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Grunddüngung: Reizen Sie das Sparpotenzial aus!

Lesezeit: 9 Minuten

Phosphor und Kali sind teuer. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum Sie Ihr Grünland nicht allein nach Bodenanalyse-Ergebnissen düngen sollten. Neues aus ­Versuchen dazu von Dr. Bärbel Greiner, Landesanstalt für Landwirtschaft Sachsen-Anhalt.


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In vieharmen Regionen hält sich das Grünland nur auf den absoluten Grünlandstandorten. Die Betriebe nutzen meist Förderprogramme, wie zum Beispiel KULAP, NATURA 2000, da eine flächendeckende Grünlandbewirtschaftung nur über die Futternutzung nicht möglich ist. Sie dürfen je nach Auflagen entweder nur reduzierte Mengen oder überhaupt kein Stickstoff düngen.


Eine Grunddüngung ist dennoch erforderlich, wenn auch auf niedrigerem Niveau als mit einer am Entzug orientierten N-Düngung. Die Folgen einer unterlassenen Phosphor- oder Kalium-Düngung sind – im Gegensatz zu einer unterlassenen N-Düngung – nicht sofort ertragswirksam. Das verleitet viele Betriebe dazu, bei der P- und K-Düngung zu sparen. Je nach Standort wirkt sich das unterschiedlich aus:


Niedermoorstandorte sind von Natur her kaliumarm,


schwere Auenböden haben ein hohes Kalium-Nachlieferungsvermögen,


mineralische Böden sind phosphor-ärmer als Niedermoor und anmoorige Böden.


Bodenuntersuchung: Ergebnisse schwanken stark


Die Düngungs-Empfehlungen basieren üblicherweise auf Bodenuntersuchungen. Diese werden auf dem Grünland im 6- bzw. 9-jährigen Turnus durchgeführt. Die K- und P-Bodengehalte aus Düngungsversuchen auf mineralischen Standorten zeigen aber, dass die Bodengehaltswerte zwischen den Jahren in den mit K und P gedüngten Varianten stark schwanken. Die Düngungsversuche erfolgen in Sachsen-Anhalt auf zwei Standorten:


Iden (Auenstandort, östliche Altmark, Übergangsklima Lüneburger Heide mit 510 mm Jahrsniederschlag) und


Hayn (Verwitterungsboden, Unterharz, mitteldeutsches Berg- und Hügelklima mit 610 mm).


Besonders stark schwankten die Werte auf dem Verwitterungsstandort Hayn.


Empfehlung: Bemessen Sie die P- und K-Düngung nicht allein nach den Ergebnissen der Standardbodenanalyse!


Bei einer Düngung nach einem K-Entzug von 20 g/kg TM bzw. einem P-Entzug von 3 g/kg TM sanken die nach der DL-Methode ermittelten K- und P-Bodengehalte in Iden von den Gehalts­klassen C bzw. D besonders nach dem niederschlagsreichen Jahr 2007 in die Gehaltsklasse B ab. In dem Jahr waren alle Düngungsvarianten wegen der für den Standort außergewöhnlich hohen Erträge mit Kalium und Phosphor unterversorgt.


Düngung höchstens nach Entzug


Die P-Bodengehalte lassen sich durch Düngung jedoch nicht einfach wieder anheben. Am Standort Hayn zeigte sich zum Beispiel, dass es in zwölf Jahren nicht möglich war, die P-Gehaltsklasse von B in C durch jährliche P-Düngezuschläge von 50 % über dem Entzug von 3 g P/kg TM anzuheben. So lag der P-Gehalt in 1998 bei 3,2 mg und in 2009 bei 2,4 mg je 100 g Boden. Die jährliche Düngung betrug 201 kg N, 49 kg P und 215 kg K/ha. Der damit erzielte TM-Ertrag lag im Schnitt der Jahre bei 112 dt/ha.


Die Düngezuschläge waren in den Versuchen auch nicht ertragswirksam. Im Gegenteil: Sie führten zu Luxuskonsum der Pflanzen mit Phosphor und Kalium. Auf grundwasserbeeinflussten Grünlandböden ist eine Aufdüngen von der Gehaltsklasse B in C aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu empfehlen. Auf diesen Standorten ist eine jährliche Grunddüngung in Höhe des Entzuges dringend angeraten.


Die Trockenmasse-Erträge der K-, P- und N-Versuche an den beiden Versuchsorten sind in der Übersicht 1 zusammengestellt. Die Jahreserträge variierten abhängig von den Niederschlägen stark.


Empfehlung: Passen Sie die P- und K-Düngung an das Standortpotenzial und die Höhe der N-Düngung an.


Die Erträge der entzugsgerecht gedüngten Varianten in den P- und K-Düngungsversuchen zeigen, welches Potenzial in dem Standort steckt. Es liegt auf dem trockenen Auenstandort in Iden bei 82 bis 83 dt TM je ha und auf dem Verwitterungsstandort Hayn bei 94 bis 107 dt TM/ha. Eine unterlassene K-Düngung führte in den Kalium-Versuchen je nach Nachlieferungvermögen des Standortes spätestens nach acht Jahren zu statistisch gesicherten Mindererträgen (siehe Übersicht 1).


Ohne P-Düngung lagen in den Phos­phor-Düngungsversuchen in Hayn zu Versuchsbeginn statistisch gesicherte Ertragsunterschiede vor. Dort befanden sich die P-Gehalte des Bodens gleich zu Anfang nur in Gehaltsklasse B. Ohne N-Düngung waren die Erträge mit 50 dt TM/ha (Iden) bzw. 86 dt TM/ha (Hayn) deutlich niedriger als bei der Entzugs-Düngung.


Bei völligem Verzicht auf die N-, P- und K-Düngung treten zusätzliche Ertragseinbußen und Veränderungen des Pflanzenbestandes auf. Ohne P und K nahm der Weißkleeanteil auf beiden Standorten stark ab. Die Zusammensetzung der Gräserarten verschob sich vor allem am Standort Hayn von den Futtergräsern hin zum Ruchgras.


Nutzen Sie die Ergebnisse der Silageuntersuchung!


Wenn Sie Silagen auf ihre Mineralstoffgehalte untersuchen lassen, können Sie die Ergebnisse auch für den Düngebedarf auf dem Grünland nutzen. Denn die Pflanzenanalyse zeigt den Ernährungszustand der Pflanzen an. Die Mineralstoffgehalte hängen aber nicht nur von der Düngung, sondern auch von der Zusammensetzung des Pflanzenbestandes und vom Entwicklungsstadium zum Schnitt ab.


Welche Mineralstoffgehalte grasbetonte und leguminosenreiche Bestände im 1. Aufwuchs und in den Folgeaufwüchse aufweisen, entnehmen Sie der Übersicht 2. Die P- und K-Düngung erfolgte zum 1. Aufwuchs. In grasbetonten, mit Stickstoff gedüngten Grünlandbeständen sahen die Kalium- und Phosphor-Gehalte optimal versorgter Bestände wie folgt aus:


im 1. Aufwuchs 23 bis 36 g K/kg TM und 3,2 bis 4,3 g P/kg TM,


in den Folgeaufwüchsen 23 bis 34 g K je kg TM und 3,0 bis 4,0 g P/kg TM.


Bei Kaliumgehalten von über 34 bis 36 g/kg TM im 1. Aufwuchs und über 30 bis 32 g/kg Trockenmasse den Folgeaufwüchsen lag in grasreichen Beständen Luxusversorgung mit Kalium vor. Phosphorgehalte von über 3,8 bis 4,0 g je kg TM zeigten in grasbetonten Beständen eine Überversorgung mit Phosphor an.


Ertragswirksamer Mangel lag stand-ortabhängig bisher in grasreichen Beständen bei Kaliumgehalten von unter 11 bis 12 g/kg TM bzw. 18 g/kg TM und bei Phosphorgehalten von unter 2,3 bis 2,8 g je kg TM vor. In leguminosenreichen Grünlandbeständen lag bereits bei P-Gehalten von unter 2,6 bis 2,7 g/kg TM bzw. 3,0 bis 3,2 g P/kg TM Mangel vor.


Was die Mineralstoffgehalte der Aufwüchse verraten


Für die futterwirtschaftliche Bewertung spielt das Verhältnis der Mineralstoffe Phosphor, Kalium, Calcium, Natrium und Magnesium in Abhängigkeit von der P- und K-Düngung eine Rolle. Die in der Übersicht 2 aufgeführten Gehaltswerte für optimal mit Phosphor und Kalium versorgte Grünlandbestände decken den K- und P-Bedarf im Futter ab.


Die Kalium-Düngung haben wir in den K-Düngungsversuchen auf 20 g K je kg TM begrenzt, um Kaliumüberhänge im Futter zu vermeiden. Denn diese können in der Milchkuhfütterung problematisch sein. Kalium verdrängt andere Kationen, vor allem Natrium und Magnesium. Die Folge: Die für die Wiederkäuer erforderlichen Gehalte von 1,3 bis 1,5 g Na/kg TM im Grobfutter werden unterschritten (siehe Übersicht 3). Der Ausgleich muss dann durch Mineralfutterzulagen erfolgen.


Bei einer ausbilanzierten P- und K-Düngung wiesen dagegen alle grasbetonten Aufwüchse Gehalte von über 4,0 g Calcium/kg TM und über 1,6 g Mg/kg TM auf. Diese Gehalte sind erforderlich, um den Bedarf im Grobfutter zu decken. Die Natriumgehalte waren im 1. Aufwuchs mit unter 1,3 g/kg TM zu niedrig. Dagegen reichten sie in den Folgeaufwüchsen der grasbetonten Pflanzenbestände mit 1,4 bis 1,5 g Na/kg TM aus.


Bei Weißklee-Ertragsanteilen von 20 bis 30 % lagen die Natriumgehalte mit Werten von unter 1,3 g/kg TM in allen Aufwüchsen niedriger als in grasbetonten Beständen. Die Calciumgehalte in leguminosenreichen Beständen waren dagegen deutlich höher als in grasbetonten Beständen. Die gemessenen Mineralstoffgehalte entnehmen Sie den Übersichten 3 und 4.


Ein Vergleich der Mineralstoffgehalte grasbetonter Pflanzenbestände mit und ohne Kalium-Düngung zeigt, dass ohne Ka­lium die Natrium-, Calcium- und Magnesiumgehalte in den Aufwüchsen deutlich höher sind. Die hohen Natrium- und Magnesiumgehalte von über 2,0 g Na je kg TM bzw. 3,2 g Mg/kg TM in den Folgeaufwüchsen (siehe Übersicht 4) weisen auf eine nicht ausbalancierte Kalium-Düngung hin.


Fazit für die Praxis


Aus den langjährigen Düngungsversuchen lassen sich für die Praxis folgende Schlüsse ziehen:


Mit einer jährlichen Düngung nach einem Standardentzug von 20 g K/kg TM und 3 g P/kg TM in grasbetonten Grünlandbeständen bei Drei- bis Vierschnittnutzung lässt sich das standorttypische Ertragspotenzial ausschöpfen.


Grünland ohne N-Düngung muss zur Förderung der Leguminosen ausreichend mit Phosphor und Kalium versorgt sein. Denn leguminosenreiche Bestände stellen höhere Ansprüche an die P- und K-Versorgung als grasbetonte Bestände.


Die Kaliumgehalte in entzugsgerecht gedüngten grasbetonten Grünlandbeständen schwanken bei Drei- bis Vierschnittnutzung standortabhängig im 1. Aufwuchs von 24 bis 31 g K/kg TM und in den Folgeaufwüchsen von 16 bis 27 g K/kg TM. Die Phosphorgehalte liegen in allen Aufwüchsen bei 3,1 bis 4,1 g P/kg TM. Diese Gehalte decken den K- und P-Bedarf im Futter.


Der Gehalt an Calcium, Natrium und Magnesium in der Pflanze hängt vom Versorgungsgrad des Bodens, der Zusammensetzung des Bestandes, dem Erntezeitpunkt und der Höhe der K-Düngung ab. Bei einer ausbilanzierten P- und K-Düngung deckt der 1. Aufwuchs mit Gehalten von über 4,0 g Ca/kg TM bzw. über 1,5 g Mg/kg TM den Bedarf von Weidetieren. Die Natriumgehalte waren in den grasbetonten Folgeaufwüchsen bedarfsdeckend. Bei hohen Weißkleeanteilen lagen die Ca-Gehalte in den Aufwüchsen höher als in grasbetonten Aufwüchsen.


Ertragswirksamer Kaliummangel lag in grasbetonten Beständen bei Gehalten von unter 10 bis 20 g K/kg TM im 1. Aufwuchs und von unter 10 bis 18 g K/kg TM in den Folgeaufwüchsen vor.


Phosphorgehalte von unter 2,2 bis 2,8 g P/kg TM zeigen Mangel an.


Bei Weißklee-Ertragsanteilen von mehr als 30 % lag bereits bei P-Gehalten von unter 2,6 bis 3,2 g/kg TM Mangel vor.


Die Mineralstoffgehalte der Pflanzen lassen – abhängig vom Standort – Rückschlüsse auf die K-Düngung zu. Natriumgehalte von über 2,0 g/kg TM und Magnesiumgehalte von über 3,2 g/kg TM in den Folgeaufwüchsen grasbetonter Bestände weisen auf eine unzureichende K-Düngung hin.

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