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K und P: Ist weniger mehr?

Lesezeit: 8 Minuten

Gönnen Sie Ihrem Grünland vor allem regelmäßig Kalium und Phosphor. Oft reicht dabei weniger als bislang angeraten, wie Dauerversuche auf ostdeutschen Standorten zeigen.


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Sind die Empfehlungen zur Grunddüngung im Grünland noch zeitgemäß? Bislang empfiehlt die Beratung, Kalium und Phosphor nach Pflanzenentzug zu düngen. Dabei entspricht die Gehaltsklasse C (GHK C) der anzustrebenden Bodenversorgung. Aktuelle Ergebnisse aus Dauerversuchen geben jedoch Anlass, die Empfehlungen zu hinterfragen. Denn die Versuche lassen folgenden Schluss zu:


  • Eine regelmäßig über die Düngung realisierte Nährstoffverfügbarkeit ist für die Grasnarbe wichtiger als der sporadisch festgestellte Versorgungszustand des Bodens.
  • Der Boden muss nicht die GHK C aufweisen, um einen optimalen Ertrag, eine geeignete Futterqualität und günstigen Pflanzenbestand sicherzustellen.


K- und P-Dauerversuche:

Die Basis dafür sind Dauerversuche an acht ostdeutschen Grünlandstandorten, darunter Niedermoor, Auen, Muschelkalk und Vor- sowie Mittelgebirgslagen. Es sind Mähweiden, Glatthafer-, Fuchsschwanz- und Goldhaferwiesen sowie eine Weidelgras-­Weißklee­-Wei­de mit Erträgen von ca. 65 bis 115 dt TM/ha. Auf jedem Standort liegt je ein K- und P-Düngeversuch, in dem man die Nähr­stoffgaben variiert. Darin ermittelte man den Einfluss der Düngung auf den Ertrag, den Pflanzengehalt und die Gehaltsklasse im Boden.


Die Bestände im K-Versuch erhielten Kalium nach Entzug (1,0*E), reduziert mit 70 % des Entzuges (0,7*E) und überhöht mit 130 % (1,3*E) oder gar nicht. Die Bodengehaltsklassen für Kalium lagen zu Versuchsbeginn in B bis D. Hier die Ergebnisse der ersten 16 Jahre.


Kein Kalium, kaum Ertrag:

Ohne eine regelmäßige K-Gabe riskiert man immer deutliche Mindererträge (siehe Übersicht 1, Seite 88). Diese sind jedoch je nach Standort unterschiedlich hoch. Im Vergleich zu einer Gabe nach Entzug lag der Ertragsverlust mit 40 % auf Niedermoor am höchsten. Bei hoher K-Nachlieferung und guter Bodenversorgung, wie z. B. in der Elbaue oder auf Muschelkalk, erntete man nur um 10 % weniger. Je nach Ausgangsgestein der Bodenbildung reagierten die Standorte in den Vor- und Mittelgebirgslagen unterschiedlich. Blieb die K-Gabe aus, reduzierten sich die Erträge auf den gründigen Böden (Erzgebirge und Harz) nur wenig (unter 15 %). Im Vogtland kam es zu Verlusten um fast ein Drittel und im Thüringer Schiefergebirge um 60 %.


Weiter zeigte sich, dass eine Düngung nach Entzug meist nicht nötig ist, um optimal zu ernten. Die reduziert (0,7*E)gedüngten Bestände erzielten bereits vergleichbare Erträge wie mit einer Düngung nach Entzug und damit sogar eine höhere Effizienz. Nur auf dem wegen seiner geringen K-Mineralisierung unterversorgten Bergstandort im Thüringer Schiefergebirge ließ sich durch die volle Gabe tendenziell eine Steigerung der Graserträge bewirken.


Grünland ist optimal mit Kalium versorgt, wenn der Pflanzengehalt 20 g/kg TM beträgt. In den Versuchen reichte oft bereits die reduzierte Düngung aus, um den Zielwert zu erreichen. Zum Teil überschritten die gemessenen Gehalte diesen bereits. Düngt man dennoch langjährig nach Entzug, ist dies von Nachteil. Die Bestände betreiben dann Luxuskonsum, der zulasten der Na­trium- und Magnesiumaufnahme geht. Ausnahme: Auf Niedermoor und dem unterversorgten Verwitterungsboden im Schiefergebirge ist die volle Gabe für den erwünschten Pflanzengehalt nötig.


Die Ergebnisse der Dauerversuche bestätigen auch mehrjährige Untersuchungen auf ertragreichen Weidelgras-Weißklee-­Weiden in Bayern und Brandenburg. Bei drei mit Kalium optimal versorgten Standorten ermittelte man bei reduzierter Düngung (0,7*E) einen K-Gehalt in der Pflanze von deutlich über 20 g/kg TM. Dies ist aber mit hohen negativen Bilanzen verbunden.


Gehalt im Boden eher unwichtig:

Die Auswertung der Gehaltsklassen im Boden belegt, dass eine regelmäßige Nährstoffversorgung wichtiger ist, als die GHK C zu erreichen. Ein Blick auf die Ergebnisse der Dauerversuche zeigt:


  • Auf der hoch versorgten Elbaue kam es zwar durch die Düngestufen ohne, 0,7*E und 1,0*E zu einer Nährstoffverarmung, jedoch ist trotz GHK B eine ausreichende K-Versorgung der Pflanzen bei reduzierter Gabe sichergestellt.
  • In der Werraaue dauerte es bei GHK B zu Versuchsbeginn mindestens 10 Jahre bei einer 30 % über dem Entzug liegenden K-Zufuhr, um „C“ zu erreichen.
  • Auf dem hoch versorgten Muschelkalk hatte die reduzierte Gabe den Abfall von „D“ in die GHK C zur Folge.
  • Auf Niedermoor führte die Entzugsdüngung zum Absinken von GHK C in „B“. Eine langjährig überhöhte Gabe (1,3*E) wäre nötig, um eine mittlere Bodenversorgung aufrechtzuerhalten, ist jedoch für eine ausreichende K-Versorgung der Pflanzen schon zu viel.
  • Durch Düngung nach Entzug halten sich die optimal versorgten gründigen Bergstandorte (Erzgebirge, Vogtland) in „C“. Die reduzierte Gabe verursachte ein Absinken in GHK B.
  • Die schlechte Bodenversorgung im Schiefergebirge veränderte sich selbst nach 16 Versuchsjahren mit überhöhter K-Düngung (1,3*E) nicht.


Es ließ sich weiter feststellen, dass die Energiedichte bei reduzierter K-Gabe im Vergleich zur Entzugsdüngung unverändert bleibt. Auch die überhöhte Zufuhr (1,3*E) brachte keine Ertragsvorteile gegenüber der Entzugsdüngung. Nur auf der Elbaue brachte diese ein klares, aber unwirtschaftliches Plus.


Die K-Düngung muss somit nur auf den Standorten mit sehr geringer Nachlieferung des Bodens, z. B. auf Niedermoor und Schieferverwitterungsböden, dem gesamten Nährstoffentzug von ca. 150 kg K/ha entsprechen. Für alle anderen untersuchten Dauergrünlandstandorte ist – unabhängig von der Bodenversorgung und dem Ertragsniveau – eine auf 70 % des Entzuges reduzierte Gabe zu empfehlen (ca. 106 bis 189 kg K/ha).


P-Menge überdenken?

Wie bei der K-Düngung führt auch eine unterlassene P-Düngung meist zu Ertragsverlusten. Das belegen die P-Versuche an den acht Standorten. In diesen erhielten die Bestände P-Gaben in Höhe des Entzuges (1,0*E), reduziert mit 50 % des Entzuges (0,5*E) und überhöht mit 150 % (1,5*E) oder die Düngung unterblieb. Neben einer optimalen N-Düngung brachte man in allen Varianten einheitlich Kalium entzugsorientiert aus.


Die Ergebnisse zeigen: Verzichtet man auf eine P-Gabe, kommt es gegenüber dem Düngen nach Entzug zu Ertragsverlusten von bis zu 18 % (Harz) (siehe Übersicht 2). Im Schiefergebirge sind es 13 %, in der Werraaue und auf dem Muschelkalk ca. 10 %, im Vogtland und Erzgebirge sogar nur ca. 5 %. Es gibt auch Standorte wie das Niedermoor und die Elbaue, die von einer unterlassenen P-Düngung unbeeinflusst bleiben. Ihr Ertrag änderte sich unabhängig von der ausgebrachten P-Menge nicht.


Weiter zeigte sich, dass eine reduzierte Gabe von 0,5*E für die meisten Bestände ausreicht. Auf dem Muschelkalk und den vier Bergstandorten ließ sich damit so viel ernten wie bei einer Düngung in voller Höhe.


Deutliche Mehrerträge brachte ein Düngen nach Entzug dagegen auf Mineralböden (z. B. Auestandort). Diese sind jedoch hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit einzelbetrieblich zu prüfen. In der Futterqualität besteht kein Unterschied zwischen beiden Düngevarianten. Die Effizienz der N-Düngung ist bei reduzierter Gabe sogar höher.


Die Energiedichte ist bei einer 0,5- und 1,0-Entzugsdüngung auf allen Standorten gleich. Auch eine 1,5-fache Düngung ist nicht nötig. Diese bewirkte zudem keinen bzw. nur einen geringen unwirtschaftlichen Mehrertrag.


Gut versorgt trotz geringer Gabe:

Oft reichte eine reduzierte Düngung auch für die erforderlichen Pflanzengehalte aus. Auf Mineralboden (z. B. Elbaue oder Muschelkalk) überschritt man damit sogar den angestrebten P-Gehalt in der Pflanze von 3,0 g/kg TM. Im Harz und in der Werraaue ließ sich dieser damit zumindest erreichen. Die Bodengehaltsklasse spielte dabei keine Rolle.


Alle zu Versuchsbeginn hoch versorgten Mineralbodenstandorte fielen unabhängig von der Düngemenge im Versorgungsniveau deutlich ab. Dabei führten der Düngeverzicht und die langjährige reduzierte Entzugsdüngung zu einem massiven Aushagern der Böden. Selbst nach langjähriger 1,5-facher Entzugsdüngung ist dort noch ein deutliches Absinken der Bodengehalte zu verzeichnen. Da sich jedoch keine Nachteile im Ertrag oder den Gehalten in der Pflanze zeigten, empfiehlt sich für die Mineralböden der Niederungen, Vor- und Mittelgebirgslagen eine auf 50 % des Entzuges reduzierte P-Düngung mit Gaben von ca. 12 kg P/ha.


An anderen Standorten, wie z. B. dem Niedermoor, ist dagegen eine Gabe nach Entzug nötig, um den Mindestgehalt an Phosphor in der Pflanze zu erzielen und einen Abfall der GHK zu vermeiden. Auf nicht mit Stickstoff gedüngtem Niedermoor ist eine P-Entzugsdüngung nur nötig, um einen ernährungsphysiologisch günstigen P-Gehalt in den Pflanzen zu gewährleisten. Aus wirtschaftlicher Sicht würde eine reduzierte Gabe nach Entzug reichen. Auf mit Stickstoff gedüngtem Niedermoor ist jedoch die Entzugsdüngung von 23 bis 40 kg P/ha zielführend. Das gilt auch für die unterversorgten Auen- und Berg­standorte.


Und bei Hochertrag?

Mehrjährige Versuche auf ertragreichen Weidelgras­-Weißklee-Weiden in Bayern und Brandenburg zeigten vergleichbare Ergebnisse. Den für die Milchkuh günstigen Pflanzengehalt von 3,5 g P/kg TM erzielte man mit einer Entzugsdüngung im Allgäu bei hoher P-Verfügbarkeit des Bodens. Auf dem hoch versorgten Niedermoor und dem unterversorgten Talsand reichten 80 bzw. 70 % des Entzuges. Dieses Düngemanagement ist jedoch mit einer negativen jährlichen Bilanz von ca. 30 kg P2O5/ha verbunden.

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