Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Mit Zwischenfrüchten gegen Trichodoriden und TRV

Lesezeit: 16 Minuten

Um die viröse Eisenfleckigkeit in Kartoffeln einzudämmen, ist neben der Zwischenfruchtart auch die Sortenwahl und vor allem die Feldhygiene wichtig – das zeigen die Ergebnisse eines Großprojekts.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wegen der zunehmenden Probleme mit der virösen Eisenfleckigkeit hat die LWK NRW in Kooperation mit dem Julius Kühn-Institut und den Kartoffelzüchtern das Projekt DEFENT-TRV durchgeführt, um darin Lösungen zur Bekämpfung zu erarbeiten (siehe auch top agrar 1/2021 ab Seite 62). Ein wichtiges Instrument gegen die Trichodoriden und dem Tobacco Rattle Virus (TRV) ist der gezielte Anbau von Zwischenfrüchten. Doch wie ist deren Wirkung einzuschätzen und welche Rolle spielt die Sortenwahl? Hat auch die Feldhygiene einen Einfluss?


DAs Großprojekt im Detail


Um diese Fragen zu klären, wurden im Projekt randomisierte Großparzellenversuche mit jeweils 20 Versuchsgliedern in 4-facher Wiederholung auf Befallsflächen in Neukirchen-Vluyn und Straelen (NRW) angelegt. Schwerpunktmäßig wurden die Wirkungen NRW-typischer Ölrettich- und Rauhafersorten sowie neuer Sorten und Stämme auf Trichodoriden und TRV getestet. Weiterhin erfolgte die Prüfung von Lein, Lupine, Sommerwicke, Gelbsenf, Alexandrinerklee und Ramtillkraut. Auf Zwischenfruchtmischungen wurde bewusst verzichtet, um die Effekte der einzelnen Zwischenfrüchte und Sorten differenzieren zu können. Da nicht immer alle Sorten/Stämme in jedem Jahr lieferbar waren, variierte der Versuchsplan innerhalb der drei Versuchsjahre.


Die Zwischenfruchtversuche wurden jeweils mit 80 kg/ha N angedüngt (nur in 2018/2019 wurde auf eine Düngung verzichtet). Als Kontrolle diente eine mehrfach gegrubberte Schwarzbrache. Im Versuchsjahr 2018/2019 wurden die Parzellen der Schwarzbrache allerdings wegen des hohen Unkrautdrucks (besonders Vogelmiere) mit Glyphosat behandelt und nicht gegrubbert.


Die Bodenprobennahme erfolgte – wie schon im Bodenmonitoring – durch den Dienstleister Kerkenpaß. Um die Besatzdichte an Trichodoriden zu ermitteln, wurde aus jeder Parzelle wenige Tage nach der Aussaat (Anfangsbefall) und jeweils im folgenden Frühjahr kurz vor dem Schlegeln der Zwischenfrüchte (Endbefall) eine Bodenprobe bis 90 cm Tiefe in drei Schichten (0 bis 30 cm, 30 bis 60 cm, 60 bis 90 cm) entnommen. An den zwei Probenahmeterminen im Herbst und Frühjahr wurde versucht, die Proben möglichst an denselben Entnahmeorten zu ziehen.


Die Anzahl an Trichodoriden/100 ml Boden wurde für jede einzelne Wiederholung/Parzelle getrennt nach den drei Bodenschichten mit dem Baermann-Verfahren bestimmt. Der Nachweis von TRV im Boden erfolgte über den Tabak-Fangpflanzentest mit anschließender molekularbiologischer Untersuchung (RT-PCR) der Tabakwurzeln. Dazu setzte man pro Wiederholung/Parzelle jeweils eine Mischprobe aus den drei Bodenschichten ein. Die Wirkungsgrade berechnete man jeweils aus dem Endbefall im Frühjahr und dem Anfangsbefall aus dem vorherigen Herbst.


Jeweils im Folgejahr wurde eine anfällige Kartoffelsorte quer zur Saatrichtung der vorjährigen Zwischenfruchtversuche gepflanzt (siehe Foto). Die Parzellengröße variierte von 1,5 bis 2,5 ha, weil die Pflege-, Spritz- und Beregnungstechnik der Landwirte zu berücksichtigen war. Um zudem genügend Platz zum Manövrieren beim Säen der randomisierten Parzellen zu haben, musste man die Versuchsanlage detailgenau für jede Fläche neu planen.


Nach der Kartoffelernte und einer Lagerphase von mindestens acht Wochen wurden 50 Knollen pro Parzelle geschnitten und auf viröse Eisenfleckigkeit bonitiert. Um die visuellen Bonituren zu bestätigen, erfolgte auch eine molekularbiologische (RT-PCR) Untersuchung der Kartoffelknollen auf TRV.


Weil die LWK NRW schon vor Projektbeginn Zwischenfrucht- und Kartoffelversuche am Standort Neukirchen-Vluyn angelegt hatte, ließen sich diese Großparzellenstreifenversuche mit 11 Varianten in 2-facher Wiederholung mit in die Berechnungen zur virösen Eisenfleckigkeit und zum Ertrag einbeziehen.


Ergänzend zu den Ergebnissen dieser Zwischenfrucht- und Kartoffelversuche werden im Folgenden auch Erkenntnisse aus dem Bodenmonitoring sowie aus den Wurzelprobenuntersuchungen dargestellt.


So Wirkten Zwischenfrüchte auf Trichodoriden…


In allen Versuchsjahren ließ sich eine sehr starke Streuung der Trichodoriden im Feld beobachten – die Parzellenwerte der einzelnen Versuchsglieder schwankten häufig enorm. Erschwerend kam hinzu, dass das eingesetzte Baermann-Verfahren für den Nachweis von Trichodoriden eher weniger geeignet ist (siehe Beitrag in top agrar 1/2021). Dennoch waren deutliche Trends erkennbar.


Die reduzierende Wirkung der Zwischenfrüchte hing von der Zwischenfruchtart, der Sorte, der Trichodoriden-Besatzdichte und von der Bodenfeuchte ab. Es ließen sich durchschnittliche Wirkungsgrade von 39,8% in 2016/2017, von 66,6% in 2017/2018 und von nur 0,4% in 2018/2019 erzielen. Dies ist wie folgt zu erklären: In 2016 gab es bei der Getreideernte technische Probleme, wodurch streifenweise Getreidekörner im Feld verblieben (siehe Foto auf Seite 75). Das aufgelaufene Ausfallgetreide diente den Trichodoriden als Wirtspflanzen, wodurch der Zwischenfruchteffekt deutlich geringer ausfiel als im Folgejahr 2017/2018. In 2018/2019 blieb der erwartete Zwischenfruchteffekt sogar gänzlich aus, weil sich die Trichodoriden sehr stark vermehrt hatten. Gründe hierfür waren auch die von Dezember 2018 bis März 2019 anhaltende hohe Bodenfeuchte (wassergesättigter Boden) und die moderaten Temperaturen.


Im Bodenmonitoring NRW (2016 bis 2019) ließen sich die meisten Trichodoriden/100 ml Boden je Fläche unter Gras (20,5) und Senf (14, nur eine Fläche) finden. Dann folgten Ölrettich (9,3), Grünroggen (7,3), Ölrettich + Rauhafer (5,5) und Spinat (5, nur eine Fläche). Die deutlich niedrigere Anzahl an Trichodoriden bei der Kombination Ölrettich + Rauhafer im Vergleich zu Ölrettich als Reinsaat spricht für einen synergistischen Effekt.


…und auf TRV


Im Gegensatz zur fehlenden Wirkung der Zwischenfrüchte auf die Trichodoriden im Starkbefallsjahr 2018/2019, waren die Wirkungsgrade auf TRV mit 37,3% deutlich höher. Dies war unerwartet, denn der sehr hohe Besatz an Trichodoriden hätte auch einen geringeren Wirkungsgrad auf TRV vermuten lassen. Zwischen den Versuchsjahren gab es keine großen Differenzen, in 2017/2018 lag der Wirkungsgrad bei durchschnittlich 43,4%. Wiederum waren deutliche Arten- und Sorteneffekte zu beobachten.


Lässt sich die viröse Eisenfleckigkeit reduzieren?


Die Zwischenfrüchte wirkten sich reduzierend auf die viröse Eisenfleckigkeit an den nachgebauten Kartoffeln aus, konnten sie aber nicht verhindern. Das entsprach nicht den Erwartungen und warf Fragen auf.


Im Versuch ließ sich 2016 eine über alle Varianten gemittelte Befallshäufigkeit (Anzahl Knollen mit Befall) von 8,8%, in 2017 von 2,1%, in 2018 von 5,2% und in 2019 von 31,6% ermitteln. Somit waren 2019 und 2016 Starkbefallsjahre, während in 2017 und 2018 ein deutlich niedrigerer Befall verursacht wurde. In 2018 lag das an der guten reduzierenden Wirkung der Zwischenfrüchte auf die Trichodoriden und TRV. Wahrscheinlich spielte auch die in 2017 und 2018 angebaute Kartoffelsorte Amora eine entscheidende Rolle, da sie nicht so anfällig auf die viröse Eisenfleckigkeit reagiert wie die Sorten Marabel (2019) oder Innovator (2016). Der Anbau von Amora war eine Kompromisslösung auf Wunsch des Landwirts, um den wirtschaftlichen Schaden im Feld überschaubar zu halten.


Im Starkbefallsjahr 2019 ließen sich besonders hohe Befallshäufigkeiten nach Ramtillkraut (40%), Sommerwicke (45%), Lupine (47%) und Alexandrinerklee (59%) finden. In 2016 wurden die meisten Knollen mit Befall nach Alexandrinerklee (21%), Ramtillkraut (26%) und Phacelia (34%) bonitiert. Die hohen Werte für Ramtillkraut erklären sich vermutlich damit, dass es schon bei wenigen Minusgraden abfriert – dadurch entstehen früh lückige Bestände, die leicht verunkrauten.


Um den Wirkungsgrad zu berechnen, wurde die Befallshäufigkeit (Anzahl Knollen mit Befall in %) über alle Varianten pro Versuchsjahr gemittelt und einem Wirkungsgrad von 0% gleichgesetzt. Auf dieser Basis wurden die Wirkungsgrade für die einzelnen Varianten ermittelt.


Hilft eine Schwarzbrache?


Das Ziel der Anlage einer Schwarzbrache im Projekt war es, durch mechanische Bekämpfung, Nahrungsentzug und Austrocknung den Besatz an Trichodoriden zu reduzieren, um hierdurch eine Übertragung von TRV zu verhindern.


Das Ergebnis: Durch eine Schwarzbrache (Dauer von August bis Januar/Februar) ließ sich der Befall zwar senken, Voraussetzung dafür war aber, dass die Fläche durch eine regelmäßige Bodenbearbeitung wie z.B. grubbern „schwarz“ gehalten wurde (keine „Grünen Brücken“ durch z.B. Unkräuter, Ausfallgetreide oder Durchwuchskartoffeln).


Ein reduzierender Effekt auf Trichodoriden und TRV ließ sich nur im Versuchsjahr 2017/2018 feststellen. In 2016/2017 wurde dieser Effekt durch das aufgelaufene Ausfallgetreide ausgehebelt, in 2018/2019 durch den hohen Besatz an Trichodoriden sowie zusätzlich durch den hohen Unkrautbesatz mit Vogelmiere.


Im Hinblick auf die viröse Eisenfleckigkeit zeigte die Schwarzbrache in drei von vier Versuchsjahren einen reduzierenden Effekt. In Regionen, in denen künftig die Anlage einer Schwarzbrache noch möglich ist, lassen sich damit freilebende Nematoden wie Trichodoriden, aber auch Drahtwürmer, Schnecken und Feldmäuse effektiv bekämpfen.


Keine CHance für Unkräuter!


Wie die Ergebnisse der Zwischenfruchtversuche zeigen, spielen Unkräuter und Ausfallgetreide als Wirtspflanzen für Trichodoriden und TRV eine bedeutende Rolle. Dies konnte man auch im Bodenmonitoring (2016 bis 2019) beobachten. Hier traten pro Fläche 3 bis 6 verschiedene Problemunkräuter auf. Auf 74,3% der Monitoringflächen wurde Schwarzer Nachtschatten gefunden, gefolgt von Vogelmiere (65,7%), Durchwuchskartoffeln (60%), Ackerstiefmütterchen (48,6%), Gänsefuß/Melde (45,7%) und Windenknöterich (17,1%). Kamille, Klette, Amarant, Taubnessel, Kornblume und Kleine Brennnessel traten nur vereinzelt auf.


Es zeigte sich, dass alle verunkrauteten Flächen mit Trichodoriden und TRV belastet waren. Die höchsten Einzelwerte an Trichodoriden/100 ml Boden ließen sich auf Flächen mit Durchwuchskartoffeln, Schwarzem Nachtschatten, Gänsefuß/Melde und Windenknöterich finden. Beim Vergleich der Mittelwerte traten die meisten Trichodoriden auf Flächen mit Amarant und Klette auf (siehe Übersicht 1).


Wirtspflanzen für TRV sind neben Ausfallgetreide und Durchwuchskartoffeln auch Ackerstiefmütterchen, Einjährige Rispe, Gänsedistel, Franzosenkraut, Hirtentäschel, Kreuzkraut, Melde, Schwarzer Nachtschatten, Taubnessel und Vogelmiere. Bei Ackerstiefmütterchen kommt erschwerend hinzu, dass das Virus samenübertragbar ist und der Wind die Samen leicht verfrachtet.


Welche Ertragssteigerungen bringen Zwischenfrüchte?


In den Projektversuchen ließen sich durch den Anbau von Zwischenfrüchten die Kartoffelerträge steigern. Das war besonders dann der Fall, wenn zur Zwischenfrucht gedüngt wurde (Versuche 2016 bis 2018). Als Kontrollvariante und Berechnungsgrundlage setzte man die Schwarzbrache jeweils gleich 100% Ertrag.


Jahresabhängig waren 7,2 bis 8,4% Mehrertrag (Mittelwert der Varianten ohne Schwarzbrache) im Vergleich zur Schwarzbrache möglich. Im Versuchsjahr 2018/2019 ohne Düngung fiel diese Ertragssteigerung mit durchschnittlich 2,6% deutlich niedriger aus.


Die höchsten Mehrerträge ließen sich mit Ölrettich erzielen – in den drei Versuchsjahren mit Andüngung durchschnittlich 7,7% bis 11,1%. Deutliche Sortenunterschiede waren allerdings zu verzeichnen (bis zu 23% Mehrertrag). In 2019 ließ sich auch ohne Andüngung mit Ölrettich noch ein Mehrertrag von durchschnittlich 4,5% erreichen.


So sind die Zwischenfruchtergebnisse zu bewerten


Nach Auswertung aller Faktoren war eine Bewertung der geprüften Zwischenfruchtarten und Sorten möglich. Die mehrjährigen Ergebnisse entnehmen Sie der Übersicht 2.


Deutliche Sortenunterschiede zeigten sich beim Ölrettich und Rauhafer. Ebenso bei Sommerwicke, Gelbsenf und Alexandrinerklee – allerdings wurde hier auf die Darstellung der einjährigen Versuchsergebnisse verzichtet. Diese deutlichen Sortenunterschiede sind neu und waren nicht zu erwarten.


Die besten Wirkungsgrade auf Trichodoriden, TRV und viröse Eisenfleckigkeit ließen sich unter Berücksichtigung der Mehrerträge mit den Ölrettichsorten Defender, Farmer und Valencia, mit der Sommerwicke Mery und dem Rauhafer Pratex erzielen. Danach folgen im Ranking der Lein Juliet, die blaue Lupine Karo und der Gelbsenf Forum. Überraschend war die positive Wirkung vom Gelbsenf – allerdings kommt dieser aus phytosanitären Gründen vor Kartoffeln nicht in Frage. Bei den drei geprüften Sommerwickensorten zeigte nur Mery diese gute Wirkung.


Zu berücksichtigen ist bei den Ergebnissen, dass auf diesen Versuchsflächen bzw. -parzellen die Trichodoriden-Arten nicht bestimmt wurden. Im Best4Soil-Schema (siehe Zusatzinfo „Forschung“ auf Seite 76) wird dargestellt, dass sich die Arten unterschiedlich stark an den einzelnen Zwischenfrüchten (soweit bekannt) vermehren können. Andererseits zeigen die Ergebnisse aus dem Bodenmonitoring, dass die Trichodoriden-Arten in NRW vergesellschaftet auftreten. Doch dazu mehr in der kommenden top agrar-Ausgabe.


Fazit der Projektergebnisse: Weiterführende Sortenprüfungen der Zwischenfrüchte müssen zwingend erfolgen – möglichst unter Berücksichtigung der Trichodoriden-Arten. Bezieht man den Ertrag nicht mit ein, ließ sich auch mit der Schwarzbrache eine ansprechende reduzierende Wirkung auf Trichodoriden, TRV und viröse Eisenfleckigkeit erzielen.


Zudem ist auch Folgendes interessant: Im Frühjahr 2019 sammelten Kartoffelberater der LWK NRW und von Europlant von Befalls- und Verdachtsflächen in NRW Wurzelproben von Zwischenfrüchten, Unkräutern, Ausfallgetreide und Kulturpflanzen. Diese Proben wurden molekularbiologisch (RT-PCR) auf TRV untersucht.


Das Ergebnis: 16 von 46 Proben wurden positiv getestet. Das Virus ließ sich in Wurzelproben von Ölrettich (Defender, Farmer, Toro), Phacelia und Grünroggen nachweisen. Eine besondere Rolle spielten Unkräuter und Ausfallgetreide. Bei fünf von neun Wurzelproben der Vogelmiere fiel der Test auf TRV positiv aus. Das Virus ließ sich auch in Kreuzkraut, Taubnessel, Einjähriger Rispe und im Ausfallgetreide finden (siehe Übersicht 3).


Zusätzlich wurden im Januar 2019 aus 76 Parzellen des Zwischenfruchtversuchs (ohne Schwarzbrache) Wurzelproben entnommen und auf TRV untersucht. Drei der 40 Ölrettichparzellen (Defender, Farmer, Black Jack) und eine der vier Senfparzellen (Master) waren positiv. Bereits im Jahr 2013 wurden von der LWK NRW erstmalig 16 Wurzelproben von Ölrettich, Rauhafer, Unkräutern und Ausfallgetreide auf TRV untersucht. Hier war jeweils eine Probe vom Ölrettich (Valencia) und vom Ausfallgetreide positiv.


Die betroffen Ölrettichsorten Defender, Farmer, Valencia, Black Jack und Toro zeigten in den Projektversuchen eine reduzierende Wirkung auf Trichodoriden, TRV und viröser Eisenfleckigkeit. Umso erschreckender ist, dass sich das Virus in ihren Wurzeln finden ließ. Auch diese Ergebnisse sind neu, unerwartet und werfen Fragen auf: Kann das Virus im Ölrettich überleben? Bleibt es hier infektiös? Können die Trichodoriden das Virus aus den Ölrettichwurzeln wieder aufnehmen? Sind deswegen die erzielten Wirkungsgrade niedriger als ursprünglich erwartet?


Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, sind weiterführende Untersuchungen zwingend erforderlich. Trotzdem bleibt Ölrettich, auch die zuvor genannten Sorten, wegen der guten Versuchsergebnisse und seiner vielen Vorteile die erste Wahl vor Kartoffeln.


Neue Beratungsempfehlung


Wegen der zuvor unzureichenden Kenntnisse über die Wirkung der einzelnen Zwischenfrüchte auf Trichodoriden, TRV und viröse Eisenfleckigkeit, hat die Kartoffelberatung der LWK NRW für Befallsflächen bislang eine Mischung aus Ölrettich und Rauhafer empfohlen. Diese Empfehlung wird nun – unter Berücksichtigung der Sorten – um Sommerwicke, Lein und ggf. Lupine ergänzt. Weil man Zwischenfrüchte in roten Gebieten nicht mehr andüngen darf, ist hier der Anbau der luftstickstoffbindenden Sommerwicke nun eine Option. Die Lupine kommt in diesen Gebieten aus Kostengründen wahrscheinlich eher nicht in Frage.


Wer Rauhafer einsetzen will, sollte eine weniger verholzende Sorte wählen, weil andernfalls der aufgenommene Stickstoff nur schwer und langsam wieder abgegeben wird. Bei Gefahr von Gelbverzwergungsvirus oder beim Auftreten von Ditylenchus dipsaci kommt Rauhafer dagegen nicht in Frage. In diesen Fällen kann man z.B. Lein mit Ölrettich kombinieren.


Auf TRV-Starkbefallsflächen war Ölrettich als Reinsaat die erste Wahl, da bislang nicht auszuschließen war, ob Rauhafer eine Wirtspflanze für Trichodoriden ist. Problematisch bei einer Ölrettich-Reinsaat ist jetzt aber die fehlende Andüngung. Eine Erhöhung der Aussaatstärke ist keine Lösung, weil sich damit die Kosten deutlich erhöhen würden. Nach den neuen Versuchsergebnissen empfiehlt es sich nun, Ölrettich mit Sommerwicke und/oder Lein zu kombinieren (anstatt einer Reinsaat).


Hinweis: Beim Ölrettich ist der Begriff „Multiresistenz“ verwirrend. Durch das Bundessortenamt geprüfte Ölrettichsorten werden nur auf Heterodera schachtii (Rüben) und Meloidogyne chitwoodi (Kartoffeln) getestet, aber nicht auf Trichodoriden oder Kartoffelzystennematoden.


Achten Sie unbedingt auf die Feldhygiene!


Wichtig ist, dass Zwischenfrüchte top dastehen und man sie wie eine Hauptfrucht führt. Dafür muss die Feldhygiene zukünftig eine besondere Rolle spielen.


Wegen der Greening-Auflagen ist es allerdings nicht mehr möglich, Unkräuter und Ausfallgetreide in den Zwischenfrüchten zu bekämpfen. Der Wegfall der Andüngung von Zwischenfruchtbeständen in roten Gebieten verschärft die Situation zusätzlich. Denn ohne diese Düngegabe entwickeln sich die Zwischenfrüchte langsamer und weniger stark. In diesen konkurrenzschwachen Beständen können sich Unkräuter, Ausfallgetreide und Durchwuchskartoffeln schnell etablieren und Trichodoriden, TRV sowie zahlreichen weiteren Krankheiten und Schädlingen als Wirtspflanzen dienen.


Wichtig ist daher eine effektive Bodenbearbeitung vor der Saat der Zwischenfrüchte, die das Keimen von Ausfallgetreide und Unkräutern fördert – z.B. eine flach mischende Stoppel-bearbeitung sofort nach der Getreideernte. Sinnvoll kann auch das Abfahren des Strohs sein, da es in der Umsetzungsphase dem Boden Stickstoff entzieht. Anschließend empfiehlt es sich, mehrmalig zu grubbern oder sogar zu pflügen, um aufgelaufenes Ausfallgetreide und Unkräuter zu beseitigen. Die Gefahr von Nährstoffverlusten und dass der Boden dadurch schneller austrocknet, muss man dabei in Kauf nehmen. Leider widersprechen diese notwendigen Maßnahmen den Leitlinien der geplanten Ackerbaustrategie 2035 – sie sind aber erforderlich, wie die Projektergebnisse deutlich zeigen.


Schenken Sie vor allem der Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln mehr Beachtung. Setzen Sie hierzu intensiv in den Boden eingreifende Werkzeuge ein, die die Knollen mechanisch beschädigen und sie in Nähe der Bodenoberfläche belassen. Im Zusammenspiel mit Feuchtigkeit zersetzen sie sich an der Oberfläche leichter. Weiterer Vorteil einer Bodenbearbeitung ist, dass sich damit auch bedeutende Schädlinge wie Drahtwürmer, Engerlinge, Feldmäuse, freilebende Nematoden (z.B. Trichodoriden) oder Schnecken gut bekämpfen lassen.


Die Aussaat der Zwischenfrüchte sollte, abhängig von Niederschlägen, möglichst spät (Ende August) erfolgen, damit einerseits ausreichend Zeit für die mechanische Unkraut- und Schädlingsbekämpfung bleibt und andererseits die Zwischenfrüchte nicht zu früh Blüten und Samen ausbilden (problematisch z.B. bei Buchweizen). Bei später Saat verholzen sie auch nicht so stark. Mittlerweile gibt es Buchweizensorten, die sehr spät blühen, sowie Rauhafersorten, die nicht so stark verholzen.


Zwischenfrüchte geschickt kombinieren…


Da eine Andüngung von Zwischenfrüchten in roten Gebieten nicht erlaubt ist, erarbeiten die Zwischenfruchtzüchter aktuell Strategien, um trotzdem konkurrenzfähige Bestände zu erzielen. Um die entfallene Düngung auszugleichen ist es z.B. möglich, einen schnell bodenbedeckenden Ölrettich mit einer luftstickstoffbindenden Leguminose (z.B. einer Sommerwicke) und ggf. mit weiteren Zwischenfruchtarten zu kombinieren, die sich gegenseitig unterstützen.


Auch Kombinationen ohne Ölrettich werden geprüft, da aufgrund der milden Winter, der Probleme beim Abfrieren, des nicht mehr erwünschten Einsatzes von Glyphosat und der Gefahr von Kohlhernie die landwirtschaftliche Praxis vermehrt nach ölrettichfreien Mischungen fragt. Mittlerweile gibt es neue Ölrettichsorten, die schneller und zuverlässig abfrieren.


…und dann passend mulchen


Bei starker Spätverunkrautung muss das Mulchen der Zwischenfrüchte schon frühzeitig erfolgen, ggf. noch vor Jahresende. Allerdings kann eine längere Standzeit die befallsreduzierende Wirkung auf Trichodoriden und TRV erhöhen, z.B. wenn das Mulchen erst im Januar/Februar erfolgt, sobald die Flächen befahrbar sind (z.B. bei Frost).


Führen Sie das Mulchen und die nachfolgende Bodenbearbeitung sorgfältig durch, um Probleme durch verholzende, schlecht zerkleinerte, schlecht eingearbeitete und unvollständig zersetzte Zwischenfrüchte zu verhindern. Denn hierdurch können zahlreiche Krankheiten wie Rhizoctonia, Sclerotinia, Colletotrichum, Alternaria, Botrytis, Pectobacterium und Schädlinge wie z.B. Drahtwürmer gefördert werden.


matthias.broeker@topagrar.com


matthias.broeker@topagrar.com


Wie die Anfälligkeit verschiedener Kartoffelsorten in puncto Eisenfleckigkeit zu beurteilen ist, lesen Sie in der kommenden top agrar-Ausgabe.


Wie die Anfälligkeit verschiedener Kartoffelsorten in puncto Eisenfleckigkeit zu beurteilen ist, lesen Sie in der kommenden top agrar-Ausgabe.


Die Förderer: Die IGF-Vorhaben K 81/16 AiF (AiF-Nr. 19237 BG/1 und BG/2) der Gemeinschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation e.V. (GFPi) wurden über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.


Unsere Autorin


Dr. Marianne Benker, LWK NRW

Die Redaktion empfiehlt

top + top informiert ins Frühjahr

3 Monate top agrar Digital + gratis Wintermützen-Set + Gewinnchance für 19,80 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.