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Greening mit Zwischenfrüchten - Kartoffeln: So behalten Sie Schaderreger im Griff

Lesezeit: 10 Minuten

Im Rahmen des Greenings sind künftig nur noch Mischungen von mindestens zwei Arten zulässig. Von welchen Sie besser die Finger lassen, weiß Karl Gröschl, N.U. Agrar.


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Seit dieser Saison müssen Sie Greening-Auflagen erfüllen, um die Ausgleichszahlungen in voller Höhe zu erhalten. Für viele Landwirte ist der Zwischenfruchtanbau eine passende Lösung, um ökologische Vorrangflächen (öVF) bereitzustellen. Voraussetzung ist, dass man dabei eine Mischung aus mindestens zwei Kulturarten anbaut. Mischungen und Anbaustrategien müssen Sie jedoch perfekt auf den Betrieb abstimmen. Denn im Kartoffel­anbau steht ein hoher Hektarumsatz auf dem Spiel. Diesen dürfen Sie nicht durch falsche Zwischenfrüchtstrategien gefährden.


Deshalb müssen Sie diese sehr individuell planen. In jedem Fall stehen die Ansprüche der Kartoffel vor denen der Zwischenfrucht. Wer wegen dieser die Durchwuchskartoffel-Bekämpfung unterlässt und dies zu einer Quarantäne­krankheit (z. B. Kartoffelkrebs) auf dem Schlag führt, hätte lieber auf die Greening-Zahlung verzichtet. Was können Zwischenfrüchte leisten?


Bestes für den Boden:

Vor allem auf den leichten Standorten in der Heide ist der Zwischenfruchtanbau vor Kartoffeln eine Standardmaßnahme. Die Zwischenfrucht dient hier vor allem als Nährstoffspeicher. Sie nimmt Nähr­stoffüberhänge aus der Vorfrucht auf, aber auch den Stickstoff aus der sommerlichen und herbstlichen Minerali­sation. Weil die Kartoffel ein relativ flaches Wurzelwerk hat, führt das Ein­waschen oder Verlagern unter den Krumenhorizont unweigerlich zum Nährstoffverlust. Zwischenfrüchte schützen vor allem gut lösliche Nährstoffe wie Nitrat, Sulfat, Magnesium und Kalium vor dem Auswaschen.


Die Zwischenfrucht verhindert zudem Bodenerosion. Auf leichten Sand- und Schluffböden trägt der Wind beachtliche Bodenmengen ab. Eine möglichst lange Bedeckung wirkt dem entgegen. Ähnlich positive Effekte bewirkt die Zwischenfrucht bei Wasser­erosion an Hanglagen. Die Bodenbedeckung und günstige Durchwurzelung stabilisieren das Gefüge und minimieren den Abtrag.


Auch verhindert sie Verschlämmung und Dichtlagerung. Zudem ist die Zwischenfrucht ein wichtiger Kohlenstofflieferant für den Boden. Aufgrund enger Kartoffelfruchtfolgen haben viele Böden ein Humusdefizit. Im lockeren Kartoffeldamm ist der Humusumsatz sehr hoch. Hinzu kommt, dass der Boden lange Zeit im April, Mai und September nach der Ernte offen darliegt.


Mit jedem Kartoffelanbau werden beachtliche Mengen an Nährhumus umgesetzt. Diese lassen sich nur durch leicht verdauliche organische Substanzen ersetzen. Mit auf der Furche verbleibendem Stroh ist dies nur begrenzt möglich. Lediglich organische Dünger, Raps-, Leguminosen- oder Rübenblatt fördern den Nährhumus etwas stärker. Betrieben mit engen Kartoffelfruchtfolgen ohne organische Dünger bleibt damit häufig nur der Zwischenfruchtanbau, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.


Nutzlos bei Nematoden?

Die Krankheits- und Schädlingsbekämpfung mit Zwischenfrüchten ist in Kartoffelfruchtfolgen schwieriger als z. B. bei Rüben. So gibt es keine Kartoffelzystennematoden-resistenten Zwischenfrüchte. Damit ist eine aktive Nematodenbekämpfung nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Zwischenfrüchte attraktive Zwischenwirte für freilebende Nematoden sind. In einigen Regionen sagt man sogar Phacelia und Senf nach, dass sie diese und die damit verbundene Verbreitung des Tabak-Rattle-Virus fördern. Multiresistente Ölrettiche sollen dagegen reduzierend (Biofumigation) wirken. Diese Wirkung beruht auf einer Ausscheidung von Gasen während der Einarbeitung des blühenden Bestandes. Die Methode ist damit nicht Greening-konform, aber durchaus effektiv. Erwiesen neutral gegenüber einigen freilebenden Nematoden ist Sandhafer.


Eine Zwischenfrucht, die freilebende Nematoden fördert, muss nicht zugleich das Tabak-Rattle-Virus vermehren. So ist der Besatz mit Stippigkeit und Pfropfen nach Ölrettich in der Regel sehr gering. Ähnlich positiv wirken sich Wicken und Lupinen aus.


Gräser haben den Nachteil, dass sie Drahtwürmer fördern. Steht Ausfallgetreide in der Zwischenfrucht, oder sind Gräser Bestandteil in einer Mischung, muss man damit rechnen, dass diese Bodenschädlinge verstärkt auftreten.


Probleme mit Pilzen:

Zudem spielen noch einige Pilzkrankheiten beim Zwischenfruchtanbau eine Rolle. Vor allem Kruziferen und Leguminosen sind potenzielle Überträger von Sklerotinia. Diese Krankheit kann auch in Kartoffeln auftreten. Besonders in Bewässerungsbetrieben und windoffenen Küstenlagen führt sie zum Teil zu erheblichen Ertragseinbußen. Auf Befallsstandorten würde eine anfällige Zwischenfrucht das Problem zusätzlich verstärken.


Verticillium ist ebenfalls eine Krankheit, die verschiedene Zwischenfrüchte und Kartoffeln befällt. Der Pilz ist auf vielen Standorten sporadisch vorhanden. Ein zusätzlich intensiver Anbau von Kruziferen-Zwischenfrüchten kann einen sporadisch vorhandenen Befall deutlich verstärken.


Die bedeutendste Kartoffelkrankheit im Zusammenhang mit Zwischenfrüchten ist aber Rhizoctonia solani. Dieser Pilz überdauert auf unverrotteter organischer Substanz. Je länger der Abbau der Zwischenfrucht, umso höher ist das Infektionsrisiko. Viele Zwischenfrüchte verholzen nach der Blüte bzw. nach dem Abfrieren. Damit steigt das Rhizoctonia-Risiko. Je schlechter man die Zwischenfrucht zerkleinert und einarbeitet, umso höher ist es. Da Leguminosen wesentlich schneller als Kruziferen zersetzt werden, sind sie diesbezüglich deutlich weniger problematisch.


Indirekt können Zwischenfrüchte auch den Schorfbefall fördern. Vor allem größere Mengen schlecht verrotteter organischer Substanz im Damm begünstigen den Pilz Streptomyces scabis.


Dilemma Durchwuchskartoffel:

Der Zwischenfruchtanbau kann auch die Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln erschweren. In Getreide und Mais ist sie kaum noch möglich. Häufig bleibt nur die Bekämpfung auf der Stoppel. Eine zu späte oder unsichere Behandlung im Frühjahr erfordert oft eine zweimalige Stoppelbehandlung. Die erste bekämpft die Mutter-, die zweite die Tochterpflanzen aus bereits gebildeten Knollen. Der Zwischenfruchtanbau verhindert aber diese zweite Maßnahme.


Die Durchwuchskartoffel in der Zwischenfrucht fördert dann viele Krankheiten und Schädlinge. Besonders kritisch sind dabei die zystenbildenden Nematoden und der Kartoffelkrebs. In diesem Zusammenhang spielt die Bestandesetablierung der Zwischenfrucht eine entscheidende Rolle. Dichte, zügig wachsende Zwischenfrüchte überwuchern die Kartoffelstauden und verhindern eine erneute Knollenbildung.


Hungrig auf N und K:

Zwischenfrüchte binden nicht nur Nährstoffe, sie benötigen auch selbst welche. Üppige Bestände bringen Erträge von 40 dt/ha TS. Dazu müssten sie mindestens 160 bis 200 kg N/ha aufnehmen. Bestände mit einer ausreichenden Bodendeckung erreichen mindestens 20 dt/ha TS. Die N-Aufnahme liegt hier bei 80 kg/ha. Die von Kalium ist ähnlich hoch wie beim Stickstoff. An Phosphat benötigt ein Bestand 18 und 36 kg/ha.


Je nach Zwischenfruchtart gibt es Unterschiede beim Nährstoffbedarf. So benötigen Erbsen und Ackerbohnen etwas weniger Stickstoff als andere Zwischenfrüchte. Leguminosen und Phacelia nehmen weniger Kalium als Kruziferen auf. Beim Phosphor unterscheiden sich die einzelnen Gattungen dagegen kaum. Der Phosphoraufschluss ist bei Leguminosen und Kruziferen aber deutlich besser als bei üblichen Ackerkulturen. Sofern der Boden zumindest eine B-Versorgungsstufe aufweist, reicht das Phosphor-Angebot aus.


Der N-Bedarf lässt sich aktuell mit 80 kg/ha Gesamt-N aus der organischen Düngung zur Zwischenfrucht, der Nachlieferung im Sommer und Herbst sowie dem Überhang aus der Vorfrucht decken. Diese Düngergabe wird im Zuge der Novelle der Düngeverordnung möglicherweise auf 60 kg N/ha gesenkt. Schöpft man die gesetzlich mögliche Düngergabe aus, lassen sich bei einer günstigen Herbstmineralisation TS-Erträge von etwa 20 dt je ha (siehe Übersicht) erreichen. Ohne organische Düngung zur Zwischenfrucht liegen sie nur bei 5 bis 11 dt/ha.


In jedem Fall ist zu berücksichtigen, dass die junge Zwischenfrucht stets in Konkurrenz mit dem Stroh um den Stickstoff steht. Je höher die Strohmenge, desto schwieriger wird die Etablierung der Zwischenfrucht. Es kann aus diesem Grund sinnvoll sein, das Stroh abzufahren. In Betrieben ohne organische Düngung geht dies jedoch zulasten der Bodenfruchtbarkeit. Hier kann eine intensive Bodenbearbeitung helfen. Das Unterpflügen des Strohs fördert die Konkurrenzkraft der Zwischenfrucht. Trotz geringer N-Mengen etablieren sich die Bestände dann zügig.


In der Jugendentwicklung ist eine ausreichende N-Konzentration in der Bodenlösung nötig. Vor allem auf schweren Böden und in nassen Phasen kann trotz ausreichender Menge die Anfangsversorgung eng werden.


Bei knappem N-Angebot haben Leguminosen klare Vorzüge. Dennoch darf man ihre Wirkung nicht überschätzen. Die Knöllchenbakterien erreichen den Leistungshöhepunkt kurz vorm Knospenstadium. In der Jugendentwicklung kann es bei ungünstigem Gas­austausch zu Engpässen in der Ernährung kommen.


Auch Kalium wird häufig zum begrenzenden Faktor im Zwischenfrucht­anbau. Selbst bei knapper Ertragserwartung (20 dt/ha) werden 100 bis 120 kg je ha K2O benötigt. Ohne Düngung würde der Kaliumgehalt eines Sandbodens nach dem Zwischenfruchtanbau um ca. 3 mg/100 g Boden fallen. Bei üppigen Beständen können dies sogar 6 mg/100 g Boden sein. Bei ohnehin knappen Bodengehalten bzw. unzureichender Düngung der Vorfrucht kommt es regelmäßig zu akuten Mangelerscheinungen bei der Zwischenfrucht. Die optimale Grundnährstoffversorgung der Vorfrucht ist daher sehr wichtig.


Bodenbearbeitung:

Bislang können Zwischenfrüchte mit 80 kg/ha aus organischer Düngung noch aus dem Vollen schöpfen. Hinzu kommt: Mineralisch lässt sich das Defizit noch ausgleichen. Häufig wird die Zwischenfrucht möglichst schnell und günstig gedrillt, die teils ungünstige Bodenstruktur über mehr Stickstoff kompensiert.


Diese Strategie wird spätestens mit der neuen Düngeverordnung der Vergangenheit angehören. Die Bodenbearbeitung vor der Zwischenfrucht wird wichtiger. Denn nur eine zügige Wurzelentwicklung ermöglicht es, die Standortressourcen zu nutzen. Bei knapper N-Versorgung setzt dies eine perfekte Stroh- und Stoppelbearbeitung sowie optimierte Zwischenfrucht-Saat voraus.


Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass Zwischenfrüchte Strukturschäden beseitigen. Wie alle Wurzeln wachsen auch ihre entlang des geringsten Widerstandes. Sie stabilisieren nur die durch die Bodenbearbeitung geschaffene Struktur. Vor allem bei der flachwurzelnden Kartoffel wäre eine tiefe Wurzel der Zwischenfrucht wünschenswert. Sie nutzt Nährstoffe aus tieferen Schichten und stellt sie der Kartoffel zur Verfügung. Zudem erleichtert dies der Kartoffel in tieferen Bodenschichten zu wurzeln. Bei Verdichtungen im Boden würde die Wurzel der Zwischenfrucht nur Teilbereiche aufbrechen. Für die Kartoffel hätte das einen erhöhten Anteil an Kluten zur Folge. Das Hauptaugenmerk muss daher nach der Ernte der Vorfrucht darauf liegen, Strukturschäden zu beseitigen, selbst wenn dies zulasten des Saattermins der Zwischenfrucht geht.


Nährstoff-Freisetzung:

Hat man es geschafft, einen üppigen Bestand zu etablieren, gilt es nun, die Nährstoffe auch zu nutzen. Neben den Greening-Auflagen müssen Sie dabei die Auflagen der Düngeverordnung erfüllen. So erfordert die Nährstoffbilanz eine hohe Ausnutzung des in der Zwischenfrucht gebundenen Stickstoffs. Die Kartoffel soll möglichst alle Nährstoffe umsetzen können. Wie zügig die Nährstoffe freigesetzt werden, hängt vor allem ab von Bodenbearbeitung, Zerkleinerung, Ein-arbeitungszeitpunkt und Zusammensetzung der Pflanzen.


Die Art der Bodenbearbeitung spielt deshalb eine große Rolle, weil ein Abbau der organischen Substanz erst bei entsprechendem Bodenkontakt erfolgt. Je wärmer der Boden ist, umso schneller ist der Umsatz. Wenn man die Zwischenfrucht im Oktober mulcht und einarbeitet, setzt sie sich sehr schnell um. Dies entspricht jedoch nicht den Greening-Auflagen. Nur wenn das Aussamen droht, ist ein Zerkleinern möglich.


Bei der Direktpflanzung in den Zwischenfruchtbestand kann die Kartoffel nur Bruchteile der Nährstoffe nutzen. Vor allem bei üppigen Beständen birgt die Direktpflanzung sogar das Risiko einer verspäteten N-Nachlieferung. Zerkleinern und Einarbeiten im Frühjahr führt zu einem zügigen Freisetzen der Nährstoffe. Im Idealfall arbeiten Sie die Zwischenfrüchte flach ein und pflügen anschließend. Dann erfolgt die Nachlieferung über einen längeren Zeitraum sehr gleichmäßig. Der Abbau von Pflanzen mit hohem Anteil an Cellulose, Hemicellulose und Proteinen erfolgt relativ zügig und benötigt keine zusätzliche Energie. Mit steigendem Ligninanteil nimmt die Geschwindigkeit des Abbaus ab. Dabei wird Stickstoff gebunden und Energie benötigt. Einen Großteil der Nährstoffe aus dem Lignin kann die Pflanze aber nicht nutzen. Das erhöht langfristig den Dauerhumus, belastet aber kurz- und mittelfristig die N-Bilanz. Der Lignin­anteil von Kruziferen und Phacelia nimmt mit der Blüte deutlich zu, beim Senf steigt er nach der Reife weiter. Soll die Kartoffel die Nährstoffe zügig nutzen, muss man ein Abreifen bzw. Abfrieren vermeiden. Im Idealfall erreicht eine Kruzifere kaum die Blüte.

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