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Leichte Hand für schweren Boden

Lesezeit: 6 Minuten

Für Bernhard Freiherr von Weichs aus Willebadessen-Borlinghausen in Ostwestfalen ist sein Standort eine ackerbauliche Herausforderung. Rund 70 % seiner Böden sind schwere, tonige Lehme und zudem flachgründig, dichtlagernd und stark wechselnd. Damit nicht genug: Der Landwirt muss mit hohen Niederschlägen (im Schnitt 930 mm/Jahr, 2007 sogar 1268 mm) zurechtkommen. Das „Mittelgebirgsklima“ in 250 bis 280 m Höhenlage begrenzt zudem die Vegetationszeit.


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„Die Kunst besteht darin, die Bearbeitung auf unsere schwierigen Boden- und Witterungsverhältnisse richtig abzustellen“, stellt Bernhard von Weichs fest. Rund 50 % seiner Flächen befinden sich auf Grünlandstandorten. Unter den Pseudogley-Braunerden stoßen die Pflanzenwurzeln nach ca. 60 cm auf Festgestein. Diese Böden lassen sich nur bearbeiten, wenn sie ausreichend abgetrocknet, aber noch feucht genug sind. Und: Da sie lange das Wasser halten, ist der Zeitraum für das Bearbeiten knapp bemessen.


Wesentlich pflegeleichter sind dagegen die restlichen Ackerflächen, teilweise mit schluffigen Lehmen auf Löss am Rande der Warburger Börde. „Die unterschiedlichen Bodenverhältnisse sorgen dafür, dass wir je nach Witterung und Bodenzustand zwischen den Betriebsteilen hin und her hopsen müssen“, erklärt der Ackerbauer. Um möglichst flexibel zu sein, aber auch aus arbeitswirtschaftlichen Gründen und um das Risiko zu streuen, hat er seine Fruchtfolge auf den unterschiedlichen Standorten wie folgt aufgeteilt:


Rüben/Winterweizen/-weizen und


Raps/Winterweizen/-gerste oder Mais.


Trotz der schwierigen Boden- und Klimaverhältnisse erzielt von Weichs ein beachtliches Ertragsniveau. Der langjährige Schnitt beträgt beim Weizen 8 bis 8,5 t/ha, bei Gerste 6,8 bis 7,2 t/ha, bei Raps 3,8 bis 4 t/ha und bei Rüben 11 bis 11,5 t/ha Zucker. Wie ist das möglich ohne Wirtschaftsdünger, Zwischenfruchtanbau, geheimnisvolle Bodenverbesserer und spezielle Bodenbearbeitungs-Ideologie?


Diagnoseblick in den Boden


Der Griff zum Spaten spielt für Bernhard von Weichs eine wichtige Rolle bei seinen Entscheidungen. Unter dem noch wachsenden Weizen gräbt er den Boden auf. „Ich schaue dann, wie sich der Boden darstellt, wo die Wurzeln hinwachsen“, erklärt er. „Das ist eine große Hilfe, um enttäuschende Erträge nach der Ernte zu analysieren und die Ursachen aufzuspüren.“ Dabei verraten Strohmatten und Rübenblätter, die unter Luftabschluss als dunkler Schleim im Boden pappen, dass in der Bewirtschaftung etwas nicht stimmt. „Da sehen Sie dann die Ursachen, warum nur 9 statt 11 t/ha Zucker zu Buche stehen.“


Kurz nach der Ernte, zur Bodenbearbeitung für die Aussaat greift von Weichs wieder zum Spaten. „Je nach Bodenzustand entscheide ich dann, ob wir grubbern oder pflügen“, sagt er. Bei günstigen Bedingungen verzichtet er auf den Pflug und grubbert stattdessen in der Regel zweimal in 8- bis 10-tägigem Abstand mit unterschiedlicher Tiefe. „Mehr als zwei Arbeitsgänge schaffen wir meist nicht wegen der späten Ernte“, erklärt der Landwirt. „Der Grubber ist durchaus in der Lage, das Stroh einzumischen. Wichtig sind jedoch schmale Werkzeuge von 6 bis 10 cm Breite, die den Boden aufbrechen.“


Eine Frühjahrsfurche führt er nur auf 30 % seiner Fläche, den Lösslehmen, vor Rüben durch. Aber nicht ohne vorher mit dem Spaten zu prüfen, ob der Boden trocken genug ist. Auf den wechselnden Böden mit Tonecken wird im Herbst/Winter gepflügt. „Auch auf unserem Standort spüren wir den Klimawandel, der uns in den letzten Jahren häufiger eine Vorsommertrockenheit beschert hat“, erklärt von Weichs. „Der Boden wäre bei einer Frühjahrsfurche zu trocken und grobschollig.“


Der Zwang zur Sünde


„Bei allem Willen, den Boden zu schonen und den Pflanzen möglichst viel Raum für die Durchwurzelung zu schaffen, muss ich dennoch ab und zu sündigen“, so von Weichs. „Dazu zwingen mich die schweren Böden und die Betriebsgröße.“ Als „sündiger Sommer“ ist ihm 2007 mit monatlichen Niederschlägen von über 100 mm in Erinnerung. „Da blieb keine Zeit zur Stoppelbearbeitung. Wir haben flach gepflügt, aber die Strohverteilung war nicht homogen. Der Pflug hat nicht geschüttet und gemischt. Stattdessen sind regelrechte Würste hochgekommen, so dass Mattenbildung einfach nicht zu vermeiden war.“


Väterchen Frost als Helfer


Bessere Bodenbedingungen nutzt der Ackerbau-Profi dann zum „Reparieren“. In trockenen Sommern bricht er z. B. Bodenverdichtungen auf, die sich zwangsläufig in nassen Jahren einstellen, indem er mit dem Pflug oder Grubber die Verdichtungszone unterfährt.


„Für uns ist aber die Frostgare eine elementare Hilfe“, stellt von Weichs klar. „Was die Natur kann, schaffen wir mit keiner Maschine.“ So freut sich der Ackerbauer, wenn er, wie 2008/09, an einem klirrenden Frosttag mit dem Spaten ausrücken kann, um zu prüfen, wie tief der Frost in den Boden eingedrungen ist. Die minus 25 °C bescherten ihm Frost bis in 60 cm Tiefe. Die Frostgare macht zum Teil das wett, was in den niederschlagsreichsten Monaten Juni bis August mit schweren Maschinen „angerichtet“ wurde.


„Wichtig ist, dass wir das Bodengefüge bei allem, was wir tun, nicht zerstören“, meint er. „Denn mechanisch lässt sich das nicht wieder herstellen. Das schaffen nur die Lebendverbauung, ein ausreichender Kalkzustand pH 6,8 bis 7,0 als Austauschplätze für die übrigen Nährstoffe, die Frostgare und auf unseren tonigen Böden das Quellen und Schrumpfen.“


Der echte und der virtuelle Spaten


Der Ackerbauer macht sich aber nicht nur viele Gedanken um eine möglichst schonende Bodenbearbeitung. Seine Schlepper hat er mit Reifendruck-Regler und den Mähdrescher mit Raupenketten ausgerüstet. Für die Zukunft stellt er sich vor, mithilfe von GPS die Fahrgassen so anzulegen, dass er für alle Pflegemaßnahmen vom Pflanzenschutz über die Düngung bis zur Ausbringung des Biogassubstrats die gleiche Spur nutzen kann.


Größten Wert legt der Ackerbauer auf eine gute Wasserführung in seinen Böden. 5 000 bis 6 000 € lässt er sich jährlich das Erneuern und Instandhalten der Drainage kosten. Alle Flächen sind teil- und einige sogar volldrainiert. „Bei den hohen Niederschlägen ist die Drainage wichtig für die Bearbeitbarkeit und Durchwurzelung der Böden“, so von Weichs.


„Sie müssen aber jetzt nicht glauben, dass ich ständig mit dem Spaten auf dem Acker herumlaufe. Vieles findet mit dem virtuellen Spaten statt. Es kommt einfach aus der Erfahrung heraus“, meint der passionierte Ackerbauer zum Schluss augenzwinkernd.


Hildegard Moritz

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