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Kartoffeln: So gelingt die Unkrautkontrolle

Lesezeit: 9 Minuten

Chemisch, mechanisch oder kombiniert – welche Strategie für Ihre Kartoffeln die richtige ist, sollte vor allem die Witterung und die Unkrautflora entscheiden.


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Veränderte Anbauverfahren und engere Fruchtfolgen haben das Unkrautspektrum in den letzten Jahren auch im Kartoffelanbau erheblich beeinflusst. Zusätzlich wird die Unkrautflora stark von der Vorkultur geprägt. Die relevantesten Leitunkräuter im intensiven Kartoffelbau sind mittlerweile Weißer Gänsefuß, Bingelkraut, Knöterich-Arten und Schwarzer Nachtschatten.


Grundsätzlich ist es wichtig, mit der Unkrautkontrolle bereits im Rahmen der Fruchtfolge zu beginnen, weil sich Wurzelunkräuter wie Disteln oder Ackerwinden in Kartoffeln weder chemisch noch mechanisch sicher bekämpfen lassen. Treten diese hartnäckigen Unkräuter auf, gilt es, die Möglichkeiten in der Vorfrucht zu nutzen.


Zudem gibt es viele Ansätze, um dem Einwandern von Problemunkräutern und Gräsern vorzubeugen. Dazu gehören z.B. regelmäßiges Pflügen auf nicht erosionsgefährdeten Flächen, eine weite Fruchtfolge sowie die Durchführung geeigneter Hygienemaßnahmen. Erst wenn man alle ackerbaulich verfügbaren Maßnahmen optimal durchgeführt hat, kann eine gezielte Unkrautkontrolle greifen.


Empfehlungen zur chemischen Unkrautbekämpfung


Für eine erfolgreiche Strategie ist es wichtig, die zu erwartende Unkrautflora der einzelnen Schläge genau zu kennen. Nur dann kann der Einsatz von Bodenherbiziden im Vorauflauf (VA) gezielt erfolgen. Formen Sie die Dämme rechtzeitig zum Enddamm, so dass sich der Boden noch vor der Behandlung gut absetzen kann. Wer dagegen das Bodenherbizid auf einen instabilen Damm aufbringt, muss damit rechnen, dass ausgeprägte Setzungsrisse entstehen, aus denen Unkräuter aus tieferen Bodenschichten den bereits zerstörten Herbizidfilm durchstoßen können. Die Folge ist eine massive Spätverunkrautung.


Für eine gute Wirkung ist auch darauf zu achten, die Bodenherbizide im VA möglichst auf feuchten Böden auszubringen. Die Präparate lassen sich kurz nach dem Pflanztermin bis zum Durchstoßen einsetzen. Auf humusreichen Böden (über 5% Humus) wirken sie allerdings nur eingeschränkt. Neben Rissen im Damm können auch Verschlämmungen zu Lücken im Herbizidfilm führen. Die Folge sind Minderwirkungen.


Ist es extrem trocken, empfehlen sich Spritzfolgen mit verschiedenen Präparaten. Wählen Sie zudem in Gebieten, in denen Triazin-resistente Melde- und Gänsefußarten sowie Kreuzkraut, Amarantarten und Schwarzer Nachtschatten auftreten, unbedingt Mittel mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Versuchsergebnisse zeigen, dass eine Spritzfolge aus 2,0 l/ha Bandur im frühzeitigen Vorauflauf (VA1), gefolgt von einer Tankmischung aus 3,0 l/ha Boxer + 2,0 l/ha Proman kurz vor dem Durchstoßen sehr gute Wirkungsgrade gegen ein breites Unkrautspektrum erzielt.


Bei Bedarf können Sie im frühen Nachauflauf (NA1 bis maximal 5 cm) Bodenherbizide mit zusätzlich blattaktiver Wirkung wie 0,3 l/ha Sencor Liquid oder 0,25 kg/ha Mistral oder 2,0 l/ha Arcade in die Spritzplanung mit einbeziehen. In allen Metribuzin-empfindlichen Sorten ist aber grundsätzlich von einem Einsatz dieser Mittel im Nachauflauf abzuraten. Welche Sorten empfindlich auf Metribuzin reagieren, entnehmen Sie der Übersicht 1 auf Seite 80. Was die verschiedenen Herbizide, Mischungen und Spritzfolgen gegen gängige Unkräuter leisten, finden Sie in der Übersicht 2.


Chemisch und mechanisch kombinieren?


Bei der kombinierten Unkrautkontrolle beschränken sich die mechanischen Maßnahmen häufig auf die Zeit vor dem Auflaufen der Kartoffeln. Die Pflegegeräte schneiden die Konkurrenzpflanzen ab, legen sie frei oder verschütten sie. Besonders bei freigelegten Unkräutern ist eine nachfolgende Trockenperiode wichtig, damit diese nicht wieder anwachsen.


Beim folgenden Einsatz von überwiegend blattwirksamen Herbiziden muss die mechanische Pflege etwa acht bis zehn Tage zurückliegen. Das stellt sicher, dass Unkräuter kurz nach dem Durchstoßen der Kartoffelpflanzen aufgelaufen sind und genügend Blattmasse für die Wirkstoffaufnahme gebildet haben. Für eine späte NA-Behandlung ab 10 bis 20 cm Wuchshöhe der Kartoffeln eignen sich z.B. Cato und ab der kommenden Saison auch Rimuron 25 WG mit dem jeweiligen Formulierungshilfsstoff (FHS). Im Vergleich zum Pack Cato + FHS ist im Pack Rimuron 25 WG + FHS bereits die volle zugelassene Aufwandmenge des Hilfsstoffs „Helm Surfer Plus“ enthalten. Der nur in Ausnahmefällen zusätzlich benötigte Formulierungshilfsstoff zum Cato ist im Handel unter dem Namen DuPontTrend erhältlich.


Der Vorteil beider Produkte liegt in dem breiten Anwendungszeitfenster von EC 10 bis 29. Je nach Unkrautgröße lässt sich die Aufwandmenge flexibel anpassen. Kleinere Ungräser und Unkräuter bis zum 2-Blattstadium können Sie mit 30 g/ha + FHS relativ gut bekämpfen. Bei Cato liegt das Verhältnis des Granulats zum FHS bei 1:6 mit 30 g/ha Cato zu 0,18 l/ha FHS. Nur bei größerem Klettenlabkrautdruck kann es sinnvoll sein, das Verhältnis von Granulat zu FHS auf 1:10 (50 g/ha Cato zu 0,5 l/ha FHS) zu erhöhen.


Beachten Sie, dass vor allem bei höheren Mengen des FHS Verträglichkeitsprobleme auftreten können. Bei größeren Unkräutern ist daher ein Splitting zu empfehlen – das zieht den Blattapparat der Kultur weniger stark in Mitleidenschaft. Geeignete Strategien entnehmen Sie der Übersicht 3.


Beim Einsatz dieser rein blattaktiven Herbizide im Nachauflauf ist auf Folgendes zu achten:


  • Führen Sie die Behandlung erst ein bis drei Tage nach einer längeren Feuchtephase bei stabiler Witterung und unbedecktem Himmel durch. Denn andernfalls können wegen der fehlenden Wachsschicht Schäden am Blattapparat auftreten. Bei bedecktem Himmel kann es durchaus drei Tage dauern, bis sich die Wachsschicht wieder gebildet hat.
  • Vermeiden Sie Einsätze bei starken Temperaturschwankungen (z.B. 25°C tagsüber, gefolgt von 8°C nachts).
  • Behandeln Sie keinesfalls zu früh, um eine Spätverunkrautung und damit einen nochmaligen Einsatz zu verhindern. Andersherum ist es bei zu späten Terminen möglich, dass die Kartoffelstauden die Ungräser und Unkräuter zumindest teilweise abschirmen.
  • Berücksichtigen Sie bei Frühkartoffelbehandlungen, dass sich in Folgekulturen (z.B. Zwischenfrüchte wie Phacelia und Gelbsenf) Wuchsbeeinträchtigungen nicht ausschließen lassen.


Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass beide Mittel folgende Arten nicht ausreichend erfassen: Schwarzer Nachtschatten, Knöterich-, Gänsefuß-, Melde- und Ehrenpreisarten sowie Franzosenkraut. Gänsefuß- und Meldearten lassen sich allenfalls im sehr frühen Unkrautstadium (1- bis 2-Blattstadium) noch einigermaßen sicher bekämpfen. In Pflanzkartoffeln ist aus Verträglichkeitsgründen von einem Einsatz von Cato und Rimuron 25 WG abzuraten.


Geht‘s auch rein Mechanisch?


Gerade auf Standorten mit Triazin-resistenten Unkräutern kann eine mechanische Unkrautbekämpfung sinnvoll sein. Dazu sind aber einige Voraussetzungen erforderlich: So sollte die Winterpflugfurche und die Grundbodenbearbeitung im Frühjahr unter optimalen Bedingungen erfolgen. Beim Pflanzen ist auf eine exakt mittige Ablage der Knollen zu achten. Bei nicht mittig auf dem Damm auflaufenden Stauden ist die Gefahr groß, dass sie bei Pflegearbeiten verletzt werden – sowohl ober- als auch unterirdisch. Zudem lässt sich in diesen Fällen das Hackgerät nicht optimal einstellen.


Besonders wirkungsvoll sind Pflegemaßnahmen, wenn man damit die Unkräuter im Keimblatt- bis maximal 4-Blattstadium erfasst. Je nach Unkrautdruck sind drei bis vier Arbeitsgänge notwendig. Entscheidend für den Erfolg der Unkrautkontrolle ist jedoch die Witterung.


So kann bei extremer Trockenheit oder auf leichten, schnell austrocknenden Standorten ein mehrmaliges Striegeln und Hacken dazu führen, dass der Damm austrocknet. Mit jedem weiteren Arbeitsgang geht Bodenfeuchtigkeit verloren, die dann den Pflanzen fehlt. Wasserschonend ist ein flaches Brechen der oberen Bodenschicht oder nur der Dammaufbau ohne Striegeln. Bedenken Sie, dass die Kartoffel ab der Ansatzbildung eine kontinuierliche Wasserversorgung benötigt. Andersherum können aber auch hohe Niederschläge das Verfahren an ihre Grenzen bringen. Wenn sich die Böden nicht befahren lassen, wachsen die Unkräuter schnell davon.


Wer die Verunkrautung mechanisch beseitigen will, sollte folgende Tipps beherzigen:


  • Für den Dammaufbau ist zunächst ausreichend lockere Erde in den Furchen erforderlich. Denn die Ergrünungsgefahr der Ernteknollen lässt sich nur durch eine ausreichende Erdbedeckung des Knollennestes – vor allem im Bereich der Dammkrone und der oberen Dammflanke – vermindern.27


  • Da sich nur kleine Unkräuter sicher bekämpfen lassen, ist ein mehrmaliges Striegeln und Hacken der Flächen vor und nach dem Auflaufen der Kartoffeln erforderlich. Wiederholen Sie die mechanische Bearbeitung (sofern es die Witterung erlaubt) nach jeder neuen Keimwelle bis das geschlossene Blätterdach des Bestandes die Weiterentwicklung der Unkräuter unterdrücken kann.28


Beachten Sie, dass das Striegeln direkt im Auflauf vor allem bei physiologisch älterem Pflanzgut (wie 2019) und in empfindlichen Sorten im Hinblick auf das Triebbruchrisiko kritisch ist. Daher lautet die Empfehlung: Auf hohem Damm aufgelaufene Stauden kann man bereits bei einer Kartoffelwuchshöhe von 5 cm effektiv und ohne größeren Schaden an der Kartoffel striegeln. Ansonsten liegt das optimale Stadium zum Striegeln bei ca. 10 cm hohen Stauden.


  • Bis zu welcher Wuchshöhe ein Striegeln möglich ist, hängt aber auch von der Sorte und vom Striegeltyp ab. So lassen sich z.B. Sorten mit aufrecht stehendem Stängeltyp, wie Agria oder Ditta, noch bei 25 cm Wuchshöhe mit minimalen Blattverlusten striegeln.30


Statt eines Striegels können Sie in empfindlichen Sorten zwar den Einsatz einer Rollhacke mit einer Fingerhacke kombinieren. In diesem Fall ist aber eine weitere Bearbeitung für einen optimalen Dammaufbau nötig. Nach ersten Versuchserfahrungen werden die Unkräuter mit dem Striegel besser bekämpft als mit der Fingerhacke.


  • Bei 30 bis 40 cm großen Stauden ist nur noch eine Bearbeitung mit der Sternrollhacke möglich. Der Vorteil dieser Hacke liegt in der Kombination des Hackens der Unkräuter und dem Anhäufeln der Dämme. Zeitintensiv und heikel ist jedoch das genaue Einstellen der Winkel der Sternräder, was unbedingt vor jedem Durchgang erfolgen muss.32


  • Um Verletzungen der Feinwurzeln und Stolonen durch die Pflegegeräte weitgehend auszuschließen, ist es wichtig, sie genau einzustellen und bei der Arbeit exakt zu fahren.33


Ab Reihenschluss unterdrücken die Kartoffelpflanzen selbst das Unkraut relativ stark. Das gilt insbesondere für schnellwüchsige und krautstarke Sorten (siehe Übersicht 4). Später muss man trotz guter Pflege mit Spätunkräutern wie Melde, Gänsefußarten, Schwarzer Nachtschatten und in einigen Fällen auch mit Ackerwinden rechnen. Dies gilt insbesondere bei krautschwächeren Sorten bzw. bei zeitigem Absterben des Krautes durch Krautfäulebefall. Um trotzdem ungehindert ernten zu können, ist dann der Einsatz von Krautschlägern oder Abflammgeräten erforderlich.


daniel.dabbelt@topagrar.com


Unser Autor


Hans-Jürgen Meßmer,LTZ Augustenberg

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