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Mais: Nährstoffe direkt ans Korn?

Lesezeit: 6 Minuten

Das Angebot an Mikrogranulaten und Nährstoffbeizen wächst. Ob viehstarke Betriebe damit ihre Bilanz entlasten können, ohne dabei Ertrag zu riskieren, hat die LWK Niedersachsen geprüft.


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Mit weniger Nährstoffmenge die gleiche Wirkung erzielen – das klingt vor allem für Betriebe in Veredlungsregionen verlockend. Denn sie müssen vor dem Hintergrund der Novelle der Düngeverordnung ihre Wirtschaftsdünger künftig noch effizienter einsetzen und den Zukauf von Mineraldüngern auf das notwendige Maß beschränken. Nur so lässt sich die betriebliche Nährstoffbilanz in Ordnung halten.


Einige Anbieter von Mikrogranulat-düngern und Nährstoffbeizen werben damit, dass man mit ihren Produkten z.B. mineralischen Unterfußdünger beim Mais ohne Ertragsverlust einsparen kann. Das soll durch eine bessere Nährstoffausnutzung möglich sein. Wie sind diese Dünger zu bewerten?


Granulate mit in die Saatrille:

Mikrogranulatdünger wie z.B. Microstar PZ/PMX, Physiostart, Phytavis Microgran P oder Manna Turbostarter Mais enthalten für den Startdüngungs-Effekt in erster Linie Phosphor und Stickstoff. Je nach Produkt kommen noch Schwefel, Magnesium und verschiedene Mikronährstoffe hinzu.


Bei uns in Deutschland nutzen einige Veredlungsbetriebe diese Dünger in Mais anstelle eines 20/20-Unterfußdüngers, der je 20 kg/ha Phosphat und Stickstoff enthält. Die mit den Mikrogranulaten ausgebrachte P-Menge liegt dagegen oft nur bei ca. 6 bis 12 kg je ha, die N-Menge bei 2 bis 3 kg/ha. Vor allem die P-Gabe ist somit um die Hälfte niedriger als bei der klassischen Unterfußdüngung (bezogen auf 1 dt/ha 20/20-Dünger). Das entlastet die Nährstoffbilanz.


Dieselbe Ertragswirkung soll laut den Herstellern daraus resultieren, dass das enthaltene Phosphat sehr gut wasserlöslich und damit pflanzenverfügbar ist. Zudem bilden die vielen kleinen Körner der Mikrogranulate (0,7 bis 1,5 mm) eine größere Oberfläche. Anders als bei der Unterfußdüngung liegen die Körner mit in der Saatrille (siehe Übersicht 1). Durch diese sogenannte Saatbanddüngung sollen die Nährstoffe – insbesondere Phosphat – für die jungen Wurzeln besser verfügbar sein.


Um das Verfahren anwenden zu können, werden Granulatstreuer auf die Maislegegeräte gebaut. Diese legen die Dünger während des Maislegens mit – je nach Produkt – 20 bis 30 kg/ha in die Saatreihe. Ein Streuer versorgt dabei in der Regel zwei Reihen. Nachrüsten kann man sie bei jedem Legegerät. Viele Landwirte kennen diese Technik bereits aus der Drahtwurmbekämpfung im Mais mit Santana.


Neben den Streuern gibt es aber auch andere Dosiervorrichtungen. Der Hersteller Väderstad hat z.B. die Saatkästen geteilt. Der vordere ist für Maissaatgut, der hintere für das Mikrogranulat. Dadurch bleibt das Gerät sehr kompakt. Viele Maislegegeräte mit dieser Ausstattung laufen in Frankreich. Dort ist das Verfahren der Saatbanddüngung weit verbreitet.


Das bringen die Startdünger:

Um die Wirkung von verschiedenen Mikrogranulatdüngern beurteilen zu können, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in 2014 und 2015 Versuche auf drei Silomaisstandorten durchgeführt. Die lehmigen Schluffböden (55 BP) am Versuchsstandort Borwede im Landkreis Diepholz sind mit 9 mg P2O5 pro 100 g Boden mittel versorgt. Ebenfalls in Gehaltsklasse C befinden sich die lehmigen Böden (85 BP) in Poppenburg im Landkreis Hildesheim. Hoch mit P versorgt ist dagegen der Eschboden am Standort Werlte im Landkreis Emsland (41 BP). Auf allen Standorten erfolgte die organische Düngung des Maises – wie üblich – mit Gülle/Gärresten über alle Flächen gleich. Damit man den Effekt der Startdünger vergleichen kann, wurden folgende drei Varianten angelegt:


Die bisherigen Ergebnisse des zweijährigen Versuchs entnehmen Sie der Übersicht 2. Die praxisübliche Variante mit dem Unterfußdünger diente als Basis (relativ = 100). Hier das Wichtigste für den Praktiker:


  • Die Kontrollvariante ohne NP-Unterfußdünger und ohne Mikrogranulat brachte statistisch absicherbar niedrigere Trockenmasse (TM)- und Stärke-erträge als die praxisübliche Variante. Das belegt den Unterfußdüngungs-Effekt auf den geprüften Standorten deutlich.
  • Die Abreife der Kontrollvariante war verzögert.
  • Die Mikrogranulate im Saatband brachten höhere TM- und Stärkeerträge als die Kontrolle, jedoch tendenziell leicht niedrigere als die praxisübliche Variante mit Unterfußdünger. Dies zeigte sich auf den geprüften Standorten.


Trotzdem interessant?

Aus diesen Versuchen lassen sich folgende Empfehlungen ableiten: Wer als veredlungsstarker Betrieb wegen der künftigen DüngeVO unbedingt mineralische P-Dünger einsparen muss, für den könnten Mikrogranulate eine Alternative zum klassischen Unterfußdünger sein. Ein Einsatz empfiehlt sich zunächst auf Teilflächen. Verglichen mit einem 20/20-Unterfußdünger spart man damit rund die Hälfte an Phosphat ein. Das entlastet die Bilanz spürbar. Wermutstropfen ist die etwas geringere Ertragssicherheit vor allem in eher kalten Frühjahren. Die Kosten für das Mikrogranulat sind vergleichbar mit dem praxisüblichen Verfahren „Unterfußdüngung“.


Falls Sie sich für Mikrogranulate entscheiden, sollten Sie darauf achten, dass sie in Chelatform vorliegen. Diese schützt die Nährstoffe vor Festlegung im Boden. Der Hersteller der „Microstar-Granulatdünger“ nutzt die sogenannte Phosphat-Schutz-Technologie. Diese bewirkt, dass der Zugang des Phosphates zu den Wurzeln nicht blockiert wird. Zudem verspricht das System eine verbesserte P-Löslichkeit, da Calcium den Nährstoff nicht mehr festlegen kann.


Keine Sorgen müssen Sie sich vor Verätzungen machen. Obwohl die Mikrogranulate bei der Saatbanddüngung direkt an den Maiskörnern liegen, treten bei den empfohlenen Aufwandmengen keine Ätzschäden auf. Die Mengen dürfen aber nicht höher sein als vom Hersteller angegeben.


Wer als Ackerbaubetrieb dagegen kein Nährstoffproblem hat, sollte diesem „Hype“ nicht nachgehen. In diesen Fällen sind Sie mit der konventionellen Unterfußdüngung (20/20) im Mais am besten beraten. Das zeigen die Versuche der LWK Niedersachsen deutlich.


Gülle-Strip Till:

Am stärksten lässt sich die betriebliche Nährstoffbilanz entlasten, indem man vollständig auf mineralische Unterfußdünger verzichtet und Gülle dafür nutzt. Das Verfahren Gülle-Strip Till ist mittlerweile aus den Kinderschuhen. Bei präziser Gülleablage und mit dem Zusatz eines Nitrifikationshemmers lässt sich auf sandigen, schüttfähigen Böden der mineralische Unterfußdünger ohne Ertragsverlust ersetzen.


Anne Borchert und Matthias Bröker (top agrar) in Zusammenarbeit mit Karl Gerd Harms, LWK Niedersachsen

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