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Grünland winterfest machen

Lesezeit: 11 Minuten

Mit dem letzten Schnitt des Jahres sind die Arbeiten im Dauergrünland noch nicht abgeschlossen. Sorgen Sie jetzt für einen guten Start in die Saison 2022.


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Nach den Trockenjahren, die dem Grünland erheblich schadeten, war der Sommer 2021 in den meisten Regionen Deutschlands mild und feucht. Doch die Nässe brachte auch einige Probleme: Durch die unbeständige Witterung war es schwierig, den richtigen Schnittzeitpunkt zu treffen. So ließen sich Bodenverdichtungen nicht immer vermeiden. Auch konnten sich die in den Narbenlücken der Vorjahre sprießenden Unkräuter weiter ausbreiten. Umso wichtiger ist es nun, das Grünland mit den richtigen Herbstmaßnahmen (siehe Übersicht 1) gut über den Winter zu bringen.


1. Wie Pflegen?


Die in den vergangenen Jahren entstandenen Narbenlücken ließen sich oft nicht sicher schließen, da den Nachsaaten regelmäßige Niederschläge fehlten. So konnten sich anspruchslosere Gräser wie die Gemeine Rispe ausbreiten. Doch anders als bei Trockenheit verspricht ein Striegeleinsatz bei sehr feuchten Böden wenig Erfolg gegen Gemeine Rispe und wolliges Honiggras. In diesen Fällen hilft nur eins: Abwarten, bis der Oberboden gut abgetrocknet ist.


Haben sich im Grünland sogenannte fakultative Kräuter wie Schafgarbe, Löwenzahn oder Honiggras ausgebreitet, ist es wichtig, diese konsequent zurückzudrängen. Bis zu welchen Ertragsanteilen Sie fakultative Pflanzen dulden können, entnehmen Sie der Übersicht 2. Werden diese Anteile überschritten, vermindert sich die Leistungsfähigkeit des Grünlandes in Bezug auf Ertrag und/oder Qualität. Handelt es sich bei den zu häufigen fakultativen Pflanzen um Kräuter, können Sie diese chemisch als Einzelpflanzenmaßnahme oder ganzflächig bekämpfen. Bei starker Verunkrautung mit Wurzelunkräutern können Sie auch flach mit der Kreiselegge arbeiten. In jedem Fall sollte die Maßnahme spätestens kurz nach dem letzten Schnitt erfolgen. Denn nur so kann eine folgende Nachsaat die entstandenen Lücken bis zur Vegetationsruhe noch schließen.


Ist dies nicht der Fall, können erneut Unkrautsamen in den Narbenlücken keimen und die Fläche wieder verunkrauten. Für das laufende Jahr empfiehlt es sich, Pflanzenschutzmaßnahmen bis zum 1. Oktober und alle weiteren Pflegemaßnahmen möglichst bis zum 15. Oktober abzuschließen.


2. Nachsaat


Auf extensiv bewirtschaftetem Grünland ist dieses Jahr häufig keine Nachsaat nötig. Durch gute Wachstumsverhältnisse wurden die unerwünschten Pflanzen von den Gräsern zum Teil unterdrückt. Zudem kamen die Gräser dank der späten Schnitte zur Samenreife und haben sich durch Aussaat selbst vermehrt. Auf den feuchten Böden konnten und können die Samen hervorragend keimen. Waren Flächen allerdings schon zu Jahresbeginn verunkrautet, breiteten sich unerwünschte Pflanzen weiter aus.


Wer aufgrund von Narbenschäden noch eine Nachsaat plant, sollte sich nach der letzten Schnittnutzung beeilen. Damit die Gräser die Narbenlücken noch bis zur Vegetationsruhe schließen können, darf der Saattermin nicht zu knapp vor dem Winter liegen. Vor allem Mischungen mit Rotklee danken es, wenn sie früh – am besten noch im September – in den Boden kommen.


Beachten Sie, dass sich nicht jede Nachsaatmischung für jeden Standort eignet. Auch innerhalb der Pflanzenarten gibt es teils deutliche Sortenunterschiede hinsichtlich Ertrag und Futterqualität. In extremen Fällen kann es sogar vorkommen, dass zwei Säcke derselben Gräsermischung vom selben Vermehrer unterschiedliche Sorten enthalten. Ein Blick auf die Sackanhänger lohnt sich demnach. Das gilt auch dann, wenn Sie mit dem Produkt bislang zufrieden sind.


Ein Vergleich mit den Sorten- und Mischungsempfehlungen der zuständigen Länderdienststellen zeigt, wie gut die Mischung zu Ihrem Betrieb passt. Als Nachsaat für vier- bis fünfschnittige Siloflächen empfiehlt sich die Qualitätsstandardmischung GV. Für z.B. Hessen finden Sie die Empfehlungen online unter www.llh.hessen.de


Wichtig sind die Reifegruppen der enthaltenen Gräser: Um über das ganze Jahr – unabhängig von Trockenperioden – bestmögliche Graserträge erzielen zu können, müssen Weidelgräser aller drei Reifegruppen in den Mischungen enthalten sein. Vor allem auf sommertrockenen Standorten sind frühreife Weidelgräser extrem wichtig: Sie erzielen zumindest bei den ersten beiden Schnitten noch hohe Erträge mit guter Qualität.


Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Sie Ihr Dauergrünland in Höhenlagen bewirtschaften. Die Beurteilung von Nachsaatmischungen ist schwieriger geworden, seitdem die Anwendung des einheitlichen, roten Etiketts am Saatgutsack ausgelaufen ist. Dieses diente zur Kennzeichnung der für Höhenlagen empfohlenen Nachsaatmischungen. Jetzt sind angebliche Qualitätsmischungen im Umlauf, die sich bei einem Vergleich von Sortenempfehlungen für Höhenlagen und dem Sackanhänger oft nicht als solche herausstellen.


Vermeiden Sie als Bewirtschafter von Dauergrünland auch unbedingt Mischungen mit sogenannten Ammengräsern wie Einjährigem oder Welschem Weidelgras.


3. Ackergräser niemals ins Dauergrünland!


In einigen Teilen Ostdeutschlands sind die Böden immer noch zu trocken. Neben lückigen Beständen im Grünland drohen auch Mindererträge im Mais. Doch auch wenn Viehhalter befürchten, nicht genügend Futter zu ernten: Greifen Sie für Dauergrünland niemals zu Saatgut mit Ackergräsern! Obwohl diese, z.B. Einjähriges oder Welsches Weidelgras, zunächst hohe Erträge verspricht und die Futterknappheit begrenzen könnte, überwiegen die Nachteile:


  • Ackergräser haben einen sehr hohen Wasserbedarf. Unter anhaltender Trockenheit wird es also nicht den erwarteten, hohen Ertrag bringen.
  • Diese Gräser sind nicht ausdauernd. Bereits nach nur wenigen Jahren brechen die Erträge, zusammen und es sind neue Lücken in der Grasnarbe zu erwarten – erst recht in Dürrejahren.
  • Das frühreife Welsche Weidelgras z.B. erschwert es, einen optimalen Schnittzeitpunkt zu finden: Während andere Gräser wie das Deutsche Weidelgras noch lange nicht reif sind, ist Welsches Weidelgras bereits überständig. Durch den zu späten Schnitt kann das Gras aussamen und sich in feuchten Jahren – wie 2021 – extrem ausbreiten. Wer im vergangenen Jahr eine Mischung mit Welschem Weidelgras auf dem Dauergrünland ausgebracht hat, konnte dies gut beobachten.
  • Um Ackergräser ohne einen Umbruch zurückdrängen, ist eine intensive Nutzung die einzige Option, z.B. mit einer Standweide. Nutzen Sie für die anschließende Nachsaat eine ausdauernde Qualitäts-Gräsermischung.


4. Mit Kalk die Bodenstruktur fördern


Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig eine gute Bodenstruktur ist. Intakte Böden mit ausgeglichenem pH-Wert haben ein optimales Grob-, Mittel- und Feinporenverhältnis. So speichern sie viel Wasser und bieten viel durchwurzelbaren Raum. Ziehen Sie regelmäßig Bodenproben und optimieren Sie den pH-Wert mit Kalk. Achtung: Einige Agrarumweltmaßnahmen verbieten die Kalkdüngung.


Je nach Bodenart sollte der pH-Wert im Boden unter Dauergrünland bei etwa 5,5 bis 6,5 liegen. Bodenproben aus der Praxis zeigen jedoch immer wieder, dass viele Böden mit pH-Werten von knapp über 4,0 deutlich versauert sind. Doch auch bei Werten von knapp unterhalb von pH 5,0 sollten Sie aufmerksam sein: Je nach Bodenart sind dann nur noch rund 30% des Stickstoffs pflanzenverfügbar.


Auf Basis des pH-Wertes und der Bodenart finden Sie unter den Ergebnissen der Bodenuntersuchung auch eine Düngeempfehlung für Calciumoxid (CaO). Achten Sie auf die Angaben des Düngeherstellers zum Kalk: Ist der Gehalt in Calciumcarbonat (CaCO3) angegeben, brauchen Sie ca. die doppelte Menge als Dünger. Multiplizieren Sie den CaCO3-Gehalt mit dem Faktor 0,56, erhalten Sie den exakten CaO-Gehalt. Als Faustregel benötigen Dauergrünlandflächen alle vier Jahre rund 3t/ha kohlensauren Kalk – als Erhaltungskalkung. Müssen Sie aufkalken, sind die maximalen Einzelgaben einzuhalten! Diese liegen zwischen 1500 bis 3000 kg CaO/ha.


Den Zeitpunkt der Kalkgabe können Sie relativ flexibel wählen. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen bietet es sich an, den Termin mit dem Kalken von Ackerflächen zusammenzulegen. Damit der Kalk richtig wirken kann, sind bis zur nächsten Nutzung oder bis zur nächsten Güllegabe 20 bis 30 mm Niederschlag optimal. Andernfalls ist beim folgenden Schnitt eine lange Stoppel besonders wichtig, damit der Kalk nicht mit dem Futter die Fläche verlässt. In der Vegetation sollte zwischen Güllegabe und Kalkung eine Nutzung stattfinden. Ein feiner Mahlgrad gewährleistet, dass sich der Kalk homogener über die Fläche verteilen lässt. Zudem geht er aufgrund seiner größeren Oberfläche zügiger in Lösung – und wirkt schneller.


5. DÜngemaßnahmen zum Vegetationsende


Besonders wertvoll für das Grünland ist eine Stallmist-Düngung zwischen dem letzten Schnitt des aktuellen und dem ersten Schnitt des kommenden Jahres. Das enthaltene Stroh bringt Kalium mit und stärkt damit die Pflanzenzellwand. Zudem mineralisiert der organisch gebundene Stickstoff (N) in der folgenden Vegetation, und die Regenwurmaktivität steigt an. Der optimale Termin zum Ausbringen von Stallmist hängt von der Rotte des Düngers ab. Je höher der Strohanteil ist, desto eher muss der Mist auf die Fläche, um verunreinigtes Futter im Frühjahr zu vermeiden. Gut durchgerotteten Mist können Sie zeitlich näher zum ersten Schnitt ausbringen, um die Gefahr des Auswaschens von Nitrat zu verringern.


Auch für Stallmist gelten Sperrfristen. Wer noch kalken will, sollte vor der Sperrfrist Mist ausbringen. Dann bleibt ein ausreichender Abstand, um im Winter Kalk zu streuen. Grundsätzlich gilt in Deutschland auf Dauergrünland ein Ausbringungsverbot für Düngemittel mit wesentlichem N-Gehalt vom 1. November bis zum 31. Januar – für Mist von Huf- oder Klauentieren vom 1. Dezember bis zum 15. Januar. Im Zeitraum vom 1. September bis zum Beginn der Sperrfrist dürfen Landwirte außerdem maximal 80 kg N/ha aufbringen. In nitratbelasteten, „roten“ Gebieten gilt die Sperrfrist vom 1. Oktober bis zum 31. Januar (für Mist vom 1. November). Hier dürfen Sie im September noch maximal 60 kg N/ha aufbringen.


Gerade für Betriebe, die einen hohen Strohanteil im Mist haben (z.B. Pensionspferdehalter), gilt die Empfehlung, den N-Gehalt des Düngers untersuchen zu lassen. Liegt dieser unter 1,5 kg/t Mist, gilt für die Ausbringung keine Sperrfrist – das erweitert den Handlungsspielraum.


In einigen Bundesländern ist es möglich, die Sperrfrist um bis zu vier Wochen zu verschieben. Die Dauer der Sperrfrist verändert sich hierdurch nicht. Eine Sperrfristverschiebung gilt nur für den Einzelbetrieb – sprich jeder Landwirt muss sie selbst beantragen.


6. Pflegeschnitt


Ebenso wie Getreide auf dem Acker können Pilzkrankheiten auch Gräser im Grünland befallen. Besonders in diesem feuchten Jahr konnten sich Roste teils stark verbreiten. Um das zu verhindern, empfiehlt es sich, den Grünlandbestand mit einer Aufwuchshöhe von maximal 10cm in die Vegetationsruhe zu schicken. Somit können sich durch die geringere Oberfläche weniger Pilze auf dem Gras ausbreiten. Außerdem ist das kurze Gras weniger frostempfindlich und wächst zum Vegetationsbeginn sauber auf.


Gerade bei mildem Herbst und später Güllegabe oder wenn vor Winter zu früh geschnitten wurde, besteht die Gefahr, dass die Bestände zu lang in den Winter gehen. Dann ist ein Pflegeschnitt oder eine Winterbeweidung z.B. mit Schafen notwendig. Der Schafhalter kümmert sich hierbei um die Weidetierdokumentation und die Schafe kürzen den Bestand auf die gewünschte Länge ein. Zudem verbleibt der Kot direkt auf der Fläche und die Tiere planieren Maulwurfshügel und treten Wühlmausgänge zu. Auch die Nachbeweidung durch Schafe von im Sommer mit Rindern oder Pferden beweideten Flächen hat positive Effekte: Durch den selektiven und bei Pferden tiefen Verbiss können sich Unkräuter – vor allem von Ampfer und Brennnesseln – stark ausbreiten. Schafe verbeißen diese Unkräuter zuverlässig und reduzieren so den Druck für die folgende Saison.


Die Winterschafbeweidung als Pflegemaßnahme darf frühestens sechs Wochen nach der Nachsaat beginnen, damit die Graswurzeln noch genügend Reservestoffe für einen guten Start in das Frühjahr einlagern können. Denn zwei Wochen braucht die Nachsaat zum Auflaufen und der Keimling vier weitere Wochen, um sich zu etablieren.


7. Verdichtungen lösen


Aufgrund der vielerorts feuchten Witterung waren in dieser Saison Strukturschäden im Boden oft kaum zu vermeiden. Am Markt angeboten werden dafür Tiefenlockerungsgeräte. Doch Grünland liegt oft auf nicht pflugfähigen Standorten, z.B. durch flachgründige Böden oder Minutenböden. So ist auch die Möglichkeit der Tiefenlockerung begrenzt.


Eine Alternative: Kalken und Mist streuen! Die dadurch gesteigerte Regenwurmaktivität fördert die Bodenstruktur nachhaltig. Die Regenwurmgänge werden von den Pflanzenwurzeln genutzt, um Wasser und Nährstoffe in tieferen Bodenschichten zu erschließen. Ein intaktes Bodenleben und eine intakte Bodenstruktur fördern nicht nur die Befahrbarkeit und die Resilienz des Bestandes, sondern auch die Infiltrationsrate bei Starkniederschlägen.


Julian Osthues


friederike.mund@topagrar.com

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