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Kartoffeln: Aus die Laus!

Lesezeit: 6 Minuten

Läuse sind Virusüberträger und Saftsauger. Wie Sie bienenschonend, aber dennoch wirksam dagegen vorgehen, erklärt Klaus Sandbrink, LWK Niedersachsen.


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Laus-Attacken gekonnt abwehren, dabei die Bienen schonen und Resistenzen vermeiden – dieser Herausforderung müssen sich Kartoffelanbauer jedes Jahr neu stellen, um ihre Bestände vor Kartoffelviren zu schützen. Denn die Läuse gelten als wichtigster Virus-Überträger. Während früher die mechanisch übertragbaren Viren, wie das Blattrollvirus, Probleme bereiteten, tritt jetzt immer öfter das Y-Virus auf.


Das Problem: Dieses Virus ist besonders gefährlich, weil es sich als nicht persistentes Virus von zahlreichen Blattlausarten direkt und schnell übertragen lässt. Bereits ein kurzer Probestich einer Blattlaus an einer infizierten Pflanze genügt, um es aufzunehmen. Beim nächsten Probestich auf einer anderen Pflanze gibt die Laus das Virus ebenso schnell wieder ab.


In der Praxis ist es daher wichtig, bereits den Ausgangsbefall mit Y-Virus niedrig zu halten. Denn danach richtet sich die Weitervermehrung. Auch die Nähe zu möglicherweise virusbelasteten Konsumkartoffelschlägen ist zu berücksichtigen. Der Anbau von Vermehrungskartoffeln und Konsumkartoffeln auf der gleichen Fläche, der auf einigen Betrieben leider immer wieder vorkommt, muss vor diesem Hintergrund tabu sein.


Läuse ändern Flugverhalten


Mit Hilfe lückenloser Insektizidbehandlungen versuchen Pflanzkartoffelerzeuger die Blattläuse als Virusvektoren auszuschalten. Spätestens das Anbaujahr 2008 zeigte jedoch deutlich, dass auch der beste chemische Pflanzenschutz keine Gewähr für virusfreie Bestände ist. So befielen verschiedene, nicht in Kartoffeln siedelnde Blattlausarten die auflaufenden Bestände bereits ab Anfang Mai und verbreiteten über Probestiche Virusinfektionen. Im weiteren Vegetationsverlauf hielt der Blattlauszuflug dieser Arten an, so dass ein konstant hoher Infektionsdruck vorherrschte (siehe Übersicht 1).


Typische Kartoffelläuse wie die Grüne Pfirsichblattlaus, die Kreuzdornlaus oder die Faulbaumlaus traten dagegen kaum auf. Weil ein Massenbefall mit diesen Arten ausblieb und im Sommer 2008 nur wenige Läuse in den Beständen zu sehen waren, glaubten viele Vermehrer, ihre Bestände seien gesund. Um so mehr wurden sie dann vom extremen Virusbefall vor allem in anfälligen Sorten überrascht.


Auch im Jahr 2009 traten viele nicht auf Kartoffeln siedelnde Läuse auf, während die eigentlichen Kartoffelläuse wieder eher unterdurchschnittlich vertreten waren. Allerdings erfolgte der Zuflug 2009 erst ab Mitte Juni, also rund 6 Wochen später als in 2008. Daher fielen die Aberkennungsraten in der Pflanzkartoffel-Vermehrung relativ niedrig aus. Landwirte, die allerdings eigenen Nachbau vermehrten und späte Abtötungstermine ihrer Bestände im Juli wählten, bekamen in einigen Sorten Probleme mit erhöhten Virusbelastungen.


Strategie in Pflanzkartoffeln


Da Blattläuse das Y-Virus bereits durch die schwer zu verhindernden Probestiche übertragen, kommt den Insektiziden mit so genannter Repellentwirkung (abstoßende Wirkung) eine zentrale Bedeutung in der Bekämpfungsstrategie zu. Repellentwirkung besitzt die Wirkstoffgruppe der Pyrethroide, wie z. B. Sumicidin alpha, Karate Zeon, Talstar 8 SC und Trafo WG.


Sehr anfällig für Virusinfektionen sind vor allem junge Kartoffeltriebe. Deshalb können bereits beim Auflaufen der Kartoffeln erste Insektizidmaßnahmen in den Pflanzkartoffel-Vermehrungen notwendig werden. Wenn Sie Blattlausflug feststellen, ist in anfälligen Sorten der wiederholte Einsatz von Pyrethroiden in Abständen von 3 bis 5 Tagen zu empfehlen. Dadurch lassen sich Probestiche verhindern.


Bedenken Sie dabei, dass die Wirkungsdauer dieser Behandlungen jeweils nur kurz ist. Denn die Kartoffelpflanzen wachsen in dieser Phase schnell und bilden bereits nach 2 bis 3 Tagen neue, ungeschützte Blätter. Zudem wirken Pyrethroide vor allem bei höheren Temperaturen nur kurz, weil sich die Wirkstoffe dann schneller verflüchtigen.


Die Entscheidung, mit Insektizidspritzungen bereits in der Auflaufphase der Kartoffeln zu beginnen, fällt vielen Anbauern schwer, weil die Zielfläche Kartoffelblatt nicht einmal 10 % der Bodenoberfläche ausmacht. Wichtig ist der frühe Einsatz aber aus folgenden Gründen:


Die jungen Kartoffelpflanzen sind bei intensivem Krautwachstum in ihrer Jugendphase besonders empfindlich gegen Virusinfektionen.


Die Blattläuse siedeln sich noch nicht auf bestimmten Pflanzen an, sondern führen viele Probestiche auf verschiedenen Pflanzen durch. Dadurch steigt die Gefahr der Virusübertragung in dieser frühen Phase stark an.


Vor allem in Sorten mit hoher Anfälligkeit für Y-Virus sollten Sie bei beginnendem Blattlausflug nicht zögern, Ihre Bestände zu behandeln (Warndienst beachten!). In Sorten mit geringer Anfälligkeit gegen Y-Virus können Sie dagegen auf diese frühen Spritzungen eher verzichten. Das bestätigen die Erkenntnisse des Virus­jahres 2008. Bei sehr starkem Frühjahrsflug sind allerdings auch hier Sicherheitsspritzungen in der Auflaufphase bis zum Schließen der Reihen zu empfehlen.


Um die Y-Virusanfälligkeit einer Sorte beurteilen zu können, hat sich die Einstufung des Bundessortenamtes als zuverlässig erwiesen. Bei einer Sorteneinstufung von 1 bis 3 können Sie von einer geringen Anfälligkeit ausgehen.


Versteckte Läuse systemisch packen


Ab dem Reihenschluss der Pflanzkartoffelbestände rücken systemische Präparate wie Plenum, Actara und Teppeki in den Fokus. Die Gründe:


Diese Mittel wirken bei höheren Temperaturen länger als Pyrethroide.


Weil sich die Wirkstoffe mit dem Saftstrom in der Pflanze verteilen, lassen sich auch versteckt sitzende Läuse erfassen.


In anfälligen Sorten sollte auch in dieser Phase lückenloser Insektizidschutz gewährleistet sein. Die Behandlungsabstände sollten daher 7 bis 10 Tage nicht überschreiten. In weniger anfälligen Sorten reichen dagegen 1 bis 2 Behandlungen in der Phase vom Reihenschließen bis zum Krautabtöten in der Regel aus.


Treiben die Kartoffeln nach der Krautabtötung wieder aus, sind Behandlungen in engen Zeitabständen, vorzugsweise mit Pyrethroiden solange zu wiederholen, bis der Wiederaustrieb vollständig abgetötet ist. Denn auch hier gilt: Junges Laub ist besonders virusanfällig.


Blattlausbekämpfung in Konsumkartoffeln


In Konsumkartoffeln sieht die Blattlausbekämpfung anders aus. Hier geht es in erster Linie darum, die Saugschäden der Läuse zu vermeiden. Daneben hängt das Für und Wider der Bekämpfung auch von der Verwertungsrichtung ab. Während die Anbauer in hochwertigen Speise- und Veredlungskartoffeln in der Regel bereits Anfangsbefall bekämpfen, ist die Toleranz gegenüber Blattläusen in Stärke- oder Brennereikartoffeln oft erstaunlich hoch.


In der Vergangenheit führte dies häufig dazu, dass mancher Anbauer die hohen Vermehrungsraten unterschätzt hat und die Kartoffeln plötzlich voller Blattläuse saßen. Da Blattläuse Honigtau ausscheiden, fliegen Bienen verstärkt diese Bestände an und die Gefahr von Bienenschäden durch Insektizidbehandlungen steigt. Daher ist ausdrücklich zu empfehlen, die Bekämpfungsschwelle von 500 Blattläusen auf 100 Fiederblättern zu beachten.


Bienen schützen!


Wählen Sie für die Blattlausbekämpfung in Konsumkartoffeln immer bienen-ungefährliche Mittel (B4) mit systemischer Wirkung wie Biscaya oder Mospilan. Der Einsatz von Pyrethroiden (Karate Zeon, Trafo WG, Lambda WG, Talstar 8 SC) zeigt im Sommer selten die gewünschten Wirkungsgrade, weil die Läuse versteckt unter den Blättern sitzen und sich die Mittel bei höheren Temperaturen im Sommer schnell abbauen.


Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass Bienen in die Bestände fliegen, wenn


wenig Blütenpflanzen, z.B. aufgrund von Trockenphasen, vorhanden sind,


große Blattlauspopulationen in Kartoffelbeständen viel Honigtau produzieren und/oder


blühende Unkrautpflanzen in den Beständen wachsen.

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