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Lohnen sich Hybriden?

Lesezeit: 8 Minuten

Bei Mais, Zuckerrübe und Roggen haben sich Hybridsorten durchgesetzt. Werden die Hybriden jetzt auch im Weizen- und Gerstenanbau wettbewerbsfähig? Eine Analyse von Ulrike Nickl und Dr. Lorenz Hartl, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).


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Nach dem weltweiten Siegeszug der Maishybriden gelang es auch beim Fremdbefruchter Roggen Mitte der 1980er-Jahre, die erste Hy- bridsorte in Deutschland auf den Markt zu bringen. Mittlerweile haben sich die Hybridroggen weitgehend durchgesetzt. In den letzten beiden Jahren nahmen sie insgesamt rund drei Viertel der Roggenfläche ein.


Was Hybriden ausmacht:

Bei Weizen und Gerste dominieren hingegen noch die klassischen Liniensorten. Aktuell wird weniger als ein Prozent der Weizenfläche in Deutschland mit Hybriden bestellt. Und auch der Anbauanteil von Hybridgerste lag in den letzten Jahren im einstelligen Prozentbereich.


Eine Hybride wird durch gezielte Kreuzung von Vater- und Mutterlinie erzeugt. Die Linien entstammen meist aus zwei weniger verwandten Zuchtpools. Die so entstandenen Nachkommen, auch Hybriden genannt, liegen im Ertrag, wie auch bei einigen anderen Eigenschaften, häufig über dem Mittel der Eltern. Die Mehrleistung, die in dem hohen Ausmaß nur bei den direkten Nachkommen auftritt, nennt man Heterosis. Der Heterosiseffekt ist hauptverantwortlich für den Siegeszug der Hybriden bei vielen Kulturarten.


Neben hohen Erträgen werden den Hybridsorten ein größeres Wurzelwerk und eine höhere Biomasse nachgesagt. Beworben werden sie auch als bestockungsfreudiger, wüchsiger, stressresistenter und spätsaatverträglicher.


Eine weitere Besonderheit von Hybriden ist, dass sie aufgrund der Rechtslage nicht selbst vermehrt und nachgebaut werden dürfen. Auch aus pflanzenbaulicher Sicht ist das Nachbauen in der Regel nicht sinnvoll, da die Erb- eigenschaften in der Folgegeneration „aufspalten“ und so der Heterosiseffekt ganz oder teilweise verloren geht. Wird trotzdem nachgebaut, erhält man einen uneinheitlichen Pflanzenbestand, der merklich geringere Erträge bringt. Dieser eingebaute Sortenschutz macht die Hybridzüchtung für Züchter interessant, da Landwirte so jedes Jahr neues Saatgut zukaufen müssen.


Roggenhybriden dominieren.

Die Hybridzüchtung ist aufwendig und teuer, sodass sich vor allem größere Firmen intensiv damit beschäftigen können. Kleinere Züchtungsunternehmen haben es schwer, mitzuhalten. Den Markt an Roggenhybriden teilen sich in Deutschland derzeit im Wesentlichen zwei Züchterhäuser.


Die Anfänge der Hybridzüchtung bei Roggen waren nicht problemlos. Bei einigen der ersten Hybriden führten Mängel in der Pollenfruchtbarkeit zu Befruchtungsproblemen. Ertragsausfälle sowie erhöhter Mutterkornbefall waren die Folge. In der Züchtung wurde daraufhin erfolgreich auf eine gute Einkörnung und eine geringe Mutterkornanfälligkeit selektiert, sodass seit einigen Jahren Hybridsorten erhältlich sind, die in der Anfälligkeit etwa auf Niveau der gut Mutterkorn- resistenten herkömmlichen Populationssorten liegen. Hochanfällige Sorten werden mittlerweile kaum mehr angeboten.


Ertraglich sind die Hybridsorten meist deutlich überlegen. In den bayerischen Landessortenversuchen (LSV) wiesen sie im Fünfjahresmittel einen um 18% (14 dt/ha) höheren Ertrag auf. Dabei lagen die prozentualen Mehrerträge bei den optimal geführten Parzellen (Stufe 2) wie auch bei nicht mit Fungiziden und ohne bzw. mit wenig Wachstumsregler geführten Varianten (Stufe 1) auf vergleichbarem Niveau.


Tendenziell zeigte sich, dass die Ertragsdifferenz, gemessen in dt/ha, zwischen Hybrid- und Populationssorten mit steigendem Versuchsertrag zunahm. Die Auswertung der LSV aus Baden-Württemberg ergab ein nahezu identisches Bild und auch in Brandenburg, dem Hauptanbaugebiet des Roggens, kam man auf ähnliche Werte. Mehrerträge von 15 bis 25% sind somit derzeit von Hybriden zu erwarten. Aufgrund intensiver Züchtung bei Hybriden hat sich ihr Ertragsvorteil im Laufe der Zeit vergrößert. Es ist zu erwarten, dass der Vorsprung auch weiterhin ansteigt.


Nicht vergessen werden sollte, dass die Saatgutkosten von Hybriden, auch bei dünnerer Aussaat, höher sind. Angenommen der Saatgut-Mehrpreis beträgt 60 €/ha, so ist bei einem Roggenpreis von 20 €/dt ein Mehrertrag von mindestens 3 dt/ha bei Hybriden erforderlich, damit ihr Anbau lohnender ist. Sinkt der Preis auf 15 €/ha, müssen mindestens 4 dt/ha mehr erzielt werden. In den letzten Jahren wurden in der Praxis die erforderlichen Mehrerträge meist erzielt.


Ist Hybridgerste sinnvoll?

Die Hybridwintergerste kann noch nicht mit diesem Ertragsvorsprung glänzen. Nachdem 2008 die erste Hybridsorte in Deutschland zugelassen wurde, sind mittlerweile einige mehrzeilige Hybriden, die von der Zuchtfirma Syngenta stammen, erhältlich. In Bayern und Baden-Württemberg konnten sich die geprüften Hybriden, deren Saatstärke auf Züchterwunsch um 25% gegenüber den Liniensorten reduziert wurde, in den LSV ertraglich bisher nicht hervortun.


In Bayern lagen die Sorten Wootan und Trooper in fast allen Anbaugebieten im mittleren Ertragsbereich. Betrachtet man bei der Sorte Wootan nur die optimal behandelte Variante (Stufe 2), und nicht das Mittel aus Stufe 1 und 2, schnitt sie mit einem Relativ-ertrag von 101 bis 102% leicht überdurchschnittlich ab. In den beiden Anbaugebieten zählte sie nur in der intensiven Stufe zu den ertragsstärksten Sorten. Von den Schwerpunktsorten für die letztjährige Aussaat gilt Wootan als ertragsstärkste.


Nur selten empfohlen.

Obwohl schon einige Hybridsorten in den süddeutschen LSV geprüft wurden, erhielt bis jetzt noch keine eine Anbauempfehlung. Die Kombination von Ertrag und den anderen agronomischen Eigenschaften wurde bei einigen Liniensorten günstiger eingeschätzt. Auch die Saatgutkosten pro Hektar fallen bei Hybriden, trotz niedrigerer Saatstärken- empfehlung, höher aus.


In den süddeutschen LSV haben derzeit ertragreiche Liniensorten in der Wirtschaftlichkeit die Nase vorne. In den meisten anderen Bundesländern ist mindestens eine Hybridsorte in der offiziellen Sortenempfehlung oder wird zum Probeanbau empfohlen. Aber auch dort sind sie nicht überragend, sondern liegen in der intensiven Stufe häufig im Ertrag an oder mit an der Spitze. Um wirtschaftlich besser abzuschneiden als die Liniensorten, sind bei den Hybridsorten aufgrund des teureren Saatguts aber Mehrerträge nötig.


In der Werbung werden Hybridgersten, aufgrund der ihnen nachgesagten höheren Vitalität, als vorteilhaft bei Spätsaat beschrieben. Außerdem soll eine hybridoptimierte N-Düngung erfolgen, damit ihr Ertragspotenzial voll ausgeschöpft wird. Um ihre Spätsaateignung sowie die Wirkung einer angepassten N-Düngung zu ermitteln, startete die Bayerische Landesanstalt im Jahr 2012 hierzu einen Versuch.


Neben der N-Düngung nach DSN (Düngeberatungssystem Stickstoff) wurde eine hybridoptimierte N-Düngung, die sich an die Vorgaben des Hybridgerstenzüchters hielt, getestet. Alle Versuchsglieder wurden sowohl zur normalen Zeit als auch verspätet ausgesät. Wie vom Züchterhaus für den Praxisanbau empfohlen, wurde die Saatstärke bei den Hybriden im Versuch um 30% reduziert.


Deutlich weniger Ertrag.

Die getesteten Hybridgersten Hobbit und SY Leoo lagen in beiden Versuchsjahren, unabhängig vom N-Düngungsregime und der Saatzeit, im Ertrag deutlich unter der Liniensorte KWS Meridian (Übersicht 2 und 3).


Die N-Düngungsvarianten unterschieden sich nicht signifikant im Ertrag. Auch war keine positive Reaktion der Hybriden auf eine hybridoptimierte Düngung zu erkennen.


An elf Standorten wurde der bayerische Versuch sowohl zur ortsüblichen Zeit als auch verspätet (etwa 14 Tage später) gesät. Die Ertragseinbußen durch die Saatzeitverzögerung betrugen im Versuchsmittel 4 dt/ha, wobei die Hybriden mit Mindererträgen von 6 dt/ha eher negativer auf eine verspätete Saat reagierten als die Liniensorten mit Mindererträgen von 3 dt/ha.


Ein dreijähriger N-Düngungsversuch vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (Baden-Württemberg) konnte auch keinen Vorteil einer hybridoptimierten N- Düngung bei den Hybriden Hobbit, Yoole und Zzoom feststellen.


Aus den Ergebnissen der Versuche kann für Wintergerste folgendes Fazit gezogen werden: Die LSV aus Baden-Württemberg und Bayern ergaben, dass es wirtschaftlicher ist, ertragsstarke Liniensorten mit ausgeglichenen Eigenschaften anzubauen als die geprüften Hybridsorten. Eine hybridoptimierte N-Düngung brachte bei den getesteten Hybriden keine Vorteile. Auch erwiesen sie sich nicht als spät- saatverträglicher.


Ob sich Hybriden bei der Wintergerste zukünftig großflächig durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Das Interesse der Züchter ist vorhanden.


Forschung beim Weizen.

Auch die Forschung an Weizenhybriden wurde in den letzten Jahren stark forciert. Bislang ist es aber nicht gelungen, Saatgut von vielversprechenden Weizenhybriden effektiv, kostengünstig und zuverlässig zu erzeugen. Im Moment ist Hybridsaatgut, das durch gezielte Kreuzung einer Mutter- mit einer Vaterlinie hergestellt wird, deutlich teurer als von Liniensorten.


Das angebotene Saatgut wird bisher ausschließlich in Frankreich produziert. Denn das für die Sterilisation der Mutter notwendige chemische Mittel, das die Bildung funktionsfähiger Pollen verhindert, ist gegenwärtig nur in Frankreich zugelassen. Im Gegensatz zum Weizen werden bei Roggen und Gerste genetische Sterilisationsmechanismen verwendet.


Die Sterilisation der Mutterlinie ist nötig, da eine Selbstbestäubung verhindert werden muss. Um Hybridsaatgut von den Mutterpflanzen ernten zu können, ist sicherzustellen, dass die Mutter ausschließlich von der Vaterlinie bestäubt wurde.


In den süddeutschen LSV standen in den letzten Jahren keine Weizenhybriden. Die vom Bundessortenamt beschriebenen drei schon etwas älteren Hybriden Hyland (B) , Hymack (B) und Hystar (B) sowie die beiden neu in Deutschland zugelassenen Sorten HYFI (B) und LG Alpha (C), können sich von ertragreichen herkömmlichen Weizensorten nicht deutlich positiv abheben.


Der Weg in die Praxis:

Beworben werden Weizenhybriden als gesund und besonders geeignet für Stressstandorte und als Stoppelweizen. Süddeutsche Ergebnisse aus den LSV liegen hierzu jedoch nicht vor.


Falls es bei Hybridweizen gelingt, die noch bestehenden Schwierigkeiten in der Hybridzüchtung in den Griff zu bekommen, die Saatgutproduktion zuverlässiger und kostengünstiger zu machen sowie sicher hohe Erträge zu erzielen, werden auch Weizenhybriden ihren Weg in die Praxis finden.


Schnell gelesen


Mais-, Zuckerrüben- und Roggenhybriden haben sich in der Praxis bereits durchgesetzt.


Die ertragsstärksten Hybridwintergerstensorten bringen ähnliche Erträge wie Liniensorten.


Spätsaaten führen auch bei Hybridgerste zu Ertragseinbußen.


Die Forschung an Hybridweizen wurde in den letzten Jahren stark forciert, in der Praxis hat aber noch keine Hybridsorte den Durchbruch geschafft.

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