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Günstig greenen mitUntersaaten in Mais

Lesezeit: 8 Minuten

Grasuntersaaten lassen sich auf das Greening anrechnen, bauen Humus auf und fördern somit das Bodenleben. top agrar hat Anbauprofis und Berater nach ihren Erfahrungen befragt.


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Gras als Untersaat in Mais ist längst kein Exot mehr. Mittlerweile steht es bundesweit auf schätzungsweise bis zu 300 000 ha. Neben niederschlagsreichen Standorten funktioniert ein Anbau – anders als vielfach angenommen – auch in eher trockenen Regionen.


Vorteile bei gleichem Maisertrag:

„Wir nutzen den Aufwuchs, um den Humusgehalt unserer 35er-Böden zu erhöhen und somit die nutzbare Feldkapazität zu verbessern“, erklärt Landwirt Stefan Fürstenau, der im Landkreis Uckermark knapp 600 ha Mais anbaut. Die 550 mm Jahresniederschlag sind in seiner hügeligen Region schlecht verteilt. Von Mai bis Juni herrscht oft eine Vorsommertrockenheit mit teils heftigem Wind. Für eine Untersaat sprechen für ihn auch folgende Punkte:


  • Zwischen den Maisreihen senkt der Grasbestand die Wasserverdunstung vor allem nach der Maisernte.
  • Die Bodenbedeckung reduziert Wind-erosion. Als Folge verkrustet die Oberfläche weniger, sodass später keine Probleme mit Kluten auftreten.
  • Die Biomasse fördert das Bodenleben.


Das Bodenleben zu vermehren ist zwar ein langfristiger Prozess, erste Erfolge hat Landwirt Fürstenau aber nach 4 Jahren Untersaat zu verbuchen. So nehmen die Regenwurmgänge nach seinen Beobachtungen zu. Langfristig erhofft er sich dadurch eine bessere Bodenstruktur. „Wenn die Böden durch die Untersaat künftig einige Tage länger das Wasser halten, sichern wir damit die Erträge unserer Kulturen ab“, erklärt er. Bei Mais erzielt er durchschnittlich rund 40 t/ha FM bei 33 % TS. Dass er von seiner Strategie überzeugt ist zeigt auch, dass er trotz der weggefallenen KULAP-Förderung von 70 €/ha für Untersaaten weiterhin darauf setzt.


Auch Landwirt Harm Kruse aus Holtum (Geest) bei Bremen will auf Gras-untersaaten nicht mehr verzichten. „Weil das Gras auf unseren 18 bis 30er- Sandböden den Stickstoff über Winter gut speichert, bauen wir es aus Wasserschutzgründen bereits seit längerem an“, erklärt Kruse. Viele seiner Flächen liegen im Wassereinzugsgebiet. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt rund 700 mm/Jahr. Das Speicherpotenzial der Gräser erreicht 40 bis 50 kg/ha N, wie mehrjährige Ergebnisse der LWK Niedersachsen belegen.


Weil Harm Kruse den Mais vor allem als Silomais für Kühe, Schweine (CCM) und seine 380 KW-Biogasanlage nutzt, ist auch ihm die Humusbildung wichtig. Untersaat-Gräser produzieren nach Untersuchungen der LWK Niedersachsen ca. 2 bis 3 t trockene Biomasse/ha, die für den Humusaufbau zur Verfügung stehen. Zusätzlich kann Kruse damit die Greening-Auflagen erfüllen.


Entscheidend für das Für und Wider einer Untersaat ist aber, dass dadurch nicht der Maisertrag leidet. Beide Landwirte haben Folgendes beobachtet: Bei richtiger Bestandesführung bleiben die Maiserträge gleich. Bis zur Ernte bildet die Untersaat nur einen dünnen Bestand und entzieht kaum Nährstoffe. Erst danach sorgt das Licht für einen Wachstumsschub.


Umfangreiche Versuche bestätigen die Beobachtungen der Praktiker. „Die Varianten mit Deutschen bzw. Welschen Weidelgras-Untersaaten erreichen in der Regel das Ertragsniveau der Kontrolle“, berichtet Heinrich Romundt von der LWK Niedersachsen.


Welches Saatverfahren?

Eine Untersaat legt Stefan Fürstenau nur dann an, wenn nach dem Mais eine Sommerung bzw. wiederum Mais folgt. Als arbeitswirtschaftlich günstig hat sich für ihn die Aussaat kombiniert mit der späten Gülledüngung (10 bis 15 m3/ha) im 6- bis 8-Blattstadium des Maises erwiesen.


Dabei geht er wie folgt vor: Die Gräsermischung „Humus Plus Spät“ setzt er mit 15 kg/ha ein. Sie enthält jeweils 50 % Deutsches und Welsches Weidelgras und kostet ihn etwa 35 €/ha. Das Saatgut gelangt über einen seitlich am Ansaugstutzen angebrachten Bypass ins Güllefass. „Wichtig ist, dass man das Saatgut während des gesamten Befüllvorganges ansaugt, sodass sich die Samen gleichmäßig im Fass verteilen“, so Fürstenau. „Zudem sollte die Gülle homogen sein.“


Um Durchfahrtschäden im Mais zu vermeiden, legt er 18 m breite Fahrgassen an. Die Schläuche des Schleppschlauchverteilers haben einen Abstand von 25 cm. Nach seinen Erfahrungen lassen sich damit gleichmäßige Untersaatbestände etabieren. Auf seinem trockenen Standort reicht die Gülle in der Regel für die Keimung der Gräser aus.


Auf sehr hängigen Flächen, auf denen eine Gärrestdüngung nicht möglich ist, wählt er eine andere Strategie. Ein auf die Maisdrille aufgebauter Feinsamenstreuer legt das Saatgut während der Aussaat vor dem Striegel ab. In diesen Fällen setzt Fürstenau die kostengünstigere Rotschwingel-Mischung „Humus Plus Vorsaat“ mit 7 bis 10 kg/ha ein.


Landwirt Harm Kruse erzielt mit den Untersaaten eine 100 %ige Winterbegrünung seiner Maisflächen. Auch er setzt eine Mischung aus Deutschem und Welschem Weidelgras bei 50 bis 70 cm Wuchshöhe des Maises ein, ausgebracht mit dem Schleppschlauchverteiler. „Dieses Verfahren wende ich auf meinen leichten Sandflächen an, die noch Nährstoffbedarf haben“, erklärt er. Ausnahme: Ist der Mais gestresst oder krank, verzichtet er auf Untersaaten.


Auf seinen humosen, kaltgründigen Standorten bringt er wegen der langsameren N-Wirkung die gesamte N-Menge über Gärreste vor der Saat aus. Auf diesen Flächen lässt er die Untersaat von einem Dienstleister mit einem Pneumatikstreuer aussäen. Seine Beobachtung: Ist der Boden feucht genug, laufen die Gräser nach ca. 10 Tagen auf. Bei zu wenig Wasser vertrocknen sie, machen dann aber dem Mais auch keine Konkurrenz in puncto Wasser- und Nährstoffversorgung.


Großen Einfluss auf die Entwicklung der Untersaat hat zudem die Maissorte. „Wir nutzen eher frühe bis mittelfrühe Sorten mit FAO-Zahlen von 210 bis 240“, erläutert Kruse. Je früher die Maisernte, desto besser entwickeln sich die Gräser vor Winter. Wichtig sind dem Landwirt auch geringe Bestandesdichten beim Mais. So legt er sortenabhängig meist rund ein Korn/m2 weniger als empfohlen. Das erhöht die Energiekonzentration der Silagen und verbessert zusätzlich die Belichtung der Untersaat.


Auch die Blattstellung und Wuchslänge der Maissorte wirkt sich auf die Untersaat aus. Schließt der Mais früh die Reihen, ist das für die Unkrautunterdrückung zwar gut, hemmt aber die Grasentwicklung. Wünschenswert wäre – so Berater Heinrich Romundt – dass die Züchter die Sorten bezüglich der Beschattung und damit der Eignung für Untersaaten umfassender beschreiben.


Knackpunkt Herbizidstrategie:

Dreh- und Angelpunkt für das Gelingen einer Grasuntersaat ist die Herbizidstrategie. Die Mischung sollte sicher wirken und verträglich für die Untersaat sein.


Bei Weidelgräsern als Untersaat empfiehlt die LWK Niedersachsen vor allem in engen Maisfruchtfolgen und bei Hirsedruck eine Spritzfolge. „Frühe Teilmengen bodenwirksamer Produkte minimieren die Verträglichkeitsprobleme“, erklärt Berater Heinrich Romundt. Seine Empfehlung: Die erste Spritzung sollte man im 2- bis 3-Blattstadium des Maises mit reduzierten Mengen von z. B. 1,0 l/ha Gardo Gold durchführen. Die Zumischung eines Triketons (z.B. 1,0 l/ha Callisto) sichert die Wirkung vor allem gegen Hirsen und Unkräuter ab. Die zweite Maßnahme in EC 15 bis 16 des Maises erfolgt dann mit Blattherbiziden (Triketone, Sulfonyle usw.). Damit lassen sich Ungräser, Windenknöterich und Nachtschatten bekämpfen. Geeignete Herbizide entnehmen Sie Übersicht 1.


Als sehr verträglich hat sich eine Spritzfolge aus Calaris, gefolgt von Sulcogan/Callisto, in mehrjährigen Versuchen erwiesen. Diese wirkt in der Regel sicher gegen Unkräuter. Treten Borstenhirse, Einjährige Rispe und Quecken auf, kann man zum 2. Herbizidtermin noch gräserwirksame Sulfonyle wie Cato, Milagro/Motivell/Samson/Nicogan, MaisTer usw. zumischen. Wichtig: Zwischen Herbizideinsatz und Grasaussaat sollten mindestens 10 bis 14 Tage liegen.


Um zu prüfen, wie die Mischung „Humus Plus Spät“ auf die Wirkstoffe S-Metolachlor + TBZ (z.B. Gardo Gold, Dual Gold) im Vergleich zu Pethoxamid + TBZ (z. B. Successor T) reagiert, hat die LWK Niedersachsen Versuche durchgeführt (Übersicht 2). Die wichtigsten Ergebnisse: Generell steigen die Schäden an der Untersaat bei späten Anwendungen stark an. Der Wirkstoff Pethoxamid ist in Kombination mit TBZ verträglicher als S-Metolachlor + TBZ.


Auf Flächen mit sehr geringem Unkrautdruck kann eine Einmalbehandlung ausreichen. Sehr gut verträglich sind vor allem die Herbizide B 235 und Peak. Das gilt auch für die hirsewirksamen Triketone wie Sulcogan, Callisto, Clio und Laudis. Zu beachten sind aber die präparatespezifischen Wirkungsschwächen bei Borstenhirse und Einjähriger Rispe.


„Schwieriger als bei Weidelgräsern ist die Unkrautbekämpfung bei Untersaaten mit Rotschwingel“, erklärt Landwirt Stefan Fürstenau. Denn hier ist die Mittelpalette enger. Infos dazu entnehmen Sie dem untenstehenden Kasten.


Generell – da sind sich die Untersaat-Profis einig – sollte man auf Flächen mit starkem Problemunkraut-besatz auf Untersaaten verzichten. Tritt massenhaft Borstenhirse oder Reiher- bzw. Storchschnabel auf, stoßen die Herbizide an ihre Grenzen.


Aufgepasst beim Einarbeiten!

Nach der Maisernte wartet Landwirt Harm Kruse etwa 1 Monat, bis sich der Untersaatbestand kräftig entwickelt hat. „Um der Maiszünslergefahr vorzubeugen, bearbeite ich die Stoppeln dann mit einer Cambridgewalze“, erklärt er. Die Untersaat stört ihn dabei nicht. Im Gegenteil: Der Boden lässt sich dadurch besser befahren.


Weil Stefan Fürstenau auf seinem Betrieb auch Mutterkühe hält, kann er den Aufwuchs gut als Futter nutzen. „Im Winter treiben wir die Mutterkühe auf die Untersaatflächen. Eingezäunt sind diese lediglich mit einer Stromlitze“, erklärt er. Damit schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe: Er hält die Grundfutterkosten für seine Mutterkühe niedrig und muss den abgefressenen Bestand nicht mit Glyphosat behandeln. Ein mechanisches Einarbeiten reicht oft aus.


In üppigen Beständen empfiehlt Berater Romundt im Frühjahr zunächst eine chemische Bekämpfung. Gegen Weidelgräser reichen 50 bis 60 % der Aufwandmenge eines Glyphosats in der Regel aus. Gegen Rotschwingel sollte man dagegen die volle Aufwandmenge wählen. Vor der Maisaussaat kann dann ein mechanisches Einarbeiten folgen. Vorsicht ist allerdings bei Beteiligung an Agrarumweltmaßnahmen geboten (siehe Kasten auf Seite 69).Matthias Bröker

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