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Kartoffeln: Keine Chance den Unkräutern

Lesezeit: 10 Minuten

Letztmalig können Sie in dieser Saison noch den Wirkstoff Metribuzin nutzen. Welche Strategie bei unterschiedlicher Witterung zu empfehlen ist, erklärt unser Autor.


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Voraussichtlich steht uns 2022 zum letzten Mal die seit Jahren bekannte komplette Mittel- und Wirkstoffpalette inklusive des Wirkstoffs Metribuzin für die Unkrautkontrolle in Kartoffeln zur Verfügung. In dieser Saison können Sie also noch bei der Herbizidstrategie auf bewährte Produkte zurückgreifen.


Generell gelingen unkrautfreie Bestände bis zur Ernte insbesondere in Jahren mit ausreichenden Frühjahrsniederschlägen – wie im letzten Jahr. Dann wirken die zugelassenen Bodenherbizide meistens ohne größere Probleme. Selbst verzettelt auflaufende Arten wie Windenknöterich oder Schwarzer Nachtschatten lassen sich mit einer zum richtigen Zeitpunkt gesetzten Vorauflaufbehandlung weitgehend kontrollieren.


was tun, wenn eS trocken und windig wird?


Ungleich schwieriger wird die Unkrautbekämpfung, wenn nach dem Pflanzen nur wenig Niederschläge fallen. Wind und Sonne erodieren dann schnell die nicht gut abgesetzten Dämme. Ein geschlossener Herbizidfilm, der nachhaltig vor Verunkrautung schützt, lässt sich in solchen Jahren kaum herstellen.


Leider ist die Kombination aus Trockenheit und Wind im Mai eine recht häufige Wetterlage. Unkrautspritzungen sind dann zum idealen Termin – etwa eine Woche vor dem Durchstoßen der Kartoffeln – nur an wenigen Tagen und meistens nur in den windstilleren Abendstunden überhaupt vertretbar.


Abdrift und Wirkstoffverlagerungen an Nichtzielpflanzen, wie z.B. Feldgehölzen und Obstbäumen, verursachen immer wieder unschöne Symptome an den jungen Blättern empfindlicher Arten. Zu beobachten ist auch, dass es noch Tage nach dem Herbizideinsatz zu indirekter Abdrift durch Staubablagerungen kommen kann. Insbesondere in Siedlungsnähe ist daher besondere Vorsicht geboten. Nach unseren Beobachtungen ist junges Laub von Kirschbäumen sehr empfindlich und reagiert mit chlorotischen Flecken auf den Wirkstoff Aclonifen.


Die Entscheidung, angesichts einer ungünstigen Wetterlage auf die Vorauflaufbehandlung zu verzichten und in den Nachauflauf auszuweichen, liegt dann zwar nahe – zumal auch unzureichende Wirkungsgrade der teuren Bodenherbizide wahrscheinlich sind. Andererseits bedeuten verpasste Vorauflauftermine in der Praxis allzu oft nicht nur unbefriedigende Bekämpfungserfolge, sondern auch ein höheres Schädigungsrisiko für die Kultur durch die Nachauflaufbehandlung. Dazu kommt noch Folgendes:


  • Die Wirkstoffpalette im Nachauflauf ist mit nur drei Wirkstoffen (Metribuzin, Rimsulfuron und Prosulfocarb) sehr übersichtlich. Wer dann noch metribuzinempfindliche Sorten anbaut, kann nur noch Rimsulfuron (Cato) als Wirkstoff nutzen, da Prosulfocarb nur in Verbindung mit Metribuzin (Arcade) eine Zulassung im Nachauflauf besitzt.
  • Die fehlende Dauerwirkung der Nachauflaufherbizide zeigt sich regelmäßig spätestens in der Abreife der Kartoffeln. Wird im Spätsommer das Kartoffelkraut lichter, breiten sich Restunkräuter wie Vogelmiere und Einjährige Rispe schnell aus und erschweren die Ernte.


Empfehlung: Streben Sie auch bei eher „ungünstiger Witterung“ zunächst den Einsatz von Bodenherbiziden im Vorauflauf an. Nutzen Sie knappe Niederschlagsereignisse konsequent aus und geben Sie der Unkrautkontrolle in Kartoffeln betriebsintern den Vorrang vor anderen Arbeiten.


Strategien für Ihre Kartoffeln!


Generell ist es wichtig, vor dem Herbizideinsatz den Wetterbericht und den Entwicklungsstand der Kartoffeln genau zu beobachten. Regen nach der Anwendung kann genauso wertvoll sein, wie ein oberflächlich angefeuchteter Boden beim Spritzen. Aus diesem Grund können Behandlungen gegebenenfalls auch einige Stunden vor angekündigten Niederschlägen sinnvoll sein – auch wenn dabei die Staubentwicklung höher ist. Besonders im Bereich der Fahrgassen kommt es dadurch schnell zu Minderwirkungen. Denn durch Staub leidet die Blattaktivität der meisten Wirkstoffe erheblich.


Dennoch: Wegen der ausgezeichneten Dauerwirkung der Wirkstoffe Aclonifen (Bandur) und Clomazone (Centium CS) hat es sich oft als richtig erwiesen, den Anwendungstermin im Zweifelsfall vorzuverlegen. Schon wenn die Kartoffelkeime noch 8 bis 12 cm unter der Dammoberfläche liegen, sollte man günstige Wetterlagen für die Unkrautkontrolle mit diesen Wirkstoffen nutzen, um nicht möglicherweise später Gefahr zu laufen, unter ungünstigeren Bedingungen behandeln zu müssen.


Die etwas früheren Anwendungstermine haben zudem den Vorteil, dass schnellwüchsige Unkräuter wie Melde, Weißer Gänsefuß und Windenknöterich noch klein sind und von den Herbiziden sicher ausgeschaltet werden. Nur bei bereits größeren Unkräutern und gleichzeitig ungünstigen Witterungsbedingungen wie Trockenheit mit Staubentwicklung müssen Sie die Vorauflaufmischungen zusätzlich anschärfen, um die vorhandene Verunkrautung zu beseitigen. Mit dem Zusatz von 0,3 l/ha Quickdown + 0,75 l/ha Toil lassen sich auch große und schwer bekämpfbare breitblättrige Unkräuter sicher erfassen. Allerdings hat Quickdown keine Wirkung auf Ungräser. Diese können Sie dann später ohne Schädigungsrisiko für die Kultur mit Gräsermitteln bis zu einer Bestandeshöhe von ca. 25 cm noch bekämpfen.


Vor dem Einsatz von Quickdown ist zu bedenken, dass die Anwendung in der Kultur nur zweimal pro Jahr zugelassen ist. Wer den Wirkstoff bereits zur Unkrautbekämpfung eingesetzt hat, darf ihn später nur noch einmal zur späteren Abreifeförderung nutzen.


Empfehlungen zur Mittelwahl


Wegen seiner sicheren und langen Dauerwirkung gegen Weißen Gänsefuß und alle Meldearten sollte der Wirkstoff Aclonifen der zentrale Baustein in der Herbizidstrategie sein (siehe Übersicht 1 auf Seite 96). Besonders die geringen Ansprüche an die Bodenfeuchte machen diesen Wirkstoff so wertvoll. Nur gegen Kamille und Schwarzen Nachtschatten bestehen Wirkungsschwächen. Weil zudem die Dauerwirkung gegen Windenknöterich und Hirsearten nicht immer ausreicht, sind Mischpartner sinnvoll und notwendig.


Aufgrund der vergleichsweise guten Wirkung gegen Schwarzen Nachtschatten, Kamille und Hirsearten ist Artist mit 1,5 bis 2,0 kg/ha ein guter – wenn auch hochpreisiger – Mischpartner. In Metribuzin-empfindlichen Sorten (siehe Übersicht 2) bietet sich dagegen eine Kombi aus Bandur und Proman an.


Beachten Sie beim Einsatz der Aclonifenprodukte (Bandur, Novitron) die Gewässerabstandsauflage von 5 m (bei 90% Abdriftminderung). Aufgrund der günstigeren Gewässerabstandsauflagen kommt Proman (Wirkstoff Metobrumon) im Bereich von Oberflächengewässern als Ersatz für Bandur in Betracht. Die sehr sichere Melde- und Gänsefußwirkung hält bei Proman allerdings nicht so lange vor wie bei Aclonifen-Präparaten.


Diese Auflagen gelten beiBoxer und Arcade…


Die nicht zuletzt aufgrund des günstigen Preises nach wie vor beliebte Standardmischung Boxer plus Sencor funktioniert vor allem auf Betrieben mit wenig Mais und Rüben in der Fruchtfolge nach wie vor gut. Denn hier treten selten Triazinresistenzen auf. Auch wenn man den reinen Vorauflauftermin verpasst hat und sich die Kartoffeln bereits in der Phase des Durchstoßens befinden, ist Boxer plus Sencor (oder auch die Fertigformulierung Arcade) die erste Wahl in Metribuzin-verträglichen Sorten.


Wer diese Mischung in der Nähe zu Gemüseflächen einsetzt, kann jedoch Probleme mit Herbizidrückständen in diesen Kulturen bekommen. Denn durch das unvermeidbare Verdampfen des Wirkstoffs Prosulfocarb ist es möglich, dass Rückstände im Gemüse gefunden werden. Daher hat die Zulassungsbehörde für Boxer und Arcade folgende zusätzliche Auflagen festgesetzt:


  • Die Fahrgeschwindigkeit darf beim Ausbringen nicht über 7,5 km/h liegen,
  • die Wasseraufwandmenge darf 300 l/ha nicht unterschreiten und
  • die Windgeschwindigkeit darf maximal 3 m/s betragen.


Zudem müssen Sie die Produkte auf der gesamten Fläche mit mindestens 90% abdriftmindernden Düsen ausbringen. Viele Düsen erreichen zwar heute die 90%-Abdriftminderung, allerdings nur bei 1,0 bis 1,5 bar Druck. Wer also die vorgeschriebene Wassermenge von 300 l/ha mit diesem niedrigen Druck ausbringen möchte, wird sehr langsam über den Acker fahren müssen. Das gilt vor allem, wenn man kleinere Düsenkaliber verwendet.


Unabhängig hiervon empfiehlt es sich, auf den Einsatz von Boxer und Arcade in der Nähe zu Gemüseflächen möglichst zu verzichten. Die Problematik ist ähnlich zu bewerten, wenn die Kartoffelfläche an einer biologisch bewirtschafteten Fläche angrenzt.


…und diese beim Einsatz von Clomazone


Ein häufiger Grund für erforderliche Nachbehandlungen ist spät auflaufender Windenknöterich. Der Wirkstoff Clomazone (Centium 36 CS, Novitron Damtec, Metric) bringt vor allem gegen Windenknöterich eine länger anhaltende Zusatzwirkung und ist auch unter trockenen Bedingungen recht wirkungssicher.


Allerdings sind gelegentlich Blattaufhellungen nach dem Einsatz Clomazone-haltiger Mittel zu beobachten. Diese mosaikartigen Aufhellungen treten mitunter erst spät (zur Blüte) auf – nennenswerte Ertragsminderungen sind hierdurch aber nicht zu befürchten.


Einem breiten Einsatz stehen jedoch die Anwendungsauflagen entgegen. Folgendes ist zu beachten:


  • Clomazone-haltige Mittel darf man ausschließlich zwischen 18.00 Uhr abends und 9.00 Uhr morgens anwenden, wenn zusätzlich noch Tageshöchsttemperaturen von mehr als 20°C vorhergesagt sind. Falls sich Tageshöchsttemperaturen von über 25°C ankündigen, ist der Einsatz der Produkte nicht erlaubt.
  • Der Anwender muss in einem Zeitraum von einem Monat nach dem Einsatz wöchentlich in einem Umkreis von 100 m um die Fläche prüfen, ob Aufhellungen an Pflanzen auftreten. Ist das der Fall, muss er diese sofort dem amtlichen Pflanzenschutzdienst und der Zulassungsinhaberin melden.


Im Nachauflauf wird eS „dünn“


Sind noch Nachauflaufbehandlungen gegen zweikeimblättrige Unkräuter notwendig, ist neben Cato und Metribuzinprodukten nur das Mittel Arcade zugelassen. Es ist eine Fertigformulierung aus den Wirkstoffen Prosulfocarb (Boxer) und Metribuzin (Sencor). Daher ist Arcade sowohl hinsichtlich der Kulturverträglichkeit wie auch in seiner großen Wirkungsbreite mit der Mischung aus Boxer plus Sencor vergleichbar.


Die volle im Nachauflauf zugelassene Aufwandmenge von 5,0 l/ha ist allerdings nicht zu empfehlen, da sonst schwere Schäden an den Kartoffeln entstehen können. Üblich und bewährt haben sich im Nachauflauf Mengen von 1,5 bis 2,0 l/ha – diese sind, außer in Metribuzin-empfindlichen Sorten, meistens gut verträglich.


Weil sich eventuelle Schäden durch den Einsatz von Arcade zuverlässig innerhalb von wenigen Tagen nach der Anwendung in Form von Wachstumshemmungen und Blattdeformationen zeigen, ist vor der Behandlung großer Flächen eine „Probebehandlung“ sinnvoll. Damit können Sie das Anwendungsrisiko abschätzen. Zu beachten ist das Verbot des Mittels auf drainierten Flächen.


Sind Ihre Flächen drainiert, bleibt im Nachauflauf nur der Einsatz von Cato. Lässt es die Sorte zu, können Sie gegen Weißen Gänsefuß, Meldearten und Windenknöterich 100 bis 200 g/ha eines Metribuzinprodukts zumischen. Weil Meldearten und Weißer Gänsefuß bei strahlungsreicher Wetterlage starke Wachsschichten im Bereich der Vegetationskegel bilden, sollte man den Formulierhilfsstoff Trend großzügig mit mindestens 180 bis 300 ml/ha hinzugeben.


Wie verträglich Cato ist, hängt stark von den Temperaturen nach der Anwendung ab. Warme Temperaturen über 25°C sind ebenso ungünstig wie zu kalte. Vor allem, wenn man Cato mit Metribuzin kombiniert, sollte eine Wachsschicht vorhanden sein.


In Metribuzin-empfindlichen Sorten kann man Cato nur solo einsetzen. Das Herbizid hat zwar eine langsame Anfangswirkung, hemmt die Wüchsigkeit der meisten Unkräuter jedoch nachhaltig. Trotz dieser verhaltenen Anfangswirkung sieht das Endergebnis auch bei Soloanwendung oft überraschend gut aus.


Strategien gegen übriggebliebene Gräser


Insgesamt erzielen die Vorauflaufherbizide Boxer, Bandur, Proman und besonders Artist bereits gute Wirkungsgrade gegen aus Samen auflaufende Gräser. Trotzdem werden oft spätere Behandlungen gegen Hirsearten, Auflaufgetreide und Quecke erforderlich.


Gegen Hirsearten und Gräser sind die reinen Gräserpräparate (siehe Übersicht 3) eine kulturverträgliche Alternative zum Cato. Erst wenn breitblättrige Unkräuter hinzukommen, ist Cato mit reduzierten Aufwandmengen von 25 bis 40 g/ha das Mittel der Wahl.


Verzichten Sie möglichst auf Mischungen von Gräsermitteln mit anderen Herbiziden. Denn wegen der „griffigen“ Formulierungen der Gräsermittel können sonst Verätzungen auftreten. Auch eine Mischung von Gräserpräparaten mit Fungiziden oder Mikronährstoffen sollte unterbleiben, da diese schon öfter für unliebsame Überraschungen gesorgt hat.


Wichtig für einen guten Bekämpfungserfolg – insbesondere gegen die schwer bekämpfbare Quecke – ist der richtige Bekämpfungszeitpunkt. Einerseits sollten die Ungräser möglichst 2 bis 3 Blätter gebildet haben, um sie gut benetzen zu können und andererseits beginnen die Kartoffelpflanzen ab einer Wuchshöhe von ca. 20 cm die Gräser zunehmend abzuschirmen. Beenden Sie deshalb spätestens bei 30 cm Wuchshöhe des Kartoffelbestandes die Ungrasbekämpfung.


Ihr Kontakt zur Redaktion:matthias.broeker@topagrar.com


Unser Autor


Klaus Sandbrink, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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