Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Kartoffeln: Sikkation auch elektrisch möglich?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Einsatz von Reglone zur Krautminderung ist nicht mehr erlaubt. Könnte künftig die hybridelektrische Sikkation eine Alternative sein? Nachfolgend stellen wir einen vielversprechenden Ansatz vor.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das Mittel Reglone war jahrzehntelang fester Bestandteil vieler Krautminderungsstrategien. Jedoch endete am 4. Februar letzten Jahres die Aufbrauchfrist für das bis dahin wichtigste Produkt zur Sikkation von Kartoffelbeständen. Weil andere chemische Mittel nach Versuchen der LWK Nordrhein-Westfalen bislang die Leistung von Reglone nicht erreichen, sind Alternativen dringend erforderlich.


Vielleicht könnte in Zukunft das neue hybridelektrische Verfahren NUCROP eine Lösung sein. Das Unternehmen Nufarm bringt es gemeinsam mit dem deutschen AgTech-Start-up Crop.Zone in Kürze auf den Markt.


Mit Strom gegen das Kraut


Bei einer Sikkation mit Nucrop werden die Kartoffelpflanzen zunächst mit einer leitfähigen Flüssigkeit mit dem Namen Volt.fuel (mineralische Lösung + Activator) vorbehandelt, um den elektrischen Widerstand zu senken. Dies erfolgt mit einer Sprüheinheit, die in der Fronthydraulik des Schleppers hängt.


In der Heckhydraulik befindet sich ein zapfwellenbetriebener Generator, der für Drehstrom sorgt (112 kW). Der Strom wird dann zu 16 Hochspannungsmodulen (von 2000 bis 5000 V, Modulgröße 7 kW) geleitet, die entsprechend 16 Applikatoren versorgen. Diese sind – ähnlich wie ein Spritzgestänge – hydraulisch klappbar und höhenverstellbar direkt hinter dem Generator angeordnet (siehe Fotos links und rechts). In Arbeitsstellung streichen sie durch den Kartoffelbestand.


Die 75 cm breiten und 1 m langen Applikatoren sind der eigentliche Clou des Systems: Sie wurden als sogenannte Kurzstrecken-Applikatoren speziell für die Sikkation von Kartoffelbeständen entwickelt. Neu konstruierte Federstahlelemente leiten den Strom nun tiefer und effizienter in den Bestand, wodurch sich laut Hersteller der Wirkungsgrad erhöht und der Energiebedarf senken lässt. Der Effekt beruht darauf, dass die Zellen der Stängel und Blätter durch die Stromzufuhr platzen, Wasser verlieren und dadurch absterben.


Momentan haben die Testgeräte eine Arbeitsbreite von 12 m. Bei 6 km/h Fahrgeschwindigkeit liegt die Flächenleistung – abhängig vom Zuschnitt des Schlages – bei rund 6 ha/Stunde. Die Einsatzempfehlung für ein Hektar wird mit 300 l Wasser + 5 l Volt.fuel + 0,5 l Volt.fuel Activator angegeben. Während der Durchfahrt durch die Bestände sollen keine Schäden an den Dämmen und Pflanzen entstehen.


Wie hoch ist die Wirkung und der Einfluss auf die Qualität?


Die Gretchenfrage ist aber natürlich: Wie hoch ist der Wirkungsgrad? Und welchen Einfluss hat die Behandlung auf die Qualität der Kartoffeln?


Um die Sikkationsleistung beurteilen zu können, hat die LWK Nordrhein-Westfalen das Verfahren mit einer chemischen Sikkation verglichen. Der Versuch fand letztes Jahr in der Sorte Challenger im nordrhein-westfälischen Bedburg statt. Hier die wichtigsten Ergebnisse (siehe Übersicht):


Das Nucrop-Verfahren wirkte als Erstsikkation bei 6 km/h – das entspricht 16 kWh/ha – ähnlich effizient wie die Kombination aus Shark + Quickdown + Toil. Erhöhen lässt sich die Leistung mit einem zweimaligen Nucrop-Einsatz (6 und 4 km/h) oder wenn man das Verfahren mit einer Shark-Spritzung kombiniert. Der Anteil grüner Stängel bzw. grünes Kraut lag dann bei unter 10%. Vorteilhaft bei Nucrop ist, dass es keine Wirkstoffrückstände und Wartezeiten gibt.


Ob eine Nucrop-Behandlung die für Pflanzkartoffeln wichtige Keimzahl beeinflusst, wurde bislang nur in firmeninternen Versuchen geprüft. Dazu wurden vier Kartoffelsorten (Pommesware) an vier Standorten in unterschiedlichen Abreifegraden mit drei Nucrop-Dosierungen (16/32/48 kWh/ha) behandelt. In einer Variante kam zusätzlich Shark zum Einsatz. Eine chemische Standardvariante (3x Shark + 2x Quickdown + Toil) diente als Kontrolle. Die wichtigsten Ergebnisse:


  • Eine Behandlung mit 6 km/h (also mit 16 kWh/ha) reichte für die Sikkation der Bestände aus. Die zusätzliche chemische Maßnahme war auf den leicht sikkierbaren Standorten überflüssig.
  • Die Keimzahlen lagen zwischen 94 und 110%. Die Keimlängen variierten zwischen 90 und 123%. Somit ließ sich kein negativer Einfluss von Nucrop auf die Keimung feststellen. Das gilt auch für die höheren Dosierungen (32 und 48 kWh/ha).


Firmeneigene Versuche wurden zudem zum Stärkegehalt und zur Backqualität durchgeführt. Auch in diesen Qualitätsmerkmalen zeigten sich kaum Abweichungen im Vergleich zu den chemischen Varianten. Dasselbe gilt für Nabelendnekrosen. Hier wiesen niederländische Proben nach einer Nucrop-Behandlung bislang keine Auffälligkeiten auf.


Die Erkenntnisse sollen nun durch Versuche der LWK Nordrhein-Westfalen bestätigt bzw. ergänzt werden. Auch Einsätze in der Praxis in verschiedenen Sorten sollen ausgewertet werden.


Vier Testgeräte im einsatz


Ab Mitte August sollen vier Testgeräte in unterschiedlichen Regionen zum Einsatz kommen. Wer sich als Kartoffelanbauer für eine Vorführung interessiert, kann unter www.nucrop.com mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen. Von dort soll dann die Koordination der Testmaschinen erfolgen.


matthias.broeker@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.