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Kartoffeln: Rote Karte für Unkräuter

Lesezeit: 10 Minuten

Die Dämme unkrautfrei zu halten, ist bei zunehmenden Wetterextremen eine Herausforderung. Zudem erschweren Resistenzen den Herbizideinsatz. Empfehlungen geben Dr. Josef Kuhlmann und Klaus Sandbrink, LWK Niedersachsen.


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Weitgehend unkrautfreie Bestände vom Durchstoßen bis zur Ernte – das ist die Voraussetzung für hohe Erträge und Qualitäten. Dies ist durchaus ein sehr anspruchsvolles Ziel, denn mit dem Öffnen des Kartoffel-Laubdaches im Sommer entstehen wieder günstigere Lichtverhältnisse für eventuell noch vorhandene Restunkräuter.


Entwickelt sich diese Spätverunkrautung zügig, kann eine ernsthafte Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe entstehen. In der Ernte verlangsamt dann die schlechtere Siebfähigkeit verunkrauteter Kartoffeldämme die Rodegeschwindigkeit und erhöht damit die Erntekosten.


Mehr hartnäckige Unkräuter:

Die Dämme frei von Unkräutern zu halten, wird auch wegen zunehmender Resistenzen schwieriger. Die gegen den Basiswirkstoff Metribuzin (Gruppe der Triazinone) resistenten Biotypen von Weißem Gänsefuß, Melde, Schwarzem Nachtschatten und Amarant breiten sich weiter aus. Zwar handelt es sich hierbei oft nicht um vollständige Resistenzen, die Minderwirkungen können jedoch insbesondere in trockenen Jahren beträchtlich sein.


Wegen der jetzt schon engen Wirkstoffpalette stößt die Praxis immer öfter an Grenzen, die Unkräuter sicher auszuschalten. Die langsame Jugendentwicklung der Kartoffel und somit geringe Konkurrenzkraft erschwert die Unkrautkontrolle zusätzlich.


Umso wichtiger ist es, ein optimal an die Leitunkräuter Ihres Standortes angepasstes Herbizidkonzept zu wählen. Achten Sie bei der Mittelwahl zudem auf Folgendes:


  • Bodenart und -feuchtigkeit,
  • Humusgehalt des Bodens,
  • Verwertungsrichtung der Kartoffeln,
  • Empfindlichkeit der Sorte gegenüber Metribuzin,
  • Gewässerabstandsauflagen der Präparate.


Ideal ist Vorauflauf:

Vor allem bei feuchten Böden ist ein Herbizideinsatz im Vorauflauf (VA) ein Muss. Denn dieser ist gut verträglich und verspricht die beste Wirksicherheit. Zu bedenken ist auch, dass die Möglichkeiten im Nachauflauf stark begrenzt sind.


Weil die Last klar auf den „Schultern“ der VA-Herbizide ruht, sollte man dafür möglichst gute Einsatzbedingungen schaffen. Die Witterung ist nicht beeinflussbar, sehr wohl aber die Bereitung der Kartoffeldämme.


Legen Sie daher höchsten Wert auf das frühzeitige Häufeln direkt nach dem Pflanzen. Weil die Dämme dann mehr Bodenwasser enthalten, sind sie stabiler und unempfindlicher gegenüber Verwehungen. Am besten für den Einsatz von Bodenherbiziden im VA ist es, wenn das Pflanzen und Häufeln in einem Arbeitsgang erfolgt. Die Dämme sind in diesen Fällen zum Behandlungstermin abgesetzt und ein großer Teil der Unkräuter ist bereits gekeimt oder aufgelaufen. Weiterer Vorteil: Auch unliebsame Überraschungen durch schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter sind so früher erkennbar. Das ermöglicht es, sie zumindest teilweise noch im Vorauflauf zu bekämpfen.


Wichtig sind VA-Anwendungen von Herbiziden auch auf Standorten mit höheren Humusgehalten, dann aber grundsätzlich kombiniert mit blattaktiven Komponenten. Nur im Vorauflauf lassen sich auch größere Unkräuter und Problemunkräuter wie Schwarzer Nachtschatten, triazinresistente Gänsefußarten oder Windenknöterich ohne Schädigungsrisiko für die Kartoffel sicher bekämpfen. Deshalb gilt grundsätzlich: Je schwieriger die Unkrautbekämpfung, desto wichtiger ist das frühzeitige Anhäufeln der Dämme und das Ausschalten der Unkräuter spätestens beim Durchstoßen der Kartoffeln.


Ein Verzicht auf eine VA-Behandlung ist allenfalls bei extremer Witterung sinnvoll. Das ist z.B. der Fall, wenn bei zunehmender Trockenheit und Wind die Dämme erodieren. Dann kommt ein Bodenherbizid schon aus Gründen des Umweltschutzes nicht infrage, da der Staub die Wirkstoffe verlagern würde.


Empfehlungen für 2018:

Da spezialisierte Kartoffelbetriebe häufig mit vielen Tauschflächen arbeiten, ist die Verunkrautung oft nicht so genau bekannt. Daher sind robuste, breit einsetzbare Lösungen gefragt, die möglichst auch im Randbereich von Gewässern einsetzbar sind.


Bei feuchten Böden bilden Tankmischungen mit Bandur einen Schwerpunkt der Empfehlungen (siehe Übersicht 1). Denn der Wirkstoff Aclonifen ermöglicht auch bei ungünstiger Witterung eine sichere Bekämpfung triazinresistenter Melde- und Gänsefußarten. Auffällig sind dabei die für ein Bodenherbizid eher geringen Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit.


Eine Kombination aus Bandur + Boxer eignet sich z.B. besonders für Standorte, auf denen bei hohem Gänsefußdruck gleichzeitig Rüben und/oder Mais in der Fruchtfolge stehen. Denn diese Kombi beugt einer Resistenzentwicklung gegen Wirkstoffe aus der Gruppe der Triazinone (Metribuzin, Metamitron) und Triazine (Terbuthylazin) vor.


Der geringere Feuchtigkeitsbedarf von Bandur-Kombinationen ist auch ein klarer Vorteil gegenüber dem vielfach bewährten Klassiker Boxer + Sencor. Denn dieser stößt in trockenen Frühjahren immer wieder an seine Grenzen. Der unbestreitbare Vorteil des Klassikers liegt jedoch eindeutig im geringeren Schädigungsrisiko bei verspäteten Behandlungen.


Setzen Sie Bandur – aber auch Artist, Centium CS oder Metric – möglichst bis spätestens eine Woche vor dem Durchstoßen der Kartoffeln ein. Während bei trockenem Wetter auch bei Anwendungen kurz vor dem Durchstoßen kaum Probleme auftreten, sind nachhaltigere Schäden durchaus zu beobachten, wenn nach dem Spritzen viel Niederschlag fällt.


Sind die Böden dagegen trocken oder handelt es sich um anmoorige Flächen, reicht die Wirkung reiner Bodenherbizide oft nicht aus. In diesen Fällen sind blattaktive Partner gefragt. Das gilt auch, wenn insbesondere Weißer Gänsefuß und Meldearten über 5 cm Wuchshöhe zum Behandlungstermin erreicht haben. Auch dann sollten Sie aus Sicherheitsgründen immer einen blattaktiven Mischpartner zugeben.


Als sehr wirkungssicher gegen alle breitblättrigen Unkräuter hat sich in diesen Fällen das Herbizid Quickdown plus dem Formulierhilfsstoff Toil erwiesen. Aufwandmengen von 0,3 l/ha Quickdown plus 0,75 l/ha Toil reichen aus. Zusätze von z.B. AHL oder Paraffinöl sind zwar möglich, haben in der Vergangenheit unter schwierigen Bedingungen jedoch nicht immer die erhoffte Wirkung gezeigt.


Während viele Metribuzin-empfindliche Sorten im Vorauflauf noch ohne größeres Schädigungsrisiko behandelt werden können, wirken sich Nachauflaufeinsätze oft stark ertragsmindernd aus. Für diese Sorten (siehe Übersicht 2) steht allein der Wirkstoff Rimsulfuron, enthalten z.B. im Cato, im Nachauflauf zur Verfügung.


Wegen der geringen Wirkungsbreite ist die Cato-Soloanwendung jedoch selten eine wirkliche Option. Daher gilt insbesondere für diese Kartoffelsorten: Schaffen Sie durch frühes Häufeln gut abgesetzte Dämme zum Behandlungstermin und sorgen Sie durch robuste Aufwandmengen der richtigen Mittel im Vorauflauf für nachhaltig saubere Bestände.


Rezept gegen Nachtschatten:

Auf einigen Standorten ist speziell Schwarzer Nachtschatten ein Problem. Ist dies das Leitunkraut auf Ihrer Fläche und verträgt die Sorte Metribuzin, empfiehlt sich im VA zum Keimblattstadium des Nachtschattens eine Mischung aus 3,5 l je ha Boxer + 0,4 l/ha Sencor liquid. Solange die Kartoffeln nicht aufgelaufen sind, können Sie 0,3 l/ha Quickdown plus 0,75 l/ha Toil zumischen, um den „Abbrenneffekt“ zu verstärken.


Mit Arcade ist es nun erstmals möglich, den Wirkstoff Prosulfocarb zulassungskonform auch im Nachauflauf einzusetzen. So können Sie nun eine zweite Maßnahme nach dem Auflaufen der Kartoffeln z.B. mit 1,5 bis 2,5 l/ha Arcade platzieren. Die Wirkung auch gegen größere Nachtschatten-Pflanzen ist in der Regel überzeugend. In Metribuzin-unempfindlichen Sorten ist die Kulturverträglichkeit gut. Was beim Einsatz des Wirkstoffs Prosulfocarb zu beachten ist, steht in der Checkliste.


Was leisten neuere Mittel?

Dreijährige Erfahrungen liegen mittlerweile bei dem Produkt Metric vor. Bei diesem Herbizid handelt es sich um eine flüssig formulierte Kombination von Metribuzin plus dem Wirkstoff Clomazone (Centium CS), der die Wirkung auf Klettenlabkraut und Windenknöterich verstärkt. Metric bietet sich in Kombination mit 2,0 bis 2,5 l/ha Bandur an, um vor allem die Wirkung auf Melde- und Gänsefußarten abzusichern.


Mit Proman steht seit 2017 ein weiteres Bodenherbizid für den Vorauflauf zur Verfügung (bis kurz vor dem Durchstoßen). Die Reifegruppenbeschränkung ist mittlerweile entfallen. In Herbizidstrategien eignet es sich als Partner zu Bandur, Artist oder Boxer. Der Wirkstoff Metobromuron soll gegen triazinresistente Melde und Gänsefuß wirken. Weitere Erfahrungen dazu werden in der Praxis und in Versuchen gesammelt. Positiv schlägt bei diesem Herbizid der geringe vorgeschriebene Gewässerabstand zu Buche.


Notfall Nachauflauf:

Geht kein Weg am Nachauflauf (NA) vorbei, stehen gegen breitblättrige Unkräuter nur die altbekannten Wirkstoffe Metribuzin (Sencor, Mistral etc.) und Rimsulfuron (Cato) zur Verfügung. Sehen Sie beide Wirkstoffe aus Verträglichkeitsgründen als Notlösung an.


Allerdings hat die Anbaubedeutung von Kartoffelsorten mit einer genetisch bedingten Empfindlichkeit gegen Metribuzin in den letzten Jahren weiter zugenommen. Ob Ihre Sorte gegenüber diesem Wirkstoff empfindlich reagiert, entnehmen Sie der Übersicht 2. Leider ist auf die Sortenangaben der Hersteller zur Metribuzin-Empfindlichkeit nur bedingt Verlass.


Auch wegen der deutlichen Wirkungsschwächen gegen Windenknöterich, Klette und Schwarzen Nachtschatten stößt der Einsatz Metribuzinhaltiger Mittel an enge Grenzen. Dazu kommt die auf vielen Standorten beobachtete Schwäche gegen Weißen Gänsefuß und verschiedene Meldearten.


Erheblich verbessern lässt sich die Wirksicherheit und -breite von Metribuzinprodukten durch Tankmischungen mit Rimsulfuron (Cato). Verantwortlich hierfür ist nicht nur das Rimsulfuron, sondern auch Trend, der ebenfalls die Metribuzinwirkung unterstützt. Insbesondere bei trockener Witterung sollte die FHS-Menge mindestens bei 200 ml/ha oder mehr liegen.


Am besten unterstützt Cato die Metribuzin-haltigen Mittel bei etwas wärmerem Wetter. Das vermindert auch die typischen Aufhellungen der Kartoffelblätter, die bei kühler Witterung während der Behandlung verstärkt auftreten. Ideal sind Temperaturen von 20 bis 25°C und warme Nächte.


Führen Sie die Maßnahme spätestens bei 10 cm Wuchshöhe der Kartoffeln durch. Spätere Termine haben oft schlechtere Wirkungsgrade zur Folge, weil größere Kartoffelstauden die Unkräuter zunehmend abschirmen. Zudem erfassen Cato + Sencor-Tankmischungen schwer bekämpfbare Unkräuter wie Windenknöterich und Klette nur bis zum 1. Laubblattstadium sicher. Auf Schwarzen Nachtschatten kann man mit einer ausreichenden Wirkung nur bis zum Keimblattstadium rechnen. Weil dieses Unkraut oft verzettelt aufläuft, sind zufriedenstellende Wirkungen allenfalls bei geringem Besatz zu erwarten.


Das zeigt: Die Schwäche gegen Schwarzen Nachtschatten und vor allem die eingeschränkte Verträglichkeit machen den NA-Einsatz von Metribuzin und Rimsulfuron zu einer Notlösung.


Strategien gegen Gräser:

Die gängigen Vorauflaufherbizide wie Boxer, Artist und Bandur erzielen bereits durchaus gute Wirkungsgrade gegen samenbürtige Gräser. Dennoch werden besonders bei hohem Druck mit Hirsearten, Quecke und Getreideauflauf oft Nachbehandlungen im 2- bis 4-Blattstadium der Gräser erforderlich.


Treten neben Gräsern noch breitblättrige Unkräuter auf, ist Cato dafür das Mittel der Wahl (auf stabile Wachsschicht achten). Geht es dagegen nur um Hirsearten und andere Gräser, sind die reinen Gräserpräparate eine verträglichere Alternative. Gegen Hirsen reichen oft 50 bis 75% der zugelassenen Aufwandmengen aus. Die Leistungen der Mittel entnehmen Sie der Übersicht 3.


Für unangenehme Überraschungen bei der Ernte sorgt immer wieder Quecke. Ein scheinbar geringer Besatz zur Zeit der Unkrautbekämpfung kann sich bis zur Ernte im Herbst ungeahnt üppig entwickeln. In Trockenphasen ist es möglich, dass Queckenrhizome auf der Suche nach Wasser die Knollen durchwachsen. Dieser Qualitätsmangel ähnelt optisch einem Wurmfraß.


Bei späten Legeterminen gestaltet sich die Bekämpfung oft schwierig, weil ein großer Teil der Quecken erst nach den Kartoffeln aufläuft. Mit dem Wachstum der Kartoffelstauden nehmen die Spritzschatten zu und zwingen damit zu einem eigentlich zu frühen Bekämpfungstermin. Frühe Legetermine dagegen verschaffen der Quecke einen Entwicklungsvorsprung gegenüber der Kartoffel, sodass sich dann bessere Termine ergeben. Diesen Vorsprung dürfen Sie aber nicht durch einen späten Häufeltermin wieder zunichte machen. Quecken lassen sich ab dem 3-Blattstadium mit Cato im Splittingverfahren (30 + 20 g/ha) recht kostengünstig ausschalten.


Ernteprobleme verursacht in den letzten Jahren häufiger auch die Einjährige Rispe. Das liegt vermutlich an der abnehmenden Bedeutung von Metribuzin. Dadurch reicht die Dauerwirkung einiger Tankmischungen gegen Einjährige Rispe nicht immer aus. Aus einer anfangs noch geringen Restverungrasung kann sich nach dem Auseinanderfallen des Kartoffelkrautes in der Abreifephase ein nervtötendes Problem beim Roden ergeben.


Kontrollieren Sie Ihre Bestände bei ca. 15 bis 20 cm Wuchshöhe der Kartoffeln auf dieses zunächst unscheinbare Gras. Eine Nachbehandlung mit Cato oder Select 240 EC – immer in Mischung mit den Formulierungshilfsstoffen Actirob B/Radiamix – lohnt sich besonders, wenn Sie Metribuzin-freie Produkte für die Unkrautkontrolle genutzt haben.-mb-

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