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Mais: Tipps gegen Vogelfraß und Fritfliege

Lesezeit: 7 Minuten

Weil Mesurol fehlt, nimmt die Gefahr von Vogelfraß im Mais zu. Letztes Jahr schädigten auch die Larven der Fritfliege die Bestände verstärkt. Wie die Wirkung alternativer Beizen zu beurteilen ist und welche Rolle pflanzenbauliche Maßnahmen nun spielen, lesen Sie nachfolgend.


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Schon zur Maisaussaat 2020 standen Beizen mit den Wirkstoffen Thiram und Methiocarb (Mesurol) nicht mehr zur Verfügung. Regional hatte dies im letzten Frühjahr erhebliche Vogelfraßschäden zur Folge. Dass sich diese mit dem Wegfall der bewährten Beizmittel in Verbindung bringen lassen, konnte man eindeutig beobachten. Gleichzeitig waren auch Schäden durch Larvenfraß der Fritfliege in den Maisbeständen zu finden.


Während ein fungizider Schutz gegen Auflaufkrankheiten als Alternative zum Thiram auf Basis von Metalaxyl (Redigo M) bzw. Metalaxyl-M (Maxim XL, Maxim Quattro) und anderen Produkten aktuell noch gewährleistet ist, fehlt nun ein systemisch wirkender insektizider Beizschutz, insbesondere gegen Fritfliegen. Mesurol konnte diesbezüglich in der Regel mit ausreichenden Wirkungsgraden überzeugen. Vor allem aber kam es auch wegen der vogelvergrämenden Wirkung zum Einsatz. Schätzungsweise waren in Nordwestdeutschland bis 2019 ca. 75% aller Saatgutpartien mit Mesurol gebeizt. In Ostdeutschland lag dieser Anteil laut des Deutschen Maiskomitees (DMK) mit ca. 25% deutlich niedriger.


Sind Korit und Co. eine Alternative?


Als alternative Vergrämungsmittel werden seit 2020 verstärkt Zusatzbeizen auf Basis des Wirkstoffs Ziram angeboten (z.B. Korit 420 FS oder Duvitt). Die Beizquote mit diesen Produkten erreicht momentan aber bei Weitem nicht das Niveau von Mesurol. Das liegt vermutlich zum einen an der fehlenden insektiziden Wirkung bei vergleichbaren Kosten. Zum anderen aber auch daran, dass sich Praxis und Beratung wegen der neuen Zulassungssituation erstmalig wieder intensiver mit dem Thema Maisbeizung beschäftigen müssen, während Mesurol über Jahrzehnte oftmals standardmäßig geordert wurde. Nach den Fraßschäden im vergangenen Jahr ist davon auszugehen, dass zur anstehenden Aussaat vermehrt auch Saatgut zum Einsatz kommt, das wegen der vogelvergrämenden Wirkung mit Ziram-Zusatzbeizen ausgestattet ist.


Doch wie ist die Leistung von Korit und Co. zu bewerten? Während aus Österreich von guten Repellenteffekten des Zirams berichtet wird, konnten diese Zusatzbeizen bei uns in Deutschland in 2020 nicht immer überzeugen – zumindest nicht in Bezug auf Schäden durch Krähen und Dohlen. Denn: Fraßschäden bis hin zum Teilumbruch waren auch auf Flächen zu finden, die mit Ziram-behandeltem Saatgut bestellt wurden. Ähnlich wie bei Mesurol ist – wenn überhaupt – eher eine Verdrängung des Vogelfraßes hin zu Flächen mit unbehandeltem Saatgut zu erwarten. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn die Vögel die ungebeizten Flächen auch finden. Die vergrämende Wirkung des Mesurols dürfte in der Vergangenheit durch die Kombination mit Thiram gesteigert worden sein.


So sind andere Beizzusätze zu bewerten


Ein gewisser Repellenteffekt gegenüber Fasane wird auch von der Maisbeize Maisguard erwartet, das allein schon durch die blaue Färbung auffällt. Allerdings sind Effekte im Versuchswesen nur schwer zu bestätigen, da sich der Vogelfraß bei Freilandversuchen nicht steuern lässt. Bei Maisguard, das schwerpunktmäßig an Sorten im Vertrieb der Firma L. Stroetmann und an einzelnen Caussade-Sorten angeboten wird, handelt es sich nicht um ein Pflanzenschutzmittel. Ähnliche Produkte, die unter dem Begriff Biostimulanzien angeboten werden, sind auch von anderen Anbietern im Markt.


Oftmals bieten die Züchter/Händler diese Produkte in Kombination mit Korit und zusätzlichen Nährstoffbeizen unter verschiedenen Eigennamen an. Wichtig ist, diese Mittel nicht als Ersatz für Mesurol zu sehen, da sie keine insektizide Wirkung aufweisen. Entsprechende Produkte sollen vielmehr das Wurzelwachstum fördern und die Widerstandskraft der jungen Pflanze gegenüber abiotischen Stress wie z.B. Trockenheit verbessern. Angebeizte Nährstoffe – meistens Phosphor-/Zinkverbindungen – sollen dabei temporären Nährstoffmangel überbrücken.


In ersten Versuchen der norddeutschen Landwirtschaftskammern waren diese Effekte bislang nicht zu beobachten. Das kann aber unter schwierigen Wachstumsbedingungen und auf Flächen, auf denen sich der Mais in einem eher schlechten Zustand befindet, unter Umständen anders aussehen. Der Praxis muss aber klar sein, dass sich ackerbauliche Mängel in der Regel nicht durch Biostimulanzien, Nährstoffbeizen oder die Sortenwahl kompensieren lassen.


Legen Sie Noch mehr Wert auf die Bodenbearbeitung


Um Schäden durch Vogelfraß und Fritfliegenbefall in dieser Saison möglichst gering zu halten, sollte man ackerbaulich alles unternehmen, um zügige Feldaufgänge und eine problemlose Jugendentwicklung zu fördern. Ziel muss es sein, dass die jungen Maispflanzen die für Vogelfraß und Fritfliegenbefall kritische Phase bis zum 4-Blattstadium möglichst schnell durchwachsen.


Das beginnt damit, dass die Ackerböden hinsichtlich Humusgehalt, ph-Wert und Nährstoffversorgung in einem möglichst optimalen Zustand gehalten werden. Insbesondere nach Wintern ohne nennenswerte Frostgare ist darauf zu achten, dass Ober- und Unterboden für den Mais gut zu durchwurzeln sind. Passen Sie die Bodenbearbeitung gegebenenfalls an: Wo z.B. gepflügt wird, sollte nach einer Winterfurche auf schweren Böden eine flache Bodenbearbeitung auf Ebene des Saathorizontes erfolgen. Wer tiefer arbeiten muss, um Wirtschaftsdünger einzuarbeiten oder auch nach Frühjahrsfurche auf leichteren Böden, sollte unbedingt auf eine ausreichende Rückverfestigung achten.


Wichtig ist zudem, die Körner auf einen festen, feuchten Saathorizont abzulegen. Die Ablagetiefe sollte – abhängig vom Boden und der Bodenfeuchte – bei 4 bis 6 cm liegen. Eine ausreichende Abdeckung mit Feinerde sichert dann nicht nur den Feldaufgang ab, sondern schützt Korn und Keimling auch besser vor Vogelfraß – ganz im Gegensatz zu Saatkörnern, die unter einzelnen groben Kluten liegen.


Sollte es nach der Aussaat sehr trocken sein, kann insbesondere bei klutigem Saatbett ein Arbeitsgang mit einer Ringelwalze sinnvoll sein. Das erschwert es den Vögeln zusätzlich, die Körner zu erreichen.


Säen Sie nicht zu früh


Um die Zeit zwischen Aussaat und dem Durchwachsen der kritischen Phase über das 3- bis 4-Blattstadium hinaus so kurz wie möglich zu halten, kommt dem Aussaattermin eine zentrale Bedeutung zu. Ist der Boden wegen eines zu frühen Termins zu kalt, kann sich der Feldaufgang über 4 Wochen und mehr in die Länge ziehen. Zwar kommt es immer öfter schon vor Mitte April zu ausgeprägten Warmphasen, die vor allem auf leichten Böden zügige Feldaufgänge nach 8 bis 10 Tagen ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass die Entwicklung im Auflaufen oder in der Jugendentwicklung durch Kältephasen ins Stocken gerät, ist bei Frühsaaten deutlich höher. Im Extremfall ist der Mais dann – wie in 2020 – beginnend mit der Aussaat über viele Wochen für Vögel interessant.


Dazu kommt Folgendes: Das Ausmaß der Schäden durch Vogelfraß kann nicht nur durch das lange Zeitfenster deutlich größer ausfallen. Darüber hinaus dürfte die längere Zeitspanne gewisse Lerneffekte bei den Vögeln fördern, was die „Produktivität“ bei der Korn- und Keimlingsvernichtung offensichtlich steigert.


Auch die Schäden durch Fritfliegen fallen bei verzögerten Feldaufgängen größer aus. Denn während die Larven den Mais bei zügigem Wachstum in der Jugend allenfalls latent schädigen, können sie in Phasen der Wachstumsstagnation bis zum Vegetationspunkt der jungen Pflanzen vordringen und den Haupttrieb zerstören. Den Ertragsausfall kann der Mais nicht durch eine stärkere Seitentriebbildung kompensieren.


Fazit: Vor dem Hintergrund dieser Zusammenhänge und des eingeschränkten Beizschutzes sind Frühsaaten – wie sie sich vielerorts etabliert haben – aktuell sehr kritisch zu bewerten.


matthias.broeker@topagrar.com

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