


Säen Sie die oft besonders betroffene Wintergerste deshalb – sofern möglich – nicht vor dem 20. September und in wärmeren Gebieten am besten nicht vor dem 30. September. Auch frühe Saaten von Dinkel und Weizen sind zu vermeiden. In Gebieten, in denen regelmäßig Befall an Wintergerste auftritt, ist ein Anbau von resistenten Sorten sinnvoll, wie z.B. der mehrzeiligen Paradies oder Sensation.


Wann ist ein Insektizideinsatz notwendig?


Um keine bösen Überraschungen zu erleben, ist es wichtig, auch in diesem Jahr nach dem Auflaufen des Wintergetreides die Warndiensthinweise zu beachten und die Bestände auf Blattläuse zu kontrollieren. Sind 20% der Pflanzen von Blattläusen besiedelt, ist der Bekämpfungsrichtwert überschritten. Dann kann man ab dem 2-Blattstadium des Getreides eine Behandlung in Erwägung ziehen.


Für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren im Herbst sind eine Reihe von synthetischen Pyrethroiden zugelassen. Für ein Resistenzmanagement steht mit Teppeki nur ein Mittel aus einer anderen Wirkstoffklasse zur Verfügung. Gegen Zwergzikaden sind die genannten Insektizide nicht ausgewiesen. Von den Pyrethroiden ist nur eine geringe Nebenwirkung zu erwarten.


Dr. Friedrich Merz, Regierungspräsidium Stuttgart


Raps


Mit Blattproben den Düngebedarf ermitteln


Nach der sehr guten Ernte und einer günstigen Vermarktungssituation erlebt der Raps in diesem Herbst vermutlich wieder eine Flächenausdehnung. Allerdings waren vielerorts die Aussaatbedingungen im August aufgrund der Trockenheit sehr schwierig. So bremste sie sowohl die Einarbeitung der Strohreste und damit die Nährstofffreisetzung als auch den Feldaufgang und die Jugendentwicklung der Pflanzen. In vielen Fällen erfolgte die Düngung daher bereits vor der Saat. Aus Kostengründen geschah dies – wenn möglich – mit organischen Düngern.


Grundsätzlich ist die N-Düngung von Raps im Herbst durch die Dünge-VO stark eingeschränkt – man darf maximal 60 kg/ha Gesamt-N bzw. 30 kg/ha NH4-N düngen. In den „Roten Gebieten“ ist eine Düngung nur erlaubt, wenn eine Nmin-Probe vor der Saat unter dem Wert von 45 kg/ha in 0 bis 60 cm Tiefe liegt. Der Düngebedarf von Raps im Herbst beträgt etwa 30 bis 40 kg/ha anrechenbarer Stickstoff. Eine Entscheidungshilfe für die Ableitung einer Düngung, z.B. in Anlehnung an den Nmin-Wert, wurde bislang nicht erarbeitet. Viele Versuche zeigen jedoch, dass in den meisten Fällen eine Düngung im Herbst Vorteile bringt. Allerdings schreibt die Dünge-VO vor, dass eine Herbst-N-Gabe im Frühjahr abgezogen werden muss. Dabei gilt der anrechenbare Stickstoff als Berechnungsgrundlage. Ein Beispiel: Enthalten flüssige Gärreste 60 kg/ha Gesamt-N, sind 60% davon anzurechnen. Somit sind 36 kg/ha Abschlag im Frühjahr erforderlich.


In welchen Fällen ist eine späte N-Gabe sinnvoll?


Wer bislang mit einer N-Gabe gezögert hat, kann sie noch bis zum 30. September nachholen. Sinnvoll ist eine späte N-Düngung jedoch nur, wenn die Entwicklung des Rapses sehr schlecht ist und Blattaufhellungen der älteren Blätter einen N-Mangel belegen. In diesen Fällen sollte eine gezielte Mineraldüngung mit einem gekörnten Dünger (KAS oder HAS) erfolgen. Weil AHL nur in kleinen Mengen über das Blatt aufgenommen und ansonsten schnell festgelegt wird, empfiehlt sich der Einsatz eher nicht.


Bei latentem Mangel können Sie auch noch eine organische Düngung „auf Kopf“ geben. Kompost, Champost und Miste von Huf- und Klauentieren darf man noch bis zum 1.12. (1.11. in „Roten Gebieten“) ausbringen. Zu bedenken ist, dass auch diese Dünger im Frühjahr angerechnet werden müssen.


Kali und Magnesium dürfen nicht fehlen


Aufgrund der enorm hohen Kosten haben viele Betriebe in diesem Herbst eine Grunddüngung unterlassen. Weil Raps ohnehin einen geringen P-Düngebedarf hat, ist dies auch nicht weiter problematisch. Dagegen reagiert der Raps aber auf Kali- und besonders auf Magnesiummangel. Inwiefern eine Düngung notwendig ist, kann man über eine Blattprobe überprüfen. Bei Bedarf ist es möglich, noch im Frühjahr eine Grunddüngung nachzuholen.


Eine Blattprobe im Oktober würde auch aufzeigen, ob noch die Spurennährstoffe fehlen. Bor kann man dann sehr gut im Frühjahr düngen.


FAzit


Grundsätzlich gilt, dass Raps aufgrund seiner intensiven Wurzelbildung im Herbst einen geringen Düngebedarf hat. Je besser der Raps durch einen optimalen Anbau startet, desto weniger ist im Herbst eine Düngung erforderlich.


Dr. Ulrich Lehrke,


LWK Niedersachsen


Raps


Tipps zur Erdflohkontrolle


Wer seine Gelbschalen zur Erdflohkontrolle noch nicht aufgestellt hat, sollte dieses nun zügig tun. Am besten ist es, je nach Größe des Schlages mindestens zwei, besser drei Schalen in die Bestände zu stellen. Regelmäßige Kontrollen sind natürlich extrem wichtig – bei stärkerem Zuflug am besten täglich.


Denken Sie daran, dass die Überwachung von Rapserdflöhen mit Gelbschalen auch erfolgen muss, wenn man mit Buteo Start gebeiztes Saatgut gesät hat. Denn die Beize bietet gegen den Erdfloh nur eine Anfangswirkung von ca. ein bis (zwei) Wochen. Die Beize Lumiposa hat übrigens keinen Einfluss auf den Rapserdfloh.


Ab wann behandeln?


Ein Zuflug aus den Sommerquartieren (Altrapsflächen, Knick- und Waldränder) findet bevorzugt bei Temperaturen von 16 bis 20°C statt. Weil die Käfer dann eher zufällig in die Schale hüpfen, erhöht ein Eingraben die Fängigkeit. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 50 Käfern innerhalb von drei Wochen. Der Fokus liegt dabei auf der Anzahl der Käfer, nicht auf der Zeitspanne. Allerdings ist dieser Wert keine feste Größe – vielmehr spielen auch der Zustand des Rapses und das Wetter eine Rolle.


Wichtig ist zudem, den Raps bis zum 4-Blattstadium auf Blattfraß zu kontrollieren. Dieser wird immer dann kritisch, wenn viele Käfer auf einen schlecht entwickelten Raps treffen, weil die Pflanzen dem Schaden dann nicht davonwachsen können. In diesen Fällen sollte man behandeln, sobald mehr als 10% der Blattfläche zerstört sind (siehe Foto unten). Generell wird der Reifungsfraß in gut entwickelten Beständen selten zum Problem – das letzte Jahr bleibt dahingehend hoffentlich eine Ausnahme!


Hinweis: Weil die Käfer zu Beginn des Reifungsfraßes sehr lichtempfindlich sind, sollte ein notwendiger Insektizideinsatz am besten in der Dämmerung/nachts und möglichst zum Ende einer Warmwetterphase erfolgen. Im Zuge der späteren Eiablage nimmt die Lichtempfindlichkeit der Käfer wieder ab bzw. verschwindet vollständig. Dann sind sie wieder am Tag aktiv, was für eine Behandlung von Vorteil ist.


Kontrollieren Sie auch nach durchgeführten Maßnahmen die Gelbschalen im Herbst weiter, vor allem bei warmem und mildem Wetter. Von Oktober bis Dezember können späte Maßnahmen nötig sein, wenn mehr als 5 Larven pro Pflanze vorkommen, eine deutliche Erdflohaktivität in den Gelbschalen festgestellt wird oder verstärkt Ein- und Ausbohrlöcher an den Blattstielen zu sehen sind.


Notfallzulassungen erteilt


Neu ist in diesem Herbst, dass man neben den Pyrethroiden wie Karate Zeon nun auch die Produkte Minecto Gold und Exirel (jeweils mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole) über eine Notfallzulassung nutzen darf. Beide Mittel wirken teilsystemisch und werden für die Anwendung innerhalb der Eiablage empfohlen. Beim Einsatz ist die Auflage NG 364 zu beachten, welche die Anwendung von Präparaten mit diesem Wirkstoff auf ein Mal pro Kultur und Jahr begrenzt. Sollte das Saatgut mit Lumiposa gebeizt sein, das ebenfalls Cyantraniliprole enthält, darf man die Spritzanwendung trotzdem durchführen (s. Übersicht 1).


Strategie: Bei sehr hohem Befallsdruck sowie in Gebieten mit fortgeschrittener Pyrethroidresistenz, ist es sinnvoll, für eventuell notwendige Blattfraßspritzungen ein Pyrethroid zu nutzen (höchste intrinsische Wirkung) und später gegen die kleinen Larven Minecto Gold oder Exirel zu verwenden. Eine Verlangsamung der Resistenzentwicklung lässt sich nur über die Verringerung der Anwendungshäufigkeit und über einen Wirkstoffwechsel erreichen.


Manja Landschreiber,


LK Schleswig-Holstein


Raps


Die Gelbschale gibt es nun auch digital


Seit kurzem ist die neue digitale Gelbschale MagicTrap verfügbar. Sie ist mit einer hochauflösenden Kamera und einem Minicomputer ausgestattet. Sobald die örtliche Witterung einen Zuflug von Schädlingen erlaubt, fotografiert die Kamera ein- oder zweimal am Tag den Inhalt der Schale und sendet die Bilder dann über die sogenannte MagicScout-App an den Landwirt. Die App zeigt an, welche Schädlingsarten enthalten sind und ermittelt deren Anzahl. Sie erkennt auch Nützlinge wie Bienen oder Hummeln sowie Beifang wie Mücken oder Fliegen. Mehr dazu (inklusive einer Bewertung des Systems) finden Sie unter www.topagrar.com/gelbschale2022


Die Gelbschale ist unter www.magicscout.app/magictrap erhältlich. Im ersten Jahr kostet die Hardware 99,99 €, danach 149,99 €. Dazu kommt noch eine jährliche Softwarelizenz, die sich nach der Anzahl der Geräte staffelt und die Datenübertragung, Bildauswertung und Softwareupdates beinhaltet.


Raps


Auf Phoma und Winterhärte achten


Die Rapserträge erreichten zur Ernte 2022 in einigen Regionen Rekordniveau. So wurden z.B. in Westfalen nicht selten rund 6 t/ha gedroschen. Aus ersten Fungizidversuchen ist aber erkennbar, dass der Beitrag der Fungizide daran nur sehr gering war. Das zeigt, dass die Witterung den Nutzen der Fungizide bestimmt – in trockenen Jahren mit geringen Mehrerträgen, in feuchten Jahren aber durchaus mit Mehrerträgen bis an 6 dt/ha.


Generell geht es im Herbst nach wie vor vornehmlich um eine Wachstumskontrolle, insbesondere in früh gesäten Beständen. In einem feuchten Herbst geht es dann auch um eine Entwicklungsverzögerung von Phoma.


Kurz zur aktuellen Situation: In diesem Jahr waren die Bedingungen für die Aussaat von Raps recht schwierig. In vielen Regionen wurde das Saatgut in ein sehr trockenes Saatbeet gelegt, mit der Hoffnung auf Gewitterniederschläge in den kommenden Tagen. Im Norden und Osten traten dagegen gebietsweise Niederschläge im August auf. In diesen Regionen haben um den 15. August bestellte Bestände gegen Ende August schon erste Laubblätter entwickelt. Abhängig vom Auflauf der Bestände wird man somit mit sehr unterschiedlichen Situationen rechnen müssen – von früh aufgelaufenen und wüchsigen Beständen, die bereits um den 15. September das 4-Blattstadium erreichen haben bis hin zu spät und verzettelt auflaufenden Beständen. Daher wird man den Einsatz von Fungiziden sehr unterschiedlich planen müssen. Wegen der anhaltenden Trockenheit wird Phoma erst einmal keine Bedeutung erlangen. Um hier die richtigen Entscheidungen zu treffen, sollte man allerdings abhängig von der Witterung die biologischen Zusammenhänge gut kennen.


Hinweise zur Phomakontrolle


Grundsätzlich hat Phoma heute im Raps nicht mehr die Bedeutung wie vor 10 Jahren. In vielen neuen Sorten sind sehr gute Resistenzgene eingekreuzt, was allerdings nicht heißt, dass keine Vermorschungen am Wurzelhals bis zur Ernte auftreten können.


Eine Ertragsbedeutung bekommt Phoma aber nur dann, wenn frühzeitig schon im Mai erste Symptome vorkommen und mit weiterer Entwicklung in der Kornfüllungsphase der Wurzelhals früh komplett vermorscht. Mit Fungiziden lässt sich der Pilz zwar nicht beseitigen, der Einsatz verlangsamt aber die Entwicklung des Pilzes in den Pflanzen. Generell sind Herbstbehandlungen deutlich effektiver als Frühjahrsmaßnahmen. Zudem gilt: Je früher im Herbst Phoma infiziert, umso bedeutender kann sich die Krankheit entwickeln.


Eine Infizierung der neuen Rapspflanzen wird durch zufliegende Ascosporen aus den Altrapsbeständen möglich. Diese Ascosporen werden in den Pseudothezien (Hüllkörper der Ascosporen) auf dem befallenen Altraps gebildet. Die Ausbildung und Reifung der Sporen gelingt umso schneller und intensiver, je feuchter das Wetter nach der Ernte ist. Das heißt: In diesem Jahr sind die Ausgangsbedingungen für den Pilz ungünstig, da in den meisten Regionen die Trockenheit noch anhält.


Falls aber die Witterung im September umschlägt und für feuchtere Bedingungen sorgt, ist eine Infektion noch im Spätherbst möglich. Diese ist aber deutlich weniger kritisch als frühe Infektionen im September.


Grundsätzlich kann man im Herbst noch nicht beurteilen, ob Phoma wirklich zum Problem wird. Denn die Witterung im Frühjahr beeinflusst die Entwicklung der Krankheit entscheidend. Die Erfahrung zeigt, dass Fungizide in feuchten Jahren oft Mehrerträge bringen, wohingegen ein Einsatz in trockenen Jahren kaum wirtschaftlich ist. Die Behandlung im Herbst hat also eher einen Versicherungscharakter. Führen Sie diese deshalb vornehmlich bei kritischer Infektionswitterung durch.


Gegen Phoma sind Tilmor, Ampera, Efilor und Toprex die wirksamsten Produkte (siehe Übersicht 2). Sie haben gleichzeitig eine wachstumsregulierende Wirkung. Optimal platzierte Anwendungen zur Wachstumskontrolle mit gleichzeitig bester Phomawirkung können Sie zum 6-Blattstadium von der Kombination Carax + Tilmor oder von Toprex erwarten.


In Spätsaaten ist ohne Einfluss auf das Wachstum in kritischen Wetterlagen mit hoher Phomagefahr Amistar Gold eine gute Wahl. Reine Prothioconazol-Produkte wie Tokyo, Abran, Protendo 250 EC, Traciafin und das höher aufgeladene Procer dürften gegen Phoma auch gut wirksam sein. In letztjährigen Versuchen unter trockenen Bedingungen zeigten diese Produkte allerdings keine gute Ertragswirkung.


Tipps zur Wuchsregulierung


Wahrscheinlich wird in diesem Jahr die wachstumsregulierende Wirkung der Fungizide wichtiger sein als die Phomawirkung – zumindest in den früh aufgelaufenen und wüchsigen Beständen.


Wenn der Raps sehr früh um den 15. bis 20. September schon vier Laubblätter entwickelt hat, sind frühe Maßnahmen unbedingt angeraten. Insbesondere in frohwüchsigen Sorten, wie z.B. Ambassador, Architect, Armani, Allessandro KWS, DK Expansion, Daktari, DK Exbury, Ernesto KWS, Heiner, Ludger, Otello KWS, Scotch, PT303 u.a., muss man dann zeitig im 4-Blattstadium mit wirksamen Produkten behandeln. Hierfür eignet sich besonders Carax mit der momentan sichersten Einkürzung. In der Regel reichen Aufwandmengen von 0,6 bis 0,8 l/ha aus. Eine Doppelbehandlung erübrigt sich, wenn man früh zum 4-Blattstadium behandelt. Allerdings ist dann nur eine sehr geringe Nebenwirkung gegen Phoma möglich, auch wenn Phoma früh infiziert. Nachbehandlungen gegen Phoma sind in der Regel nicht wirtschaftlich – nur in Ausnahmefällen, wenn Phoma extrem infiziert (z.B. bei dauerhaft feuchtem und relativ warmem Wetter).


Eine gute Alternative zum Einsatz von Carax solo ist eine Kombination aus 0,4 bis 0,6 l/ha Carax + 0,4 bis 0,6 l/ha Tilmor. Damit lässt sich oft eine bessere Ertragsleistung und eine bessere Wirkung auch gegen Phoma erzielen. Allerdings sollte diese Behandlung erst zum 5- bis 6-Blattstadium erfolgen.


Auf Flächen, auf denen die Unkrautkontrolle mit Belkar durchgeführt wurde, darf aus Verträglichkeitsgründen kein Metconazol, also auch kein Carax, verwendet werden. Weichen Sie in diesen Fällen auf Toprex aus. Weil es zum 4-Blattstadium keine sichere Einkürzung bringt, ist eine etwas spätere Anwendung zum 5- bis 6-Blattstadium mit dann höheren Mehrerträgen von Vorteil.


Falls Sie in diesem Herbst die Bestände erst spät gesät haben, oder sie nach Niederschlägen verzettelt auflaufen und das 4-Blattstadium erst um Anfang Oktober erreichen, sind gezielte frühe Behandlungen nicht notwendig. Dann kann man besser gleichzeitig mit kombinierter Phomawirkung später im 6- bis 8-Blattstadium mit z.B. 0,75 l/ha Tilmor behandeln. In wüchsigen Sorten ist dann die Kombination aus 0,4 l/ha Carax + 0,6 l/ha Tilmor zu favorisieren.


Grundsätzlich ist in verhalten wachsenden Sorten wie z.B. Arabella, Smaragd, Activus, DK Exlibris oder Ivo KWS eine frühzeitige Behandlung vor dem 6-Blattstadium kaum notwendig. Bei Frühsaat und frühem Erreichen des 4-Blattstadiums können Sie zum 6-Blattstadium in diesen Sorten mit Carax + Tilmor arbeiten. In spät gesäten Beständen ist in diesen Sorten keine Wachstumskontrolle notwendig.


Fazit


Letztendlich bleibt abzuwarten, was die Witterung bringt. Phoma wird wohl in den Hintergrund rücken. Ziemlich sicher muss dagegen in früh gesäten Beständen mit wüchsigen Sorten eine Wachstumskontrolle erfolgen – vorzugsweise frühzeitig mit Carax, Carax + Tilmor oder Toprex. Inwieweit in verspätet auflaufenden Beständen gezielte Behandlungen zur Wachstumsregulierung notwendig werden, bleibt abzuwarten.


Gezielte Behandlungen nur gegen Phoma werden – falls überhaupt – nur in den feuchteren Regionen wie in Holstein erforderlich oder eventuell auch dann, wenn sich ab dem 20. September lang anhaltende feuchte und warme Witterung bis in den Dezember hinein einstellt. Bei eher trockenen Bedingungen können Sie in wenig wüchsigen Beständen gänzlich auf Fungizide im Herbst verzichten.


Hermann Hanhart,


LWK Nordrhein-Westfalen

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