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Kräftige Bestände schwach andüngen!

Lesezeit: 11 Minuten

Die Mehrzahl der Gerstenbestände und der bis Mitte Oktober gesäte Weizen ging gut bestockt und fit in den Winter, so dass die notwendige Bestandesdichte auch unter weniger günstigen Bedingungen im Frühjahr sicher erreicht werden kann. Etwas anders ist der später gesäte Weizen, vor allem nach (Körner-)Mais, der nicht reif werden wollte, einzuschätzen. Bestandesdichte im späten Weizen fördern Die meisten der Ende Oktober bestellten Bestände ging mit nur 2 bis 3 Blättern je Pflanze in den Winter. Das Risiko von Pflanzenausfällen ist hier hoch, auch aufgrund der Bestellsituation. Oft sind auch zu wenig Pflanzen aufgelaufen, besonders nach pflugloser Bestellung. Wenn die Vegetation im Frühjahr nur zögernd in Gang kommen sollte, wird die Ährenzahl in diesen Beständen zum ertragsbegrenzenden Faktor werden. Wurde der Weizen erst ab Mitte November gesät, ist das Risiko von Pflanzenausfällen geringer, da die Pflanzen noch von den Reservestoffen im Saatkorn zehren können. Für diese, in der Regel nach Zuckerrüben bestellten Bestände, steigt das Risiko von Pflanzenverlusten durch Wechselfröste im März. Ein Anwalzen dieser Bestände könnte im Frühjahr angebracht sein. Gering ist dagegen im Vergleich zu 2002/03 das Risiko von Auswinterungsverlusten durch Krankheiten, insbesondere durch Schneeschimmel, da der Ausgangsbefall im trockenen Herbst überwiegend gering blieb. Mehr Probleme könnte der teilweise massive Mehltaubefall in Gerste (zusammen mit Netz- und Blattflecken) und in einzelnen, sehr früh gesäten Weizensorten nach sich ziehen. Kupfer- und Manganmangel erhöhen das Risiko Vor allem die kranke Wintergerste reagiert empfindlich auf Frost. Die Bestände werden ausgedünnt. Kupfer- und Manganmangel verstärkten den Mehltau- und Rhynchosporiumbefall und das Ausfallrisiko, vor allem wenn im Herbst nach Getreide- Vorfrucht noch eine KAS-Düngung erfolgte und Nitratstickstoff in den Pflanzen angereichert wurde. Anders sieht es aus, wenn das Getreide ausschließlich mit NH4- oder Amid-Dünger (DAP, SSA, Harnstoff) gedüngt wurde: Die partielle Versauerung verbessert die Verfügbarkeit der Spurenelemente (und Phosphate) bei höheren pH-Werten. Korndichte optimieren Das Getreide kann geringere Pflanzenzahlen durch die Bestockung und fehlende Ähren durch eine bessere Bekörnung bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Der Ausgleich geringer Kornzahlen (je m2) durch das TKG ist dagegen sortenabhängig und wird vor allem durch schlechte Wurzelausbildung (= eingeschränkte Cytokininproduktion) sowie durch Hitze und Trockenheit in der Abreife stark eingeschränkt. Das erste Ziel der Bestandesführung im Frühjahr muss daher sein, unterschiedlich entwickelte Bestände zu einer optimalen, dem Standort angepassten Korndichte (= Anzahl erntbarer Körner/m2) zu trimmen. Die Kompensationsfähigkeit schwankt zwischen den Getreidearten, aber auch zwischen den Sorten(-typen) einer Getreideart. Sie ist relativ gering bei zweizeiliger Gerste und nimmt von mehrzeiliger Gerste über Roggen und Triticale zum Weizen hin zu. Unter den Weizensorten haben Sorten mit hoher Blütenzahl je Ährchen eine höhere Kompensationsfähigkeit in der Korndichte als Sorten mit variabler Anzahl der Spindelstufen aber geringer Blütenzahl je Ährchen. Ertragspotenzial der Gerste wird früh festgelegt Bei der zweizeiligen Gerste ist das maximale Ertragspotenzial bereits Ende der Bestockung fixiert. Mehrzeilige Sorten lassen noch bis zum Beginn der Reduktionsphase mit der Großen Periode (EC 32) eine Korrektur der Korndichte durch die verstärkte Ausbildung von Kornpositionen an der Ährenspitze zu. Beim Weizen ist auch noch im Fahnenblatt- Stadium ein Ausgleich in der Korndichte durch höhere Bekörnung der Ährchen möglich. Das ist das Geheimnis oft überraschend hoher Erträge von dünnen Beständen, wenn sie ab der Großen Periode optimale Bedingungen haben. Durch die bessere Bekörnung steigt die Anziehungskraft der Ähre auf die Assimilate. Dadurch nimmt mit der Kornzahl/Ähre das spezifische Gewicht zu, während das durchschnittliche TKG in der Regel durch die zusätzlichen Körner eines Ährchens (= Mittelkörner) geringer wird. Getreide kann aber auch zu viele Kornanlagen bilden. Das ist der Fall, wenn (zu) viele Ähren entstehen und die Einzelähren auch noch mehr Körner/Ähre produzieren. Dadurch werden die einzelnen Körner weniger mit Assimilaten gefüllt, das spezifische Korngewicht (Hektolitergewicht) nimmt ab. Dieses Risiko besteht vor allem bei mehrzeiliger Wintergerste. Unter günstigen Bedingungen (ausreichend Wasser, Nährstoffe, bes. Stickstoff, kühle Witterung) produziert die Gerste unnötig viele Kornanlagen, da die Ährchenanlage anders als beim Weizen nicht durch ein Spitzenährchen begrenzt wird. Wie viel Stickstoff braucht die Gerste zum Starten Die N-Versorgung und der Einsatz von trieberhaltenden Maßnahmen (z. B. Wachstumsregler, Blattdüngung mit Spurenelementen) muss auf den Ausgangsbestand im Frühjahr abgestimmt werden. Am einfachsten lassen sich Bestände führen, die am Ende des Winters annähernd so viele Triebe aufweisen, wie später Ähren ausgebildet werden. Kräftige Triebe der Wintergerste haben wenigstens fünf Blätter gebildet, beim Weizen wenigstens vier Blätter. Bewegen sich die Bestände zu Vegetationsbeginn in diesem Rahmen, reicht eine verhaltene Startgabe (20 bis 30 kg) aus. Darauf kann bei mehr als 30 kg Nmin in 0 bis 30 cm sogar verzichtet werden, um die Gerste zu Schossbeginn gezielt nachdüngen zu können. Für die Startgabe spielt dann die N-Form nur eine untergeordnete Rolle, es sei denn, der Winter hält über den Februar hinaus an und die Gerste muss erst in Gang gebracht werden. Dann ist ein Nitrat-haltiger Dünger vorzuziehen. Hat die Gerste bei vergleichbarer Anzahl kräftiger Triebe wesentlich weniger schwache Triebe gebildet, ist das ein Hinweis darauf, dass die N-Versorgung an der unteren Grenze lag. Dann sollte in jedem Fall zu zweizeiliger Gerste eine Startgabe fallen. Hat sie dagegen deutlich mehr schwache Triebe, kann auf die Startgabe verzichtet werden. Die Anschlussdüngung darf erst erfolgen, wenn die Triebreduktion erkennbar einsetzt. bei üppiger Entwicklung? Auch wenn weitaus mehr kräftige Triebe gebildet wurden, als später Ähren benötigt werden, muss die Startgabe ausgesetzt werden. Allerdings geht das nur, wenn eine sichere Wirkung der 2. N-Gabe gewährleistet ist, weil sonst die Leistung der verbleibenden kräftigen Triebe leidet. Ist aufgrund regelmäßig früh einsetzender Trockenheit mit unsicherer Wirkung der Schossgabe zu rechnen, ist es besser, frühzeitig eine Startgabe von 30 bis 40 kg/ha in jedem Fall als NH4-Sickstoff zu geben und die Anschlussdüngung bis EC 32/37 hinauszuzögern. Damit werden zwar mehr Ähren hochgezogen, durch die stärkere Reduktion der oberen Kornpositionen aber zu hohe Korndichten mit niedrigen Hektoliter- Gewichten vermieden. bei schwacher Entwicklung? Zu dünne Wintergerstenbestände sind in diesem Jahr selten zu finden. Weniger als 75 % der für eine optimale Ertragsleistung notwendigen kräftigen Triebe erfordern eine stärkere Andüngung, wenn zwar ausreichend Pflanzen vorhanden, die aber nur schwach bestockt sind. Je nach Bodenart (sandig/tonig) und Nmin-Vorrat im Wurzelraum können 60 bis 100 kg pro ha N erforderlich sein (inkl. Nmin in 0 bis 60cm = 100 bis 130 kg/ha). Bei geringen Nmin-Werten im Krumenbereich soll-ten wenigstens 20 kg/ha als NO3-Stickstoff fallen. Eine Nachdüngung ist ab EC 32/37 notwendig. Ist die Gerste dagegen schlecht aufgelaufen, die Einzelpflanze aber ausreichend bestockt, muss nicht die Startgabe erhöht, sondern die Anschlussdüngung auf EC 29/30 vorgezogen werden. Frühen Weizen verhalten andüngen Beim Weizen variieren die Ausgangsbestände stärker. Um je nach Standort 400 600 Ähren/m2 hinzustellen, sind bis Ende März/Anfang April EC 25/27 zwischen 500 und 800 kräftige Triebe mit fünf Blättern je Trieb notwendig. Das heißt: Zu Vegetationsbeginn haben die kräftigen Triebe wenigstens vier Blätter gebildet. Problemlos führen lassen sich Bestände mit: 150 Pflanzen/m2 mit 4 bis 6 kräftigen Trieben und 3 bis 4 schwachen Trieben; 220 Pflanzen/m2 mit 3 bis 4 kräftigen Trieben und 2 bis 3 schwachen Trieben; 300 Pflanzen/m2 mit 2 bis 3 kräftigen Trieben und 1 bis 2 schwachen Trieben; Diese Bestände können mit einer verhaltenen Startgabe zwischen 30 und 50 kg pro ha N, am besten als NH4-Stickstoff, angedüngt werden. Bestände mit mehr als 400 Pflanzen/m2, aber schwach bestockten Einzelpflanzen, brauchen eine um 20 kg höhere Startgabe, um den Bedarf der Einzelpflanze zu sichern. Sortenunterschiede berücksichtigen In diesem Fall muss unterschieden werden zwischen den Kurztags-orientierten Sorten, die früh schossen (z. B. Cubus, Dekan, Ludwig, Tiger) und Sorten mit starker Langtags-Abhängigkeit, die im Frühjahr noch länger bestocken (z. B. Akteur, Complet, Ellvis, Hybnos 1B). Während erstere zum Starten auf jeden Fall etwas mehr Stickstoff brauchen, wenn der Ausgangsbestand knapp entwickelt ist, darf die Startgabe zu den Langtags-Typen nicht zu hoch ausfallen. Damit werden zu viele späte Nebentriebe vermieden, die im Ertrag stark abfallen. Diese Unterscheidung sollte auch erfolgen bei zu schwachen Beständen mit wenigen, nicht bestockten Einzelpflanzen. Dabei ist der Standort zu berücksichtigen: Auf Böden mit Tongehalten über 15 % ist unabhängig vom Sortentyp eine betonte Startgabe möglich, um die Bestockung anzuregen und die Ährendifferenzierung zu unterstützen. Bei geringen Tongehalten sollte die Startgabe zu Kurztagstypen ebenfalls höher ausfallen, darf jedoch auf stark sandigen Böden 80 kg/ha N (inkl. Nmin in 0 bis 30 cm nicht überschreiten, um Verluste durch Auswaschung zu vermeiden. Zu Langtagstypen kann die Startgabe auf schweren Böden, vor allem wenn mit Frühjahrstrockenheit zu rechnen ist, betont werden (100 bis 120 kg inkl. Nmin in 0 bis 30 cm). Auf milden Böden (unter 15 % Ton) darf jedoch nicht mehr als 80 kg/ha N (inkl. Nmin in 0 bis 30 cm) fallen, um zu hohe N-Konzentrationen zu vermeiden. Sonst würden unnötig viele schwache Triebe produziert, die zwar später doch wieder absterben, aber den Krankheitsdruck und das Lagerrisiko im Bestand erhöhen. Wie viel Stickstoff kommt aus dem Boden? Wie viel Stickstoff tatsächlich gedüngt werden muss, hängt nicht alleine von der Bestandsentwicklung, sondern auch von den Nmin-Vorräten, dem Nachlieferungspotenzial des Bodens (Nmob) und der möglichen N-Aufnahme durch die Pflanzen ab. Dabei spielt die Durchwurzelung eine gewichtige Rolle: Je besser der Boden durchwurzelt werden kann, umso leichter kann die Pflanze den Stickstoff und andere Nährstoffe aufnehmen. Gut entwickelte Bestände können pro Tag mehr Stickstoff aufnehmen als schwache Bestände. Zudem wird bei hohen Temperaturen mehr Stickstoff aufgenommen als bei kaltem Wetter. Auf Standorten, die sich schneller erwärmen, ist zum Starten weniger Stickstoff notwendig als auf Böden, die nur langsam in Gang kommen. Nmin-Werte können springen Für die Startgabe spielt vor allem der Gehalt in 0 bis 30 cm eine Rolle, die Schicht von 30 bis 60 cm und darunter wird erst während des Schossens voll durchwurzelt. Bei von Schicht zu Schicht stark schwankenden Nmin-Werten sollte deshalb nur der N-Vorrat im aktuellen Wurzelraum einkalkuliert werden. In diesem Jahr ist es angebracht, je nach Vorfrucht und Bestellbedingungen im Jahr zuvor (Herbst 2004!) differenziert eigene Nmin-Untersuchungen vorzunehmen, da die Werte stärker schwanken können. Stark wechselnde Bodenverhältnisse sind bei der Nmin-Untersuchung zu berücksichtigen. Falsch ist es, Mischproben über ein großflächiges Raster zu ziehen, da diese Werte nicht das tatsächliche Bild widerspiegeln. Oder bildlich ausgedrückt: Die Mischung aus Eisbeutel und heißer Herdplatte fühlt sich ganz erträglich an, trotzdem sind im einen Fall die Füße erfroren, im anderen die Finger verbrannt. Das Probenraster für die Nmin-Untersuchung sollte jeweils auf vergleichbare Bodenverhältnisse begrenzt werden. Die Nachlieferung aus dem Boden hatte bereits im Herbst eingesetzt. Der dabei freigesetzte Stickstoff wurde für den Strohabbau (bei Getreide nach Getreide) genutzt bzw. durch die Pflanzen aufgenommen. Aus diesem Grund können wir im Frühjahr auch bei sehr guter Bodenstruktur nicht von einer übermäßig hohen N-Mobilisation ausgehen. Die Düngung in die Schossphase wird deutlich höher ausfallen müssen, vor allem nach verhaltener oder gar unterlassener Startgabe. Zurzeit ist nicht abzusehen, wie tief der Frost in den Boden eindringen und das Nachlieferungspotenzial beeinflussen wird. Informationen dazu finden Sie in einer späteren Ausgabe. Das Wichtigste für den eiligen Leser Früh gesäte Gersten- und Weizenbestände sind nahezu optimal entwickelt und werden keine Probleme mit der Bestandesdichte haben. Im Gegenteil: Die Gefahr ist groß, dass zu viele Kornanlagen gebildet werden. Deshalb ist eine verhaltene Startgabe angeraten. Die N-Form dürfte nur bei spätem Vegetationsbeginn eine Rolle spielen. Dann sind wenigstens 20 kg/ha NO2-Startgabe notwendig, damit vor allem die Wintergerste rechtzeitig anspringt. Bei Nmin-Werten über 30 kg/ha in der Krume (0 bis 30 cm) können zumindest Standorte mit hohem Nachlieferungspotenzial auf die Startgabe verzichten. In der Wintergerste muss in vielen Beständen der Mehltau rechtzeitig ausgeräumt werden, der verstärkt auftritt, wenn die Versorgung mit Kupfer und Mangan im Argen liegt. In spätem, erst nach Mitte Oktober aufgelaufenen Weizen könnte die Ährenzahl zum begrenzenden Faktor werden. Hier ist durch eine ausreichend hohe Startgabe die Bestockung zu fördern. Mit frühem Einsatz von wachstumsregulatorisch wirksamen Mitteln (CCC, Azole, Sulfonyle) in EC 25/27 lässt sich die Dominanz der Haupttriebe brechen und die Entwicklung der Seitentriebe fördern. Insgesamt könnte es erforderlich sein, zum Schossen deutlich mehr zu düngen. Das hängt jedoch vom Witterungsverlauf im Winter und zeitigen Frühjahr ab.

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