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Mit Sommerungen gegen Ackerfuchsschwanz

Lesezeit: 10 Minuten

Haben Sie Probleme mit verseuchten Ackerfuchsschwanz-Flächen? Dann sollten Sie ­überlegen, eine Sommerung in Ihre Fruchtfolge aufzunehmen. Warum sich das lohnt, zeigen neue Versuche aus Schleswig-Holstein.


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Die Resistenzen beim Ackerfuchsschwanz haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Da in den nächsten Jahren Herbizide mit neuen Wirkorten im Stoffwechsel dieses Ungrases nicht zu erwarten sind, werden ackerbauliche Alternativen zur Fuchsschwanz-Bekämpfung noch wichtiger.


Sommerung als Notnagel?

Eine Möglichkeit, den Ackerfuchsschwanz-Besatz zu verringern, ist die Spätsaat der Winterkulturen (siehe Kasten) und der Anbau von Sommerungen. Über unsere mehrjährigen Versuche in Schleswig-Holstein zur Wirkung der Spätsaat auf den Fuchsschwanz-Besatz haben wir bereits in top agrar 9/2015, Seite 82, berichtet. Wird es im Herbst zu nass, lässt sich die Spätsaat im ungünstigsten Falle nicht mehr durchführen. Dann muss man auf eine Sommerung ausweichen. Wer das Verfahren der Spätsaat praktiziert, muss dies in Kauf nehmen. Wer allerdings bei der Resistenzbildung bereits am Limit ist, hat nicht mehr viele Alternativen, wenn er weiter Weizen anbauen will.


Die Praxis nimmt dieses Verfahren bisher nur zögerlich an. Gerade auf schweren Standorten mit höherer Niederschlagswahrscheinlichkeit im Herbst ist man geneigt, nach der Grundbodenbearbeitung die Saatbettbereitung und Saat in einem Arbeitsgang durchzuführen. Aber die Konsequenz ist, dass die Masse des Fuchsschwanzes nach der Saat aufläuft. Dadurch ist der Selektionsdruck auf die Herbizide hoch.


Sommerungen haben zwar niedrigere Erträge als Winterungen. Allerdings ist der Aufwand, sie anzubauen, auch nicht so hoch. Sie neigen zu stärkeren jährlichen Ertragsschwankungen. Ihr Anbau bietet jedoch gute Möglichkeiten, den Ackerfuchsschwanz zu regulieren. Sie passen aber nicht auf alle Standorte. In Regionen, die regelmäßig unter einer ausgeprägten Vorsommertrockenheit leiden, gelingen sie nicht immer sicher. Oft sind das aber Standorte, die weniger unter Ackerfuchsschwanz leiden. Auf Standorte mit ausreichend Bodenfeuchte bzw. Niederschlägen im Frühjahr und Sommer passen sie hin.


Der Vorteil der Sommerungen liegt darin, dass vor der Saat Zeit genug ist, viel Ackerfuchsschwanz zu beseitigen. Die Sommerung muss dem Fuchsschwanz früh und schnell Konkurrenz bieten – oberirdisch und im Wurzelbereich. Wenn er im Frühjahr aufkommen will, muss sie bereits gut etabliert sein. Denn auf Resistenzstandorten gibt es nur noch wenige chemische Möglichkeiten, ihn zu bekämpfen.


Zeit zum Auflaufen:

Wie lässt sich die Zeit vor der Sommerung nutzen, den Fuchsschwanz zu regulieren? Nach der Ernte der Vorfrucht bleibt der Acker erst einmal liegen, damit die frisch ausgefallenen Samen ihre primäre Keimruhe beenden können. Den einen oder anderen Samen fressen auch Vögel, Käfer oder andere Tiere. Wenn es ausreichend trocken bleibt, kann ein flacher Striegelgang erfolgen, um aufgelaufenen Fuchsschwanz zu beseitigen oder sehr flaches Kreiseln, um dem frisch ausgefallenen Samen Bodenkontakt zum besseren Keimen zu geben. Auch soll dies Fuchsschwanz aus der Samenbank in den obersten 1 bis 2 cm Boden zum Auflaufen bringen. Hiermit hält man auch Ausfallgetreide oder Aufschlagraps und Unkräuter nieder.


Unter günstigen Bedingungen bei früh räumender Vorfrucht kann dies eventuell zweimal erfolgen. Es erzeugt mehrere Auflaufwellen und vernichtet diese wieder. Gegebenenfalls sollte man auf Problemstandorten das Stroh der Vorfrucht abfahren, da es tiefer eingearbeitet werden müsste als es zur Fuchsschwanz-Bekämpfung sinnvoll wäre. Man würde den Samen dabei vergraben. Andererseits hält sich unter Stroh die Feuchte besser in den oberen Zentimetern des Bodens.


In Marschen war das Striegeln in den letzten Jahren wegen starker Nässe im August oder September meist nicht möglich. Unter etwas trockeneren Herbstbedingungen ist es aber eine Option.


Die Grundbodenbearbeitung sollte auch vor Sommerungen im Herbst unter ausreichend trockenen Bodenbedingungen erfolgen. Das ist auf schweren Standorten, auf denen Fuchsschwanz bestens gedeiht, ohnehin vorteilhaft. Danach sollten Sie den Acker flach einebnen (z. B. Kreiselegge), damit der Samen gut keimen kann, und man die Sommerung im Frühjahr nur noch einzuschlitzen braucht (Vorsicht bei Verschlämmungsgefahr!). Der mit der Grundbodenbearbeitung wieder hochgerissene Samen hat beim Anbau einer Sommerung ebenfalls Zeit, im Herbst aufzulaufen und bleibt über Winter stehen.


Auf Standorten mit sehr hohem Besatz und Samenpotenzial im Boden kann sich im Spätherbst durchaus ein „Golfrasen“ aus Fuchsschwanz entwickeln. Dann ist es auf schweren Böden sinnvoll, ihn bereits im November, Dezember – offenes Wetter und Befahrbarkeit gegeben – mit Glyphosat zu bekämpfen. Andernfalls trocknet im Frühjahr der Boden unter der Fuchsschwanz-Matte erst spät ab.


Wenn man gepflügt hat, kommt danach in der Regel kein neuer Fuchsschwanz mehr bis zum Frühjahr hoch. Alternativ bekämpft man den Fuchsschwanz mit Glyphosat im Frühjahr ein paar Tage vor der Saat der Sommerung. Danach schlitzt man diese ein.


Welche Sommerungen?

Gut geeignet sind Sommerkulturen, die schnell und gut decken. Benötigen sie einen breiteren Reihenabstand, wie z. B. Mais und Rüben, sind sie keine sichere Option, Fuchsschanz zu bekämpfen. Denn anfangs entwickeln sie sich zu langsam und bieten ihm keine Konkurrenz. Leguminosen decken erst später im Frühjahr ab, sodass zumindest auf Standorten mit sehr hohem Samenvorrat im Boden das Ungras schneller auflaufen kann als die Ackerbohne oder Futter­erbse. Bodenherbizide für den Vor- oder den frühen Nachauflauf, die in diesen Kulturen zugelassen sind, und die auch den Fuchsschwanz bekämpfen würden, wirken selbst bei ausreichender Feuchte nicht 100 %ig.


Die anschließend im Nachauflauf erforderlichen blattaktiven Wirkstoffe versagen aber auf Flächen mit Fuchsschwanz-Resistenzen. Am ehesten sind Hafer, Sommergerste und schnell startende Sommerweizensorten mit breitem Blattapparat geeignet. Sie werden früh gesät und nutzen Bodenfeuchte aus dem Winter noch gut. Hafer werden zudem allelopathische Effekte (hemmende Wirkung) gegen Fuchsschwanz nachgesagt.


Aktuelle Versuche:

In Schleswig-Holstein läuft in Galmsbüll in der nordfriesischen Marsch und auf Fehmarn seit 2009/10 ein Großflächenprojekt zum Ackerfuchsschwanz. Im Folgenden stellen wir die Ergebnisse aus Galmsbüll vor.


Auf diesem Standort fallen 800 mm mittlerer Niederschlag, in den letzten Jahren waren es sogar bis zu 1 000 mm. Der Fuchsschwanz-Ausgangsbesatz war zu Beginn von der Vorfrucht her gering. Aus den Vorjahren war aber bekannt, dass ein gleichmäßig hohes Samenpotenzial im Boden schlummerte. Vor Projektbeginn wurde die Fläche jährlich gepflügt. Den Ackerfuchsschwanz-Besatz (Ähren/m²) vor der Ernte aus den sechs Versuchsjahren entnehmen Sie Übersicht 1.


In den ersten drei Jahren hat der Sommerweizen den Ackerfuchsschwanz bei Weitem nicht so extrem ansteigen lassen wie beim Winterweizen. Das gilt vor allem für Mulchsaaten. Das ist erstaunlich, da in dieser Variante der Grubber und kaum Herbizid eingesetzt wurde. Auch die Variante „Pflug früh“ mit Winterweizen hat den Fuchsschwanz-Besatz gut begrenzt.


Besatz steigt drastisch.

Wenn der Ackerfuchsschwanz gegenüber Atlantis resistent geworden ist und dieses Mittel nicht mehr wirksam eingesetzt werden kann, „explodiert“ der Besatz. Das zeigen die Werte (rote Punkte) der ersten drei Jahre.


Ein Ziel war, die Fläche in Galmsbüll zu sanieren. Durch den Rapsanbau in 2013 ließ sich der Besatz etwas reduzierden, obwohl ACCASE-Hemmer kaum mehr wirkten und der Raps schwer mit dem Fuchsschwanz zu kämpfen hatte. Kerb flo hatte aber fast eine 100 %ige Wirkung, und der kalte Winter tötete die wenigen überlebenden Ackerfuchsschwanz-Pflanzen ab. Nur in der flachen Mulchsaat ist der Besatz im Frühjahr 2013 explodiert (Auswinterung Winterraps). Zur weiteren Sanierung wurde auf der ganzen Fläche in der Folge Sommerung angebaut.


Durch die Sommerungen in 2014 und 2015 ist selbst in dem 2010 bis 2012 mangels Atlantis besonders verseuchten Bereich der Besatz in der Kultur sehr stark wieder zurückgegangen. Dort sind 2014 und 2015 also auch weniger neue frische Samen ausgefallen, um die Samenbank aufzufüllen.


Allerdings ist die Samenbank im Boden aus den Vorjahren noch gut gefüllt, da Samen in der Marsch einige Jahre keimfähig sind.


Warum die Sommerungen den Fuchsschwanz-Besatz drücken, zeigt Übersicht 2. Es lief im Herbst viel Fuchsschwanz auf – aus Samen der Vorfrucht und nach der Grundbodenbearbeitung auch aus dem Boden. In 2014 sah das Bild ähnlich aus. Hier regte das Kreiseln Mitte September weitere Samen aus der obersten Bodenschicht zum Keimen an. Da sich aber in der flachen Mulchsaat früh ein dichter Fuchsschwanz-Teppich bildete, ließ sich ab Mitte September einheitlich nur der Ungrasdeckungsgrad in Prozent erfassen (Übersicht 3, S. 62). Hier die wichtigsten Ergebnisse:


  • Je mehr Fuchsschwanz in den Vorjahren ausgefallen war, desto höher war der Besatz auf der Stoppel.
  • In den „Pflug“-Varianten war der Besatz geringer, in den „tiefen Mulchsaaten“ mittel und der „flachen Mulchsaat“ höher (vor allem in dem Streifen, in dem sie seit Herbst 2009 praktiziert wurde). Im Frühjahr wurde dieser Auflauf vom Glyphosat voll abgetötet. In der anschließend eingeschlitzten Sommerung kam dann nicht so viel neuer Ackerfuchsschwanz im Frühjahr hoch.


Es zeigt sich, dass die Überlegungen zur Sommerung keine blasse Theorie sind, solange Glyphosat wirkt und zugelassen ist! Als Fazit lässt sich daher festhalten: Sommerungen können den Ackerfuchsschwanz in der Kultur deutlich reduzieren, da die Masse der Pflanzen dann vor der Kultur aufläuft und sich vor der Saat beseitigen lässt.


Und die Erträge?

Für Galmsbüll liegen für die letzten Jahre keine Druschergebnisse vor, da die Bestände für die Biogasanlage gehäckselt wurden. Im Projekt auf Fehmarn standen 2015 Sommer- und Winterweizen nebeneinander. Auch hier war im Sommerweizen der Ackerfuchsschwanz-Besatz deutlich niedriger als in der Winterung. Der Weizen wurde gedroschen, sodass sich die Erträge vergleichen lassen. Die Ergebnisse sehen wie folgt aus:


  • Die Winterweizenparzellen erzielten im Mittel 105,0 dt/ha,
  • der Sommerweizen brachte im Mittel 85,6 dt/ha, also 81,5 % der Erträge des Winterweizens.


Um weitere Ergebnisse aus der Region zu gewinnen, haben wir für den Versuchsstandort Futterkamp in Schleswig-Holstein die Erträge der Winter- und Sommerweizen-Landessortenversuche aus vier Jahren gegenübergestellt. Danach brachte der Sommerweizen im Mittel 76 % der Winterweizen-Erträge. In der Marsch brachte er bei einem entsprechenden Vergleich 82 %. Dieser Vergleich ist zwar nicht streng wissenschaftlich, da etwas unterschiedliche Verrechnungssorten (und Marschstandorte) über die Jahre in die Daten eingeflossen sind. Aber eine Tendenz ist dennoch abzulesen. An anderen Standorten mit höherer Vorsommertrockenheit können die Sommerweizen-Erträge aber auch auf unter 60 % der Winterweizen-Erträge sacken.


Ausblick für die Praxis:

Aus den bisherigen Versuchen lässt sich Folgendes festhalten:


  • Mit Sommergetreide kann man den Fuchsschwanz-Besatz in der Kultur ackerbaulich reduzieren. Dabei sollte die Grundbodenbearbeitung im Herbst erfolgen. Den aufgelaufenen Fuchsschwanz sollte man mechanisch bekämpfen oder Glyphosat entweder im Spätherbst oder frühen Frühjahr einsetzen.
  • Danach muss man möglichst früh im Frühjahr einen dichten Sommergetreidebestand etablieren. Auf Standorten mit stärkerer Sommertrockenheit ist dies schwierig.
  • Glyphosat ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Verfahrens.
  • Es wäre für die Fuchsschwanz-Bekämpfung und für ein effektives Resistenzmanagement völlig kontraproduktiv, wenn Glyphosat die Zulassung verlöre! Denn eine mechanische Bekämpfung reicht auf vielen Ackerfuchsschwanz-Standorten witterungsbedingt oft nicht aus.
  • Beim Ertrag muss man Kompromisse eingehen. Wenn der Winterweizen aber infolge hoher Fuchsschwanz-Konkurrenz ertraglich stark absackt, ist eine Sommerung die sicherere Alternative. Der Aufwand ist deutlich geringer. Das ist gegenzurechnen.
  • Das Grundproblem – ein hoher Ackerfuchsschwanz-Samenvorrat im Boden auf Standorten mit hohem Besatz – ist aber auch bei diesem Verfahren nur langfristig zu lösen. Denn in jedem Jahr kann man nur den Samen aus den obersten 1 bis 3 cm zum Keimen bringen. Durch Pflug und Grubber holt man zwar alte Samen hoch, vergräbt aber auch neue wieder.
  • Wie lange es dauert, bis dieses Samenpotenzial im Boden abgebaut ist, bleibt an dieser Stelle offen. In 2016 wollen wir dies in Galmsbüll und auf Fehmarn noch einmal untersuchen. Zu optimistisch sollte man trotz allem nicht sein. Vor dem Zeitalter der Chemie gab es bei den Landwirten den Spruch: „Ein Jahr das Unkraut nicht gepackt – sieben Jahre wird gehackt“. Geduld ist also angesagt!

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