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Mit der Sojabohne Fruchtfolgen entlasten

Lesezeit: 9 Minuten

Die Leguminose aus GVO-freiem, regionalen Anbau ist immer gefragter, passt auf etliche Standorte und bringt durchaus gute Erträge. Hier die Kniffe beim Anbau des „Aufsteigers“.


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Die Sojabohne gehört zu den neuen Aufsteiger-Kulturen der letzten fünf Jahre. Die wärmeliebende Pflanze kann in Gunstlagen Erträge von bis zu 5 t/ha und auf Grenzstandorten bis zu 4 t/ha bringen – das wissen wir spätestens seit dem Rekordjahr 2017.


Als hochwertiges Produkt besticht die Sojabohne zudem mit einem qualitativ gutem, 40%igem Eiweißgehalt und 20% Öl. Das bringt in der Lebens- und Futtermittelindustrie gute Vermarktungsmöglichkeiten, die durch die stetig steigende Nachfrage nach GVO-freien Lebensmitteln (Milch- und Fleischprodukte) gesichert sind. In Deutschland können wir GVO-freies „regionales“ Soja anbieten, im Gegensatz zum Import-Soja aus Süd- und Nordamerika.


Steigende Anbaufläche


Zum Aufstieg der Sojabohne hat auch das Greening beigetragen. Bis Ende 2017 ließ sich die Bohne als ökologische Vorrangfläche (ÖVF) mit dem Faktor 0,7 anrechnen. Dies sorgte in allen EU-Ländern für steigende Anbauflächen. Das Pflanzenschutzmittelverbot in ÖVF beeinflusste den EU-weiten Anbau nicht negativ – auch wenn die Kultur dadurch trotz des Faktors von 1,0 als Greening-Alternative uninteressant ist.


Innerhalb der EU gehört Deutschland zu den kleinen Sojabohnen-Anbauländern. Auch wenn die Fläche in den letzten sechs Jahren von etwa 2000 ha auf 28000 ha anstieg. Die gute Ernte 2017 machte die Kultur attraktiv. In diesem Jahr rechnet man mit über 30000 ha. Das sind laut Julius Kühn-Institut und Sojaförderring jedoch nur 4% der potenziellen Anbaufläche: Auf bis zu 780000 ha sei der Sojaanbau in Deutschland nach ihren Erkennnissen möglich. Eine Karte dazu haben wir für Sie bereitgestellt: www.topagrar.com/sojaanbau2019.


Aus ackerbaulicher Sicht kann Soja die Fruchtfolgen entlasten. Am sinnvollsten lässt sie sich statt spätem Weizen in eine Fruchtfolge mit Körnermais und/oder Rüben einbauen. Ertragsstarke späte Körnermaissorten und spät gerodete Rüben können somit ihr volles Ertragspotenzial ausschöpfen. Auch intensive Kartoffel- und Maisfruchtfolgen profitieren, z.B. von mehr verfügbarem Phosphat. Denn Soja schließt Kalziumphosphate, „veraltertes P“, gut auf.


Da passt die Bohne hin


Doch nicht jede Sojabohne passt auf jeden Standort (siehe Übersicht). Bei der Standortwahl müssen Sie vor allem die Temperatursumme (min. 1450°C bei Basis 6°C), Strahlung und Tiefsttemperaturen von Ende Juni bis Mitte Juli berücksichtigen. Spätfröste von -3 bis -6°C im Mai halten Sojabohnen in der Jugend gut aus – besser als Mais. Kritisch wirken aber während der Blüte im Juni und Juli niedrige Temperaturen von unter 10°C. Dann kommt es je nach Länge der Kältephase zu Blütenverlusten.


Wichtig für den Anbau ist eine hohe Einstrahlung beim Feldaufgang und in der Blüte. Vor allem im Westen und Nordwesten dürfte die niedrige Strahlung die Erträge begrenzen und den Anbau teils ausschließen. In den höheren Lagen der Mittelgebirge kann die höhere Strahlung zum Teil niedrige Temperaturen kompensieren, sodass der Anabu möglich ist.


Diese Standorte sind ideal:


  • schnell erwärmbare Böden (zügiger Feldaufgang und Jugendentwicklung),
  • steinfreie Böden (wegen der niedrigen Druschhöhe),
  • strukturstabile Böden (neigen weniger zum Verschlämmen, guter Gasaustausch),
  • Böden mit hoher Wasserspeicherung und/oder Niederschlägen im Juli/August bzw. mit Beregnung,
  • Flächen mit guter Nährstoffversorgung (K, P, Ca, S und Spurenelemente)
  • und Südhänge.


Gekonnte Sortenwahl


Das wichtigste Merkmal für die Sortenwahl ist die Reife. Sojabohnen sollte man bis Ende September geerntet haben. Denn Termine im Oktober sind mit einem erhöhten Regen-, Tau- und Nebelrisiko verbunden. Bei hoher Luftfeuchtigkeit saugen sich die Körner schnell mit Wasser voll. Zudem konkurriert eine späte Ernte im Oktober mit einer rechtzeitigen Wintergetreidesaat.


Die hohe Kunst der Sortenwahl ist es, die späteste Sorte mit noch sicherer Abreife zu wählen. Bei einem erstmaligen Anbau empfiehlt es sich, auf sicher reifende Sojasorten zu setzen. Auf einer Teilfläche können Sie auch eine spätere Sorte anbauen, um Erfahrungen zu sammeln. Das Ertragspotenzial von späten Reifegruppen ist höher. Passen Sie daher die Sortenwahl an die Bedingungen in Ihrer Region an (siehe Übersicht auf Seite 93).


Auf feuchten Standorten sind eine hohe Standfestigkeit und wenig krankheitsanfällige Pflanzen gefragt. Sklerotinia ist meist kein Risiko. Der Schadpilz kann aber in Rapsfruchtfolgen und bei feuchtem Wetter in der Blüte infizieren. Die Gefahr ist zu Beginn der Blüte (Mitte bis Ende Juni) am höchsten. Weniger anfällig für Sklerotinia sind Sorten wie Sirelia (Grenzlagen) bzw. ES Mentor, RGT Siroca und Atacama.


Auf sich langsam erwärmenden, kalten Böden sind Sorten mit einer zügigen Jugendentwicklung wie Obelix, Sculptor und Merlin, zu bevorzugen. Für Standorte mit häufig kühlen Temperaturen von unter 10°C während der Hauptblüte Ende Juni kommen Sorten wie Merlin und Lissabon in Betracht, die eine höhere Kältesumme aushalten.


Auf Grenzstandorten schnitt unter trockenen Bedingungen Obelix im Vergleich zu Merlin in den letzten Jahren regelmäßig besser ab. Auch die etwas späteren 000-Sorten Solena, ES Comandor, SY Livius und Acardia sowie die 00-Sorten Atacama, Sigalia, ES Mentor, Coraline und RGT Siroca sind für trockene Bedingungen gut geeignet. Charakteristische Merkmale ausgewählter Sorten haben wir für Sie online zusammen gestellt unter: www.topagrar.com/sojaanbau2019


Der optimale Saattermin


Bei der Bodenbearbeitung zur Sojabohne kommt es hierauf an:


  • Eine gute Bodenstruktur ohne Störschichten sichert die Nährstoff- und Wasseraufnahme und fördert die Knöllchendichte und -aktivität. Böden, die zu Verschlämmung neigen, sollte man pfluglos bearbeiten und/oder vor der Saat kalken (z.B. mit 200 bis 400 kg/ha gekörntem Branntkalk).27


  • Eine ebene Bodenoberfläche minimiert Druschverluste.28


Die Sojabohne als Kurztagpflanze reagiert – wie Mais – positiv auf kürzere Tage beim Feldaufgang. Das fördert


  • eine längere Anlagephase (erhöht die Hülsenzahl),
  • einen früheren Blühbeginn (höheres TKG) und
  • eine bessere Verzweigung (mehr Hülsen).


Der Tageslängeneffekt macht sich vor allem bei späten Sorten (Reifegruppe 0 und 00) bemerkbar. Kalkulieren Sie bei Frühsaaten Risiken, wie z.B. einen langsamen Feldaufgang wegen Kälteeinbruch, immer mit ein. Ein zügiger, gleichmäßiger Feldaufgang ist wichtiger als ein früher Saattermin. Sobald anhaltend Bodentemperaturen von über 10°C im Saathorizont zu erwarten sind, können Sie mit der Aussaat beginnen.


Weil viele Anbauer das Kompensationsvermögen der Sojabohne unterschätzen, sind die Saatstärken mit 70 Körnern/m2 häufig zu hoch. Die frühen 000- und 00-Sorten verzweigen im Vergleich zu späten 0- bis I-Sorten weniger. Das hängt aber nicht immer nur mit der Sorte, sondern auch mit dem Standraum der Pflanze zusammen. Mehr Platz in der Jugend führt zu einer besseren Belichtung des unteren Sprossteils, das fördert wiederum den Ansatz von Verzweigungen. Sorten, die weniger gut verzweigen, gleichen das über mehr Hülsen je Sprossknoten aus. Auf diese Weise kann Soja in der Blüte einiges kompensieren.


Sichere Einzelkornsaat


Um die Konkurrenz zwischen den Pflanzen in der Reihe durch „Häufchenbildung“ gering zu halten, bestellt man Sojabohnen am sichersten in Einzelkornsaat (EKS). Dazu bieten sich Reihenweiten von 37,5 bis 45 cm an. Die Vor- und Nachteile der EKS entnehmen Sie dem Kasten auf Seite 95.


Der Abstand der Körner in der Reihe sollte 6 bis 9 cm betragen. Je besser die Keimbedingungen und je später die Sorte, desto größer kann der Abstand sein. So ergeben sich je nach Pflanzenabstand Saatstärken in Höhe von 35 bis 55 Körner/m2. Am besten geht man mit Soja wie mit Mais um: Einzelpflanzen-Optimierung ist das Ziel!


Faktor Saatgutqualität


Stimmt die Saatgutqualität nicht, kann es zu erheblichen Pflanzenausfällen kommen. Die Hersteller liefern in der Regel Saatgut mit ausreichender Keimfähigkeit. Trotzdem kommt es oft zu Auflaufverlusten von 30 bis 60%. Die Ursache hierfür liegt im Umgang. Je öfter das Saatgut bis zur Aussaat bewegt wird, desto größer ist die Gefahr, die Keimschale zu beschädigen. Die Bohnen keimen zwar, bei schlechten Auflaufbedingungen fehlt den Pflanzen aber die Triebkraft.


Besonders gefährlich für die Schale sind Förderschnecken und Betonmischer (Impfen). Aber auch an den Dosierorganen der Sämaschinen kann sich das Saatgut verletzen, wenn z.B. Bohnen zwischen den Dosierwalzen/-rotoren und den Hartgummilippen am Auswurf eingezwängt werden. Um das zu vermeiden, bieten Hersteller Streichbleche an, die das Saatgut in die Rotorfächer lenken. Kritisch ist auch, wenn die Bohnen im Verteilerdeckel bei der pneumatischen Dosierung aufprallen. Tipp: Aus einem alten Reifenschlauch einen Gummiflicken ausschneiden und einbauen.


Die Einzelkornsaat hat rein technisch gesehen durch das geringere Beschädigungsrisiko Vorteile. Eine zu hohe Sägeschwindigkeit von über 8 km/ha macht das aber zunichte.


In diesem Jahr rechnen wir mit einer schlechteren Saatgutqualität. Denn wegen der abrupten Abreife 2018 (Kornfeuchte unter 13%) erhöhten sich die Beschädigungen drastisch. Bereits im Dezember kam es zu Saatgutknappheit und die Mindestkeimfähigkeit wurde bei einigen Sorten auf 70% herabgesetzt. Achten Sie bei einer geringeren Saatgutqualität unbedingt auf optimale Auflaufbedingungen!


Ideales Impfen


Die Sojabohne benötigt wegen ihres hohen Proteingehalts viel Stickstoff (50 bis 60 kg N/ha je Tonne Kornertrag). Diesen deckt die Leguminose in der Regel mit Hilfe von Rhizobien (Knöllchenbakterien) und Stickstoff aus dem Boden (Nmin und Nmob). Liefert eine dieser N-Quellen nicht genug N nach, kann der Ertrag sinken. Ohne gebildete Knöllchen bricht er um bis zu 30% ein.


Auf Standorten mit einer hohen N-Nachlieferung aus dem Boden (über 3,0% Humus bei engem C/N-Verhältnis von unter 11) macht sich ein Ertragsausfall kaum bemerkbar. Auf schlechten Böden (unter 50 BP) und bei niedrigen Humusgehalten von unter 2% muss man bei fehlenden Knöllchen nachdüngen, mineralisch sind je nach Bundesland bis zu 60 kg N/ha möglich.


Um diesen zusätzlichen Dünger zu sparen, muss das Impfen ideal ablaufen. Erfahrungen und Versuche zeigen, dass flüssige Produkte (z.B. Rizoliq Top S) besser abschneiden als Torf-basierte (z.B. HiStick). Dies hängt unter anderem mit einer besseren Benetzung des Korns zusammen. Die Grundregeln beim Impfen entnehmen Sie der Checkliste.


Kalium wird häufig bei der Sojabohne vernachlässigt. Der Bedarf der Gesamtpflanze liegt mit 60 bis 70 kg K2O/ha sehr hoch. Eine schlechte Kali-Versorgung kann auch eine Ursache für die schlechte N-Fixierung der Knöllchen sein. Denn Kali-Mangel verringert die Assimilat-Lieferung aus dem Blattapparat an die Knöllchen und senkt damit die N-Fixierungsleistung.


Wenig Pflanzenschutz nötig


Die Sojabohne lässt sich bei uns mit relativ wenig Pflanzenschutzaufwand anbauen. Doch vor allem auf trockenen Standorten muss der Bestand unkrautfrei bleiben. Setzen Sie dafür im Vorauflauf z.B. 0,25 l/ha Centium + 0,3 l/ha Sencor Liquid + 0,7 l/ha Spectrum ein. Tritt später noch schwer bekämpfbarer Gänsefuß auf, können Sie diesen im frühen Stadium (2- bis 4-Blatt) mit dem Blattherbizid Clentiga nachbehandeln.


friederike.mund@topagrar.com

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