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Gras-Untersaat: Gemeinsam statt einsam

Lesezeit: 7 Minuten

Wer glaubt, dass eine Gras-Untersaat das Maiswachstum stört, der irrt. Voraussetzung ist aber ein optimaler Anbau. Tipps hat top agrar bei Beratern und Landwirten erfragt.


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Jetzt im Frühjahr, nach dem Frost, sieht meine Untersaat nicht gut aus“, bemerkt Harm Kruse. Die Halme liegen grau, fast leblos und platt auf der Erde. Der Landwirt aus Holtum (Geest) bei Verden/Bremen ist trotzdem mit der Leistung zufrieden: Das Weidelgras ist unter der grauen Matte noch vital, hat über Winter eine gute Wurzelmasse gebildet und den Acker nach der Maisernte zu 100% bedeckt.


Gut 80% der Ackerflächen von Kruse liegen in Wasserschutzgebieten. Auf Mais kann der Landwirt nicht verzichten. Den Silomais braucht er für Biogasanlage und Kühe, den Körnermais verfüttert er als CCM an seine Kühe und Schweine. Auf den 18er- bis 30er-Sandböden verlagert sich vor allem Stickstoff schnell – deshalb setzt Kruse seit 15 Jahren auf Untersaaten, die diesen und andere Nährstoffe über Winter „retten“. Bei richtiger Bestandesführung bleibt der Maisertrag stabil und die Vorteile einer Untersaat zahlen sich aus (siehe Übersicht 1), ist er überzeugt.


Untersaat im Aufwind:

Das bestätigen auch Versuche von Heinrich Romundt, Berater bei der LWK Niedersachsen. Sein Beratungsgebiet ist das Elbe-Weser-Dreieck. Auf rund der Hälfte der dortigen Ackerflächen bauen die Landwirte Mais an, auf ca. 20% dieser Schläge wachsen Grasuntersaaten.


Oberste Priorität – so der Berater – ist dabei, dass der Mais trotz Untersaat sicher und ungestört wachsen kann. Daher eignet sich nicht jede Fläche für den Anbau. Leichte Sandstandorte sind problematisch, Trockenschäden in Mais kann man durch spätere Aussaat der Untersaat vorbeugen. Flächen mit starkem Storch- oder Reiherschnabelbesatz scheiden ohne angepasste Herbizidstrategie aus. Hier wären hohe Mengen von Bodenherbiziden nötig, die die Untersaat aber nicht verträgt. Gleiches gilt für Hirsestandorte. Ungeeignet für Untersaaten sind Flächen mit starker Verungrasung durch Quecke. „Wichtig ist, dass eine Untersaat zu Boden und Betrieb passt. Zudem will der Anbau geplant sein, was bereits mit der Wahl der richtigen Maissorte beginnt“, ist Romundt überzeugt. Die Blätter der Sorte müssen genügend Licht auf den Boden lassen. Beschatten sie den Boden dagegen zu stark, wächst die Untersaat nicht. Geeignet sind Maissorten mit einer steilen Blattstellung. Bewährt haben sich z.B. frühe bis mittelfrühe Sorten mit FAO-Zahlen von 210 bis 240. Dann bildet die Untersaat dünne Bestände bis zur Ernte, um danach kräftige Blätter und Wurzeln zu entwickeln.


Auf die Saat kommt es an:

Zum Auflaufen benötigen die Grassamen genügend Feuchtigkeit. Landwirt Heinz Raffelsieper aus Wipperfürth-Wegerhof im Bergischen Land hat damit kein Problem: Bei ihm fallen gut 1200 mm Niederschlag/Jahr. Seit fünf Jahren baut er auf den hängigen Flächen Grasuntersaaten an. Den Mais verfüttert er an seine 700 Kühe. Zunächst setzte Raffelsieper auf Weidelgras, seit drei Jahren nutzt er Rotschwingel. Zwischen 5 und 7 kg/ha Saatgutmenge lässt er gleichzeitig mit dem Mais vom Lohnunternehmer ausbringen. Er nutzt dafür die Saatmischung Humus Plus Vorsaat, die 90% horstbildenden Rotschwingel und 10% Härtlichen Schwingel enthält. Auf der Maisdrille ist ein Pneumatikstreuer angebracht, der die Samen über Schläuche zwischen den Maisreihen ablegt.


„Der Rotschwingel ist bei uns eindeutig im Vorteil, weil er im Herbst stärker wächst“, sagt Raffelsieper. Rotschwingel bildet im Vergleich zu Welschem Weidelgras zwar weniger Blatt-, dafür aber ordentlich Wurzelmasse. „Das Saatgut sollte leicht mit Erde bedeckt sein“, erklärt der Landwirt. Das erhöht die Auflaufrate und damit auch die Herbizidverträglichkeit, was Versuche der LWK Niedersachsen zeigen.


Späte Saat bei Weidelgräsern:

Die Saat von Deutschem und Welschem Weidelgras erfolgt dagegen bei 50 bis 70 cm Wuchshöhe des Maises. „Wir säen alle Flächen meist zwischen dem 20. Juni und 1. Juli“, sagt Landwirt Kruse. Ist der Mais kniehoch, hat er einen Wachstumsvorsprung und die bereits vorhandene leichte Beschattung beugt Trockenstress der Untersaat vor. Als Saatgut nutzt Kruse 15 kg/ha Humus Plus-Spät mit je 50% Deutschem und Welschem Weidelgras. Bei einem Maispflanzenabstand von 18,5 bis 19 cm in einer 75er-Reihe bekommt die Untersaat noch genug Licht. Auf ca. 30% seiner Flächen bringt der Landwirt die Grassamen mithilfe eines pneumatischen Düngerstreuer aus.


Bei Flächen, die noch einen Düngebedarf haben, kombiniert Kruse zwei Arbeitsgänge: Zusammen mit den Gärresten bringt er die Untersaat per Schleppschuhverteiler aus. Dazu saugt das Güllefass Gärreste und Grassaatgut zeitgleich ein. Die Verteilung im Fass und auf dem Acker ist nach seinen Erfahrungen homogen.


Liegt die Gärrestmenge bei maximal 20 m3/ha, verbleibt sie im Bodenschlitz des Schleppschuhs. Von dort wächst das Gras dann später exakt in Reihe, so die Beobachtung von Berater Romundt. Vorteilhaft sind möglichst dünnflüssige Gärreste oder Gülle.


Seit dem letzten Jahr empfiehlt Romundt ein weiteres Saatverfahren. In einem kurzen Zeitfenster von ca. zwei Wochen kann man die Weidelgrasmischung gleichzeitig mit einem Hack- durchgang gegen Unkräuter ausbringen. Das ersetzt die zweite Herbizidmaßnahme. Befinden sich die Maisstängel dann gerade in der Phase, in der sie leicht brechen, sollte man zwei oder drei Tage warten, empfiehlt er. Ein Striegel hinter der Hacke bedeckt bei diesem System das Saatgut leicht mit Erde. Doch Achtung: Beim Einsatz einer Hacke muss der Holm höher sein als die Maispflanzen, andernfalls brechen sie ab.


Vorsicht bei Herbiziden!

Bei der Aussaat achtet Kruse darauf, dass seit der letzten Herbizidmaßnahme mindestens zehn bis 14 Tage vergangen sind. So leidet das wachsende Weidelgras nicht durch den Herbizidfilm. Auch die leichte Bodenbewegung durch den Schleppschuh oder Striegel hinter der Hacke trägt dazu bei, den Film auf dem Boden zu brechen.


Gegen Unkräuter in Mais ist ein Splitting ideal. Bei einer Grasuntersaat empfiehlt Heinrich Romundt folgende Herbizidstrategie (siehe Übersicht 2):


  • Besteht die Untersaat aus Weidelgräsern hilft eine Mischung aus Bodenherbiziden und blattwirksamen Triketonen, eingesetzt in EC 11 bis 13 des Maises. Dafür eigenet sich z.B. 0,7 l/ha Spectrum Gold + 0,75 l/ha Maran. Diese Mischung hat eine gute Dauerwirkung und hilft sehr gut gegen Storchschnabel und Hirsen, nicht so gut gegen Rispe. Auch Nachtschatten und Windenknöterich lassen sich in Schach halten. Vom Einsatz der Bodenherbizide bis zur Untersaat-Aussaat sollten ca. sechs Wochen vergehen.


Die zweite Herbizidmaßnahme in EC 14 bis 16 beseitigt Gräser, Hirsen, Windenknöterich und Nachtschatten. Romundt setzt hier auf z.B. Laudis + 10 g je ha Peak. Bei starker Verunkrautung kann man 0,75 l/ha MaisTer Power zumischen. Alternativ ist es möglich, auf eine chemische Maßnahme zu verzichten und die Hacke einzusetzen.


  • Bei einer Rotschwingel-Untersaat helfen in EC 12 bis 13 gegen Ungräser 0,75 l je ha Callisto + 2,0 l/ha Stomp Aqua + 0,3 l/ha B 235. Später, in EC 15 bis 16, ist eine Mischung aus 0,75 l/ha Sulcogan +0,3 l je ha Certrol B zu empfehlen.


Nach der Ernte:

Die Zünslerbekämpfung im Mais darf auch bei einer Untersaat nicht zu kurz kommen. Im Normalfall stört die Untersaat nicht, bis zur Stoppelzerkleinerung sollte sie aber ein wenig wachsen. Harm Kruse wartet dafür bis zu einen Monat. Über Winter entwickeln sich die Gräser weiter und nutzen die Nährstoffe aus dem Boden.


Damit im Frühjahr keine samenreifen Gräserbestände auf dem Acker stehen, muss man die Untersaat 100%ig bekämpfen. „Pfluglos ist das nur schwer umzusetzen“, erklärt Berater Romundt. Glyphosat ist eine Alternative, auch auf Ökologischen Vorrangflächen. Die geförderten Flächen in Wasserschutzgebieten müssen die Landwirte allerdings mechanisch umbrechen. Landwirt Raffelsieper setzt dafür den Pflug ein.


Auch die nun üppig-graue Untersaat von Harm Kruse muss bald dran glauben. „Auf geraden Strecken lässt sich die Untersaat sehr gut unterpflügen“, ist Kruses Erfahrung. Am Vorgewende kämen öfter Gras-Plaggen wieder hoch. Hier setzt der Landwirt auf Glyphosat. Die behandelten Teilflächen rechnet er dann aus der Förderung heraus.


Darüber hinaus verwerten weder Kruse noch Raffelsieper die Untersaat. Auch Berater Romundt lehnt eine Nutzung ab: Wächst die Untersaat im Frühjahr weiter, entzieht sie dem Boden wichtiges Wasser. „Es geht um die Hauptfrucht, den Mais“, stellt Raffelsieper klar.


Friederike Mund

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