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Hafer – Mehrwert für Fruchtfolge und Boden

Lesezeit: 7 Minuten

Die Anbaufläche von Hafer nimmt zu. Neben einem Ernährungstrend liegt das auch an seinen pflanzenbaulichen Vorteilen. Hier einige Erfahrungen von Praktikern.


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Ging die Anbaufläche von Hafer in Deutschland jahrzehntelang zurück, erholt sie sich seit 2017 langsam, aber stetig. Denn neben einer ausgewogeneren Ernährung (siehe Interview auf Seite 79) wurde auch der Ruf nach erweiterten Fruchtfolgen größer.


Wertvolles Fruchtfolgeglied


Ackerbauer Götz Schumacher aus Springe in Niedersachsen baut seit fünf Jahren Hafer an. Für ihn war nicht die steigende Nachfrage aus der Humanernährung der Grund dafür, sondern schlichtweg eine erweiterte Fruchtfolge. „In unserer Region setzten sich Fruchtfolgen lange aus Weizen und Raps und/oder Rüben zusammen. Bei der Suche nach einer weiteren Kultur bin ich schnell auf Hafer gestoßen, vor allem der Aspekt der Gesundungsfrucht und der hohe Vorfruchtwert sprachen mich an“, so Schumacher. Dem Ackerbauern, der ca. 120 ha bewirtschaftet, war es zudem wichtig, seine Fruchtfolge um eine Sommerung zu erweitern, um so dem Ackerfuchsschwanz Paroli bieten zu können.


Benedikt Biermann von der Saat-Gut Plaußig Voges KG baut seit 2019 Hafer an. Da auf dem Betrieb in Leipzig schon damals elf Kulturen angebaut wurden, ging es ihm nicht um eine Fruchtfolgeerweiterung an sich, sondern vielmehr darum, seinem Boden etwas Gutes zu tun. „Hafer ist für mich eine Gesundungskultur für den Boden und das steht für mich im Vordergrund“, so der Landwirt. Bei der Fruchtfolgeplanung ordnet Biermann den Hafer wie eine Blattfrucht ein, wenn es um den Vorfruchtwert geht.


Teller oder Trog?


Für Benedikt Biermann stand von Anfang an fest, dass er den Hafer für die Humanernährung produzieren möchte. Er wusste auch, dass es nicht leicht ist, die geforderten Qualitäten zu erreichen – gerade auf dem kontinental geprägten Standort am Stadtrand von Leipzig, auf dem eine ungleich verteilte Niederschlagsmenge oft der begrenzende Faktor ist. Deshalb bemühte er sich zunächst um einen Abnehmer, bevor er das erste Haferkorn säte. „Vermutlich war es unsere Lage, weshalb meine erste Anfrage bei einem großen norddeutschen Verarbeiter nicht erfolgreich war. Über bereits bestehende Kontakte kam ich dann aber zur Rubinmühle, die ich 2021 zum dritten Mal beliefert habe – und das mit zufriedenstellenden Qualitäten“, so Biermann.


Dass der Verkauf von Hafer durchaus eine Herausforderung ist, weiß auch Götz Schumacher. „Als wir angefangen haben, waren wir etwas blauäugig. Wir sind mit dem Hafer zum Landhandel gefahren und der hat ihn nur zähneknirschend abgenommen“, erinnert er sich. Daraufhin hat Schumacher die Mengen wieder etwas reduziert. Heute baut er 1 bis 2 ha an und verkauft die Ernte komplett als Pferdefutter – gequetscht oder lediglich gereinigt bzw. abgesackt oder lose. „Sollten sich Absatzmöglichkeiten in der Ernährungsindustrie ergeben, bin ich durchaus bereit, die Anbaufläche auszudehnen“, so der Ackerbauer.


Landwirten wie Schumacher, die sich für den Haferanbau interessieren, empfiehlt Thomas Staffen von der Rubinmühle, rechtzeitig mit potenziellen Abnehmern in Kontakt zu treten. Üblicherweise schließen die Schälmühlen Vorverträge mit Landwirten ab. Diese definieren Qualitätsanforderungen sowie Zahlungs- und Lieferbedingungen.


Hafer – eine ExtensivKultur


Sowohl Schumacher als auch Biermann wissen es zu schätzen, dass sich Hafer extensiv führen lässt. „Oft ist nur eine Herbizidmaßnahme notwendig, und Fungizide haben wir in den fünf Jahren vielleicht zweimal eingesetzt“, berichtet Schumacher.


Einig sind sich die Landwirte auch darüber, dass ein früher Saattermin zwar von Vorteil ist, dieser allerdings nicht auf Kosten des Bodens erzwungen werden darf. „Unser Ziel ist es, den Hafer im Februar oder März zu säen. In diesem Jahr haben wir es aber erst in der letzten Märzwoche geschafft, letztes Jahr war es bereits April“, so Biermann. Generell ist ihm eine frühe Saat wichtig, weil sich der Hafer dann ausreichend entwickeln und bestocken kann, bevor es trocken wird.


Zur Saatbettvorbereitung lockert Biermann den Boden bereits im Herbst bis zu 20 cm tief. Im Frühjahr bearbeitet er den Boden nur noch flach, auch um die organischen Dünger einzuarbeiten. Hier greift der Leipziger auf Hühnertrockenkot oder feste Gärreste zurück, die er um Harnstoff und – zur Absicherung der Schwefel- und Magnesiumversorgung – um Kieserit ergänzt. „Die gesamte Düngermenge wird bei uns vor der Saat ausgebracht, um die volle Wirkung trotz Vorsommertrockenheit auszuschöpfen“, erklärt er.


Da ein Teil der Flächen der Saat-Gut Plaußig Voges KG ökologisch bewirtschaftet wird, stehen Biermann Maschinen für die mechanische Unkrautkontrolle zur Verfügung. Seiner Einschätzung nach ist Hafer dafür prädestiniert: „Wir striegeln die Bestände standardmäßig in den ersten drei Tagen nach der Saat und einmal etwa zum Dreiblattstadium. Wenn alles gut läuft, sind in trockenen Jahren keine weiteren Herbizidmaßnahmen erforderlich.“


Um den Hafer vor Krankheiten zu schützen, ist laut Biermann maximal eine Behandlung zu EC 37 bis 39 notwendig. Zudem reicht meist ein einmaliger Insektizideinsatz. „Lediglich gegen Getreidehähnchen mussten wir in 2021 im Fahnenblattstadium vorgehen. Gegen Läuse waren bislang keine Maßnahmen nötig.“ Wenn es um den Einsatz von Wachstumsreglern geht, empfiehlt Benedikt Biermann, Vorsicht walten zu lassen. „Hafer ist sensibel und gerade unter trockenen Bedingungen gilt es, die Aufwandmengen zurückhaltend zu bemessen oder sogar ganz wegzulassen. In diesem Jahr passte die Bodenfeuchte, und die Bestände waren gut entwickelt, sodass wir in EC 37 die Wachstumsregler zusammen mit dem Fungizid ausgebracht haben.“ Laut Biermann bietet es sich an, der Fungizid- und Wachstumsreglermaßnahme noch wichtige Spurennährstoffe wie Zink und Mangan zuzumischen.


Aufs HL-gewicht kommt es an


Für die verarbeitende Industrie sind die wichtigsten Qualitätskriterien beim Hafer das Hektolitergewicht und die Feuchte. Beide hängen maßgeblich von der Witterung ab. Laut Benedikt Biermann bildet die Wasserversorgung zwischen der Blüte und der Kornfüllung die Basis für hohe Hektolitergewichte. Der Landwirt selbst könne lediglich bei der Ernte durch einen schonenden Drusch und mit einer nachträglichen Reinigung das Gewicht erhöhen. Das bestätigt Thomas Staffen und ergänzt: „Wichtig ist auch, mit möglichst hoher Gebläsedrehzahl zu dreschen, damit die hohlen Hülsen nicht mit in den Korntank gelangen.“ Die Rubinmühle fordert Hektolitergewichte von 52 bis 54 kg – aktuell können Landwirte aber auch Partien mit 50 kg abliefern.


Schafft es ein Landwirt nicht, die im Vorvertrag vereinbarten Qualitäten zu erfüllen, kann es zu Abschlägen kommen. Ist die Abweichung sehr groß, ist die Abnahme häufig nicht mehr gesichert. „Grenzwertige Partien schauen wir uns genauer an. Das Hektolitergewicht ist zwar wichtig, am Ende aber auch nur ein Qualitätsparameter, welcher nicht alleine steht. Für uns entscheidet vor allem die Schälbarkeit und die Kernausbeute darüber, wie gut sich der Hafer verarbeiten lässt. Und darauf kommt es an“, so Staffen.


Wie rechnet sich der Anbau?


Beim Hafer gibt es die verschiedensten Absatzwege, entsprechend unterschiedlich sind die Erlöse. Für Götz Schumacher ist als Pferdefutter abgesackter Hafer attraktiv, auch wenn die Arbeit nicht zu unterschätzen ist.


Benedikt Biermann erlöst bei einem Ertrag von 5 bis 6 t/ha etwa 1000 €/ha. Seine Anbaukosten beziffert der Landwirt auf 450 bis 550 €/ha. Laut Thomas Staffen von der Rubinmühle ist der Haferpreis kürzlich gestiegen. Gründe seien die weltweit eher unterdurchschnittlichen Erträge, die zur Folge haben, dass relativ viel Ware aus Skandinavien nicht den Weg nach Deutschland findet. Hinzu kommt der Trend einer steigenden Nachfrage in Deutschland.


daniel.dabbelt@topagrar.com

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