Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Mit dem Rotorwiper richtig gegen Ampfer vorgehen

Lesezeit: 7 Minuten

Die Ampferbekämpfung mit dem Rotowiper gelingt nur, wenn Sie ihn richtig einsetzen. Worauf es dabei ankommt, erklärt Dr. Anton Mittnacht, Pflanzenschutzdienst Stuttgart. Der Hitzesommer 2003 hat auf Grünland Kahlstellen und Lücken hinterlassen. Dort machen sich nun unerwünschte Pflanzen breit. Bei massivem Besatz mit Ampfer und anderen Wurzelunkräutern sind nachhaltige Probleme zu erwarten. Denn bei Grünlandfördermaßnahmen sind Flächen-, zum Teil sogar auch Einzelpflanzenbehandlungen zur chemischen Unkrautbekämpfung verboten. Sind Einzelpflanzenbehandlungen erlaubt, bietet der Rotowiper gute Chancen, Einzelpflanzen gezielt zu bekämpfen. Auf vielen Wiesen und Weiden ist der Stumpfblättrige Ampfer das Problemunkraut Nummer 1. Als Lichtkeimer besiedelt er vor allem lückige Grasnarben. Mit seinen kräftigen Pfahlwurzeln und großen Blättern entwickelt er sich innerhalb kürzester Zeit zu einem massenwüchsigen Platz- und Nährstoffräuber. Er verdrängt wertvolle Wiesengräser und -kräuter. Folge: Ertragsund Qualitätsverluste beim Grundfutter. Schadensschwelle liegt bei einer Pflanze pro 2 m2 Aufgrund seines ergiebigen Samenpotenzials und der langen Lebensdauer der Samen verseucht der Ampfer die Flächen auf Jahre hinaus. Werden die Flächen durch Bewirtschaftungsfehler und mechanische Verletzungen strapaziert, gewinnt der konkurrenzstarke Ampfer besonders schnell die Oberhand. Die wirtschaftliche Schadensschwelle ist daher bereits bei einer Pflanze pro 2 m2 bzw. 5% Ertragsanteil überschritten. In Baden-Württemberg sind beispielsweise im Rahmen der Grünlandförderung des MEKA-Programmes Einzelpflanzenbehandlungen mit zugelassenen Herbiziden uneingeschränkt erlaubt. Dafür stehen verschiedene gut wirksame Herbizide zur Verfügung, die entweder manuell mit Rückenspritzen bzw. Dochtstab oder maschinell mit dem Rotowiper ausgebracht werden können. Auch das "Ampferstechen" ist eine wirksame, mechanische Bekämpfungsmöglichkeit. Die Einzelpflanzenbekämpfung wird bevorzugt in folgenden Fällen durchgeführt: bei beginnender Ampferverseuchung, auf kleinen Flächen mit geringem Ampferbesatz, zur Nachbehandlung bei Wiederbesiedlung mit Ampfer. Da die Verfahren mit Ausnahme des Rotowipers relativ arbeitsaufwändig sind, werden sie meist nur während der arbeitsärmeren Zeit durchgeführt. Bei einem Besatz von 0,5 Ampferpflanzen/m2 beträgt der Arbeitszeitbedarf mit der Rückenspritze ca. 6 bis 7 Stunden/ha und beim Streichstabverfahren sogar 12 bis 14 Stunden/ha. Mit steigendem Ampferbesatz und Grünlandanteil nimmt der Arbeitsaufwand zu, so dass vor allem viehstarke Betriebe wegen angespannter Arbeitswirtschaft rasch an Grenzen stoßen. Ein Problem für Betriebe mit steilen Grünlandflächen ist, dass es hier keine Alternative zu den arbeitsaufwändigen Bekämpfungsverfahren gibt. Nimmt der Ampfer überhand, ist damit eine nachhaltige Ampferbekämpfung nicht mehr möglich. Selektiv und schlagkräftig Dagegen lassen sich mit dem Rotowiper die Unkräuter selektiver bekämpfen, die Schlagkraft ist wesentlich höher und die Ausbringung ist abtriftfrei. Die Geräte sind meist auch im Rahmen von Grünlandförderprogrammen zur selektiven Ampferbekämpfung zugelassen. Bei sachgemäßem Einsatz haben sie sich als praxistauglich und leistungsfähig erwiesen. Die Geräte sind als Schlepperanbaugeräte in verschiedenen Arbeitsbreiten von 1,80 m bis 4,5 m verfügbar. Je nach Gerätetyp lassen sie sich gezogen am Heck oder an der Fronthydraulik anbauen. Neu ist die Art der Ausbringung von Herbiziden. Sie funktioniert wie folgt: Als Streichelement dient eine mit Synthetikgewebe überzogene, rotierende Walze. Das Herbizid-Wasser- Gemisch wird mit einer regulierbaren Pumpe und Düsen bedarfsgerecht auf die Walze gesprüht und während der Überfahrt auf alle überständigen Einzelpflanzen aufgetragen. Da sich die Walze entgegen der Fahrtrichtung dreht, wird das zu bekämpfende Unkraut besonders intensiv benetzt und ein Abtropfen verhindert. Die Höhe der Walze lässt sich über die Schlepperhydraulik regulieren. Grundsätzlich lassen sich mit dem Rotowiper alle, bevorzugt jedoch selektiv wirkende Grünlandherbizide ausbringen. Gute Erfahrungen zur Ampferbekämpfung wurden mit Harmony und Starane 180 vor allem dann gemacht, wenn der Ampfer deutlich über den Grünlandbestand hinausragte. Welche Aufwandmengen wirken gegen Ampfer? Der Pflanzenschutzdienst hat dieses Verfahren zur Einzelpflanzenbehandlung in einem Versuchsprogramm auf mehreren Standorten geprüft. Mit dem Rotowiper (Arbeitsbreite 1,80 m, Heckanbau) wurden im Spätsommer 2001 gestaffelte Aufwandmengen von 2,5 bis 10 g Harmony bzw. 0,2 l bis 0,4 l Starane 180 in jeweils 10 l Wasser eingesetzt und mit praxisüblichen Flächenbehandlungen (30 g/ha Harmony bzw. 2 l/ha Starane 180 in 300 l pro ha Wasser) verglichen. Der Ampferbesatz lag in der unbehandelten Kontrolle jeweils deutlich über der wirtschaftlichen Schadensschwelle. Die gegen Stumpfblättrigen Ampfer erzielten Wirkungsgrade lassen sich wie folgt zusammenfassen: Harmony wirkt mit Aufwandmengen von 5 bis 7,5 g Harmony je 10 l Wasser hinreichend. Bei Starane 180 sind 0,3 bis 0,4 l je 10 l Wasser zu empfehlen. Durch Flächenbehandlung wird eine bessere Ampferwirkung erzielt. Nachbonituren im Folgefrühjahr bestätigen eine gute Dauerwirkung gegen Ampfer. Nachhaltige Schäden an Wiesengräsern oder Klee wurden nicht festgestellt. Die Flächenbehandlung hat im Vergleich zum Rotowiper wegen der "höheren Trefferquote" besser abgeschnitten. Deshalb ist es wichtig, dass bei hohem Ampferbesatz mehrfache Nachbehandlungen eingeplant werden, um auch neu aufgelaufene oder bei der vorherigen Überfahrt unterständige Ampferpflanzen auszuschalten. Bedingungen für den erfolgreichen Einsatz Wichtigste Voraussetzung für den erfolgreichen Rotowiper-Einsatz ist, dass die Ampferpflanzen ca. 10 bis 15 cm über den Grünlandbestand hinausragen. Sie sollten daher mit der Ampferbekämpfung bei noch relativ geringem Besatz möglichst vor Erreichen der wirtschaftlichen Schadensschwellen beginnen. Das optimale Stadium ist erreicht, wenn der Ampfer genügend Blattmasse (große Blattrosette, aber noch keine Samentriebe) gebildet hat. Das unterschiedliche Längenwachstum von Gräsern und Ampfer ist bei Anwendung nach dem 2. Schnitt oder nach Trockenphasen im Spätsommer eher gewährleistet als bei Frühjahrsanwendung. Ideal ist der Rotowiper-Einsatz nach Weidenutzung, da dann der Unterschied der Wuchshöhe von Unkraut und abgegraster Wiese größer ist. Für die Mittelwahl werden vorrangig selektiv wirkende Grünlandherbizide, wie z. B. Harmony, Starane 180 oder Tomigan, empfohlen. Taufeuchte, nasse Bestände sollten nicht behandelt werden. Gerade erst abgetrocknete Pflanzen haben dagegen eine noch weiche Wachsschicht und nehmen den Wirkstoff besser auf. Wüchsige Witterungsbedingungen unterstützen die Wirkung. Der Rotowiper lässt sich einsetzen, solange die Pflanzen wachsen. Glyphosathaltige Herbizide, wie z. B. Roundup, können zwar angewendet werden. Doch aufgepasst! Wird die Walze des Rotowipers nicht hoch genug eingestellt, schädigt dieser Wirkstoff auch erwünschte Pflanzen. Um dies zu vermeiden, werden die blattaktiven Spezialherbizide bevorzugt. Achten Sie darauf, dass die Walze ausreichend benetzt ist. Je stärker die Verunkrautung ist, umso mehr muss die Walze mit Streichlösung benetzt werden. Um die Befeuchtung besser überprüfen zu können, hat sich der Zusatz eines Schaumbildners (z. B. 0,2 l eines Geschirrspülmittels in 10 l Wasser) bewährt. Dies lässt sich vom Schlepper aus gut kontrollieren und durch Betätigen der Düsen regulieren. Vermeiden Sie unbedingt, dass die Anstreichwalze übersättigt wird, damit keine Abtropfverluste auftreten. Bei ordnungsgemäßer Anwendung ist der Verbrauch an Herbizid-Wassergemisch mit ca. 15 bis 20 l/ha, je nach Ampferbesatz, sehr sparsam. Setzen Sie nur so viel Spritzbrühe an, wie Sie am selben Tag benötigen, um das Restmengenproblem zu minimieren Schlepper mit schmaler Bereifung und eine Fahrgeschwindigkeit von maximal 5 bis 6 km/h wirken sich auf die Arbeitsqualität positiv aus. Nach vorliegenden Erfahrungen hat sich der Rotowiper zur Einzelpflanzenbehandlung als praxistauglich und leistungsfähig erwiesen. Er ist somit für die Unkrautregulierung in Betrieben mit hohem Grünlandanteil besonders geeignet. Aus Kostengründen und wegen der sicheren Handhabung eignet sich das Gerät für den überbetrieblichen Einsatz, z. B. im Rahmen von Maschinengemeinschaften. Wichtig ist, dass der Fahrer praktische Erfahrungen im Umgang mit dem Rotowiper hat. Den Bekämpfungserfolg absichern Ampferprobleme lassen sich nicht allein durch Herbizidmaßnahmen in den Griff bekommen. Der Erfolg stellt sich nur dauerhaft ein, wenn alle Maßnahmen, wie zum Beispiel sachgerechte Grünlandpflege und Herbizideinsatz, aufeinander abgestimmt werden. Bewirtschaftungsfehler sind die Hauptursache für Ampferprobleme. Ampfersamen sind Lichtkeimer. Hauptziel muss daher eine lückenlose Grasnarbe sein, um ständiges Neuauflaufen von Samen zu verhindern. Die Abwehrmaßnahmen sind dann erfolgreich, wenn es durch geeignete Über- oder Nachsaat und P-K-Ausgleichsdüngung gelingt, Lücken in der Grasnarbe rasch wieder zu schließen. Die Bekämpfung von einzelnen Ampferstöcken ist eine Daueraufgabe.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.