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Getreidefungizide: Neues für die Saison

Lesezeit: 8 Minuten

Über neue Mittel, auslaufende Zulassungen und aktuelle Resistenzentwicklungen informiert Hermann Hanhart, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


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In 2015 erweitert sich die Palette der Getreidefungizide um einige neue Produkte mit bekannten Wirkstoffen. So steht Unix zur Verfügung, allerdings nur im Pack mit Gladio. Die Firma favorisiert eine Kombination aus 0,6 kg pro ha Unix + 0,6 l/ha Gladio – vorzugsweise für frühe Anwendungen im Weizen zur Kontrolle von Halmbruch und Blattkrankheiten. Diese Kombination eignet sich aus unserer Sicht bevorzugt im Weizen nach Weizen als Mulchsaat mit sehr guter Wirkung gegen DTR, Halmbruch und Mehltau. Wenn Septoria tritici auftritt, sollte die Anwendung möglichst vorbeugend mit einer Ergänzung von 1,0 l/ha Bravo erfolgen. Die breite Zulassung beider Produkte erlaubt auch den Einsatz in Triticale, wenn vor allem Halmbruch und Mehltau auftreten. Gegen Rostkrankheiten ist bei vorbeugender Anwendung eine gute Wirkung zu erwarten. Mit reduzierter Aufwandmenge von 0,4 l/ha Unix + 0,4 l/ha Gladio lässt sich auch in Wintergerste früher Befall mit Netzflecken und Mehltau um EC 32 kontrollieren. Was kommt noch? Für das Mittel Kantik erwartet die Firma Adama eine Zulassungserweiterung für frühe Anwendungen ab EC 30. Es ist momentan schon in allen Getreidearten zugelassen, bisher aber nur für den Einsatz nach EC 39. Aufgrund der Wirkstoffzusammensetzung (200 g/l Prochloraz + 100 g/l Tebuconazol + 150 g/l Fenpropidin) ist mit frühen Behandlungen um EC 31 die effektivere Wirkung zu erwarten. In Versuchen zeigte Kantik mit der zugelassenen Menge von 2,0 l/ha eine sehr breite Wirkung, vergleichbar der von 1,5 l/ha Capalo. Gegen Mehltau erzielt das Mittel über den Wirkstoff Fenpropidin oft sogar bessere Wirkungen. Auf Halmbruch ist eine gute Nebenwirkung über Prochloraz, gegen Rost eine sichere Wirkung mit Tebuconazol zu erwarten. Für die frühe Kontrolle von Septoria tritici sollte – wie beim Capalo – eine Ergänzung mit 1,0 l/ha Bravo erfolgen. Eine Anwendung an Gewässern ist nur mit driftreduzierten Düsen erlaubt. Bei mindestens 75 % driftreduzierten Düsen ist ein Abstand von 15 m und bei 90 % von 10 m einzuhalten. Bisher ist für Kantik nur eine einmalige Anwendung erlaubt. Ob mit der Zulassung auch für die frühere Anwendung die bisherigen Auflagen noch angepasst werden, bleibt abzuwarten.Sozusagen eine Fertigformulierung aus Diamant + Champion ist das Mittel Viverda (60 g/l Pyraclostrobin + 50 g/l Epoxiconazol + 140 g/l Boscalid). Es ist mit 2,5 l/ha in allen Wintergetreide­arten zugelassen. Der Hersteller vertreibt es nur im Pack mit Vegas als sogenannte Handelslösung. Die Wirkstoffe ermöglichen eine breite Wirkung. Nur Septoria tritici wird nicht sicher kontrolliert. Zum Ende 2014 erwartet Nufarm eine Zulassung für Soleil (107 g/l Tebuconazol + 167 g/l Bromuconazol). Das Produkt ist als Emulsionkonzentrat formuliert. Bromuconazol ist ein uralter Wirkstoff, der vor 20 Jahren kurzfristig im Produkt Granit zur Kontrolle von Netzflecken in Gerste angeboten wurde. Jetzt geht es um eine Zulassung mit 1,2 l/ha gegen Mehltau, Septoria nodorum, Braunrost und vornehmlich zur Kontrolle von Fusarium. Beantragt ist eine Anwendung von EC 30 bis EC 69. Bei der späten Anwendung steht Fusarium im Fokus. Wir haben Soleil zweijährig in Kombination mit Siltra Xpro oder Skyway Xpro in unseren Versuchen zur Kontrolle von Abreifekrankheiten und Fusarium eingesetzt. Hier brachte das Mittel eine sehr gute Ergänzung zur Reduktion von Mykotoxinen. Da keine sichere Breitenwirkung von dem Produkt zu erwarten ist, empfehlen wir Soleil vorzugsweise als preisgünstige Ergänzung zu gut wirksamen Produkten zur Abschlussbehandlung. Fehlt künftig Chlorthalonil? Für viele Carboxamid-Kombinationen läuft die Zulassung aus. Hier darf man nach kurzzeitiger Verlängerung auch mit einer längerfristigen Neuzulassung rechnen. Gleiches gilt für Acanto. Schwieriger ist die Situation beim Chlorthalonil. Die Firma rechnet für Bravo bis Ende Dezember mit einer zunächst kurzfristigen Verlängerung und hofft auf eine längerfristige Zulassung. Vorsorglich wird das Produkt jetzt bereits gehandelt, um in der kommenden Saison sicher darüber verfügen zu können. Falls Bravo in einem Septoria-Jahr knapp werden sollte, lassen sich bis 2016 noch die Kombinationsprodukte Amistar Opti oder Credo als Alternative nutzen. Beim Mittel Osiris haben die Zulassungsbehörden die Abstandsauflagen zu Gewässern neu bewertet. Arbeitet man künftig mit driftreduzierten Düsen von mindestens 75 %, reicht der länderspezifische Gewässerabstand. Da aber immer noch bei vielen Fungiziden ein größerer Abstand zu Gewässern einzuhalten ist, sollten Sie die Möglichkeiten des Greenings nutzen. Mit Uferrand-, Puffer-, Blüh- oder Waldrandstreifen entlang der Gewässer und/oder zu Saumbiotopen in einer Breite von 5 bis 20 m lassen sich praxisgerecht die Anwendungsbestimmungen einhalten. Zur Saison 2015 werden einige Pack-Lösungen nicht mehr zur Verfügung stehen wie etwa der Gladio-Bravo-Pack, der Cirkon-Zenit M Pack oder auch der Agravis Flexion turbo Pack. Damit sind dann auch die Produkte Zenit M und Flexity nicht mehr am Markt verfügbar. Für Flamenco FS läuft die Zulassung im Januar 2015 aus und wird auch nicht weiter verfolgt, sodass Restbestände im Frühjahr noch gehandelt und spätestens 18 Monate nach ­Zulassungsende aufgebraucht sein ­müssen. Wie wirksam sind die Mittel? Das Monitoring zur Wirksamkeit der Fungizide zeigt grundsätzlich keine großen Unterschiede zum Vorjahr. Gegen Rhynchosporium, Rost, DTR, Septoria nodorum, Fusarium und Mehltau sind vergleichbare Wirkungen bei allen Wirkstoffgruppen möglich. Bei Metrafenon (im Capalo enthalten) stabilisiert sich die Mehltau-Wirkung auf einem mittleren Niveau, Wirkungsgrade wie vor fünf Jahren sind aber nicht mehr möglich. Talius und Vegas sind nach wie vor noch gut wirksam. Erste Isolate mit schwerer bekämpfbaren Mehltau-Typen werden aber auch bei beiden Mitteln vornehmlich in Norddeutschland gefunden. Septoria tritici ist aber grundsätzlich nicht mehr einfach zu kontrollieren. Die Population des Pilzes hat sich deutlich verändert. Noch vor 20 Jahren konnte man mit der sehr guten Kurativwirkung der Fungizide Septoria im Schossen sicher bekämpfen. Wenn man in EC 37/39 behandelte, ließen sich bis zu 15 Tage zurückliegende Infektionen noch stoppen. Damit wurden die wichtigen drei oberen Blätter befallsfrei gehalten. Heute beschränkt sich die Kurativwirkung nur noch auf 7 Tage. Um diese zu realisieren, muss man die besten Carboxamide, wie zum Beispiel Adexar, in voller Aufwandmenge einsetzen. Die Azole erreichen auch mit hoher Aufwandmenge nur noch maximal 2 bis 3 Tage an Kurativwirkung. Heute muss man Septoria vorzugsweise vorbeugend, also vor Niederschlägen bekämpfen. Auch hier schwächeln besonders die Azole. Der Grund ist, dass eine wirkstoffspezifische Selektion der verschiedenen Cyp51-Mutanten stattgefunden hat. Gegen diese schwerer bekämpfbaren Typen sind zurzeit die Carboxamide noch sicher wirksam. Bislang hat man in ganz Europa keine mutierten Carboxamid-Typen in der Septoria-Population nachgewiesen. Für 2015 dürften damit die Carboxamide gut gegen Septoria tritici wirken. Da die Carboxamide nur einseitig am Ziel­ort in der Pilzzelle angreifen, sind sie resistenzgefährdet. Deshalb sollten Sie auch die Grundsätze eines nachhaltigen Resistenzmanagements unbedingt einhalten. Aus diesem Grund hoffen wir auch auf eine langfristige Zulassung von Chlorthalonil. Denn nur hiermit ist eine sichere, langfristige Wirkung gegen Septoria tritici zu gewährleisten. Nachlassen gegen Netzflecken: Bei der Bekämpfung von Netzflecken hat die Zeit nach den Carboxamiden bereits begonnen. Besonders in Norddeutschland und noch dramatischer in England hat eine Selektion der mutierten Netzfleckentypen (vornehmlich die C-G79R) auch in 2014 stattgefunden. Momentan ist eine Vermischung der normalen Netzflecken-Population mit erheblichen Anteilen an Carboxamid-mutierten Typen vorhanden. Daher ist davon auszugehen, dass künftig die Wirkung der Carboxamide gegen Netzflecken nachlassen wird. Als Reaktion hierauf sind breit wirksame Fungizid-Kombinationen aus Carboxamid + Azol + Strobilurin und – sofern Ramularia noch vorkommt – zusätzlich mit Chlorthalonil notwendig. Auch bei dem Erreger Ramularia muss man mit Problemen rechnen. In 2014 ließ sich die Krankheit mit ­Carboxamiden nicht immer sicher kontrollieren. Kombinationen mit Chlor­thalonil und/oder Prothioconazol zeigten ­sichere Wirkungsgrade. Laborstudien mit Ramularia sind sehr aufwendig, sodass im Moment noch keine sicheren Aussagen zur Wirksamkeit der Carbo­xamide bzw. zur Verbreitung mutierter Erregertypen möglich sind. Um die Entwicklung von Resistenzen möglichst lange hinauszuzögern, sollten Sie Behandlungen unbedingt auf das notwendige Maß begrenzen. Dazu gehört auch, dass Sie alle zur Verfügung stehenden Wirkstoffe optimal terminieren und möglichst nur einmal in Ihrer Gesamtstrategie gegen Pilzkrankheiten einsetzen. Alle wichtigen Getreidefungizide sind in der Übersicht 1 und 2 auf den Seiten 74 bis 75 aufgeführt und bewertet. Darüber hinaus sind noch weitere Packlösungen verfügbar, die aber auch aus den aufgeführten Produkten bestehen.


Schnell gelesenIn der kommenden Saison gibt es einige neue Mittel. Wegen der Abstandsauflagen wichtiger Fungizide sollten Sie Randstreifen anlegen und als ökologische Vorrangfläche ausweisen.Um Septoria tritici künftig noch bekämpfen zu können, ist eine längere Zulassung von Chlorthalonil nötig.Gegen Netzflecken und Ramularia bricht die Wirkung der Carboxamide bereits ein.Resistenzen zögern Sie hinaus, wenn Sie Wirkstoffe wechseln, optimal terminieren und nur einmal einsetzen.

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