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Kleine Gegner, große Gefahr

Lesezeit: 4 Minuten

Warum sind Viren eigentlich so schwer in Schach zu halten? Beim Gelbmosaikvirus ist es den Züchtern z.B. gelungen, eine Resistenz in Gerstensorten einzukreuzen. Diese hat das Virus aber bereits überwunden. Wie kann das sein?


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Mehr aggressive Virustypen:

Ein Virus ist im weitesten Sinne vergleichbar mit einem Kopf ohne Körper. Um sich zu vermehren, braucht es eine intakte Zelle. Gelangt es durch einen Überträger (Blattlaus) dort hinein, manipuliert es die Erbsubstanz der Pflanze, sodass die Zelle nur noch Viren produziert. Letztendlich stirbt die Zelle dadurch ab.


Bei dieser Manipulation kann es von Seiten des Virus zu Fehlern in der Bauanleitung kommen. In den meisten Fällen wirken sich diese nicht infektiös aus. Es können aber auch Mutationen auftreten. Mutierte Viren können in ihren Eigenschaften weitaus zerstörerischer sein, als sie es beim Ursprungsvirus waren.


Die Anzahl dieser Mutationen steigt umso stärker, je weniger Erbinformation der Ursprungsorganismus hat. Weil die Viren nur ein sehr kleines Genom haben, entwickeln sich immer neue und zum Teil auch aggressivere Virustypen. Treffen diese auf ungeschützte Pflanzen, können sie sich hervorragend vermehren.


Beispiele dafür sind das „Brome mosaic virus“, das bisher als wirtschaftlich nicht relevant angesehen wurde und das gallmilbenübertragbare „Wheat streak mosaic virus“. Letzteres ist in den USA mittlerweile das ökonomisch bedeutendste Virus an Getreide.


Eine Frage der Übertragung:

Zuerst die gute Nachricht: Bei den bedeutend-sten Getreideviren erfolgt die Übertragung nur selten mit dem Saatgut oder über Kontakt. Die schlechte Nachricht: Vor allem Blattläuse können eine Vielzahl von Viren mittels Probestich oder Saugtätigkeit weitergeben. Generell gibt es mehrere Übertragungswege.


Bei der persistenten (ausdauernden)Übertragung nimmt die Laus die Viren meist über den Saftstrom der Pflanze auf. Sie gelangen in den Körper und von dort in die Speicheldrüse. Beim neuen Saugvorgang gibt die Blattlaus sie wieder ab und infiziert neue Pflanzen. Bis die Laus die Viren wieder abgibt, vergehen etwa 20 bis 24 Stunden. In Einzelfällen ließ sich in Versuchen beobachten, dass eine Übertragung des „Barley yellow dwarf virus“ in nur drei bis vier Stunden erfolgte. Verallgemeinern lässt sich das aber nicht.


Die auf den infizierten Pflanzen abgesetzten Blattlauslarven infizieren sich sofort bei der ersten Nahrungsaufnahme. So verbreiten sie die Infektion im Bestand. Im Frühjahr treten dann die typischen konzentrisch, kelchartigen Kreise im Getreide auf. Diese gehen von einer infizierten, meist abgestorbenen Pflanze in der Mitte aus. Von dort wird die Infektion nach außen weitergetragen. Ein Beispiel für eine persistente Übertragung ist das Gelbverzwergungsvirus der Gerste.


Bei der nicht persistenten Übertragung nehmen die Läuse die Viren durch einen Probestich aus den oberen Zellschichten des Blattes auf. Am Mundstachel bleiben sie haften und werden beim nächsten Stich auf eine gesunde Pflanze abgegeben. Mit jedem weiteren Stich erschöpft sich dieses Virusreservoir, es sei denn, die Laus saugt an einer anderen infizierten Pflanze.


Virusüberträger – z.B. des Weizenverzwergungsvirus – können auch Zikaden sein. Weil diese Insekten nur einzelne Zellen auf der Blattoberseite anstechen und dann schnell zur nächsten Pflanze weiterziehen, ist eine Bekämpfung schwierig. Zudem sind gegen Zikaden kaum Pflanzenschutzmittelwirkstoffe verfügbar.


Sonderweg über Pilz:

Beim „Barley yellow mosaic virus“ und „Barley mild mosaic virus“ erfolgt die Übertragung durch den Bodenpilz Polymyxa graminis. Das Fatale dabei ist, dass infizierte Dauersporen bis zu 20 Jahre im Boden überdauern können.


Zur Verschleppung von Sporen kommt es bei der Bearbeitung der Flächen. Bleiben Erdreste mit darin enthaltenen Sporen an Maschinen oder Schlepperreifen hängen, gelangen sie schnell auf andere Felder. Das typische Schadbild sind langgezogene Flecken, die sich in Hauptbearbeitungsrichtung ausbreiten.


Wie stark sich die Bodentemperatur auf die Infektion auswirkt, zeigt ein 3-jähriger Versuch auf einem mit „Soilborn cereal mosaic virus“ befallenem Feld. Nahezu alle im Herbst ausgesäten Getreidearten waren auf dieser Fläche im Frühjahr infiziert. Die ab März gesäten Sommerungen zeigten dagegen keinen Befall. Alle Versuche, das geschädigte Getreide durch Düngergaben oder Beizungen aufzupäppeln, schlugen fehl.


Mechanisch schnell übertragbar ist auch das „Brome mosaic virus“. Guttationswasser, das morgens an den Blattspitzen hängt, reicht bereits aus.

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