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Gülle: Top für Ackerbauern

Lesezeit: 4 Minuten

Viehhalter in roten Gebieten müssen künftig noch mehr Gülle abgeben. Weil Ackerbauer Sven Sangel auf den Mehrnährstoffdünger schwört, hat er dafür sogar einen eigenen Behälter gebaut.


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Gülle, Mist und Gärsubstrate tun dem Boden gut – davon ist Sven Sangel überzeugt. „Gerade in trockenen Jahren halten die nachhaltig organisch gedüngten Standorte das Wasser besser“, erklärt der Ackerbauer aus Alt-Greschendorf in Mecklenburg-Vorpommern. Er führt das auf die gute Humusversorgung seiner Böden zurück. Denn die Ackerflächen düngte bereits sein Vater langjährig mit Hühnertrockenkot (HTK) und separierten Gärresten.


Seit ein paar Jahren setzt Sven Sangel verstärkt auf organische Dünger. Neben Rinder- und Schweinegülle lässt er auch flüssige Gärreste auf seine 720 ha ausbringen. Und das zahlt sich aus: Mais, Weizen, Gerste und Raps bringen auf den lehmigen Böden mit 25 bis 65 Bodenpunkten stabile Erträge.


Behälter fasst 6500 m³


Damit der Landwirt den organischen Dünger künftig noch termingerechter ausbringen kann und immer genug Nährstoffnachschub zur Verfügung hat, baute er im Herbst 2018 einen neuen Lagerbehälter mit 6500 m³ Fassungsvermögen. Der steht direkt gegenüber vom Hof: 6 m hoch, mit einem stattlichen Durchmesser von 40 m. Vollgefahren wird der Behälter mit Gülle und Gärresten. Das Lager erreichen die Lkw über eine hofnahe, mit Kiesschotter befestigte Fläche jederzeit problemlos. Der Standort hat noch einen weiteren Vorteil: Hätte Sangel das Lager in der Feldflur errichtet, wären zusätzlich befestigte Anfahrtswege notwendig gewesen – und dadurch höhere Kosten.


Um das Grundwasser zu schützen, musste der Landwirt eine vollflächige Leckerkennung bauen, denn der Güllebehälter steht im Wasserschutzgebiet. Unter dem Behälter liegt eine Folie, die ca. 50 cm über dem Erdreich an der Außenwand festgedübelt ist. Über eine Ringdrainage können der Landwirt bzw. die Behörden kontrollieren, ob der Behälter dicht ist.


Gebaut hat Sven Sangel ohne das Agrarförderprogramm (AFP). Für ihn rechnet sich der Bau des rund 250000 € teuren Stahlbetonbehälters trotzdem. Unter Berücksichtigung von Abschreibung und Reparaturen belaufen sich die Jahreskosten auf ca. 2 €/m³. Wie viel Geld der Landwirt jedes Jahr spart, hängt davon ab, was Mineraldünger gerade kostet. „In Jahren, in denen viel Gülle auf den Markt drückt, zahlen mir die abgebenden Betriebe zudem noch Geld“, berichtet Sangel. Damit kann er die Ausbringkosten in der Regel decken.


Kontinuierliche Belieferung


Jedes Jahr bezieht der Landwirt zwischen 10000 und 12000 m³ organischen Dünger. Einen Teil der Gärreste, Schweine- und Rindergülle bringen Tanklastwagen aus dem Raum Südoldenburg in Niedersachsen. Meist sind es jedoch Kombiliner, die im Gegenzug Getreide in die Veredlungshochburgen im westlichen Niedersachsen mitnehmen.


Um die kontinuierliche Belieferung mit Wirtschafsdüngern muss sich der Landwirt keine Sorgen machen. Er kennt viele Lieferanten persönlich, auch zu den Mitarbeitern der Nährstoffbörsen hat er einen engen Draht. „Unsere Zusammenarbeit klappt sehr gut“, betont der Mecklenburger.


Unzufrieden ist er noch mit den auf den Lieferscheinen deklarierten Nährstoffgehalten. „Meine Analyseergebnisse wichen häufig weit von den auf den Lieferscheinen angegebenen Werten nach oben oder unten ab“, bemängelt der Landwirt. Seit Kurzem mixen die Tankwagen Gülle und Gärreste vor der Probenahme auf. So verteilen sich zuvor abgelagerte Bestandteile der Güllen wieder und gehen auch in die Analyse mit ein. Doch am Ende erreicht das Gemisch noch immer nicht die Stickstoff- und Phosphatmengen, die auf den Lieferscheinen stehen. Aus Sicht von Sven Sangel können seine Lieferanten aber nichts dafür. „Meiner Meinung nach muss der Gesetzgeber endlich tätig werden. Es kann nicht sein, dass nur der Wert auf den Lieferscheinen akzeptiert wird“, betont er. Für den Abgeber müsse der Wert gelten, den er bei sich im Betrieb gemessen hat. Bei Sangel selbst sollte der Wert angesetzt werden können, den er vor dem Ausbringen ermittelt hat.


Um die Inhaltsstoffe der gemischten Gülle möglichst exakt bestimmen zu können, rührt Sangel den Behälter vor jeder Entleerung mehrere Stunden auf. Erst dann zieht er eine Probe zur Analyse. Künftig überlegt er, die Inhaltsstoffe beim Ausbringen mit einem NIRS-Sensor am Fass zu messen – so kann er noch genauer düngen.


friederike.mund@topagrar.com


Wie Landwirt Sven Sangel seine Düngestrategie weiter optimiert, lesen Sie im top agrar-Ratgeber Wirtschaftsdünger. Dieser enthält auch Lösungen, wie sich organische Dünger besser in der Fläche verteilen lassen und wie man parallel dazu den Nährstoffanfall insgesamt senken kann. Er kostet für Abonnenten 29,90 € (160 Seiten, Art.-Nr.: 080563, Bestellungen: shop.topagrar.com).

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