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Hoch hinaus bei der Astung – aber sicher!

Lesezeit: 7 Minuten

Vor allem bei Douglasien und Lärchen steigert die Wertastung die Holzqualität. Wir haben Ausbilder und Schüler im Sauerland bei Praxisübungen begleitet.


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Okay, schwindelfrei muss man schon sein, wenn es um die professionelle Wertastung geht. Denn die dritte Astungsstufe erreicht immerhin eine Höhe von 10,50 m, teils sogar mehr.


Bei unserem Termin im Frühjahr üben Martin Nolte, Frank Cöppicus und Anton Wilhelm mit einer Klasse die richtige Taktik am Baum. Die drei Forstwirtschaftsmeister sind Arbeitslehrer am Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik in NRW (FBZ) in Arnsberg-Neheim. Die Profis empfehlen allen Waldbauern dringend, nicht ohne die entsprechende Ausbildung mit der Wertastung zu beginnen – vor allem wegen der Absturz- und Verletzungsgefahr! Auch können Schäden an den Bäumen entstehen.


1. Warum Wertastung?

Worum geht es bei der Wertastung? Äste und vor allem Totäste im Holz sind später ein wesentlicher Mangel. Durch die rechtzeitige Astung lässt sich die spätere Qualität des Holzes deutlich steigern. Vor allem geht es hierbei um die Douglasie und auch die Kirsche. Beide haben keine natürliche Astreinigung – sie halten also ihre abgestorbenen Äste. Außerdem werden auch Tanne, Fichte, Kiefer und Lärche geastet. Sind bei Pappeln astfreie Qualitäten das Ziel, müssen auch hier die Äste runter.


In Wertholzbeständen sollten möglichst alle Z-Bäume geastet werden. Je nach Baumart geht es dabei meistens um rund 100 bis 200 Bäume. Damit ist die Wertastung eine aufwendige Maßnahme. Es kommt also auf die richtige Baumauswahl und die passende Vorbereitung der Maßnahme an. Die ausgewählten Bäume müssen gesund und gerade sein. Sie werden vor der Maßnahme gekennzeichnet.


Die Astung der Bestände sollte so früh wie möglich beginnen. Dann hat der asthaltige Kern des späteren Stamms nur einen Anteil von weniger als einem Drittel. Ein wichtiger Unterschied ist die Grün- und die Trockenastung. Bei der Trockenastung entfernt man die bereits abgestorbenen Äste – sie ist unproblematisch.


Eine zu starke Grünastung kann den Zuwachs des Bestandes beeinflussen. Deshalb muss die Kronenlänge in der Astungsstufe 1 mindestens die Hälfte und in der zweiten Astungsstufe noch mindestens ein Drittel der gesamten Baumlänge ausmachen.


Im Prinzip ist die Wertastung ganzjährig möglich. In der Vegetationszeit muss man allerdings vorsichtiger arbeiten, um Rindenschäden zu vermeiden.


Douglasien sollten wegen der Gefahr eines Pilzbefalls nur in der Vegetationszeit geastet werden. Denn dann verharzen die Wunden schneller. Teils sollen Douglasien-Zweige aus der Wertastung als Schmuckgrün vermarktet werden. Das ist allerdings deutlich aufwendiger. Um den Pilzbefall zu verhindern, müssen rund 10 cm lange Aststummel zurückbleiben, die man dann später in der Vegetationszeit komplett entfernt. Also doppelte Arbeit, die man mit dem Ertrag aus der Schmuckgrünvermarktung gegenrechnen muss.


Die Kirsche reagiert grundsätzlich empfindlich auf eine Grünastung, vor allem bei stärkeren Ästen – also hier besondere Vorsicht.


2. Die Ausrüstung:

Die Neheimer Ausbilder zeigen den Schülern die Wertastung mit den Aufsteckleitern nach Distel. Von der Wertastung mit Gestängesägen halten sie aus ergonomischen Gründen nicht besonders viel – vor allem nicht in den höheren Baumregionen. Es ist sehr beanspruchend für die Waldarbeiter, tagelang „mit dem Kopf im Nacken“ zu arbeiten. Außerdem ist die Gefahr von Rindenschäden höher, wenn man die Säge nicht genau im Blick hat.


Bei der Ausbildung setzen die Neheimer das Leitersystem Distel ein. Das System Distel I besteht aus zwei Segmenten. Das Basiselement ist eine Gelenkleiter mit 3,10 m Länge. Mit ihr erreicht man rund 5 m Höhe im ersten Durchgang. Für Astungshöhen bis 10 m gibt es ein weiteres, 5,10 m langes Element. Beide Leiterelemente lassen sich per Steckverbindung zusammenfügen. Ganz billig ist das Leitersystem nicht: Beide Teile kosten zusammen rund 900 €. Für unebenes Gelände gibt es außerdem einen Schwenkfuß, der rund 100 € kostet. Mit dem vierteiligen Leitersystem Distel II lassen sich übrigens Astungshöhen von 11 m erreichen. Zum Hochziehen der weiteren Leiterteile gibt es außerdem einen praktischen Rollgurt (rund 60 €).


Neben der Leiter sind weitere Ausrüstungsgegenstände wichtig. Das gilt vor allem für die Persönliche Schutzausrüstung. Vor allem braucht der Waldarbeiter einen zugelassenen Kletter- oder Auffanggurt mit Halteösen an beiden Seiten. Diese Gurte gibt es ab rund 150 €. In den Gurt wird ein Halteseil bzw. eine Kurzsicherung mit Stahleinlage eingehakt, mit der sich der Forstwirt später sichert. Je nach Ausführung kosten diese Seile komplett zwischen 120 und 160 €. Über einen speziellen Positionierer lässt sich die Seillänge am Baum schnell variieren.


Dazu kommen zwei auf Zug verzahnte Sägen: Eine Handsäge mit Köcher für die Arbeit auf der Leiter und eine an einer ca. 1,70 m langen Stange. Die Astungssäge mit Köcher kostet rund 50 €, die Säge am kurzen Gestänge rund das Doppelte.


Ein Kletterhelm mit Kinngurt und eine am besten getönte Schutzbrille machen die Ausrüstung zum Wertasten komplett. Unter dem Strich liegen die Kosten für die komplette Ausrüstung bei rund 1500 € – dafür klappt das Ganze dann aber reibungslos.


3. Vor dem Start:

Bevor es losgeht, überprüfen Sie die komplette Schutzausrüstung. Legen Sie den Klettergurt an. Vor allem sollten Sie die Beinschlaufen nicht zu stramm anziehen, damit sich hier nicht das Blut staut. Bei richtig eingestelltem Gurt lässt sich bequem eine Faust zwischen Bein und Schlaufe hindurchschieben.


Legen Sie die Kurzsicherung am Boden um einen Stamm und „hängen“ Sie sich nach hinten in den Gurt. Jetzt können Sie sich noch einmal mit dem Verstellmechanismus der Sicherung vertraut machen. Achten Sie später darauf, dass Sie nicht mit der sehr scharfen Handsäge über das Sicherungsseil greifen. Führen Sie die Säge grundsätzlich unterhalb des Seils auf die andere Seite.


4. Freiraum schaffen:

Sie starten mit der kurzen Gestängesäge. Arbeiten Sie sich rund um den Baum, um Freiraum für das erste Leitersegment zu schaffen. Arbeiten Sie sorgfältig mit der Säge. Die zurückbleibenden Aststummel dürfen maximal 1 cm lang sein. Vermeiden Sie Rindenverletzungen!


5. Das erste Leiterteil:

Bringen Sie das erste, eingeklappte Leiterteil in Position. Wenn Sie am Hang arbeiten, stellen Sie die Leiter hangseits auf. Achten Sie auf einen sicheren Stand der Leiter. Falls der Boden sehr uneben ist, setzen Sie am besten zusätzlich den Schwenkfuß des Distelsystems ein. Die Leiter wird senkrecht an den Baum gestellt. Bevor Sie aufsteigen, legen Sie die Kurzsicherung um den Baum (inklusive Leiter). Steigen Sie bis zum Sicherungsbügel hoch, legen Sie den Spanngurt um den Stamm und sichern Sie so die Leiter.


Jetzt entfernen Sie die Äste. Sägen Sie jeden Ast, auch dünne Totäste nicht abbrechen. Arbeiten Sie sich bis zur obersten Stufe der eingeklappten Leiter hoch. Passen Sie dabei die Länge der Sicherung an. Ziehen Sie das Sicherungsseil nicht zu kurz, Sie nehmen sich so die Bewegungsfreiheit. Bei richtig eingestelltem Seil stehen Sie leicht in Rückenlage.


Jetzt steigen Sie so weit nach unten, bis Sie das geklappte Teil der Leiter nach oben schwenken können. Anschließend wieder nach oben arbeiten bis Sie auf der letzten Leitersprosse stehen. Entfernen Sie alle Äste, die Sie mit ausgestrecktem Arm erreichen können. Die Wertastung erreicht so die Höhe von rund 6 m. Zum Schluss nach unten steigen, dabei das Klappteil zurückschwenken und den Haltegurt lösen.


6. Zwei Leitern:

Um die dritte As-tungsstufe bis 10 m zu erreichen, müssen Sie das zweite Leiterteil einsetzen. Das lange Element bringen Sie als erstes in Position. Bevor Sie aufsteigen, stellen Sie das Klappleiterelement (eingeklappt) an einen benachbarten Baum und haken den Rollgurt ein. So können Sie es einfach nachher nach oben ziehen.


Steigen Sie auf die Leiter und sichern sie das Element mit dem Spanngurt. Arbeiten Sie sich wieder bis zur letzten Sprosse hoch. Jetzt steigen Sie einige Sprossen herunter, bis sich das Ende des Leiterelements etwa auf Höhe Ihres Gurtes befindet. Ziehen Sie das Klappelement nach oben und stecken es von oben in das erste Element. Jetzt weiter nach oben arbeiten und das Klappelement mit dem Ratschengurt sichern. Sobald Sie die obere Stufe erreicht haben, wieder etwas absteigen und den Klappteil nach oben schwenken. Mit dieser Taktik erreichen Sie eine Astungshöhe von mindestens 10 m. Das vierteilige System Distel II erreicht 11 m und funktioniert ähnlich, allerdings ohne Klappelement.Guido Höner

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