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Getreide: Verschießen Sie das Pulver nicht zu früh!

Lesezeit: 10 Minuten

Wer bei den scharfen Düngeregeln noch viel ernten will, muss mineralische und organische Dünger höchst effizient einsetzen. Hier die Strategien für Ihr Getreide.


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Die neuen Düngeregeln mit den gesetzlich festgelegten Bedarfswerten schränken die Stickstoff- und Phosphatdüngung vor allem von Wintergetreide deutlich ein. Aus den scharfen Vorgaben der Düngeverordnung (DüV) folgt, dass die Düngung mehr denn je mit höchster Effizienz erfolgen muss, um spürbare Ertragsverluste zu vermeiden.


Zusätzlich beeinflussen Klimaveränderungen die Entwicklung des Getreides und wirken sich unmittelbar auf die Düngung aus. So haben zwei Jahre mit extremer Trockenheit in vielen Betrieben die Durchschnittserträge vermindert. Im letzten Jahr hat die schnelle Abreife im Juni zudem in vielen Regionen die Eiweißgehalte begrenzt.


Hochwertiger Backweizen wird sich wegen der restriktiven Gesetzeslage wohl nur noch auf Standorten mit mittlerer Ertragserwartung bei guten Bedingungen produzieren lassen. Allerdings geben die Qualitätsprämien derzeit auch nur geringe Anreize für eine Backweizenproduktion.


Bestände überwiegend gut entwickelt


Die milde Witterung der letzten Wochen hat dazu geführt, dass auch spät bestelltes Wintergetreide in fast allen Regionen gut aufgelaufen ist. Selbst im November gesäter Weizen hat mittlerweile zwei bis drei Blätter ausgebildet und beginnt vereinzelt bereits mit der Bestockung. Damit ist die Ausgangslage für eine eher gute Bestandsentwicklung günstig.


Früh ausgesäte Weizen- und Roggenbestände, vor allem aber Gerste, sind wegen des milden Wetters oft schon sehr weit entwickelt. Niederschläge und Phasen mit kühlen Temperaturen sorgten aber dafür, dass nur wenige Bestände überwuchsen.


Fazit daraus: Eine sehr frühe Düngegabe zum Anregen der Bestockung ist auf vielen Flächen in diesem Frühjahr nicht erforderlich.


Am Anfang steht die DBE


Wer seine Düngestrategie plant, muss vor der ersten Maßnahme laut DüV den Düngebedarf ermitteln. Die Bedarfsermittlung für Stickstoff und Phosphat ist Kern der Verordnung. Im Zuge der bevorstehenden Novellierung in diesem Jahr wird die Bedeutung der Bedarfsermittlung weiter steigen, da die Aufzeichnungspflicht hinzukommt. Gleichzeitig fällt aber die Feld-Stall-Bilanz weg.


Grundsätzlich ermittelt man den Düngebedarf, indem man die gesetzlich festgelegten Bedarfswerte um den Ertrag und weitere Standortfaktoren wie Vorfrucht oder Humusgehalt der Fläche korrigiert. Wegen der geringeren Erträge in den letzten Jahren müssen in dieser Saison wohl viele Betriebe ihre Erträge und damit auch ihren Düngebedarf nach unten anpassen. Auf einigen Standorten mit schwachen Böden ohne Beregnung wird sich Wintergetreide – vor allem Weizen – dann voraussichtlich nicht mehr ausreichend ernähren lassen.


Noch prekärer wird die Lage, wenn ab dem nächsten Jahr in den roten Gebieten eine weitere Begrenzung der Düngung erfolgt. Dann gilt es, das Anbausystem zur neuen Aussaat in den betroffenen Regionen vollständig zu überdenken.


Wie viel N-Bedarf laut DüV?


Wie hoch die Bedarfswerte der einzelnen Getreidearten abhängig von Vorfrucht und vom Standort sind, entnehmen Sie der Übersicht auf Seite 66. Beim Weizen wurde der Bedarfswert für Backweizen herangezogen. Bei Futterweizen muss ein Abschlag von 20 kg/ha erfolgen. Bei E-Weizen darf man hingegen einen Zuschlag von 30 kg/ha vornehmen.


Zu beachten ist zudem, dass Sie auf humosen Standorten grundsätzlich einen Abschlag von 20 kg/ha vornehmen müssen. Darüber hinaus sind von der Gesamt-N-Menge des Vorjahres aus organischen Düngern noch 10% abzuziehen. Wie Sie den Bedarf im Detail ermitteln, finden Sie unter www.topagrar.com/dbegetreide2020.


Für Weizen steht somit als maximaler Düngerahmen auf den meisten Standorten eine Menge von 160 bis 180 kg/ha zur Verfügung. Damit dürften sich die Erträge auf vielen Standorten absichern lassen. Sind die Bedingungen allerdings ungünstig oder kommt es zu weiteren Abschlägen, ist es möglich, dass sich der Düngebedarf nicht mehr ausreichend decken lässt.


Für Gerste stehen nach DüV etwa 140 bis 160 kg/ha Stickstoff als Maximalrahmen bereit. Eine bedarfsgerechte Düngung sollte mit dieser Menge in den meisten Fällen möglich sein. Dies gilt auch für Triticale und Roggen, bei denen sogar noch Einsparungspotenziale vorhanden sind.


Höhere Nmin-Verluste zu erwarten


Bei der N-Bedarfsermittlung spielen die Nmin-Gehalte im Frühjahr eine wichtige Rolle. Im letzten Jahr führten geringe Niederschläge und milde Temperaturen auf vielen Standorten zu sehr hohen Werten zu Vegetationsbeginn. Vielfach wurde angezweifelt, ob sehr hohe Gehalte von über 100 kg/ha Nmin pflanzenverfügbar sind.


Dass Getreide durchaus in der Lage ist, den Stickstoff auch aus unteren Schichten zu nutzen, zeigen Versuche der LWK Niedersachsen. Darin ließ sich eine volle Anrechenbarkeit selbst beim Stoppelweizen erzielen.


In diesem Jahr deutet sich an, dass die regional erheblichen Niederschläge den Stickstoff zumindest teilweise verlagert haben. Regnet es ausgangs Winter, müssen Sie mit weiteren Verlagerungen sowie mit einer Festlegung von Stickstoff rechnen. Daraus folgt, dass das Nmin-Niveau zu Vegetationsbeginn auf vielen Standorten niedrig sein wird.


Generell haben Sie die Wahl, ob Sie die Richtwerte der Landesbehörden übernehmen oder eigene Proben ziehen. Es reicht aus, diese repräsentativ von einzelnen Schlägen zu nehmen. Grundsätzlich ist es wichtig, eine Probenahmetiefe von 90 cm einzuhalten. Vor allem auf Standorten, auf denen Sie mit sehr niedrigen Werten rechnen, ist es sinnvoll, eigene Analysen durchzuführen. Denn die Richtwerte bilden diese Extreme häufig nicht ab.


Düngen Sie Ihre Bestände verhalten an


In dieser Saison ist es angeraten, die Bestände verhalten anzudüngen. Häufig reichen 40 bis 60 kg N/ha aus. Detaillierte Empfehlungen entnehmen Sie der Übersicht. Den Zeitpunkt der Andüngung können Sie vor allem bei gutem Blattfruchtweizen (siehe Zusatzinfo „Effizienz“ auf Seite 68) bis Ende März hinausschieben – das verhindert eine überzogene vegetative Entwicklung. Gleichzeitig können Sie so die Schossergabe hinauszögern, um die wichtige Phase des Massenbedarfs in der Streckungsphase Anfang Mai besser abzusichern. Zeichnet sich jedoch bereits früh ein N-Mangel ab, z.B. bei pflugloser Bestellung von Getreide nach Getreide, ist es angeraten, die Andüngung früher ab Ende Februar durchzuführen. Auch sehr kalte und träge Böden benötigen eine frühzeitige Startgabe. Die Höhe dieser Gabe sollte rund 80 kg/ha N nicht überschreiten.


Um schwache Bestände zu fördern, sollte man – falls nicht bereits im Herbst geschehen – einen P-haltigen Dünger nutzen. Für die Startdüngung eignen sich in diesem Fall u.a. DAP (ca. 1 dt je ha) oder ein Volldünger. Phosphat fördert die Jugendentwicklung und trägt entscheidend dazu bei, dass die Getreidepflanzen ausreichend Bestockungstriebe bilden. Eine P-Düngung ist besonders beim abtragenden Getreide wichtig. Ziehen Sie als Maß für die Düngung die Abfuhr heran. Je Dezitonne Korn entzieht das Getreide 0,8 kg Phosphat (80 dt/ha = 64 kg/ha P2O5).


Eine zusätzliche Kalidüngung ist nur auf Sandböden und bei sehr schwacher Bodenversorgung erforderlich. Rund 2 dt/ha Kornkali reichen auf diesen Standorten meist aus.


Auf sehr leichten und flachgründigen Böden kann es sinnvoll sein, Magnesium zu düngen. Das gilt vor allem, wenn die Böden zusätzlich nur schwach mit Magnesium versorgt sind und kein Wirtschaftsdüngereinsatz erfolgt. Denken Sie in diesen Fällen über eine Düngung mit Kieserit nach. Mit 1,5 dt/ha Kieserit lässt sich der Magnesium- und gleichzeitig auch der Schwefelbedarf des Getreides decken.


Um die Jugendentwicklung abzusichern, sollte man auch eine ausreichende Manganversorgung sicherstellen. Dies gilt besonders für leichte Standorte mit hohen pH-Werten. Hellen die Bestände auf, sollte möglichst zügig eine Blattdüngung mit Mangan erfolgen. Geeignet sind z.B. 2,0 l/ha Mangannitrat.


Ohne Schwefel wirkt der Stickstoff nicht


Schwefel ist für die Umsetzung von Stickstoff in der Pflanze enorm wichtig. Im Boden ist der Nährstoff, genau wie Stickstoff, auswaschungsgefährdet. Der in organischen Düngern enthaltene Schwefel muss erst umgesetzt werden, bevor die Pflanzen ihn nutzen können.


Der Bedarf im Frühjahr lässt sich anhand der Smin-Werte oder des Schwefelschätzrahmens ermitteln. In den letzten Jahren zeigten viele Pflanzenanalysen, dass die Bestände unterversorgt waren. Die Folge sind unspezifische Aufhellungen. In diesem Frühjahr müssen Sie nach den stärkeren Niederschlägen besonders auf leichteren Böden von einer starken Schwefelauswaschung ausgehen. Eine Düngung zu Wintergetreide ist daher auf den meisten Standorten erforderlich.


Düngen Sie besonders zu Weizen etwa 30 kg/ha Schwefel (Sollwert: 40 bis 50 kg/ha). Zu den anderen Getreidearten reichen etwa 20 kg/ha. Als schwefelhaltige Stickstoffdünger haben sich in der Praxis SSA (21% N, 24% S) und ASS (26% N, 13% S) bewährt. Piamon als schwefelhaltiger Harnstoffdünger hat mit 33% N und 12% S eher ungünstige Nährstoffgehalte – besonders, wenn man verhalten andüngen will.


Organische Dünger vor allem zu Weizen


Wer organische Dünger einsetzen will, sollte das frühzeitig tun. Ein früher Termin verbessert die Effizienz, weil mehr Zeit für die Umsetzung des organisch gebundenen Stickstoffs verbleibt. Wegen der längeren Vegetationsperiode und des späteren Düngebedarfs kann Weizen die Wirtschaftsdünger am besten nutzen. Allerdings profitieren auch die abtragenden Getreidearten wie Gerste, Triticale und Roggen von der „Volldüngung“ – nur in einem etwas geringeren Maß.


Die DüV verpflichtet jedoch alle Landwirte, beim Einsatz die Mindestwirksamkeiten zu berücksichtigen. Für Gülle liegen sie bei 60% und für flüssige Gärreste bei 50%. Um diese Werte zu erreichen, ist neben einer frühen Düngung ab Februar auch eine bodennahe Ausbringung wichtig, die ab diesem Jahr durch die DüV auch vorgeschrieben ist. Gegenüber dem Schleppschlauch verbessern das Einschlitzen von Gülle bzw. der Einsatz von Schleppschuhen die Wirkung. Zusätzlich fördert das Verfahren „Ansäuerung der Gülle“ die Ausnutzung des gedüngten Stickstoffs, weil es die Ammoniakverluste reduziert.


Begrenzen Sie die Höhe der organischen Düngung auf ca. 100 bis 120 kg je ha Gesamt-Stickstoff. Das verschafft einen ausreichenden Spielraum für die Mineraldüngung. Bringen Sie – begleitend zur organischen Düngung – zu Vegetationsbeginn eine geringe mineralische Gabe von 2 dt/ha SSA aus.


Um den Zeitpunkt der Schossergabe zu bestimmen, können Sie die Nitratmessung nutzen (siehe Zusatzinfo). Häufig reicht eine weitere Schossergabe ab Ende April aus, um die Bestände zu versorgen.


AHL – weniger effizient als KAS und Harnstoff


Wie bei Wirtschaftsdüngern kommt es auch beim Einsatz von Mineraldüngern zu gasförmigen Verlusten und zur Festlegung in die organische Substanz. In diesem Zusammenhang wurden von Seiten des Gesetzgebers besonders die gasförmigen Verluste beim Harnstoff immer wieder diskutiert.


Der Gesetzgeber hat nun entschieden, dass man Harnstoff ab diesem Jahr als Kopfdünger nur noch mit Ureasehemmerzusatz düngen darf. Ureasehemmer, die auf den Harnstoff aufgebracht werden, bauen sich jedoch – anders als Nitrifikationshemmer – nach dem Streuen innerhalb von wenigen Tagen ab. Je kühler es ist, desto länger bleiben sie stabil. Aktuelle Versuche belegen, dass es hinsichtlich Einsatzzeit und Wirkung keine Unterschiede zum herkömmlichen Harnstoff gibt.


Dass es zwischen KAS und Harnstoff keine Effizienzunterschiede gibt, belegen Versuche zu N-Formen. Demgegenüber fällt aber AHL vielfach ab – das belegen wissenschaftliche Untersuchungen. Der Grund dafür ist, dass der Stickstoff wegen der flüssigen Applikation im Boden festgelegt wird. Auch Versuche mit verschiedenen Applikationsformen konnten diesen Effekt nicht auflösen.


Eine Gabenteilung hat Vorteile


Versuche mit stabilisierten Düngern zeigen, dass sich zwar häufig ein ähnlicher Ertrag im Vergleich zu mehrmaligen Teilgaben erzielen lässt, die Proteingehalte aber nicht das hohe Niveau halten können. Daraus folgt, dass die Effizienz der Mineraldüngung abnimmt, wenn man die Anzahl der Teilgaben reduziert.


Daher empfiehlt es sich, zukünftig eher eine Zwei- (Roggen), Drei- (Gerste, Blattfruchtweizen, Triticale) bis Viergabenverteilung (Stoppelweizen) zu verfolgen. Dies wird immer wichtiger, weil nur eine mehrmalige Gabe den Spielraum für eine an die Witterung und Bestandesentwicklung angepasste Düngung bietet.


matthias.broeker@topagrar.com


Unser Autor


Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen

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