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Kartoffeln: Keinen Durchwuchs riskieren

Lesezeit: 5 Minuten

Vermeiden ist besser als bekämpfen – halten Sie den Druck von Ausfallkartoffeln von vornherein so niedrig wie möglich. Die folgenden vier Punkte helfen Ihnen dabei.


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Durchwuchskartoffeln nehmen in Kartoffelfruchtfolgen zu und entwickeln sich zu einem immer ernsteren Problem. Denn die unerwünschten Kartoffelpflanzen


  • sind Wirtspflanzen für kartoffelspezifische Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze, Virosen und Nematoden – dadurch untergraben sie den Fruchtfolgegedanken,
  • konkurrieren mit der Hauptkultur um Wasser und Nährstoffe,
  • können z.B. im Getreide die Ernte deutlich erschweren und
  • beeinträchtigen durch Sortenvermischungen die Vermarktungsfähigkeit einer Partie.


Setzte der Frost die Ausfallknollen bis vor ein paar Jahren noch sicher außer Gefecht, verschlimmern die zunehmend milden Winter das Problem. Wichtig ist daher, Ausfallkartoffeln mit direkten und indirekten pflanzenbaulichen und technischen Maßnahmen zu vermeiden bzw. zu beseitigen. Welche Maßnahmen Sie ergreifen können, zeigen die folgenden vier Punkte.


1. Den Acker möglichst sauber halten


Eine verlustarme Rodearbeit ist der erste Ansatz für durchwuchsfreie Flächen. Jede Knolle, die auf dem Feld verbleibt, kann in den Folgejahren Probleme bereiten. Wie hoch der Druck sein kann, zeigt eine Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück: In dieser wurden die Knollenverluste während der Ernte 2017 auf 20 kartoffelanbauenden Betrieben in Niedersachsen ermittelt. Die Ernteverluste betrugen durchschnittlich 126000 Knollen/ha – dieser Wert entspricht in etwa der dreifachen Pflanzstärke! Das Ziel muss sein, durch optimale Erntebedingungen und eine angepasste Rodereinstellung die Ernteverluste zu minimieren. Achten Sie dabei auf Folgendes:


  • Stellen Sie die Rodetiefe so ein, dass keine Kartoffeln unterhalb des Schares im Boden verbleiben oder durch das Schar angeschnitten werden. Graben Sie zur Kontrolle hinter dem Roder nach.
  • Wählen Sie die Siebkette so, dass die Teilung der Kette zu den jeweiligen Knollengrößen und Rodebedingungen passt. Häufig muss man hier einen Kompromiss zwischen der gewünschten Absiebeleistung und den entstehenden Rodeverlusten finden.
  • Vermeiden Sie, dass krautanhängige Knollen auf dem Acker verbleiben. Passen Sie dazu die Krauttrenneinrichtungen in ihrer Arbeitsintensität an die Erntebedingungen an.
  • Um Verluste an den Trenngeräten zu vermeiden, empfiehlt es sich, diese unter Berücksichtigung der kleinsten Knollengrößen einzustellen.
  • Bei Gummifingerbändern kann zudem Verschleiß in Form von fehlenden oder ungleich langen Fingern die Rodeverluste erhöhen.
  • Fahren Sie durch das Sortierpersonal ausgesonderte faule, ergrünte oder beschädigte Kartoffeln mit einem Beimengenbunker von der Fläche ab. Auch stark beschädigte Knollen bzw. Knollenabschnitte können neue Kartoffelpflanzen ausbilden.


Oft konkurrieren diese Maßnahmen zur verlustarmen Kartoffelernte mit weiteren Zielen, wie hoher Flächenleistung oder geringen Beschädigungen des Erntegutes. Nimmt der Roder z.B. durch eine größere Rodetiefe Steine oder Kluten auf, können diese die Knollen beschädigen. Andererseits schränkt eine Siebkette mit geringerer Teilung die Flächenleistung ein. Berücksichtigen Sie bei der Bewertung dieser Effekte jedoch auch die Folgekosten eines verstärkten Auftretens von Durchwuchskartoffeln in den nachfolgenden Kulturen.


2. Bodenbearbeitung nutzen


Auch bei der besten Rodereinstellung verbleiben Kartoffeln auf dem Acker. Beseitigen Sie diese mit der Bodenbearbeitung. Ziel ist, dass diese Kartoffeln möglichst an der Oberfläche liegen bleiben, um das Erfrieren der Knollen zu begünstigen. Um Kartoffeln nachhaltig zu schädigen, sind als Faustzahl 50 Froststunden notwendig: Diese werden erreicht durch z.B. -2°C über einen Zeitraum von 25 Stunden oder -3°C über 17 Stunden. Damit der Frost möglichst tief in den Boden eindringen kann, hat es sich bewährt, die Zwischenfrüchte vor Kartoffeln frühzeitig zu mulchen – das fördert zudem ihre Zersetzung.


Der angegebene Frostzeitraum reicht allerdings nicht bei jeder Sorte aus, um die Knollen nachhaltig zu schädigen. Zudem werden, aufgrund des Klimawandels, nicht alle Standorte sicher die nötigen Minusgrade erreichen. Trotzdem werden die an der Oberfläche verbliebenen Kartoffeln reduziert, z.B. durch den Fraß von Wildtieren. Zudem können Fäulniserreger durch eine intensive Bodenbearbeitung beschädigte bzw. zerteilte Knollen leichter besiedeln – das reduziert den Aufgang im Folgejahr. Unter für die Kartoffel günstigen Witterungsbedingungen können jedoch auch aus kleinen Knollenabschnitten Kartoffelpflanzen wachsen.


3. Das Management anpassen


Neben den direkt wirksamen Maßnahmen können auch indirekte die Durchwuchskartoffeln reduzieren. Wer z.B. die Kartoffeln bereits in ein verdichtetes, mit Steinen oder Kluten besetztes Pflanzbett legt, wählt bei der Ernte tendenziell auch die Siebkette mit weiterer Teilung – diese bringt aber höhere Knollenverluste mit sich. Ziel sollte es sein, ein lockeres, möglichst stein- und klutenfreies, Pflanzbett herzurichten. Um ein an die Verwertungsrichtung angepasstes und eng sortiertes Erntegut mit möglichst geringem Untergrößenanteil zu erhalten, spielen die Pflanzgutsortierung, die Ablageweite und die Ablagetiefe eine Rolle. Richten Sie die komplette Bestandesführung darauf aus, möglichst einheitliche Knollengrößen zu erzielen und günstige Wachstumsbedingungen zu schaffen.


Vermeiden Sie dabei möglichst über die gesamte Witterungsperiode hinweg, dass Stressphasen das Wachstum unterbrechen. Die Kartoffel ist zwar in der Lage, bei Stress das Wachstum einzustellen und dieses – sobald günstigere Wachstumsbedingungen eintreten – wieder aufzunehmen. Doch im Feld führt diese Eigenschaft zu unerwünschtem Neuansatz, Kindelbildung und Zwiewuchs. Die neu gebildeten Knollen erreichen oftmals nicht die gewünschten vermarktungsfähigen Größen und führen zu höheren Rodeverlusten.


Stress lässt sich mit einer ausreichenden Wasserversorgung durch Beregnung und angepassten Pflanzenschutzmaßnahmen vermeiden. Das vermeidet auch Durchwuchskartoffeln.


4. Die Keimung hemmen


Eine weitere Möglichkeit, um Durchwuchskartoffeln zu reduzieren, ist der Einsatz von Keimhemmungsmitteln auf Basis von Maleinsäurehydrazid. Die Anwendung erfolgt in den vitalen Feldbestand. Der Wirkstoff wirkt systemisch und unterbindet im teilungsfähigen Gewebe die Zellteilung. Daher sind auch die auf dem Feld verbleibenden Verlustknollen keimgehemmt, sodass diese eher absterben statt auszukeimen. Bedenken Sie jedoch, dass der zahlenmäßig größte Anteil der Verlustkartoffeln in Form von Untergrößen zurückbleibt – diese nehmen als kleine Knollen auch die geringsten Mengen des Wirkstoffes auf.


friederike.mund@topagrar.com

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