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Kartoffel-Zystennematoden – klein, aber gefährlich

Lesezeit: 5 Minuten

Gelbe und Weiße Zystennematoden


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Beunruhigend ist die Lage insbesondere bei den Kartoffel-Zystennematoden. Es gibt zwei Arten:


  • Der Gelbe Kartoffelnematode Globodera rostochiensis und
  • der Weiße Kartoffelnematode Globodera pallida.


Beide Nematoden können in Zysten im Boden mehr als zehn Jahre überdauern. Sobald Kartoffeln auf der Fläche stehen, verlassen die Nematoden die Zyste und parasitieren an den Kartoffelwurzeln.


Problematisch sind die vielen Pathotypen, die beide Arten bilden können. Eng verwandte Pathotypen lassen sich zu Virulenzgruppen zusammenfassen, die ein ähnliches Schadpotenzial aufweisen.


Damit splitten sie sich wie folgt auf:


  • Gelber Kartoffelnematode: Ro1, Ro2, Ro3, Ro4, Ro5; Virulenzgruppen Ro1/4, Ro2/3.
  • Weißer Kartoffelnematode: Pa1, Pa2, Pa3; Virulenzgruppen Pa2/3. Neben dem neuen Pallida-Typ in Niedersachsen („Emslandpopulation“) treten auch in den Niederlanden neue hochvirulente Pallida-Typen auf.


Wegen ihres hohen Vermehrungs- und Schadpotenzials gelten Zystennematoden EU-weit als Quarantäneschädlinge. Um die Verbreitung einzudämmen, gilt die „Verordnung zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses und von Kartoffelnematoden“. Diese enthält z.B. strenge Regelungen für Pflanzguterzeuger. Details finden Sie unter www.topagrar.com/nematoden2018.


Die Verordnung schreibt u.a. vor, dass die zuständigen Behörden der Bundesländer jährlich 0,5% der Gesamtanbau-fläche von Speise- und Stärkekartoffeln auf Befall untersuchen müssen. Zudem müssen sie die gesamte geplante Fläche zum Anbau von Pflanzkartoffeln prüfen sowie alle Flächen mit „Pflanzen zum Anpflanzen“. Letztere sind Pflanzenarten, die nochmals auf andere Flächen versetzt werden können und mit anhängender Erde eventuell die Nematoden verbreiten. Aus diesen Untersuchungen lässt sich die aktuelle Befallslage von Kartoffel-Zystennematoden bundesweit ableiten. Die wichtigsten Ergebnisse entnehmen Sie dem Kasten auf Seite 66.


Tückisches Schadbild:

Klare Symptome, wie z.B. Fäulen oder Wucherungen, treten nicht auf. Schaut man genau hin, bleiben betroffene Kartoffeln nesterweise im Wuchs zurück: Die Pflanzen sind dunkler und können etwas später blühen. Häufig vergrößern sich diese „Spots“ in Bearbeitungsrichtung.


Das Schadbild ist leicht mit Trockenschäden oder einem Befall durch Wurzelnematoden zu verwechseln. Um die Ursache genau zu bestimmen, sollte man ab Mitte Juni vorsichtig eine nichtresistente Pflanze aus dem Boden heben – bei Befall mit Kartoffel-Zystennematoden sind kleine Zysten an den Wurzeln zu erkennen. Pflanzen die resistent sind bzw. deren Resistenzeigenschaften noch gut wirken, zeigen hingegen keine Zysten.


Was ist zu tun?

Auf nematodenverseuchten Flächen bleibt der Anbau von Konsumkartoffeln unter bestimmten Bedingungen möglich. Die Verordnung schreibt aber Maßnahmen vor. Die wichtigste ist der Anbau resistenter Sorten. Bei einem Angriff „erkennen“ diese den Nematoden als Parasit und entziehen ihm die Nahrungsgrundlage.


Bei einem hohen Nematodenwert in der Bodenuntersuchung braucht man neben den resistenten auch gute tolerante Sorten. Zu empfehlen ist daher eine Kombination aus resistenten und toleranten Sorten. Bei einer hoch toleranten Kartoffelsorte fallen die Ertragsverluste bei einem Zystennematodenbefall deutlich geringer aus.


Die Sortenverfügbarkeit ist jedoch unterschiedlich. Die meisten Sorten sind mittlerweile gegen die Gelben Kartoffelnematoden der Pathotypen Ro1 und Ro4 resistent. Nach wie vor sind aber nur wenige Sorten mit einer Resistenz gegen Ro2, Ro3 und Ro5 am Markt.


Problematisch ist die Lage bei Speiseware mit einer Resistenz gegen den Weißen Kartoffelnematoden. Die Auswahl ist mit acht Sorten sehr begrenzt, weitere Sorten haben die Züchter aber in der Pipeline. Ganz anders ist die Situation bei Stärkekartoffeln. Dafür gibt es Sorten mit Resistenzen gegen alle Pathotypen, auch gegen Pa2/3. Die Einstufung der Sorten veröffentlicht das Julius Kühn-Institut im Bundesanzeiger (www.topagrar.com/nematoden2018).


Wählen Sie unbedingt eine Sorte, die genau auf die Nematoden in Ihrem Boden passt. Zwar können Anbaupausen helfen – aber nicht mehr als das. Die resistenten Sorten müssen das Problem lösen. Einige Anbauer nutzen bei mäßigem und schweren Befall gegen Zystennematoden auch das Präparat Nemathorin 10 G. Gerade als ertragssichernde Maßnahme in Sorten mit geringer Toleranz ist der Einsatz sinnvoll.


In den Niederlanden ist u.a. die sogenannte 40-Tage-Methode gegen Zystennematoden zugelassen. Dabei werden Kartoffeln in einem Abstand von 37,5 cm ohne Damm angebaut. Ziel ist eine gute Durchwurzelung, um möglichst viele Nematoden locken zu können. Nach 40 Tagen erfolgt ein Glyphosateinsatz. Die Nematoden sterben zusammen mit den Kartoffelwurzeln ab.


Beugen Sie vor!

Aktiv können sich Zystennematoden nur wenige Zentimeter ausbreiten. Neben Wind- und Wassererosion gibt es folgende Verbreitungswege, die es zu schließen gilt:


  • Pflanzgut: Weil das Verschleppen der Zysten über das Pflanzgut das größte Risiko ist, gilt die amtliche Untersuchungspflicht für Pflanzkartoffelflächen grundsätzlich auch für hofeigenen Nachbau. In Deutschland gibt es aber die Ausnahme, dass Nachbau innerhalb eines Betriebes in einem Umkreis von 20 km ohne Prüfung produziert und verwendet werden darf. Aus pflanzengesundheitlicher Sicht ist jedoch davon abzuraten. Empfehlung: Verwenden Sie Pflanzkartoffeln (auch Nachbau!) nur von Flächen, die nach amtlicher Untersuchung frei von Kartoffel-Zystennematoden sind.
  • Resterden: An Kartoffeln anhaftende Erde, die in Verarbeitungsbetrieben anfällt, kann Zystennematoden enthalten. Da unbekannt ist, ob und wie viele Zysten darin vorhanden sind, sollte man unbehandelte Resterden nicht auf Ackerflächen ausbringen, die zur Kartoffelproduktion genutzt werden sollen.
  • Maschinen: Eine Verschleppung der Zysten kann auch über Maschinen erfolgen, an denen noch Erde verseuchter Flächen haftet. Daher ist ein gründliches Reinigen absolut wichtig.

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