Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Mais-Stangenbohnen – ein Gemenge der Zukunft?

Lesezeit: 6 Minuten

Der Gemengeanbau von Mais und Bohnen steht im Fokus zahlreicher Projekte. Optimierte Bohnensorten machen den Ansatz nun interessanter.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ein verändertes Klima, die neue Düngeverordnung und das Streben nach mehr Biodiversität – all das verstärkt die Suche nach alternativen Kulturen. In diesem Rahmen wurde kürzlich der Gemengeanbau von Mais und Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris) wiederentdeckt. In diesem Jahr lag die Anbaufläche bei rund 4000 ha.


Diese Mischkultur, das sogenannte Mixed Cropping, funktionierte bereits bei den Inkas. Bislang hat sie sich in der Praxis jedoch nicht durchgesetzt. Gründe sind vor allem die aufwendige Aussaat und ein geringerer Ertrag im Vergleich zum reinen Maisanbau. Zudem fehlen Praxiserfahrungen und auch die Sortenfrage blieb lange ungeklärt.


Sortensuche in vollem Gang


Für den Mischanbau eignen sich nicht alle Sorten. Die passende Maissorte muss standfest sein, um das Gewicht der Stangenbohnen tragen zu können. Denn die sich am Mais hochrankenden Bohnen können eine Frischmasse von bis zu 200 dt/ha bilden. Da das Mikroklima durch den Mischanbau im Bestand feuchter ist, steigt der Krankheitsdruck. Daher muss der Mais resistent gegenüber Stängelfäule sein.


Schwieriger war es, die passende Bohnensorte zu finden. Rund 200 Sorten untersuchte die Uni Göttingen zusammen mit dem Züchter KWS und der Sativa Rheinbau AG. Das Problem: Bislang stammten die Stangenbohnensorten aus dem Gartenbau. Diese sind frühreif, haben eine geringe Blattmasse und sind zudem sehr kälteempfindlich. Gesucht sind aber eher spätreife und kältetolerante Sorten, die möglichst Phasin-arm sind. Mehr zum Phasin und zur Rinderfütterung mit Mais-Stangenbohnen-Gemengen lesen Sie in diesem Heft auf Seite R22.


Mit der Phasin-armen Stangenbohne WAV 612 mit einem TKG von 230 g ist so eine Sorte nun am Markt. Sie ist zu 33% in der Mischung mit Benedictio KWS oder KWS Figaro erhältlich. Laut Liste kostet eine Einheit rund 145 €. Die aufwendige, händische Bohnenzucht beeinflusst den Preis stark.


Dass Mais und Stangenbohnen als Partner generell gut funktionieren, hat seine Gründe: Sie haben ähnliche Ansprüche an die Umwelt und unterstützen sich gegenseitig. „Sie sind Klimapartner“, fasst Dr. Frank Höppner zusammen. Er arbeitet beim Julius Kühn-Institut. Zusammen mit Mitarbeitern des Thünen-Instituts und des Friedrich-Loeffler-Instituts forscht Höppner am Mais-Stangenbohnen-Gemenge. Dabei testen die Beteiligten auch den Anbau unterschiedlicher Bohnensorten mit Mais unter konventionellen und ökologischen Bedingungen.


Aussaat: Getrennt oder zusammen?


Hinsichtlich der Aussaat ist in der Praxis das absätzige Verfahren weit verbreitet, obwohl es aufwendiger ist: Haben die Maisbestände das 4-Blattstadium erreicht, erfolgt die Bohnensaat per Einzelkornsaat (EKS) zwischen die Maisreihen – am besten 15 cm vom Mais entfernt und 4 cm tief.


Vorteilhaft ist dabei, dass der Mais und die Stangenbohnen ihre jeweils optimalen Saatbedingungen erhalten, um gleichmäßig aufzulaufen. Zudem ist es beim absätzigen Verfahren möglich, die Unkräuter im Mais bis zur Bohnensaat auch mechanisch mit der Hacke zu bekämpfen. Einen Wermutstropfen gibt es aber dennoch: Findet die Bohnensaat in einer trockenen Phase statt, keimen die Bohnen spät und holen den Mais nicht mehr ein.


Günstiger und mit weniger Arbeit verbunden ist die zeitgleiche Aussaat – Mais- und Bohnensaatgut gemischt und per EKS ausgesät. Die Pflanzen stehen dann zufällig verteilt in einer Reihe. „Die letzten Anbaujahre waren für dieses Saatverfahren sehr günstig“, so Höppner. Nach seinen Erfahrungen sollte man in diesem Fall aber eher spät säen. Denn je wärmer es ist, desto schneller keimen die Bohnen und desto geringer ist die Frostgefahr. Frost vertragen die Bohnen nicht. Höppner hat zudem noch Folgendes herausgefunden:


  • Mit zusätzlichen Untersaaten unterdrückt das Gemenge das Unkraut noch stärker. Diese Variante benötigt allerdings eine gute Wasserversorgung.
  • Je höher der Bohnenanteil im Gemengeertrag, desto höher sind die Ertragseinbußen.


Welche Erträge sind möglich?


Im Vergleich zu Mais als Reinsaat muss man beim Gemengeanbau mit geringeren Erträgen rechnen. Im Mittel der Jahre 2016 bis 2018 lagen die Ertragseinbußen bei konventionellem Anbau bei 16 bis 22%. Bei ökologischem Anbau verringerte sich der Trockenmasseertrag im Mittel von 2015 und 2016 im Versuch um 5 bis 10%. Neben dem geringen Konkurrenzverhalten ergaben sich die Unterschiede u.a. durch Sorte, Saatverfahren und -zeitpunkt.


Gemenge spart Stickstoff


Eine wichtige Voraussetzung für den Anbau ist eine gute Wasserversorgung. Denn Bohnen benötigen deutlich mehr Keimwasser als Mais. Auf eher trockenen Standorten ist daher vom Anbau abzuraten, sofern keine Bewässerungsmöglichkeit besteht.


Herausfordernd ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Denn die Mittel müssen in beiden Kulturen zugelassen sein. Frank Höppner und Kollegen haben in ihren Versuchen Stomp Aqua und Spectrum im Vorauflauf eingesetzt. Andere Maisherbizide würden die Bohne schädigen. Wegen der „schwierigen“ Unkrautkontrolle sind Standorte mit eher niedrigem Unkrautdruck zu empfehlen. Spätunkräuter treten übrigens selten auf: Wegen der Beschattung bekommen die Unkräuter keinen Keimreiz.


Ein weiterer Vorteil der Stangenbohnen ist, dass sie als Leguminosen mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff (N) fixieren. Dabei kann eine zusätzliche Impfung hilfreich sein. In einem Düngeversuch testete die LWK Niedersachsen 2018 das Gemenge aus KWS Figaro und der Stangenbohne WAV 512. Das Ergebnis: Ein Düngeabschlag von 20 bis 30 kg/ha im Vergleich zu einem reinen Maisbestand ist möglich. Dr. Frank Höppner sieht eine geringe N-Düngung als notwendig an. Zu viel darf es aber auch nicht sein. Denn sonst ziehen die Bohnen den Stickstoff aus dem Boden, statt ihn selbst zu fixieren.


Tipps zum Förderrecht


Die zusätzliche Kultur im Mais bringt auch einen Mehrwert in Sachen Biodiversität. Vor allem zur Blüte der Stangenbohnen sind viele Insekten in den Beständen zu beobachten. Wie genau sich das Gemenge u.a. auf den Bruterfolg von Bodenbrütern auswirkt, untersucht seit diesem Jahr ein Projekt unter der Leitung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen.


Im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen (AUM) ist der Anbau von Mais und Bohnen in Mischkultur zumindest in NRW als „Vielfältige Fruchtfolge“ anerkannt. Dann müssen aber mindestens 25% Bohnenanteil im Saatgut sein. Zudem hat das Gemenge in einigen Bundesländern auch einen eigenen Code im Flächenantrag. Ein Probeanbau von Mais und Stangenbohnen kann sich demnach lohnen!


friederike.mund@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.