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Getreide: Wie viel Stickstoff noch nachdüngen?

Lesezeit: 8 Minuten

Die Pflanzen können in diesem Jahr einen Großteil ihres N-Bedarfs aus dem Boden decken. Wie Sie Ihre Düngegaben daran anpassen, darüber informiert Sie Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH.


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Ein früher Vegetationsbeginn, kaum Auswaschungsverluste über die Wintermonate sowie eine gute Bodengare sorgen auf den meisten Standorten für wüchsige Bedingungen im Getreide. Bereits in der dritten Februarwoche bildeten die Pflanzen neue Wurzeln. Das kann als Indiz gelten, dass der Boden mit beginnender Vegetation bereits Stickstoff freisetzte. Erwärmen sich die Böden dauerhaft auf 10°C, ist ab Mitte April mit einem sprunghaften Anstieg der Mineralisation zu rechnen. Berücksichtigen Sie das verbreitet hohe N-Nachlieferungspotenzial der Böden unbedingt bei der zweiten Düngegabe.


Nmin-Werte variieren stark


Je nach Niederschlagsmenge im Dezember und Januar schwanken die Nmin-Werte im Boden in diesem Jahr extrem. Vor allem in der zweiten Schicht (30 bis 60 cm), die ab dem Schossen dem Wintergetreide zur Verfügung steht, wurden Werte zwischen 10 kg Nmin/ha und weit über 100 kg Nmin/ha gemessen.


Seien Sie jedoch skeptisch, wenn die Mengen z.B. um den Faktor 10 höher liegen, als Sie erwartet haben. Denn auch die Mitarbeiter in den Untersuchungslaboren sind nicht vor Übertragungsfehlern gefeit.


Lassen Sie bei auffälligen Abweichungen der Nmin-Werte auf jeden Fall eine zweite Kontrolluntersuchung vornehmen. Berücksichtigen Sie, dass die Labore einiger Bundesländer die Ergebnisse der Nmin-Untersuchung an die zuständigen Behörden weiterleiten. Drängen Sie darauf, dass offensichtlich falsche Werte eliminiert werden.


Insgesamt sind die Nmin-Vorräte auf unseren Testflächen in diesem Jahr um 40 bis 80 kg N/ha höher als im Vorjahr. Nur auf Standorten, auf denen im Dezember deutlich mehr Niederschläge fielen, als die Böden im Wurzelraum halten konnten, erfolgte eine Nitrat-Auswaschung aus dem Wurzelraum. Eine nennenswerte Auswaschung ist anzunehmen, wenn auf


  • sandigen Böden mehr als 150 mm und
  • lehmigen Böden mehr als 250 mm Niederschläge seit Herbst gefallen sind.


Fielen nur 100 bis 150 mm Regen auf lehmige Böden, liegt ein Großteil des Stickstoffs in der zweiten Bodenschicht (30 bis 60 cm) vor. Das Getreide kann diesen ab dem Schossen voll nutzen. Nach 200 mm Regen wurden in Lehmböden teilweise extrem hohe Nmin-Vorräte von über 100 kg N/ha in der dritten Schicht (60 bis 90 cm) gemessen. Diese N-Mengen kann das Getreide ebenfalls nach der Durchfeuchtung des Bodens nutzen.


Nach Getreide- oder Körnermaisvorfrucht empfiehlt es sich, den Boden aufzugraben. Ist das Stroh wegen geringer Niederschläge noch kaum verrottet, sind die Nmin-Werte meist deutlich höher, da die Strohrotte noch keinen Stickstoff fixiert hat. In diesen Fällen wird der Strohabbau im Frühjahr noch 30 bis 60 kg N/ha beanspruchen. In Regionen, in denen reichlich Niederschläge von Dezember bis Mitte Januar fielen, ist dagegen kaum noch Stroh in der Krume zu finden. Dann werden auch geringere Nmin-Vorräte gemessen.


Analog zu den Nmin-Gehalten sind in der Regel auch die Smin-Werte hoch, sodass eine Schwefelzufuhr von 20 bis 30 kg S/ha zu Getreide auf den meisten Standorten ausreicht.


Viel N-Nachschub aus organischer Substanz


Selten waren die Voraussetzungen für eine hohe N-Freisetzung aus der organischen Substanz des Bodens (Nmob) so gut, wie in diesem Jahr. Späte Fröste im März 2018 bewirkten, dass verdichtete Krumen auflockerten. Durch die folgende Sommergare bildeten sich Risse zwischen den Aggregaten. Dadurch drang Luft bis tief in den Boden, selbst bis in die engsten Mittelporen hinein. Die durchweg trockene Bestellung und geringen Niederschläge im Herbst stabilisierten die nahezu ideale Bodenstruktur. Selbst wenn hohe Regenmengen folgten, konnten die Böden sie problemlos aufnehmen.


Diese Luftpolster in den Mittelporen werden jetzt im Frühjahr dafür sorgen, dass mit weiterer Auswaschung auch auf Standorten mit höheren Niederschlägen nicht zu rechnen ist. Zudem sichern diese Polster eine höhere N-Freisetzung, weil die Mikroorganismen auf die Sauerstoffzufuhr mit verstärkter Aktivität reagieren.


Nur ein starkes Austrocknen der Krume kann die Mineralisation noch einschränken. Ein Austrocknen ist aber erst – wenn überhaupt – ab (Mitte) der Schossphase zu erwarten. Weil dies dann auch das Ertragspotenzial begrenzen würde, ist eine erhöhte N-Düngung aus Angst vor Trockenheit unsinnig (es würde sich sogar eher negativ auswirken).


Fazit daraus: Im Vergleich zu den Vorjahren müssen wir mit einer N-Nachlieferung rechnen, die je nach Güte des Bodens, Vorfrucht und Intensität der organischen Düngung zwischen 30 bis über 100 kg N/ha höher ausfallen wird. Die Frage ist nur, wann die Stickstoffwirkung voraussichtlich eintritt? Mit welchen Mengen Sie abhängig von Bodengüte und Vorfrucht rechnen können, entnehmen Sie der Übersicht 1.


Wie viel N-Freisetzung aus Gülle und Co.?


Zusätzlich zur N-Freisetzung aus der organischen Fraktion des Bodens und aus Ernterückständen muss man noch die Mineralisation aus der organischen Düngung berücksichtigen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der Nachlieferung aus den über Jahre hinweg ausgebrachten organischen Düngern und der N-Freisetzung aus der aktuellen Gülledüngung in die stehende Frucht.


Bei langjähriger Gülle- oder Stallmistausbringung sind wenigstens 1,0 kg N/ha je m³ Gülle bzw. 0,8 kg N je ha je Tonne Stallmist anzurechnen. Mit 20 m³/ha Gülle bzw. 30 t/ha Stallmist, die im Schnitt jährlich ausgebracht werden, sind zusätzlich 20 bzw. 25 kg N/ha anzusetzen. Falls Sie im Herbst zur Gerste Gülle ausgebracht haben, können Sie den organisch gebundenen Stickstoff zusätzlich zum NH4-N mit 5 bis 10 kg N/ha je 20 m³ Gülle veranschlagen. Bringen Sie Gülle im Frühjahr aus, ist nur der NH4-N-Anteil anzurechnen.


Was lässt sich daraus ableiten?


Aufgrund der höheren Nmin-Vorräte im Boden und der zu erwartenden hohen N-Freisetzung, ist es angebracht, das N-Düngungsniveau in diesem Frühjahr deutlich zurückzunehmen. Das heißt:


  • auf Standorten mit normalem Nachlieferungspotenzial um wenigstens -40 kg N/ha und
  • auf Flächen mit hohem Nachlieferungspotenzial um -80 kg N/ha.


Sollte doch weniger Stickstoff aus dem Boden kommen als angenommen, ist ein Nachdüngen definitiv einfacher als den bereits gefallenen Düngerstickstoff wieder vom Boden zu kratzen. Gehen Sie auch auf Böden mit geringer N-Nachlieferung vorsichtiger mit Stickstoff um. Denn hier ist der höhere Nmin-Vorrat und die bessere Umsetzung des Düngerstickstoffes zu berücksichtigen.


Die aktuelle Situation führt dazu, dass der von uns errechnete N-Bedarf vom N-Bedarf der Düngebedarfsermittlung gemäß Düngeverordnung (DüV) abweicht (siehe Übersicht 2). Auf schweren Böden dürfte der nach DüV errechnete N-Düngebedarf für Gerste nach Weizen nicht ausreichen, um hohe Erträge zu garantieren. Auf leichten Böden und auf Böden mit hoher Mineralisation weist die DüV im Beispiel A-Weizen nach Raps (Übersicht 3) sogar ein höheren N-Düngebedarf aus, weil die geringere Sorptionsstärke auf den sandigen bis schluffigen Böden nicht berücksichtigt bzw. die höhere N-Freisetzung guter Böden unterschätzt wird.


Wie können Sie vorgehen?


Die Berechnung der Startgabe ist in der top agrar Ausgabe 2/2019 ab Seite 54 beschrieben. Hier galt es, die Vorwinterentwicklung und den Nmin-Vorrat in der Krume zu berücksichtigen. Den Termin der zweite N-Gabe sollten Sie nun an der Bestandesentwicklung ausrichten. Düngen Sie


  • schwach entwickelte Bestände vor dem Schossen (EC 27/29),
  • kräftige Bestände in EC 31 und
  • überzogene Bestände erst ab Stadium EC 31/32.


Bringen Sie zum Schossen in diesem Jahr nicht mehr als 60% der für den Ertrag und die Qualität kalkulierten N-Menge aus. Die restliche N-Menge ist am tatsächlichen Düngebedarf zu orientieren, wenn sich das Ertragsniveau besser abschätzen lässt.


Blätter zeigen Bedarf an


Wie lange die Pflanze ausreichend mit Stickstoff versorgt ist, und wann Sie eine Nachdüngung einplanen müssen, können Sie mit Hilfe des N-Testers (Foto links) oder der Düngerzange kontrollieren.


Alternativ bietet sich ein einfacher Blattvergleich an. Solange die oberen vier voll entwickelten Blätter eine nahezu gleiche Farbe aufweisen, sind die Getreidepflanzen reichlich mit Stickstoff versorgt. Beginnt das vierte Blatt heller zu werden, weil es Stickstoff auslagert, ist innerhalb der nächsten acht Tage eine N-Düngung angebracht. Hellt bereits das dritte voll entwickelte Blatt von oben auf, muss man umgehend düngen.


Wenn Sie bei verhaltener Düngung quer zur Arbeitsrichtung einen Streifen mit 30 kg N/ha mehr düngen (entspricht einem positiven Düngefenster), können Sie mit der Nachdüngung warten, bis sich dieser Streifen vom Rest des Schlages abhebt. Sehen Sie dann innerhalb der nächsten acht Tage eine Folgedüngung vor. Mit Hilfe des Düngefenster lässt sich auch der N-Sensor gut kalibrieren.


anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

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