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Klimawandel: Welche Kulturen sind die Verlierer?

Lesezeit: 6 Minuten

Wie können Ackerbauern im Süden auf die Folgen des Klimawandels reagieren? Antworten von Dr. Holger Flaig vom LTZ Augustenberg.


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Auch wenn sich Donald Trump mit dem Klimawandel noch etwas schwertut, sind sich die Experten einig: In Süddeutschland wird es im Laufe des Jahrhunderts während der Vegetationsperiode im Durchschnitt wärmer und trockener. Außerdem kommt es häufiger zu Starkregen, Hagel, Überschwemmungen und extremer Sommerhitze.


Auf die Landwirtschaft wird das massive Auswirkungen haben. Allerdings unterschiedliche, je nachdem, wo man seinen Standort hat. Am stärksten betroffen werden diejenigen sein, die heute schon in besonders warmen und vergleichsweise trockenen Gebieten Ackerbau betreiben, beispielsweise im Oberrheingraben. Ackerbauern in Mittelgebirgsregionen, etwa auf der Schwäbischen Alb, könnte eine moderate Klimaänderung dagegen auch Vorteile bringen.


Mais am Limit:

Die Photosyntheserate ist abhängig von der Temperatur. Die C3-Pflanze Weizen erreicht ihr Photosynthese-Maximum bei etwa 25°C, die C4-Pflanze Mais erst bei rund 35°C. „Das bedeutet in der Theorie, dass der Maisanbau im Gegensatz zu Weizenerzeugung von der Klimaerwärmung profitieren wird“, sagt Dr. Holger Flaig vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg. „In der Praxis wird aber in der Regel auch bei Mais keine Ertragssteigerung eintreten. Denn der hitzebedingte Wassermangel wird dies meist verhindern, zumindest, wenn keine Bewässerungsmöglichkeit gegeben ist.“ Bewässerungen aber sind teuer und lohnen sich häufig – bislang jedenfalls – nur, wenn sie nicht allein für Mais, sondern auch für ertragsstarke Sonderkulturen konzipiert sind.


Während bisher bei Getreide eher ein Zuviel an Niederschlägen den Getreideertrag limitiert, könnte das in der Zukunft umgekehrt sein. Bei zunehmender Wärme reduziert sich bei Getreide die Wachstumsdauer, was auch die Kornfüllungsphase verkürzt. „Das Resultat ist ein geringerer Ertrag, insbesondere bei zusätzlichem Trockenstress, wie er regelmäßig am Oberrhein, im Main-Tauber-Kreis oder in Unterfranken auftritt“, ergänzt Flaig. Bei sehr hohen Temperaturen könnten bei Getreide auch Störungen in der Pollenentwicklung und der Befruchtung auftreten. Getreidearten sind unterschiedlich resistent gegen Hitze und Trockenheit. Gerste gilt in dieser Beziehung als deutlich robuster als Weizen.


Gerste stabiler:

Nach Untersuchungen des LTZ hat sich im Hitze- und Trockenjahr 2003 vor allem die Sommergerste als erstaunlich hitzestabil erwiesen. Im vergleichsweise kühlen Alb-Donau-Kreis brachte die Braugerste sogar einen um 8% höheren Ertrag gegenüber der Vergleichsperiode von 1998 bis 2002.


Sämtliche anderen untersuchten Kulturen (Kartoffeln, Zuckerrüben, Silomais, Winterraps, Wintergerste und Winterweizen) verzeichneten demgegenüber recht deutliche Ertragsrückgänge. Am stärksten die Kartoffeln mit einem Minus von 15%, am geringsten die Wintergerste mit minus 7%.


Im warmen Landkreis Karlsruhe brachen 2003 dagegen bei allen geprüften Kulturen die Erträge ein. Am stärksten wiederum bei den Kartoffeln mit einem Rückgang von 25%. Aber auch hier schnitt die Sommergerste mit 11% weniger im Vergleich noch am besten ab. Die Silomaiserträge gingen 2003 im Alb-Donau-Kreis um 12%, im Landkreis Karlsruhe um 21% zurück.


Flaigs Fazit aus diesen Versuchen: Warme Regionen hatten 2003 deutlich höhere Ertragsrückgänge zu verkraften als kühlere. Mais benötigt Wasser, um sein Ertragspotenzial zu entfalten. Nur dann kann der Landwirt dessen Hitzetoleranz gewinnbringend in Ertrag umsetzen.


Innerhalb der Getreidearten gilt folgende Reihenfolge bezüglich der Hitzeverträglichkeit: Gerste > Roggen > Weizen. Dr. Flaig betont, dass gerade bei Weizen die Wahl geeigneter Sorten zur Reduzierung des Hitzeproblems beitragen kann.


Zum einen reagierten Sorten mit relativ früher Abreife weniger stark mit Ertragsrückgängen auf sommerliche Hitze- und Trockenperioden. Zum anderen bieten begrannte Weizensorten einen etwas besseren Verdunstungsschutz.


Winterraps verliert Öl:

Dass die Kornerträge des Rapses unter zu hohen Temperaturen leiden, ist nachgewiesen. Aber auch Ölgehalt und Qualität des Rapsöls verändern sich. „Bei hohen Temperaturen steigt der Proteingehalt des Rapses, was günstig für die Tierernährung ist“, sagt Flaig. „Aber der viel wichtigere, nachteilige Effekt besteht darin, dass der Ölgehalt zurückgeht.“ Außerdem beeinträchtigten hohe Nachttemperaturen während der Körnerbildung das Fettsäuremuster des Rapsöls in Richtung mehr gesättigter Fettsäuren. Insbesondere die mehrfach ungesättigten Fettsäuren würden abnehmen, darunter die besonders gesundheitsfördernde Linolensäure.


Gewinner Zuckerrüben?

Zumindest in den kühleren Regionen Süddeutschlands könnte der Zuckerrübenertrag von steigenden Temperaturen und höherem CO2-Gehalt in der Luft zunächst profitieren. Denn dann steigt die Photosyntheserate. „Aber höhere Zuckerrübenerträge sind natürlich nur bei ausreichender Wasserversorgung zu realisieren“, gibt Flaig zu bedenken.


Nachteilig sei, dass bei Hitze erhöhte Ammonium-N-Gehalte zu erwarten seien, die die Zuckerkristallisation behinderten. Mehr Niederschläge im März könnten die Aussaat der Rüben behindern. Mehr Regen im Herbst könnte die Ernte stören und bei schwerem Erntegerät auf feuchten Böden zu mehr Verdichtungen führen.


Vorteil für Wintererbsen:

„Der Sojaanbau ist schon jetzt in den wärmeren Regionen Baden-Württembergs eine Erfolgsgeschichte“, sagt Flaig. „Steigende Temperaturen könnten der wärmebedürftigen Kultur ein weiteres Vordringen in bisher nicht für den Sojaanbau geeignete Landesteile wie z.B. in die Mittelgebirgslagen ermöglichen.“ Aber auch hier könnte die ungenügende Wasserversorgung limitierend sein.


Eine Möglichkeit, der voraussichtlich zunehmenden Sommertrockenheit zu begegnen, könnte auch der Anbau von Wintererbsen sein. „Denn diese könnten durch die Saat im Herbst von der Winterfeuchte profitieren und außerdem durch die gegenüber der Sommerform frühere Ernte weniger durch sommerliche Hitzeperioden in Mitleidenschaft gezogen werden“, erläutert Flaig.


Auch bei der Saaten-Union, einem der heimischen Erbsenzuchtunternehmen, sieht man diese Vorzüge, weshalb man weiter die Züchtung der Winterform verfolgt und gegenwärtig auch Sorten anbietet. Allerdings sei der Krankheitsdruck in manchen Jahren bereits im Herbst so hoch, dass man dafür bisher noch keine geeignete Lösung gefunden habe, teilt Martin Munz von der Saaten-Union auf Anfrage mit. Daher seien Wintererbsen zurzeit nur als Ergänzung, nicht aber als Ersatz für die Sommerform anzusehen.


Bodenspeicher:

Als größtes Problem des Klimawandels könnte sich in Zukunft eine ungenügende Wasserversorgung der Kulturpflanzen in wichtigen Wachstumsphasen erweisen. Da zwar der Sommerregen voraussichtlich deutlich zurückgeht, die Niederschläge in den anderen Jahreszeiten aber eher zunehmen, wird die Wasserspeicherfähigkeit der Böden noch wichtiger werden als heute. Schlechte, flachgründige Standorte sind gegenüber tiefgründigen, humusreichen Böden weiter im Nachteil. Das dürfte sich auch in stärker auseinanderdriftenden Bodenpreisen bemerkbar machen. Dr. Sebastian Messerschmid

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