Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Ist Ihr Grünland startklar?

Lesezeit: 9 Minuten

War das ein Winter – erst nass und mild, dann Spätfröste. Jetzt gilt es, die Grünlandnarben wieder aufzupäppeln. Wie das geht, erklärt Prof. Dr. Martin Elsäßer vom LAZBW Aulendorf.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Was sich jetzt auf dem Grünland zeigt, ist zum Teil schockierend. Wegen des zunächst milden Winters konnten sich Mäuse stark vermehren. Die anschließende Kälte sorgte für kahle, abgefrorene Stellen.


Vielerorts schädigte zudem Schneeschimmel die Gräser in den Beständen.Weil Weidelgras in der warmen Periode nachgewachsen ist und die Temperaturen nach dem milden Januar regional bei unter -15°C lagen, könnte der Schneeschimmel noch stärker zuschlagen als viele derzeit annehmen.


Schäden an den Narben:

Vor allem in schneereichen oder stark kaltluftgefährdeten Lagen sind Auswinterungsschäden möglich. Dazu zählen direkte Schäden, wie das Abfrieren von Pflanzenteilen, sowie indirekte durch Trockenheit oder Auffrieren der Böden.


Insbesondere in weidelgrasreichen Beständen kann Schneeschimmel massive Ertragsverluste hervorrufen. Der Pilz entwickelt sich unter einer Schneedecke besonders gut. Nach der Schneeschmelze zeigt sich auf toten oder stark geschädigten Pflanzen der typische weißliche bis rosafarbene Myzelbelag. Schneeschimmel beeinträchtigt die Assimilation und die Stoffumsetzungen in den Pflanzen. Die Folge: Sinkende Nährstoffgehalte, schlechtere Verdaulichkeiten oder die Pflanze stirbt ab.


Ein starker Besatz im ersten Schnitt kann im schlimmsten Fall sogar zu einem vollständigen Ausfall des Deutschen Weidelgrases führen. Oft sieht es aber auch schlimmer aus als es ist und die Bestände können sich erholen. Durch den Schneeschimmel-Pilz verklebte Blätter sind als weniger tragisch anzusehen, als wenn die ganzen Pflanzen braun und abgestorben sind. In der Regel ist die Spanne der Ertragsdepressionen groß und hängt stark von der Sorte des Deutschen Weidelgrases ab.


Schneeschimmel – was tun?

Bei geringem Schneeschimmel-Befall mit verklebten Blättern und Lücken von weniger als 20% der Bodenoberfläche empfiehlt es sich, die Bestände zu striegeln und schnell wirksamen mineralischen Stickstoff (z.B. Kalkammonsalpeter) zu düngen. Auch eine Güllegabe ist möglich, sie wirkt aber nicht so schnell.


Stellen Sie den Striegel weich ein, sodass nicht noch zusätzlich Pflanzen ausgerissen werden. Das Gerät sollte keine langen, scharfen Zinken aufweisen. Striegeln „lüftet“ die Narbe und verteilt die abgestorbenen Pflanzenreste.


Bei starkem Schneeschimmel-Befall ist dagegen eine andere Vorgehensweise angeraten. Eggen und Striegeln ist dann nicht geeignet. Denn dies würde die Gefahr erhöhen, mit den Geräten bei noch feuchten Böden die Pilzinfektion über den gesamten Bestand zu verbreiten.


Wichtig ist in diesem Fall eine rechtzeitige Stickstoffdüngung und der Einsatz einer schweren Wiesenwalze. Dadurch bestockt der verbleibende Bestand kräftiger und entwickelt sich somit zügiger. Teilweise werden sich die Arten aus den Wurzeln regenerieren können. Sind die Wurzeln aber abgestorben, rührt sich nichts mehr.


Um die von Auswinterung und Schnee-schimmel-Befall geschundenen Grasnarben wieder leistungsfähig zu machen, ist eine zügige Nachsaat angeraten. Diese können Sie entweder als einmalige Durchsaat durchführen oder als mehrmalige Übersaat.


Durchsaat bei kleinen Lücken:

„Ist die Lücke noch so klein, sie soll gleich geschlossen sein!“ Damit ist die Devise klar. Durch Mäusefraß oder Maulwurfshaufen bzw. durch Auswinterung entstandene Lücken auf Wiesen und Weiden sind rasch zu schließen.


Sind nur wenige Lücken vorhanden, ist eine einmalige Durchsaat zu empfehlen. Generell können Sie diese nach der ersten Nutzung bis in den Herbst hinein durchführen. Bringen Sie dazu 20 bis 25 kg/ha Saatgut mit Schlitz-, Band- oder Bandfräs-Sägeräten in den Boden ein.


Verzichten Sie in sommertrockenen Lagen auf Ansaaten im Juli und August. In diesen Fällen empfiehlt sich ausnahmsweise eine Ansaat zum ersten Aufwuchs. Die Konkurrenz des Altbestands sollte man unbedingt durch einen sehr frühen Schnitt zurückhalten.


Sehr wichtig ist es, kampfkräftige Arten und standortangepasste Sorten zu wählen. Achten Sie bei der Sortenwahl vor allem auf die Merkmale Ausdauer und Winterhärte. Oft sind „gute“ Sorten zwar etwas teurer, langfristig ist es aber immer wirtschaftlich, leistungsfähige Sorten zu verwenden, weil Nachbehandlungen dann wegfallen. Fragen Sie beim Amt für Landwirtschaft oder bei den Dienstellen der Landwirtschaftskammern nach der Liste der empfohlenen Sorten – dann können Sie sicher sein, neutrale Ergebnisse zu bekommen, die für Ihren Standort passen.


Übersaat gegen große Lücken:

Sind die Lücken in der Grünlandnarbe größer, ist eine Übersaat die richtige Wahl. Im frühen Frühjahr ist sie allerdings nur erfolgreich, wenn ein hoher Lückenanteil von mehr als 20% vorhanden ist. Dann empfiehlt es sich aber, sofort zu handeln – auch wenn noch kein optimaler Saattermin erreicht ist.


Wird dagegen erst nach dem ersten Schnitt gesät, kann es sein, dass sich in den Lücken bereits Gemeine Rispe, das Ausläufertreibende Straußgras oder Unkräuter breitgemacht haben. Dieses Problem wäre deutlich schwieriger in Griff zu bekommen. Besser ist daher eine begleitende Nachsaat während der Frühjahrsarbeiten.


Bei der Übersaat werden kleinere Portionen kampfkräftiger Grasarten (Deutsches Weidelgras) auf die Narbe aufgebracht. Dies sollte mehrmals im Jahr bzw. in mehreren Jahren hintereinander erfolgen. Wie auch bei der Durchsaat sind dafür ausdauernde Sorten zu wählen. In Baden-Württemberg hat sich z.B. die empfohlene Regionalansaatmischung NSI (vor allem Sorten von Deutschem Weidelgras) bei Auswinterung bewährt und eignet sich somit gut für spätfrostgefährdete Lagen.


Am besten ist es, auch auf anmoorigen Standorten 5 bis 10 kg/ha Samen von Deutschem Weidelgras und Weißklee in Verbindung mit dem Walzgang oder der Schleppe auszubringen. Für die „Aussaat“ können Sie einen Kleinsä-mereien-Streuer, eine Sämaschine mit hochgehängten Scharen, spezielle Übersaat-Sämaschinen oder Düngerstreuer (Samen mit Dünger vermischt) nutzen.


Praxistipp: Für die Übersaat sollte das Mischen von Samen und Dünger einen Tag vor der Ausbringung erfolgen. Der Grund dafür ist, dass die Düngemittel meist wasseranziehend (hygroskopisch) sind und die Samen dann besser an den Düngerkörnern haften bleiben. Das gewährleistet eine gleichmäßige Verteilung auf der Fläche.


Möglich ist es auch, die Samen in Gülle einzumischen. Das funktioniert z.B. durch ein spezielles Mischgerät, durch Ansaugen des Saatgutes im Bypass oder durch Zudosieren mit einem Trichter an Y-Stücken. Vor allem Deutsches Weidelgras verträgt das Einmischen gut. Ganz im Gegensatz zur Wiesenrispe, die sehr empfindlich reagiert. Tipps zum Mischungsverhältnis: Wollen Sie z.B. 6 kg/ha Saatgut zusammen mit einer Güllegabe von 18 m3/ha ausbringen, müssen Sie 0,33 kg Saatgut pro m3 Gülle einmischen. Bei einem 8000 l-Fass wären das 2,7 kg, bei einem 12000 l-Fass 4 kg und 6 kg Saatgut bei einem 18000 l-Fass.


In der Regel ist zu einer Übersaat im frühen Frühjahr kein zusätzlicher Stickstoff nötig. Denn bei einem zu hohen N-Angebot würden die bestehenden Gräser noch schneller wachsen und die Keimlinge unterdrücken. Anders ist das bei einem stark ausgewinterten Bestand. In diesem Fall kann schnell wirkender Stickstoff helfen, die noch bestehenden Pflanzen zu fördern. Die Jungpflanzen sollten daneben aber überleben können.


Übersaaten gut anwalzen:

Wichtig ist es, die Übersaat direkt im Anschluss an die Saat gut anzuwalzen. Das Verfestigen des Bodens erhöht den kapillaren Wasseraufstieg und verbessert die Wärmeleitfähigkeit. Dadurch verringert sich die Frostgefahr. Vor allem auf leicht auffrierenden Böden, wie Moor, Anmoor oder humosem Sand, erfüllt das Walzen eine wichtige Funktion: Es verbindet die Wurzelzone der Pflanzen wieder mit dem Boden.


Walzen Sie dagegen keinesfalls bei zu nassem Boden – denn das schafft Verdichtungen. Andererseits bleibt Walzen auf bereits zu trockenen und elastischen Böden (Moorböden) unwirksam. Falsch ist ein Walzgang auch auf bereits stark wachsenden Grünlandbeständen oder wenn die Pflanzen durch Nachtfrost erstarrt sind.


Gezieltes Walzen dient zusätzlich der Unterdrückung von Unkräutern. Wird auf kerbel- und bärenklaureichen Wiesen zum Schossen dieser Unkräuter gewalzt, knicken die Blütenstände ab. Dadurch können sie nicht mehr aussamen. Diese Maßnahme können Sie bei Bedarf mehrfach wiederholen. In Kombination mit einer rechtzeitigen Nutzung und angepasster Düngung verändern sich die Pflanzenbestände im Laufe der Jahre positiv. Allerdings: Um Doldenblütler zu bekämpfen, kann Walzen nur eine begleitende Maßnahme sein. Will man Kerbel oder Bärenklau dauerhaft beseitigen, sind die Ursachen abzustellen, wie z.B. eine falsche Düngestrategie.


Besonders im Frühjahr ist es wichtig, den richtigen Walzzeitpunkt zu treffen. Praxistipp: Schätzen Sie die richtige Bodenfeuchte zum Walzen mit der Absatzprobe. Lässt sich der Stiefelabsatz in den Boden eindrücken und bleibt der Abdruck nach kurzem Abwarten wasserfrei, dann ist der richtige Termin erreicht. Wenn der Boden dagegen staubt oder keine scharfen Absatzkanten erkennbar sind, ist es zu trocken.


Wiesenwalzen sollten nicht zu leicht sein. Je Meter Arbeitsbreite ist ein Gewicht von mindestens 800 bis 1000 kg erforderlich. Um Quetschungen beim Wenden zu vermeiden, sollte die Breite der einzelnen Walzenglieder 1,0 bis 1,3 m nicht überschreiten. Fahren Sie beim Walzen nicht schneller als 4 km/h.


Vorbeugen ist besser als heilen:

Die häufigsten Fehler, die zur Auswinterung führen, passieren meist im Herbst. Wählen Sie die letzte Nutzung so, dass bei einer Schnitthöhe von mindestens 5 cm eine hohe Restblattfläche zum Schutz der Reserven bestehen bleibt. Treibt der Bestand dann wieder aus und wächst auf 7 bis 10 cm nach, lagert er Reservestoffe ein. Diese helfen, den Winter schadlos zu überstehen.


Erfolgt die letzte Schnittnutzung dagegen zu spät oder zu tief, werden die Reserven bereits für den Wiederaustrieb genutzt. Für die Überwinterung reichen sie dann nicht mehr. Die Auswinterungsgefahr steigt aber auch, wenn der letzte Schnitt zu früh oder zu hoch erfolgte. Gehen zu üppige Bestände in den Winter, steigt zusätzlich die Schneeschimmel-Gefahr.


Zum Saisonschluss geweidete Bestände sind wegen unterschiedlicher Verbisshöhen oft weniger auswinterungsgefährdet. Vor allem in Mulden, in denen sich die Kälte staut, ist „Fausthoch“ einwintern entscheidend. Eine kleine bis mittlere Güllegabe kann sehr kurzen Beständen helfen, Reserven für den Winter anzulegen. Anders bei hohen Beständen: In diesen Fällen können Schafe gegen eine zu üppige Vegetation helfen.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.