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Kein Zutritt für Unkräuter im Mais!

Lesezeit: 10 Minuten

Gehen Sie gegen Hirsen, Weißen Gänsefuß, Knöterich und Co. gezielt vor. Achten Sie dabei unbedingt auf einen für den Mais verträglichen Einsatz. Durch den Herbizid-Dschungel führen Sie Markus Grundner und Johann Thalhammer, Amt für Landwirtschaft, Deggendorf.


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Junger Mais ist gegen Unkrautkonkurrenz sehr empfindlich. Misslingt die Unkrautregulierung, müssen Sie mit erheblichen Mindererträgen, Ernteerschwernissen und zunehmendem Unkrautdruck wegen des erhöhten Samenpotenzials rechnen.


Ab dem 3-Blattstadium sollte der Mais unkrautfrei sein und es bis zum 10-Blattstadium auch bleiben. Mit höherem Maisanteil in der Fruchtfolge, aber auch mit steigenden Temperatursummen in der Vegetationszeit kristallisieren sich immer mehr schwer bekämpfbare Wurzelunkräuter, wie z. B. Winde-, Ampfer- und Distelarten sowie exotischere Hirsen, wie Borsten-, Finger- und Gabelblütige Hirsearten, heraus (siehe dazu Kasten auf Seite 70).


Auf Verträglichkeit achten!

Streben Sie bei Behandlungen wüchsiges Wetter an, optisch zu erkennen an der kräftigen Grünfärbung des Maises. Fallen stärkere Niederschläge, sollten Sie mindestens einen Tag mit wüchsiger Witterung abwarten, bevor die Unkrautbehandlung erfolgt. Dies gilt umso mehr, je kritischer die eingesetzten Wirkstoffe sind. Die Behandlungsansprüche gängiger Maisherbizide sind in der nebenstehenden Übersicht 1 dargestellt.


Zur Zeit der Herbizidspritzung sollten die Pflanzen grundsätzlich trocken sein. Anwendungen früh morgens oder evtl. auch spät abends sind wegen der Taubildung nicht anzuraten. Zudem können eine schlechte Bodenstruktur und sehr niedrige pH-Werte Unverträglichkeiten fördern.


Klären Sie vor dem Einsatz von Sulfonylharnstoffen die Sortenverträglichkeit anhand der Gebrauchsanleitung. Bedenken Sie, dass Sulfonylharnstoffe bei starken Temperaturschwankungen von über 20 °C zwischen Tag und Nacht oder auch an heißen Tagen bei über 25 °C deutliche Schäden verursachen können (siehe dazu top agrar 4/2011, Seite 66).


Wichtige Voraussetzung für eine gute, dauerhafte Wirkung von Bodenwirkstoffen ist eine ausreichende Bodenfeuchte. Meldet der Wetterbericht nach einer schönen Witterungsperiode sicher Niederschläge, sollten Sie möglichst zwei Tage vor dem erwarteten Regen die Spritzung durchführen. Unter dieser Voraussetzung ist die Behandlung gut verträglich.


Achten Sie bei der Anwendung auf optimale Witterungsbedingungen. Bei über 25 °C oder bei einer relativen Luftfeuchte unter 60 % sind Behandlungen zu verschieben, da die Verdunstung und Thermik stark ansteigen. Windgeschwindigkeiten über 5 m/s erhöhen die Abdrift, so dass Spritzungen in diesen Fällen möglichst zu vermeiden sind.


Die optimale Düsenwahl hängt stark von den verwendeten Herbiziden ab. Je blattaktiver die Mittel (Kontaktmittel) und je schwieriger die Unkräuter zu benetzen sind (z. B. Hirsen, Ackerfuchsschwanz, Quecke), desto feintropfiger sollten die Düsen sein. Bodenherbizide können Sie dagegen grobtropfig anwenden. Im frühen Nachauflauf empfehlen wir eine Wasseraufwandmenge von 200 bis 300 l/ha. Je nach Fahrgeschwindigkeit eignen sich 03 bis 04er-Düsen. Doppelflachstrahldüsen sind bei grobscholligem Saatbett, blattaktiven Kontaktherbiziden oder schwer zu benetzenden Unkräutern/Ungräsern im Vorteil.


Altunkräuter wegputzen:

Wegen der lang anhaltenden Vegetation im vergangenen Herbst/Winter müssen wir in diesem Frühjahr vermehrt mit weit entwickelten Altunkräutern rechnen. Eine Glyphosat-Anwendung vor der Saat empfiehlt sich, wenn Sie dadurch später mit reduzierter Aufwandmenge bzw. verträglicheren Herbiziden arbeiten können. Für die Bekämpfung von Alt-unkräutern reichen oft 60 % der vollen Aufwandmenge (ca. 1 100 g/ha Glyphosat). Nur gegen schwer bekämpfbare, große Unkräuter, wie Disteln, Ampferarten und bestockte Gräser, ist die volle Aufwandmenge erforderlich. Der Einsatz sollte mindestens 5 bis 10 Tage vor der Bodenbearbeitung erfolgen, um eine sichere Wirkung der Mittel zu gewährleisten.


Im Direktsaatverfahren ist eine Anwendung 1 bis 2 Tage nach der Saat möglich. Zu beachten sind hierbei die Indikationszulassungen und die Aufwandmengen. Denn viele Glyphosate, wie z. B. 5,0 l/ha Taifun forte, 3,0 l/ha Durano, Clinic oder Dominator Ultra, sind nur vor der Saat zugelassen, andere sowohl vor als auch nach der Saat (z. B. 4,0 l/ha Roundup Ultra Max, 2,4 l/ha Glyfos Supreme, 1,6 kg/ha Glyfos Dakar, 3,0 l/ha Glyfos).


Herbizide im Vorauflauf sinnvoll?

Vor-auflaufanwendungen im Mais sind mittlerweile ein Stiefkind. Sie haben aber viele Vorteile, wie z. B. eine gute Verträglichkeit, eine flexible Arbeitswirtschaft, das Fahren mit Breitreifen und uneingeschränkte Spurbreite der Spritzgeräte.


Angeregt durch die Verträglichkeitsprobleme in 2010 haben wir dazu einen kleinen Exaktversuch mit einer neuen Fertigformulierung aus Stomp + Spectrum, Adengo (Isoxaflutole +Thiencarbazone) und einer Mischung aus Gardo Gold + Terano WG durchgeführt. Als Vergleich diente der Clio Top BMX-Pack, eingesetzt im Nachauflauf. Das Ergebnis:


Unter den trockenen Bedingungen des vergangenen Jahres zeigte sich die Schwachstelle der Vorauflaufanwendung. So war in allen Varianten eine Nachbehandlung gegen die Leitunkräuter Hühnerhirse und Weißer Gänsefuß erforderlich. Nur in der Nachauflauf-Vergleichsvariante ließen sich die Unkräuter vollständig bekämpfen.


Ideal ist früher Nachauflauf:

Somit liegt das Augenmerk auf einer maisverträglichen Spritzung im frühen Nachauflauf. Ab dem 2- bis 3-Blattstadium sind die Unkräuter oft soweit aufgelaufen, dass eine Herbizidbehandlung mit blatt- + bodenaktiven Mischpräparaten sinnvoll ist.


In Trockengebieten oder auf anmoorigen Standorten kann die Wirkung von Bodenherbiziden stark eingeschränkt sein. Hier sind blattaktivere Lösungen im 4- bis 6-Blattstadium zu bevorzugen. Zu dieser Zeit sind die meisten Unkräuter aufgelaufen und die Konkurrenzkraft des Maisbestandes steigt, so dass sich später auflaufende Unkräuter ausreichend unterdrücken lassen. Bei starkem Unkrautdruck können auf solchen Standorten auch zwei Nachauflaufanwendungen notwendig werden.


Empfehlungen für Hirsestandorte:

Ge- gen Hühnerhirse plus Unkräuter eignen sich zum 2- bis 4-Blattstadium z. B. folgende Terbuthylazin-haltige Kombinationen:


  • 3,0 l/ha Successor T + 2,0 l/ha Laudis (Laudis Terra Pack)
  • 1,5 l/ha Clio Super + 1,5 l/ha Zeagran Ultimate (Clio Top BMX Pack)
  • 1,25 l/ha Dual Gold + 1,5 l/ha Calaris (Zintan Platin Pack)
  • 3,0 l/ha Gardo Gold + 1,0 l/ha Callisto (Zintan Gold Pack)
  • 3,0 l/ha Successor T + 0,75 bis 1,0 l/ha Mikado (Successor Top Pack)


Das in vielen Maisherbiziden enthaltene Terbuthylazin (TBA) wird auf sorptionsschwachen, flachgründigen Böden, die zur Versickerung neigen – wie z. B. der offene Jurakarst in Bayern, Baden-Württemberg – nicht empfohlen. In Wasserschutzgebieten ist der Einsatz von TBA häufig verboten. In diesen Fällen eignen sich folgende TBA-freie Kombinationen:


  • 1,0 l/ha Clio Star + 1,0 l/ha Spectrum + 0,3 l/ha B 235 (Clio Star & Spectrum Pack + B 235)
  • 0,8 kg/ha Terano + 1,0 l/ha Mikado + 0,3 l/ha B 235 (Mirano komplett Pack)
  • Für spätere Einsätze im 5- bis 6-Blattstadium können Sie 2,0 l/ha Laudis + 0,4 l/ha Buctril nutzen (Laudis Express Pack)


Die ausgewählten Lösungen sind Kombinationen aus Blatt- und Bodenwirkstoffen und daher breit wirksam. Bei frühem Einsatz und günstigen Bedingungen können Sie die Empfehlungen um etwa 25 % reduzieren.


Gegen Borstenhirse zeigten sich in den bayerischen Versuchen die Clio- und Laudis-Varianten sehr sicher. Gabelblütige Hirse tritt auf einzelnen Standorten in warmen Lagen auf. In Versuchen zeigte Clio die beste Leistung, alternativ können Sie auch Sulfonylharnstoffe auf Basis von Nicosulfuron, Rimsulfuron bzw. MaisTer einsetzen. Bodenaktiv gegen Gabelblütige Hirse ist vor allem S-Metolachlor in Dual Gold oder Dimethenamid-P gut wirksam. Voraussetzung ist ein sehr früher Einsatz auf feuchte Böden.


Gegen Fingerhirse-Arten zeigten Sulfonylharnstoffe in den Versuchen zum Teil eine Schwäche. Ausreichende Wirkungen sind von den Bodenwirkstoffen S-Metolachlor (Dual Gold, Gardo Gold), Dimethenamid-P (Spectrum, Clio Super), den Triketonen Topramezone (Clio Star, Clio Super), Tembotrione (Laudis) und Mesotrione (Callisto, Calaris) zu erwarten. Somit stehen gegen Hirsearten viele Sulfonylharnstoff-freie Varianten zur Verfügung, die für den Mais verträglicher sind.


Treten neben Hirsearten auch Gräser und Unkräuter auf, eignen sich z. B. folgende TBA-haltige Kombinationen zum 3- bis 4-Blattstadium des Maises:


  • Pack-Lösungen – wie bei Hühnerhirse plus Unkräuter – mit 66 bis 75 % der Aufwandmenge kombiniert mit 75 %iger Menge eines Nicosulfuron-haltigen Präparates.
  • 2,5 bis 3,0 l/ha Gardo Gold + 1,0 l/ha Elumis (Elumis Extra Pack)
  • 2,5 bis 3,0 l/ha Gardo Gold + 303 g je ha Task + 0,25 l/ha FHS
  • 75 g/ha Principal + 0,2 l/ha FHS + 2,5 bis 3,0 l/ha Successor T (Principal S Pack). Diese Kombi besitzt Schwächen gegen Schwarzen Nachtschatten.
  • Für späte Einsätze im 5- bis 6-Blattstadium eignen sich z. B. 1,25 l/ha Calaris + 0,6 l/ha Milagro forte + 15 g/ha Peak (Calaris + Milagro forte Peak Pack)


Wollen Sie dagegen TBA-freie Kombinationen einsetzen, eignen sich


  • 0,8 l/ha Clio Star + 0,8 l/ha Spectrum + 0,75 l/ha Kelvin (Clio Star & Spectrum Pack + Kelvin)
  • 1,0 l/ha Clio Super + 0,75 l/ha Kelvin + 0,3 bis 0,4 l/ha B 235
  • 1,0 l/ha Dual Gold + 1,25 l/ha Elumis + 15 g/ha Peak (Dual Gold + Elumis P Pack)
  • Für späte Einsätze im 5- bis 6-Blattstadium empfehlen sich 1,25 l/ha Elumis + 15 g/ha Peak (Elumis P Pack) oder 0,8 l je ha Clio Star + 0,8 l/ha Kelvin + 0,3 l/ha B 235 (Kelvin & Clio Star Pack + B 235).


Beachten Sie bei diesen Empfehlungen, dass die Zulassung von Elumis bis Redaktionsschluss noch nicht vorlag, aber erwartet wird. Treten auf Ihren Flächen zudem Quecke, Weidelgras oder stark bestockte Gräser auf, sollten Sie bei folgenden Herbiziden volle Aufwandmengen wählen: Kelvin, Samson 4 SC, Nicogan je 1,0 l/ha, Milagro forte, Samson 6 OD je 0,75 l/ha, Principal 90 g/ha, Elumis 1,5 l/ha und Task 383 g/ha (oder Splitting von 2 mal 191 g/ha). Gegen Quecke erreichen Sie nur eine unterdrückende Wirkung.


Ist Fuchsschwanz das Problem, können Sie auch gut den Laudis-Terra Pack einsetzen. In den bayerischen Versuchen ließen sich über mehrere Jahre ähnliche Wirkungsgrade wie mit Sulfonylharnstoff-haltigen Kombinationen erreichen.


Strategien ohne Gräser:

Falls weder Hirsen noch andere Gräser eine Rolle spielen und der Unkrautdruck auf ihren Flächen gering ist, sind Kombinationen aus TBA und Bromoxynil kostengünstig und ausreichend. Geeignet sind in diesen Fällen z. B. 1,5 bis 2,0 l/ha Bromoterb oder 2,0 l/ha Zeagran Ultimate.


Bei stärkerem Unkrautdruck bieten sich vor allem die Hirse-Breitband-Packs an. Auf solchen Standorten lässt sich bei frühem Einsatz die Menge der Packs reduzieren. Nachaufläufer können Sie dann gezielt mit z. B. 0,2 kg/ha Arrat + 1,0 l/ha Dash oder 1,0 bis 1,25 l/ha B 235 packen.


Abstandsauflagen beachten!

Halten Sie nicht nur wegen der regelmäßigen Kontrollen, sondern auch wegen möglicher Umweltbelastungen die Abstands- auflagen ein. Auf ebenen Flächen mit Gewässern in der Nachbarschaft lassen sich nahezu alle Herbizide bis an den Feldrand einsetzen, wenn Sie die richtigen Düsen verwenden. Nur bei wenigen Mitteln, wie z. B. Spectrum oder Stomp Aqua, müssen Sie trotz 90 % abdriftmindernder Düsen einen Abstand einhalten.An Waldrändern oder z. B. mehr als 3 m breiten Hecken sind zusätzlich die so genannten NT-Auflagen einzuhalten.


Die meisten Maisherbizide sind mit einer Hangneigungsauflage belegt. In der Regel ist diese ab 2 % Hangneigung hin zum Oberflächengewässer einzuhalten. Je nach Präparat muss zur Zeit der Behandlung ein 5 bis 20 m breiter bewachsener Pufferstreifen zwischen behandelter Fläche und dem Gewässer vorhanden sein. Falls nicht, dürfen Sie die gesamte Fläche nicht mit diesem Mittel behandeln. Für solche Flächen sind nur wenige breit wirksame Kombinationen verfügbar, die sich bis zum Feldrand einsetzen lassen. Möglich sind z. B. die blattaktiven Mittel Samson 4 SC + Callisto oder Clio Star oder Clio Star + Arrat. Spät auflaufende Hirsen erfassen diese Kombinationen allerdings nicht. Mit Bodenwirkung ist auf Hangflächen Clio Star + Spectrum möglich, allerdings ist hier – unabhängig von der Geländeneigung – ein 5 m breiter Abstand einzuhalten. Wer seinen Mais in Mulch- oder Direktsaat bestellt, muss die Hangneigungsauflagen nicht einhalten.


Beachten Sie, dass der Wirkstoff Nicosulfuron, der z. B. in Kelvin, Principal, Samson und Milagro enthalten ist, auf derselben Fläche in zwei aufeinander folgenden Jahren nur einmal angewendet werden darf!

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