Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Gewinnt der Halmbruch wieder an Bedeutung?

Lesezeit: 6 Minuten

Hat Halmbruch in der letzten Anbausaison den Weizen in die Knie gehen lassen? Was dafür spricht und wie die Wirkung aktueller Fungizide gegen diese Halmbasiserkrankung einzuschätzen ist, erklärt Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Im letzten Jahr trat sehr viel Lager im Weizen auf. Als Ursache hat man ein stärkeres Auftreten von parasitärem Lager durch Halmbasiserkrankungen angesehen. Tatsächlich ist in 2014 Halmbruch (Pseudocercosporella herpotrichoides) mal wieder stärker aufgetaucht. Allerdings war der Befall von Schlag zu Schlag sehr unterschiedlich. Auch nicht parasitäres Lager ist vorgekommen, meist jedoch in zu dichten Beständen. Auslöser waren übertriebene N-Düngung, zu geringer Wachstumsreglereinsatz und extreme Witterung.


Als Spiegelbild für die Praxis haben wir aus unseren Versuchen den Befall für die Halmbasiserkrankungen Pseudocercosporella, Fusarium und Rhizoctonia ermittelt. Danach hat offensichtlich in den letzten Jahren die Befallsstärke deutlich abgenommen. Von durchweg hohen Befallswerten von 1995 bis 2002 ist der Wert vor allem in den letzten Jahren deutlich gesunken. In Einzeljahren wie 2011 und 2013 trat ganz geringer Befall auf. Dieser Rückgang ist vor allem auf die trockenen Frühjahre 2006 bis 2014 zurückzuführen. In den Jahren, in denen zusätzlich kühle Winter den Pilz gebremst haben, war der Befall nur sehr gering (2010 bis 2013).


In 2014 herrschten günstigere Bedingungen für eine weitere Verbreitung (siehe Kasten). Frühe Saattermine mit feucht-kühler Witterung im Herbst haben zu einer frühen Infektion geführt. Der milde Winter begünstigte die weitere Ausbreitung und Entwicklung. Die sehr trockene, relativ warme Witterung von Ende Februar bis Mitte April hat den Pilz zunächst gestoppt. In dieser Phase setzte deutliches Pflanzenwachstum ein. Triticale erreichte Mitte April bereits EC 37, Weizen EC 32. Das führte dazu, dass der Pilz auf den langsam vertrocknenden äußeren Blattscheiden sehr schnell alterte. Die Sporulation von Cercosporella nimmt aber mit zunehmendem Alter unter günstigen Witterungsbedingungen deutlich zu.


Letztlich war über ganz Deutschland betrachtet unterschiedlicher Befall zu beobachten. Das kann mehrere Gründe haben. Ausgangsbefall ist immer vorhanden. Eine sichere Korrelation zur Vorfrucht war nicht zu erkennen. So trat stärkerer Befall nach Raps, Mais oder Rüben, aber auch sehr geringer Befall nach Getreidevorfrucht auf.


Möglicherweise hat die Sortenanfälligkeit einen höheren Einfluss. Viele der weit verbreiteten Sorten, wie z. B. Akteur, Toras, Meister, Potenzial, Patras, Inspiration, Elixer, Tobak, sind hoch anfällig (APS 6). Von der günstigen Infektionswitterung auch über Winter könnte Pseudocercosporella in diesen Sorten jahresspezifisch profitiert haben. Die schlagspezifische Fungizidintensität bestimmte ebenfalls den Befall. Frühe, in der Trockenphase erfolgte Behandlungen erreichten auch bei guten Halmbruchprodukten nur eine geringe Wirkung. Letztlich hat Halmbruch wegen der feuchten Witterung zur Abreife nur geringe Mindererträge verursacht.


Wie geht’s weiter?

Halmbruch wird weiterhin mit wechselndem Befall abhängig von Saattermin, Sorte, Standort und vor allem Witterung auftreten. Prognosemodelle sind wenig praxistauglich, da zum Behandlungszeitpunkt noch keine Aussage zur Befallsentwicklung und erst recht nicht zur Ertragswirkung von Cercosporella möglich ist. Gleiches gilt für das von uns früher benutzte Bewertungsschema zur Auffindung von Problemflächen.


Heute lässt sich die Vielzahl der Fungizide effektiver nutzen. Viele breit wirksame Mittel bringen eine Teilwirkung gegen Halmbruch. Gegen Cercosporella lassen sich echte Wirkungsgrade erreichen. Das haben wir in langjährigen Untersuchungen immer wieder festgestellt.


Gegen Fusarium sind Wirkungen möglich, die aber immer stärker schwanken und nie die von Cercosporella erreichen. Auf Rhizoctonia können wir über die Jahre keine Wirkung feststellen. Im Gegenteil, der Befall in den behandelten Varianten steigt sogar an, vornehmlich dann, wenn Cercosporella effektiv ausgeräumt wird und Platz für Rhizoctonia geschaffen wird.


Die Wirksamkeit verschiedener Fungizide bzw. Spritzfolgen gegen Halmbruch unter den Bedingungen 2014 entnehmen Sie den Übersichten 1 und 2. In 2014 trat in drei von fünf Versuchen höherer Cercosporella-Befall in den unbehandelten Parzellen auf. Für Fusarium waren die Werte deutlich niedriger. Rhizoctonia ist nicht aufgeführt, da nur sehr geringer Befall festzustellen war.


Die Ergebnisse zur Einfachanwendung in EC 34 entnehmen Sie der Übersicht 1. Capalo mit hoher Aufwandmenge erreichte nur eine Wirkung knapp über 20 %. Die Carboxamid-Kombinationen Aviator Xpro und Adexar sind mit 48 % deutlich besser. Seguris zeigte in 2014 keine Wirkung.


Ganz sicher ist Halmbruch mit Doppelbehandlungen zu kontrollieren. Diese erfolgten nicht gezielt gegen Halmbruch, sondern gegen Septoria und Gelbrost. Der Halmbruch wird dabei einfach mitbekämpft. Behandlungen mit Wirkungsgraden bis über 70 % zeigt Übersicht 2.


Kombiniert mit Septoria:

Die Wirkstoffe mit Halmbruchwirkung und deren Leistungspotenzial entnehmen Sie Übersicht 3. Der alte Wirkstoff Prochloraz ist kein Spezialprodukt, bringt aber immer noch eine Nebenwirkung. Besonders in Spritzfolgen und in Kombination, z. B. mit Capalo, werden oft gute Wirkungen erreicht. Cyprodinil und Prothiconazol lassen sich als gut wirksame Produkte nutzen. Boscalid, nur im Champion enthalten, bringt bei ausreichend hoher Menge die sicherste Wirkung. Von den neuen Carboxamiden hat Fluxapyroxad (Adexar) das höchste Leistungspotenzial. Durch Kombination von Prothioconazol + Bixafen (Aviator Xpro) sind in der Regel aber noch sichere Wirkungen zu erwarten. Isopyrazam (Seguris) ist gegen Halmbruch nur gering wirksam.


Da die in der Übersicht genannten Produkte mit Ausnahme von Unix auch gegen frühe Blattkrankheiten wie Septoria tritici und Roste gut bis exzellent wirken, erübrigen sich gezielte Behandlungen gegen Halmbruch im Weizen. Geht man von stärkerem Befall aus, lässt sich die Produktwahl aber noch optimieren. Günstige Witterungsbedingungen für Septoria sind auch befallsfördernd für Halmbruch, sodass man optimal beide mit einer Behandlung kontrollieren kann. Beste Wirkungen gegen Halmbruch erzielt man immer dann, wenn das eingesetzte Fungizid bei feuchter Witterung das Pilzwachstum unterbricht. Wirkungen sind bis EC 37/39 möglich.


In weit entwickelten Beständen sollte man möglichst immer morgens im Tau mit nicht zu hohem Spritzdruck fahren. Behandlungen zu Beginn einer feuchten, kühlen Witterungsphase sind daher immer wirksamer als Behandlungen zum Ende solcher Phasen. Septoria muss künftig ebenfalls möglichst vor bzw. mit Beginn von Infektionswitterung kontrolliert werden, da die Kurativwirkung der Produkte verschlissen ist.


In Jahren mit höherem Septoriadruck sind zwei Behandlungen erforderlich. Mit einer Vorlage z. B. aus Bravo + Prochloraz um EC 31, gefolgt von einer zweiten in EC 33 bis 37 mit Carboxamiden werden die besten Wirkungen sichergestellt. Nebenbei wird Halmbruch im Weizen hiermit sicher kontrolliert.


In Triticale schwieriger:

In Triticale wird vor allem nach Getreidevorfrucht eine Behandlung notwendig. In der Regel sind dann Capalo oder Unix + Gladio die Produkte der Wahl, um z. B. Gelbrost, Braunrost und/oder Mehltau mit auszuschalten. Auch hier gilt: Behandlungstermin entsprechend der Infektionswitterung wählen! Die Witterung ist wichtiger als das Entwicklungsstadium. Bis EC 34, optimal platziert, sind sehr gute Wirkungen möglich. Carboxamide bringen in Triticale keine Vorteile. Deshalb sind hier auch Doppelanwendungen gegen Halmbruch kaum wirtschaftlich. Allenfalls ist bei gleichzeitig hohem Gelb­rostdruck ein Splitting, z. B. aus Capalo in EC 30 und Kantik in EC 33, sinnvoll.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.