Auf zwei internationalen Tagungen in Luxemburg diskutierten Grünlandexperten kürzlich über neue Erkenntnisse. top agrar stellt Ihnen fünf wichtige Trends vor.
1. Mehrertrag durch Neuansaat?
Lässt sich bei Grünland durch Neuansaat der Ertrag langfristig steigern? Dieser Frage ging eine Arbeitsgruppe der LWK Niedersachsen und des Thünen-Institutes in einem zweijährigen Versuch nach. Dazu legte sie auf zwei Standorten, einem Plaggenesch und Anmoorgley, in Nordwestdeutschland im Jahr 2013 Feldversuche an. Darin verglichen die Mitarbeiter langjähriges, intaktes Dauergrünland (keine Erneuerung oder Umbruch seit 15 Jahren) mit diesen zwei Varianten:
- Direktsaat: chemisches Abtöten der alten Narbe und dann Direktsaat mit einer Gräsermischung aus 53% Deutsches Weidelgras, 20% Wiesenschwingel, 17% -lieschgras und 10% -rispe,
- Neuansaat: chemisches Abtöten der Altnarbe, dann Einsatz von Fräse und Pflug, später Saat der Gräsermischung.
Wichtigste Ergebnisse: Deutlich steigende Grünlanderträge ließen sich in den Versuchen durch Direkt- oder Neuansaat langfristig nicht erzielen. Auf dem Plaggenesch lag der Ertrag im 1. Jahr bei Direkt- oder Neuansaat mit 7,9 bzw. 9,6 t/ha TM sogar unter dem der Kontrolle (10,2 t/ha TM). Im 2. Jahr ließ sich nach Neuansaat 0,6 t/ha TM mehr ernten als vom Dauergrünland. Mit Direktsaat erneuertes Grünland unterschied sich im Ertrag nicht vom Dauergrünland.
Wegen der besseren Wasserversorgung ließ sich auf dem Anmoorgley-Standort mehr ernten. Mit über 15 t/ha TM (1. Jahr) erbrachten Direkt- oder Neuansaat ca. 1 bis 1,4 t/ha TM mehr als das Dauergrünland. Im 2. Jahr sanken bei allen Varianten die Erträge.
Bei intaktem Grünland führt somit ein Erneuern der Narbe meist nicht zu steigenden Erträgen oder langfristig veränderter Zusammensetzung des Bestands. Wichtiger ist es daher, dass Grünlandmanagement zu verbessern und anzupassen, statt Fehler durch eine Neuansaat ausgleichen zu wollen. Ein regelmäßiges Nachsäen mit für den Standort geeigneten Gräsern wirkt sich dabei positiv auf die Narbe aus.