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Kartoffeln: Was bringendie neuen Systeme?

Lesezeit: 9 Minuten

Neue Bearbeitungs- und Pflanzverfahren sparen Arbeits-gänge. Wie aber reagieren Ertrag und Qualität? Neue Versuche stellt Dr. Rudolf Haberland, Landesanstalt für Landwirtschaft Sachsen-Anhalt, Bernburg, vor.


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Der Kostendruck zwingt auch Kartoffelanbauer, ihr Anbausystem kritisch zu überprüfen. Bei Getreide, Mais und Rüben haben sich längst pfluglose Verfahren etabliert, um Arbeitsgänge, Diesel und damit Kosten zu senken. Nachholbedarf gibt es bei der Kartoffel. Der kostengünstige pfluglose Kartoffelbau passt jedoch nicht überall hin. Voraussetzungen dafür sind:


Eingeebnete Flächen mit gutem Strukturaufbau,


gleichmäßige, gut zerkleinerte Strohverteilung (Häcksellänge 5 bis 8 cm) in kurzer Stoppel,


funktionsgerechte, leistungsfähige Gerätekombinationen zum Einmulchen der Ernterückstände,


neue Kombinationen (z. B. Kombi-Lösung von Grimme, All-In-One Technik von Heiss) zum Lockern, Legen und Häufeln,


gesundes Pflanzgut und Sorten mit hoher Triebkraft und zügigem Aufgang.


In für die Kartoffeln späten, teilweise sehr nassen Frühjahren, wie 2008 und 2009, gehört außerdem das Warten auf relativ warme, abgetrocknete Böden dazu.


Bei Anbauverfahren mit reduzierter Bodenbearbeitung müssen Sie mehr und öfter hinschauen! Dazu gehört, dass Sie Ihren Boden kennen sowie die unterschiedlichen Standort- und Bodeneigenschaften berücksichtigen. Vermeiden Sie vor allem schädliche Bodenverdichtungen. Der Bodendruck durch die Technik und die Lagerungsdichte des Bodens bestimmen letztlich, wie bearbeitbar der Boden ist und wie viel Ertrag sie von der Fläche ernten.


Leichte Böden lagern von Natur aus dichter. Diese leichten Sandböden sind für eine minimale Bearbeitung bestens geeignet, da sie sich rasch erwärmen, gut durchlüften und sich leichter bearbeiten lassen. Die guten und besseren Löss-Böden mit hohen Schluffanteilen sind dagegen erosionsanfälliger und neigen nach stärkeren Regenfällen zu Abschwemmungen an den Dammflanken. Die Folge: Weniger Wirkung von Vorauflauf-Herbiziden und mehr grüne Knollen.


Grubbern statt pflügen


Für die Praxis stellen sich in diesem Zusammenhang folgende Fragen: Lässt sich auch in Kartoffeln problemlos auf den Pflug verzichten? Bringen neue, kompakte Bodenbearbei­tungs- und Pflanzsysteme betriebswirtschaft­liche Vorteile? Wo passen die Kombiverfahren hin? Lassen sich durch neue Pflanzverfahren weniger grüne Knollen und damit Qualitätsverbesserungen erreichen? Um diese Fragen zu klären, haben wir in Versuchen der Landesanstalt für Landwirtschaft Sachsen-Anhalt folgende Verfahren geprüft:


1. Standardverfahren mit Pflug,


2. Pflugloses Verfahren in Strohmulch. Hierbei erfolgt die Pflanzung in oberflächennah eingearbeitetes Stroh und Pflanzenreste. Beobachtete Vorteile: Durch Strohanreicherungen sind Dämme gegen Abschwemmung bzw. Verkrustung an den Dammflanken stabiler. Auch die Wasseraufnahme in den Dämmen ist verbessert.


3. Direktpflanzen im Frühjahr. Auf den Anbau von Zwischenfrüchten haben wir in den Versuchen verzichtet, weil der Wasservorrat in unseren niederschlagsärmeren Regionen nur für eine Frucht ausreicht.


In den langjährigen Versuchen stellte sich heraus, dass der Pflugverzicht bei Kartoffeln durchaus interessant ist. Hier die Ergebnisse im Einzelnen:


Kartoffeln nach pflugloser Bearbeitung in Strohmulch waren gegenüber dem Pflugeinsatz leicht ertragsstärker. Vor allem in den relativ trockenen Jahren 2002, 2003 und 2006 stellten wir fest, dass bei Trockenheit eine pfluglose Bearbeitung die Bodenwasserverdunstung einschränkt und Niederschläge besser in der kompakten Mulchschicht speichert. Im Trend wiesen pfluglos angebaute Kartoffeln leicht verbesserte Stärkegehalte auf. Die Nitratwerte in den Knollen waren dagegen leicht vermindert.


Hervorzuheben ist das nahezu gleich gute Ertragsergebnis bei Verzicht auf eine Pflanzbettbearbeitung im Frühjahr (Direktpflanzen). Offensichtlich lässt sich auf gut strukturierten Böden dieser Arbeitsgang ohne Ertragsnachteil einsparen.


In den ersten Jahren ist es notwendig, die pfluglos geführten Kartoffelschläge tief zu grubbern, um Pflugsohlenverdichtungen zu unterfahren und aufzubrechen. Nach langjährigem pfluglosen Anbau hat sich der Unterboden weitgehend regeneriert. Im Herbst kann zunehmend flacher, je nach Strohauflage 12 bis 15 cm tief, bearbeitet werden.


Wesentlich sind das gleichmäßige oberflächennahe Einarbeiten von Ernterückständen, Stroh und Bewuchs und ausreichend tiefes Rückverfestigen im Herbst. Als Richtwert gilt, dass ca. 70 bis 80 % der Ernterückstände durch die Herbstarbeiten mit dem Boden vermischt werden. Das kann mit zwei bis drei Arbeitsgängen erfolgen. Dabei sollte zunehmend tiefer gearbeitet werden. Ziel nach Abschluss der Bodenbearbeitung im Herbst ist ein klutenfreies, homogenes Stroh-Erdgemisch. Vorausgesetzt es liegen keine Bodenverdichtungen oder schlecht verteilte Strohmatten vor, sind das ideale Voraussetzungen für ein zeitiges Pflanzen im Frühjahr.


Auf Pflanzbettbereitung verzichten?


Die heute praktizierten verschiedensten Pflanzverfahren im Frühjahr sind noch immer zeitgemäß und haben sich bewährt. Am geläufigsten ist nach wie vor das Pflanzen nach einer Pflugfurche und einer Frühjahrsbearbeitung. Einzelne, getrennte Arbeitsgänge können dabei im Allgemeinen sehr variabel nach der Witterung erfolgen. Vorarbeiten für Frühkartoffeln lassen sich sehr zeitig mit leichten Geräten durchführen. Aber selbst hierbei nutzen Anbauer die Kombination von Kreiselegge im Frontanbau mit gleichzeitiger Pflanzung. Dadurch erfolgt das Pflanzen in eine klutenfreie, gelockerte Oberschicht von 6 bis 8 cm.


Muss im Frühjahr der Boden überhaupt noch bearbeitet werden? Wenn ja, in welcher Tiefe? Dies haben wir in einem Versuch geprüft, bei dem wir unterschiedliche Geräte zur Pflanzbettvorbereitung im Frühjahr nach Pflügen eingesetzt und die Bearbeitungstiefe abnehmend variiert (15 cm; 10 cm; 8 cm; ohne Bearbeitung) haben. Hier die Varianten:


„tief“ mit Schwergrubber (ca. 15 cm)


„mittel“ mit Kreiselgrubber (10 cm),


„flach“ mit Fräse (8 cm),


„ohne Pflanzbettbereitung“ in den Packerstrich.


Auch in dieser Versuchsserie zog der Verzicht auf einen Arbeitsgang keinen wesentlichen Ertragsnachteil (siehe Übersicht 1) nach sich. Der Stärkegehalt stieg, der Nitratgehalt nahm sukzessiv ab.


Fazit daraus: Es reicht, intakte Böden mitteltief zu lockern. Kartoffeln nach flacher und ohne Bodenbearbeitung waren tendenziell ertragsschwächer. Ohne Bodenbearbeitung war der Dammaufbau scholliger und leicht flacher. Deshalb sollte nur bei optimalen Feldbedingungen zum Zeitpunkt des Pflanzens auf die Pflanzbettbereitung verzichtet werden.


In unsere Untersuchungen haben wir zwei relativ neue Grätekombinationen eingegliedert, die das Lockern, Legen und Häufeln (sowie Düngen) kombinieren. Ziele sind: Den Boden schonen und Kosten einsparen. Im Test standen:


Die Kombi-Lösung von Grimme (GL 34 T-Serie) und


das All-In-One-System von Heiss.


Wir haben geprüft, ob sich diese Systeme auch für Strohmulchverfahren oder Direktpflanzen eignen. Dazu haben wir beide Systeme 2008 und 2009 in Praxisbetrieben neben den sonst üblichen getrennten Arbeitsgängen eingesetzt und Ertragsvergleiche durchgeführt. Die Standorte lagen 2008 auf einem Lössstandort (91 BP) in Blumenberg/Magdeburger Börde und einem leichten Boden (D-Standort, 60 BP) in Roitzsch. In 2009 haben wir sie in Hedersleben im Vorharz auf einem Lössboden eingesetzt. Dabei traten zum Teil ungünstige Bedingungen – hoher Strohanteil, Getreideaufwuchs oder Altunkräuter – auf.


Mit der Kombi-Lösung GL 34 in Strohmulch ohne Vorarbeit im Frühjahr ließen sich in 2009 gut geformte, klutenfreie Dämme mit ca. 20 % gleichmäßig eingemischtem Strohanteil erzielen. Nebeneffekt war das Auftreten einer Laufkäferart (Carabus auratus), die räuberisch lebt und auch Schnecken vertilgt. Sie waren im nassen Herbst 2009 ein Problem.


Vorteile dieser neuen Kompakttechnik: Sie bietet eine neu entwickelte Zugdeichsel, unter der sich ein Zinkenkrümler oder wahlweise auch ein Kreiselgrubber anbauen lässt. Die Bearbeitungstechnik läuft vor dem Pflanzen und trägt gleichzeitig zur Gewichtentlastung der Legetechnik bei. Außerdem sind ein schneller An- und Abbau der Bodentechnik und die separate Nutzung der Einzelgeräte interessant. Für Großbetriebe positiv ist der relativ große Vorratsbehälter.


Bei der All-In-One-Technik stellten wir ebenfalls durchweg Positives bei der Erprobung auf dem leichten Standort und in Hedersleben/Vorharz (WA 84 bis 86) fest. Endergebnis waren gerade Reihen mit optimal geformten Dämmen. Auffallend waren die festen, stabilen Dämme mit relativ großem Volumen.


Besonders bodenschonend ist das überdimensionale Fahrwerk mit pendelnd aufgehängten Niederdruckreifen, das die gesamte Arbeitsbreite abdeckt und vor der Bodenbearbeitung läuft. Es schließt Fahrspurbelastungen weitgehend aus. Hervorzuheben sind die nach dem Fahrwerk laufende Kreiselegge mit extra langen Schnellwechselzinken und die bei Bedarf hydraulisch steingesicherten Doppelscheibenschare.


Mehr Übergrößen bei Kombi-Verfahren


Beim Ertrag haben wir zwischen dem getrennten und kombinierten Verfahren im Jahr 2008 nur bei den Übergrößen einen deutlichen Unterschied festgestellt. Sie waren bei den Kombi-Verfahren deutlich höher (siehe Übersicht 2, auf Seite 66). Ein Hinweis, dass bei diesen Verfahren im Damm mehr Platz für ein optimales Wachstum war. Übergrößen waren 2008 ein Problem. Es traten weniger Beschädigungen auf, und der Boden war siebfähiger. Insgesamt waren die Erfahrungen positiv. Beide Kombi-Verfahren zeigten fast identische Ergebnisse.


Auch 2009 zeigten sich auf dem Lössstandort in Hedersleben/Vorharz bei drei nebeneinander liegenden Beeten mit unterschiedlicher Pflanztechnik keine deutlichen Ertragsunterschiede (siehe Übersicht 3, Seite 66). Der Ertragsvergleich der Sorte Agria zwischen beiden kombinierten Verfahren war nahezu identisch.


Auffallend war dagegen der um 0,7 % höhere Stärkegehalt und der geringe Anteil „Grüner“ beim All-In-One-System. Offensichtlich haben stabile, kom­pakte Dämme, besonders bei einem hohen Ertragsniveau, Vorteile. Sie wirken dem Abregnen und Aufreißen der Dammflanken sowie Ergrünen von Knollen entgegen.


Bei Bonitur der Dämme zu Erntebeginn Anfang September machten die Dämme von der Herbstdamm-Vorformung den besten Eindruck. Die Dammflanken und der ganze Beetaufbau waren relativ locker. Im Damm haben wir trotz lang anhaltender Trockenheit noch eine geringe Restfeuchte gemessen. Der Klu-tenanteil war gegenüber den Kombinationsvarianten deutlich geringer. Die Bodenfeuchtemessung mit der Theta-Sonde im Damm zeigte zwischen den Pflanzvarianten nur geringe Unterschiede. Unter dem Damm war dagegen bei der All-In-One-Variante die nutzbare Feldkapazität am höchsten (siehe Übersicht 4).


10 bis 25 % weniger Verfahrenskosten


Zieht man die Erfahrungen aus der Praxis mit ein, spricht vieles für die Kombinations-Technik: Leicht höhere Marktwareerträge, geringere Beschädigungen an den Knollen, verbesserte Rodebedingungen, reduzierte Verfahrenskosten und Dieselverbrauch usw. Vom Anbauer verlangt sie aber, sich gewissenhaft auf das Verfahren einzustellen und die schlagspezifischen Verhältnisse genau zu beachten. Doch vor allem verursacht die Neuanschaffung der Technik hohe Kosten.


Deshab haben wir die Kosten, den Dieselverbrauch und den Bezug zum Ertrag der verschiedenen Bodenbearbeitungs- bzw. Pflanzverfahren miteinander verglichen. Hier die Ergebnisse (siehe auch Übersicht 5):


Im Trend wiesen pfluglos angebaute Kartoffeln und die All-In One-Verfahren leicht bessere Erträge aus.


Die Verfahrenskosten nehmen vom Pflügen über Strohmulch bis zum Direktpflanzen um 10 bis 25 % ab.


Grundsätzlich arbeitet Grubbertechnik effektiv und kostensparend. Ein Wegfall der Bodenbearbeitung im Frühjahr ist fallweise möglich und bringt einen Kostenvorteil von ca. 30 bis 40 €/ha. Er ist dann rentabel, wenn annähernd die Erträge der Strohmulchvariante mit Frühjahresbearbeitung erreicht werden.


Für eine pfluglose Bearbeitung spricht vor allem der geringere Dieselverbrauch von 13 bis 37 % bzw. 47 % bei Direktpflanzung mit Kombinationslösungen. Das ist allerdings stark von den Witterungsverhältnissen, der Gerätewahl und der Bearbeitungstiefe abhängig.


Diesen Verfahrensablauf muss jedoch jeder Betrieb für sich selber kalkulieren!

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