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Kalken wirkt Wunder

Lesezeit: 5 Minuten

Leistungsfähiges Grünland benötigt ausreichend Kalk. Welche Dünger wann für Ihren Standort passen, weiß Dr. Gerhard Riehl, Sächsisches Landesamt für Landwirtschaft, Pöhl.


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Grünland kalken ist nicht so wichtig“, denken etliche Landwirte. Zu viel Sparsamkeit ist jedoch grundfalsch. Denn auch auf Grünland ist eine ausreichende Kalkversorgung unerlässlich, um standortgerecht zusammengesetzte, leistungsfähige Bestände zu erhalten. Nur damit lässt sich hochwertiges Grobfutter erzeugen.


Unterversorgte Böden:

Je nach Bundesland sind allerdings mehr als ein Drittel (Sachsen) oder sogar mehr als die Hälfte (Hessen) des Grünlandes mit Kalk unterversorgt. Auch bei extensiver Nutzung ist es wichtig, den optimalen pH-Wert einzuhalten, um die N-Fixierung durch Leguminosen und die Nährstoffnachlieferung aus dem Boden zu unterstützen.


Auf Grünland wirkt sich Kalk positiv aus, indem er


  • die optimale Bodenreaktion für futterwirtschaftlich wertvolle Grünlandarten erhält;
  • die Verfügbarkeit der Nährstoffe Phosphor, Stickstoff, Schwefel, Kalium, Calcium und Magnesium, aber auch von Molybdän verbessert;
  • Mängel bei den Nährstoffgehalten im Boden und im Grobfutter verhindert;
  • die Pflanzenverfügbarkeit von Schwermetallen, z.B. Aluminium, einschränkt;
  • für die „Biologische Kalkwirkung“ sorgt. Das heißt: Kleinorganismen wie Bakterien, Milben, Tausendfüßler und Regenwürmer haben ihr Vermehrungs- und Wirkoptimum meist im schwach sauren bis neutralen pH-Bereich;
  • standortgerechte, leistungsfähige und ausdauernde Bestände erhält;
  • die Zusammensetzung vielseitiger, stabiler Bestände aus futterbaulich wertvollen Gräsern, Leguminosen und Kräutern fördert. Dabei muss die Düngungs- und Nutzungsintensität richtig aufeinander abgestimmt sein, um positive Effekte auf die Futterqualität zu erzielen;
  • das Wurzelwachstum verstärkt und damit die Nährstoffaufnahme erhöht;
  • bei Tieren wichtige Funktionen im Knochengerüst und in den Zähnen, bei der Blutgerinnung und Reizübertragung sowie im Energiestoffwechsel erfüllt;
  • bei Tieren indirekt über das Grünlandfutter die Gesundheit (Vorbeugung von Weidetetanie, Rachitis und Lahmheit) fördert, die Leistungsbereitschaft erhöht und die Fruchtbarkeit verbessert.


Der pH-Wert ist Gradmesser für die Kalkversorgung eines Standortes. Er lässt sich im Rahmen der Bodenuntersuchung, die alle vier Jahre erfolgen sollte, bestimmen. Auch die Zusammensetzung des Grünlandbestandes kann Hinweise auf die Kalkversorgung des Bodens geben (Zeigerpflanzen für saure oder basische/alkalische Bodenreaktion).


Ursachen für den Kalkverbrauch sind:


  • Ernteentzüge (vor allem Leguminosen und Kräuter enthalten mit etwa 1,5% Calcium in der TS mehr als doppelt so viel Calcium wie Futtergräser),
  • physiologisch saure Dünger und
  • natürlich bedingte Versauerung durch Niederschläge.


Wie viel Kalk?

Bei der Kalkung ist die pH-Klasse C anzustreben (Übersicht 1). Die Erhaltungskalkung dient dazu, den für den Standort optimalen pH-Wert aufrechtzuerhalten. Sie erfolgt in der Regel alle 4 Jahre mit 4 bis 8 dt CaO/ha (entspricht 7 bis 14 dt/ha CaCO3).


Ist der pH-Wert unter die Grenzwerte von pH-Klasse C gesunken, wird eine Gesundungskalkung nötig. Diese sollte die angegebenen Höchstmengen nicht überschreiten, da es sonst zu einem verstärkten Humusabbau bzw. einer hohen N-Mineralisation kommen kann. Ist eine höhere Kalkgabe erforderlich, erfolgt in den Folgejahren so lange eine Kalkung, bis der optimale pH-Wert erreicht ist.


Auf Grünland steht die strukturstabilisierende Kalkwirkung nicht im Vordergrund wie auf Ackerland, da der Humus die Aufgabe des Kalkes übernimmt. Deswegen sind die optimalen pH-Werte dort niedriger als auf Ackerland. Auch nimmt der Ziel-pH-Wert mit steigendem Humusgehalt ab.


Die mit der Bodenuntersuchung ermittelten pH-Werte alleine reichen nicht, um den Kalkdüngebedarf zu ermitteln. Neben den pH-Werten sind auch der Humusgehalt und die Bodenart einzubeziehen.


Die Kalkungs-Empfehlungen für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Niedersachsen finden Sie im Internet unter www.topagrar.com/heft+. Dabei dient der VDLUFA Standpunkt „Bestimmung des Kalkbedarfs von Acker- und Grünlandböden“ als Rahmen. Diesen passen die einzelnen Bundesländer aufgrund der unterschiedlichen Standort- und Nutzungsbedingungen gegebenenfalls an. Bundesländer mit mehr Grünland auf anmoorigen und torfigen Böden differenzieren ihre Kalk- empfehlung auch für diese Standorte, wie z. B. Niedersachsen.


Was kalken?

Kalk ist ein Dünger, der in der Natur in Carbonatform (CaCO3) unter anderem als Mergel oder Kreide vorkommt. Ferner fällt Düngekalk bei industriellen Prozessen (Industriekalke) an. Einige für Grünland geeignete Kalkdünger entnehmen Sie Übersicht 2.


Bei der Düngung ist zu beachten, dass der Ca-Gehalt des kohlensauren Kalkes in der Carbonatform (CaCO3), bei allen anderen Kalkdüngern in der Oxidform (CaO) angegeben wird. Die geringere Löslichkeit des Ca-Carbonates in Wasser bedingt, dass eine Düngung mit kohlensaurem Kalk nur langsam, dafür aber länger anhaltend zur Wirkung kommt. Er ist daher bevorzugt auf Grünland anzuwenden.


Nur die schweren Aue- und Lehmböden sollten mit Branntkalk versorgt werden. Auf Magnesium-armen Standorten sind Mg-haltige Kalke zu empfehlen. Kalkdünger, besonders Naturkalke, sind gleichzeitig der wichtigste Magnesiumlieferant bei uns.


Wann kalken?

Die Kalkung kann bei passender Witterung und Befahrbarkeit des Bodens fast das ganze Jahr über erfolgen, bevorzugt jedoch im Spätherbst. Dann erhöht sie auch den Anteil wertvoller Gräser und Kräuter. -hm-

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