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Krankheiten künftig kaum noch im Griff?

Lesezeit: 5 Minuten

Künftig wird in Winterkulturen die meist milde, häufig auch feuchte Herbstwitterung mit langem Wachstum bis Weihnachten die Infektionsbedingungen der vor Winter auftretenden Schaderreger fördern:


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  • Im Stoppelweizen ist es vor allem die Schwarzbeinigkeit.
  • Nach Blattfrüchten sind es die Halmgrunderkrankungen Rhizoctonia, Halmbruch und Fusarium culmorum.
  • Alle Wintergetreide-Arten werden zusätzlich stärker durch Typhula und Schneeschimmel (Microdochium) gefährdet sein. Beide Krankheitserreger sind jetzt bereits weiter verbreitet als vermutet, da wegen der fehlenden Schneedecke in den letzten Jahren kaum sichtbare Schäden und Auswinterungsverluste zu erkennen waren.
  • Vor allem im Norden kommen im Blattbereich Herbstinfektionen durch Septoria tritici (im Weizen) sowie Netzflecken und Rhynchosporium in Wintergerste bzw. letztere auch im Roggen hinzu. Diese sorgen für eine merklich stärkere Ausgangsbelastung im Frühjahr und können bereits im Februar/März wieder sporulieren.


All diese Erkrankungen haben eines gemeinsam: Sie infizieren bei Temperaturen von 15 bis 10 °C so massiv, dass die ertragssicheren Frühsaaten am stärksten gefährdet sind. Halmbruch kann auch noch bei 6 bis 8 °C infizieren, benötigt dazu aber auch Nässe für die Sporenverbreitung. Alle Erreger wachsen über Wochen und Monate in den Wurzeln (Schwarzbeinigkeit, Fusarien) und in den Halmbasen unsichtbar tief in das Gewebe hinein. Dadurch erfassen Fungizide diese Erreger im Früh-jahr nicht mehr. Frühe Infektionen der Schwarzbeinigkeit lassen sich zwar mit Silthiofam (Beizung) bis zum 5-Blatt-Stadium verhindern, wir schaffen damit aber auch mehr Freiraum für Rhizoctonia oder Fusarien.


Klimastress:

Lange Herbstvegetation, Frühjahrstrockenheit oder Strahlungsstress kommen verstärkt auf unsere Pflanzenbestände zu. Schon im Herbst, vor allem aber in der (frühen) Hauptvegetation nach Winter treten zwei Gruppen von Blattschaderregern auf:


  • Die obligaten Pilze Mehltau und Rost. Vor allem der Gelbrost hat sich an die wärmere Frühjahrswitterung angepasst und wird künftig wieder eine größere Rolle spielen. Früher Mehltaubefall schwächt und zerstört Gewebe. Im Norden verschärft er den Folgebefall mit Septoria tritici und im Süden mit DTR.


Die gute Nachricht: Gegen Mehltau und Gelbrost ist eine wirksame Resistenzzüchtung möglich, sodass wir auf eine Palette gesunder Sorten zurückgreifen können.


  • Fakultative Pilze wie Septoria, DTR, Netzflecken und Rhynchosporium. Eine gezielte Resistenzzüchtung ist gegen diese Krankheiten kaum möglich. Wir können nur auf weniger anfällige Sorten bauen und müssen verstärkt versuchen, frühe Infektionen durch acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen zu verhindern.


Trockenstress und Phasen hoher Einstrahlung werden im (Nord-)Osten und im Süden weiterhin die Witterung bestimmen. Mit Blick auf die Pilzkrankheiten drängt dort die (Frühjahrs-)Trockenheit Septoria tritici zurück. Für die meisten Askosporen-Infektionen aber reicht ein Regenguss (5 bis 8 mm) aus, um die geschlechtlichen Fruchtkörper aufquellen zu lassen. In der Rücktrocknungsphase werden die Sporen ausgeschleudert und vom Wind weitergetragen. Diese Infektionen gehen von Fruchtkörpern auf den Ernterückständen (Stoppelresten) aus. Das gilt für Fusarien, DTR und Netzflecken, aber auch Septoria nodorum. Auch Braun- und Schwarzrost breiten sich bei trockener Witterung massiv aus. Von der hohen Einstrahlung profitiert vor allem Ramularia.


Eingeschränkte Fungizidwahl:

Sollte das Szenario eintreten, dass nach der EU-Neubewertung außer Prothioconazol alle Triazole, Prochloraz (Mirage) und auch Cyprodinil (Unix) nicht mehr zur Verfügung stehen, gibt es keine Fungizide mehr mit einer sicheren Stoppwirkung gegen diese Krankheiten. Fungizidstrategien von Septoria tritici werden dann nur mit Strobilurinen (protektiv gegen Rost, aber Resistenz von Septoria tritici und Mehltau), Carboxamiden (protektiv gegen Rost, Septoria, schwach gegen DTR, Mehltau) und dem Kontaktwirkstoff Chlorthalonil (Bravo) auskommen müssen.


Protektiv gegen Mehltau wirken dann noch Proquinazid (Talius) und Cyflufenamid (Vegas). Kurativ gegen Mehltau Fenpropimorph (in welchem Mittel, wenn Epoxiconazol wegfällt?) einzusetzen, birgt die Gefahr, dass sich auf den abgestorbenen Flecken verstärkt Septoria tritici (im Norden) oder DTR (im Süden) bzw. Netzflecken in der Gerste ansiedeln.


Protektiv vier Blätter schützen!

Der Wegfall der Wirkstoffe bedeutet aber auch, dass wir dann keine Möglichkeiten mehr haben, Fusarien und Schneeschimmel einzudämmen. Auch für den Schutz der Halmbasis gibt es dann kaum noch wirksame Fungizide.


Gegen alle anderen Schadpilze können wir nur noch protektiv vorgehen. Was bedeutet das für unsere Fungizidstrategie? Protektiv heißt, dass das Fungizid am Wirkort sein muss, bevor die Sporen auskeimen. Die zu schützenden Blätter müssen behandelt werden, bevor die Sporen von den unteren Blättern aufsteigen oder von außen zufliegen.


Wichtig ist es daher, rechtzeitig zu spritzen. Zur Blüte sollten in Weizen und Gerste die obersten vier Blätter für die volle Ertragsleistung intakt sein, zur Milchreife noch drei und zur beginnenden Teigreife noch zwei grüne Blätter vorhanden sein.


Zur Orientierung: Das viertletzte Blatt (F-3) wird in BBCH 31 geschoben bzw. in BBCH 31/32 nach langer Vorwinterentwicklung. Um den Befallsaufbau ab BBCH 30/31 zu verhindern, muss bekannt sein, welche Erkrankungen sich bis dahin etabliert haben und welche über Zuflug zu welchem Zeitpunkt zu erwarten sind.


Exakte Diagnose wichtig:

Zurzeit steht uns noch die volle Fungizidpalette zur Verfügung. Aber im Hinblick auf die zu erwartenden Resistenzen müssen wir sorgsam damit umgehen. Um diese gezielt einsetzen zu können, muss bekannt sein, wann welche Schadpilze im Bestand vorhanden sind und welche Entwicklung aufgrund von Fruchtfolge, Sorte und Witterung zu erwarten ist.


Wenn vielleicht ab dem Jahr 2018 die Fungizidauswahl eingeschränkt ist, sind wir wenigstens in der Lage, flankierende Maßnahmen zu optimieren wie Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Saatzeit. Ziel ist, damit den Krankheitsdruck so zu vermindern, dass wir mit den dann überwiegend protektiv wirksamen Fungiziden zurechtkommen. Wie ein künftiges kombiniertes Konzept für eine Anbauregion in Norddeutschland aussehen könnte, lesen Sie im Kasten.

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