Jedes Jahr stellt sich die Frage, ob eine Insektizidbehandlung notwendig ist, um Virusvektoren zu bekämpfen. Generell können Virusinfektionen zu massiven Pflanzenausfällen führen, welche erhebliche Ertragseinbußen nach sich ziehen. Daher ist es unerlässlich, vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen zu ergreifen und die Neusaaten auf Virusvektoren zu kontrollieren. Im Frühjahr 2020 zeigte sich nach einem milden Winter z.B. in vielen Beständen ein Befall mit dem Gelbverzwergungsvirus.
Vor allem Blattläuse können als Virusüberträger schwere Schäden verursachen. Einfliegende Blattläuse infizieren erste Einzelpflanzen. An diesen Pflanzen infizieren sich die Nachkommen, welche dann das Virus im Bestand verbreiten. Es entstehen die typischen „Virusnester“.
Zwei bedeutende Virusarten
Bei milder Herbstwitterung ist die Gerstensaat durch Infektionen mit dem Gelbverzwergungsvirus (BYDV) gefährdet. Verschiedene Blattlausarten wie z.B. die Große Getreideblattlaus, die Bleiche Getreideblattlaus oder die Haferblattlaus übertragen das Virus. Sie können auch Weizen, Hafer, Roggen und Triticale infizieren. Darüber hinaus besiedeln sie Mais und Schadgräser wie Acker-fuchsschwanz oder Quecke.
Zusätzlich spielt das Weizen-Verzwergungsvirus (WDV) eine wichtige Rolle. Zwergzikaden übertragen es hauptsächlich auf Weizen und Gerste. Hier erfolgt die Erstinfektion und auch die weitere Verbreitung im Bestand durch einfliegende Tiere.
Aber auch deren Larven sind sehr effiziente Überträger. Jedoch ist der Bekämpfungserfolg durch die stark ausgeprägte Mobilität der Tiere, einer langen Flugphase und der fehlenden Dauerwirkung der Insektizide reine Glückssache.
So schützen Sie ihr Getreide
Das Risiko eines Virusbefalls hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Der größte Hebel ist der Saattermin. Je später die Saat, desto geringer ist die Gefahr eines Virusbefalls.
Vermeiden Sie die Grüne Brücke. Virusinfiziertes Ausfallgetreide stellt eine kontinuierliche Infektionsquelle für die Neusaaten dar.
Die Witterung und Entwicklung der Populationsdichte haben einen maßgeblichen Einfluss. Je milder Herbst und Winter, desto höher ist die Vermehrungsleistung und Aktivität der Blattläuse.
Eine intensive Kontrolle der Getreidebestände auf Blattläuse sollte ab dem 2- bis 3-Blattstadium erfolgen. Achten Sie insbesondere auf Bestände, die sich in der Nähe von Virusquellen (Saumbiotope, Zwischenfruchtmischungen mit Rauhafer, Ausfallgetreide und spät geerntete ehemalige Maisflächen) befinden.
Besonders in den Mittagsstunden und bei sonnigem Wetter lassen sich die Tiere an den Getreideblättern gut erkennen. Sind mehr als 10% der Pflanzen mit Blattläusen befallen, sollte Sie diese bekämpfen. Hierfür sind im Herbst verschiedene Insektizide aus der Wirkstoffklasse der Pyrethroide verfügbar. Allerdings sollte die Insektizidbehandlung erst ab dem 3-Blattstadium erfolgen, um die Dauerwirkung der Maßnahme sicherzustellen. Nur bei frühem, sehr starkem Zuflug weit über der Bekämpfungsschwelle ist eine Behandlung vor dem 2-Blattstadium ratsam.
In der Züchtung ist die Toleranz oder Resistenz gegen Viren ein wichtiges Ziel. Mit den ersten, gegen Gerstengelbverzwergungsvirus resistenten Sorten Paradies und Sensation sowie der toleranten Sorte Contra, gibt es eine kleine Auswahl an Wintergersten, bei denen eine Insektizidbehandlung nicht notwendig ist. Ein beachtlicher Fortschritt, der sich hoffentlich bald auch in den anderen Getreidearten realisieren lässt.
Katharina Drechsler, LWK Niedersachsen
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Jedes Jahr stellt sich die Frage, ob eine Insektizidbehandlung notwendig ist, um Virusvektoren zu bekämpfen. Generell können Virusinfektionen zu massiven Pflanzenausfällen führen, welche erhebliche Ertragseinbußen nach sich ziehen. Daher ist es unerlässlich, vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen zu ergreifen und die Neusaaten auf Virusvektoren zu kontrollieren. Im Frühjahr 2020 zeigte sich nach einem milden Winter z.B. in vielen Beständen ein Befall mit dem Gelbverzwergungsvirus.
Vor allem Blattläuse können als Virusüberträger schwere Schäden verursachen. Einfliegende Blattläuse infizieren erste Einzelpflanzen. An diesen Pflanzen infizieren sich die Nachkommen, welche dann das Virus im Bestand verbreiten. Es entstehen die typischen „Virusnester“.
Zwei bedeutende Virusarten
Bei milder Herbstwitterung ist die Gerstensaat durch Infektionen mit dem Gelbverzwergungsvirus (BYDV) gefährdet. Verschiedene Blattlausarten wie z.B. die Große Getreideblattlaus, die Bleiche Getreideblattlaus oder die Haferblattlaus übertragen das Virus. Sie können auch Weizen, Hafer, Roggen und Triticale infizieren. Darüber hinaus besiedeln sie Mais und Schadgräser wie Acker-fuchsschwanz oder Quecke.
Zusätzlich spielt das Weizen-Verzwergungsvirus (WDV) eine wichtige Rolle. Zwergzikaden übertragen es hauptsächlich auf Weizen und Gerste. Hier erfolgt die Erstinfektion und auch die weitere Verbreitung im Bestand durch einfliegende Tiere.
Aber auch deren Larven sind sehr effiziente Überträger. Jedoch ist der Bekämpfungserfolg durch die stark ausgeprägte Mobilität der Tiere, einer langen Flugphase und der fehlenden Dauerwirkung der Insektizide reine Glückssache.
So schützen Sie ihr Getreide
Das Risiko eines Virusbefalls hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Der größte Hebel ist der Saattermin. Je später die Saat, desto geringer ist die Gefahr eines Virusbefalls.
Vermeiden Sie die Grüne Brücke. Virusinfiziertes Ausfallgetreide stellt eine kontinuierliche Infektionsquelle für die Neusaaten dar.
Die Witterung und Entwicklung der Populationsdichte haben einen maßgeblichen Einfluss. Je milder Herbst und Winter, desto höher ist die Vermehrungsleistung und Aktivität der Blattläuse.
Eine intensive Kontrolle der Getreidebestände auf Blattläuse sollte ab dem 2- bis 3-Blattstadium erfolgen. Achten Sie insbesondere auf Bestände, die sich in der Nähe von Virusquellen (Saumbiotope, Zwischenfruchtmischungen mit Rauhafer, Ausfallgetreide und spät geerntete ehemalige Maisflächen) befinden.
Besonders in den Mittagsstunden und bei sonnigem Wetter lassen sich die Tiere an den Getreideblättern gut erkennen. Sind mehr als 10% der Pflanzen mit Blattläusen befallen, sollte Sie diese bekämpfen. Hierfür sind im Herbst verschiedene Insektizide aus der Wirkstoffklasse der Pyrethroide verfügbar. Allerdings sollte die Insektizidbehandlung erst ab dem 3-Blattstadium erfolgen, um die Dauerwirkung der Maßnahme sicherzustellen. Nur bei frühem, sehr starkem Zuflug weit über der Bekämpfungsschwelle ist eine Behandlung vor dem 2-Blattstadium ratsam.
In der Züchtung ist die Toleranz oder Resistenz gegen Viren ein wichtiges Ziel. Mit den ersten, gegen Gerstengelbverzwergungsvirus resistenten Sorten Paradies und Sensation sowie der toleranten Sorte Contra, gibt es eine kleine Auswahl an Wintergersten, bei denen eine Insektizidbehandlung nicht notwendig ist. Ein beachtlicher Fortschritt, der sich hoffentlich bald auch in den anderen Getreidearten realisieren lässt.